Sticky Fingers

Sticky Fingers ist das neunte Studioalbum der britischen Rockband The Rolling Stones und erschien 1971 über das hauseigene Label. Produziert wurde es von Jimmy Miller, der von 1968 bis 1973 Produzent der Band war. Sticky Fingers gilt als eines der besten Alben der Rolling Stones, unter anderem belegt es Platz 64 in der Liste der 500 besten Alben aller Zeiten der Musikzeitschrift Rolling Stone.[1]

Geschichte des Albums

Das am 23. April 1971 veröffentlichte Album Sticky Fingers stellt einen Wendepunkt in der Geschichte der Stones dar, weil es das erste Album der Band ist, welches sie nach der Trennung von Decca Records unter ihrem eigenen Plattenlabel Rolling Stones Records veröffentlichten (COC 59100). Auf diesem Album taucht auch zum ersten Mal das Zungenlogo auf, das sich die Stones extra von dem Designer John Pasche hatten entwerfen lassen und das seit diesem Zeitpunkt alle Veröffentlichungen der Band ziert.[2] Das Zungenlogo ist ein eingetragenes Warenzeichen. Besonders auffällig für die damalige Zeit war das Plattencover, das von Andy Warhol für 15.000 Pfund gestaltet wurde und den Unterkörper (des Schauspielers Joe Dallesandro) in knallenger Röhrenjeans von vorne und von hinten darstellt, wobei sich deutlich dessen Penis abzeichnet.[3] In die Abbildung der Hose war ein echter, funktionsfähiger Reißverschluss eingearbeitet. Nach dem Öffnen des Reißverschlusses konnte man weiße Unterwäsche sehen.[A 1]

Das Album wurde in der Zeit von März 1969 bis Januar 1971 mit dem Rolling Stones Mobile und in verschiedenen Studios (Olympic, Muscle Shoals, Stargroves und Trident) aufgenommen. Zahlreiche Gastmusiker wirkten bei den Aufnahmen mit, so zum Beispiel Billy Preston, Nicky Hopkins, Ian Stewart, Bobby Keys und Ry Cooder. Es war das erste komplette Studioalbum, bei dem Mick Taylor mitwirkte.

Viele der enthaltenen Stücke sind heute Rock-Klassiker, vor allem der Hit Brown Sugar. Die Country-Songs Wild Horses und Dead Flowers („Welke Blumen“) sind auf den Einfluss von Gram Parsons auf Keith Richards zurückzuführen. Die Lieder stammen – mit Ausnahme von You Gotta Move (Fred McDowell) – alle aus der Feder von Mick Jagger und Keith Richards. Für den Song Sister Morphine („Schwester Morphium“) wird mittlerweile Marianne Faithfull als Co-Autorin genannt: Der Text, in dem ein sterbender Mann verzweifelt nach Morphium verlangt,[4] stammt in wesentlichen Teilen von ihr.

Sticky Fingers erreichte in den britischen Albencharts und den US-amerikanischen Popalben-Charts Platz 1.[5][6]

Titelliste

  1. Brown Sugar (Jagger/Richards) – 3:49
  2. Sway (Jagger/Richards) – 3:51
  3. Wild Horses (Jagger/Richards) – 5:42
  4. Can’t You Hear Me Knocking (Jagger/Richards) – 7:14
  5. You Gotta Move (Davis/McDowell) – 2:32
  6. Bitch (Jagger/Richards) – 3:36
  7. I Got the Blues (Jagger/Richards) – 3:52
  8. Sister Morphine (Faithfull/Jagger/Richards) – 5:31
  9. Dead Flowers (Jagger/Richards) – 4:03
  10. Moonlight Mile (Jagger/Richards) – 5:56

Rezeption

Kurz nach Erscheinen des Albums schrieb der deutsche Musikkritiker Franz Schöler:

„Ihr neues Album „Sticky Fingers“—frei übersetzt „Diebische Finger“, „Langfinger“—ist ihre beste Studioplatte neben „Beggars Banquet“; vielleicht sogar noch besser als diese. Produzent Jimmy Miller hat hier sein Meisterwerk geliefert. […] Ich hätte nicht geglaubt, daß sich diese Band nach acht Jahren—und nach „Beggars Banquet“ und „Let It Bleed“!—noch jemals steigern würde! Aber mit „Sticky Fingers“ haben sie genau das getan. Die Rolling Stones bleiben, was sie sind: the greatest rock ’n’ roll band in the world!“

Franz Schöler: twen, Heft Mai 1971

Texte/Übersetzungen/Noten

  • The Rolling Stones. Songbook. 155 Songs [1963–1977] mit Noten. Deutsch von Teja Schwaner, Jörg Fauser und Carl Weissner. Mit 75 Alternativübersetzungen von Helmut Salzinger. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1977, S. 222–241 (Sticky Fingers / Schmierfinger), 663–693 und 942 f.

Fußnoten

Anmerkungen

  1. Angeblich fehlt in späteren Auflagen der Platte der Original-Reißverschluss, weil sich Schallplattenläden darüber beschwerten, dass durch den metallischen Schlitten und Schiebergriff andere Platten beschädigt wurden. Angeblich haben auch Händler die Platte zurückgehen lassen, weil der Hosenzwickel so hervorgehoben wurde. Vgl. A. Vazirini: Warhol's Greatest Album Covers, San Francisco Chronicle, 8. Februar 2009

Einzelnachweise

  1. 500 Greatest Albums of All Time (2012) auf rollingstone.com, abgerufen am 7. September 2017
  2. Website von John Pasche (Memento des Originals vom 11. Februar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.johnpasche.com (Flash erforderlich)
  3. Michail Hengstenberg: Abschied vom Cover-Lover. Am 20. Juli 2011 auf spiegel.de, abgerufen am 25. Juli 2018
  4. Steve Appleford: The Rolling Stones – Rip This Joint, S. 104. ISBN 3-927638-11-0
  5. allmusic.com: Chartplatzierung von Sticky Fingers
  6. everyhit.com UK Charts