St. Antönien Ascharina

St. Antönien Ascharina
Wappen von St. Antönien Ascharina
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Prättigau/Davos
Politische Gemeinde: Luzeini2
Postleitzahl: 7245
frühere BFS-Nr.: 3893
Koordinaten: 779738 / 202584Koordinaten: 46° 57′ 0″ N, 9° 48′ 0″ O; CH1903: 779738 / 202584
Höhe: 1420 m ü. M.
Fläche: 9,58 km²
Einwohner: 118 (31. Dezember 2005)
Einwohnerdichte: 12 Einw. pro km²
Website: www.stantoenien.ch
Karte
St. Antönien Ascharina (Schweiz)
St. Antönien Ascharina (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 1. Januar 2007

(St. Antönien) Ascharina oder Scharina (walserdeutsch Schrina [ˈʃɾiːnɐ])[1] ist eine Streusiedlung auf der Ostseite des St. Antönientals im Schweizer Kanton Graubünden. Sie war bis 1851 zusammen mit Rüti Teil des halben Hochgerichts Klosters-Ausserschnitz und bildete danach eine eigene politische Gemeinde; seit 2007 ist sie Fraktion der Gemeinde St. Antönien, welche 2016 mit Luzein fusionierte.

Wappen

Beschreibung: In Blau ein goldenes (gelbes) Antoniuskreuz, überhöht von einem sechsstrahligen goldenen Stern. Für den Namen der Gemeinde steht das Antoniuskreuz, es verweist auf den Heiligen Abt Antonius. Farben des Zehngerichtenbundes. Die Beifügung des Sterns unterscheidet das Wappen von dem der Gemeinde St. Antönien und deren Vorgängergemeinden.

Geographie

Historisches Luftbild von Walter Mittelholzer von 1925

Ascharina liegt im unteren und mittleren Teil des St. Antönientals, einem nördlichen Seitental des Prättigaus, und umfasst einen rund vier Kilometer langen Abschnitt der linken Talseite einschliesslich des hier einmündenden Alpbachtals mit der Aschariner Alp. Der in Usser-, Mittel- und Inner-Ascharina gegliederte Ort ist eine typische Streusiedlung der Walser und besteht daher aus zahlreichen Einzelgehöften ohne einen Dorfkern. Nachbargemeinden waren St. Antönien, Luzein, Küblis und Saas im Prättigau.

Vom ehemaligen Gemeindegebiet von 962 ha sind 192 ha von Wald und Gehölz bedeckt und 176 ha unproduktive Fläche in Form von Gebirge. Vom landwirtschaftlich nutzbaren Boden von 574 ha werden 452 ha als Maiensässe und Alpen bewirtschaftet. Die restlichen 20 ha des Gemeindeareals sind Siedlungsfläche. Höchster Berg auf Gemeindegebiet ist das Rätschenhorn (2703 m ü. M.), der höchste Gipfel der Rätschenfluhkette.

Bevölkerung

Ascharina zählte 1850 146 Einwohner, 1900 noch 95, 1950 wieder 149; von den Ende 2004 117 Bewohnern waren 112 (= 95,73 %) Schweizer Staatsangehörige.

Geschichte

Im Gürgetsch wurde eine eiserne Lanzenspitze aus der La-Tène-Zeit gefunden.[2]

Politische Geschichte

Das Gebiet von Ascherina unterstand im 13. Jahrhundert den Freiherren von Vaz, 1338–1436 den Toggenburgern, danach den Herren von Matsch; zwischen 1477 und 1649 übten die Habsburger landesherrliche Rechte aus. Im 14. Jahrhundert siedelten sich Walser an; sie betrieben ausschliesslich Viehwirtschaft und erweiterten die Weideflächen das Tal des Alpbachs hinan bis auf die Aschariner Alp. Die 1899–1895 gebaute Strasse von Küblis bewirkte eine engere Verbindung des zuvor stärker am Montafon ausgerichteten St. Antönientals mit dem übrigen Prättigau.

Nachdem bei der Vereinigung von Castels und Rüti zur Gemeinde St. Antönien 1979 Ascharina den Beitritt noch abgelehnt hatte, wurde am 23. Februar 2006 in einer Volksabstimmung mit grossem Mehr von beiden Gemeinden beschlossen, sich per 1. Januar 2007 zusammenzuschliessen. Die Bewilligung durch den Grossen Rat des Kantons Graubünden erfolgte am 1. September 2006.

Wirtschaftsgeschichte

In Ascharina produzierte im 19. Jahrhundert eine der wenigen Hafnereien Graubündens Haushaltskeramik und Kachelöfen. Es handelt sich um die Hafnerei von Peter Lötscher (1750–1818), die zunächst im Weiler Rohnegga stand und 1809/1810 nach Ascharina-Post verlegt wurde. Dort töpferten Andreas Lötscher (1787–1852) sowie sein Sohn Christian Lötscher (1821–1880) und schliesslich Andreas Lötscher d. J. (1857–1933). Dieser stellte 1898 aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb ein. → Siehe Hauptartikel St. Antönien-Keramik.

Ortsname

Der Name Ascherina, der erst seit neuerer Zeit belegt ist, wird auf rätoromanisch aschier < lat. acer ‚Ahorn‘ zurückgeführt,[1][3] gleich wie bei der nahegelegenen Gemeinde Schiers. Der seit dem 19. Jahrhundert öfters vorangestellte Zusatz St. Antönien, der auf die Zuständigkeit der Antonius-Kirche verweist, hatte von 1953 bis 2006 amtliche Geltung.

Sehenswürdigkeiten

Literatur

  • Otto Clavuot: Sankt Antönien Ascharina. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Dezember 2016.
  • Die Gemeinden des Kantons Graubünden. Chur/Zürich 2003, ISBN 3-7253-0741-5.
  • F. Pieth: Die Töpferei in St. Antönien. In: Der freie Rätier Nr. 275, 1907.
  • H. Lehmann: St. Antönien-Geschirr. In: Jahrbuch des Schweizerischen Landesmuseums 19, 1910, 44–47.
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden II. Die Talschaften Herrschaft, Prättigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 9). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1937. DNB 811066703.
  • Christoph Simonett: Peter Lötscher der Gründer der Töpferei in St. Antönien. In: Bündner Monatsblatt. Zeitschrift für bündnerische Geschichte, Heimat- und Volkskunde 1974, Heft 3/4, 81–103.
  • Rudolf Schnyder: Bündner Keramik-, Glas und Lavezsteingewerbe. In: Hans Erb: Das Rätische Museum, ein Spiegel von Bündens Kultur und Geschichte. Chur 1979, S. 328–347.
Commons: St. Antönien – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Andres Kristol: St. Antönien Ascharina GR (Prättigau/Davos). In: Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de dialectologie an der Universität Neuchâtel. Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5 und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, S. 354.
  2. Astrid Röpke: Der Wandel von der Natur- zur Kulturlandschaft im Hochtal von St. Antönien (Schweiz). Ein Methodenverbund aus Palynologie, Bodenkunde und Dendroökologie. Frankfurt am Main 2006 (PDF; 30,1 MB), S. 30.
  3. Georg Wilhelm Röder/Peter-Conradin von Tscharner: Historisch-geographisch-statistisches Gemälde der Schweiz 15: Der Kanton Graubünden, Erste Abtheilung, St. Gallen/Bern 1838, S. 275