Bodensee

Bodensee
Satellitenaufnahme des Sees
Geographische Lage Vorlage:Koordinate Text Artikel
Zuflüsse Rhein
daneben: Aach, Argen,
Bregenzer Ach, Dornbirner Ach,
Leiblach, Linzer Aach,
Radolfzeller Aach,
Steinach, Schussen
Abfluss Rhein
Daten
Koordinaten Koordinaten fehlen! Hilf mit.
Höhe über Meeresspiegel f1395,23 m
Fläche 536 km²dep1
Maximale Tiefe 254 m
Mittlere Tiefe 90 m

Besonderheiten

Tiefster See Deutschlands und
größter See im deutschsprachigen Raum,
Kondominium

Der Bodensee ist ein See in Mitteleuropa. Anrainerstaaten sind die Schweiz (Kantone Thurgau, St. Gallen, Schaffhausen), Österreich (Bundesland Vorarlberg) sowie Deutschland (Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern).

Geographie

Der Bodenseeraum wurde wesentlich während der Würm-Eiszeit durch den aus dem alpinen Rheintal austretenden Rheingletscher geformt, in dessen fluvioglazial erodiertem Zungenbecken der heutige Bodensee liegt. Dieser kann insofern als würmglazial bezeichnet werden.

Der Bodensee ist flächenmäßig der drittgrößte See in Mitteleuropa. Nur der Plattensee (Balaton) in Ungarn und der Genfersee auf der schweizerisch-französischen Grenze sind größer. Bezüglich der Wassermenge steht er an zweiter Stelle nach dem Genfersee.

Zuflüsse

Durch den Bodensee fließt der Rhein. Daneben gibt es zahlreiche, kleinere Zuflüsse (236) wie in Fließrichtung von rechts die Bregenzer Ach, die Leiblach, die Argen, die Schussen, die Rotach, die Linzer Aach (im Mündungsbereich Seefelder Aach genannt), die Stockacher Aach und die Radolfzeller Aach, sowie von links die Steinach und die Aach.

Gliederung

Der Bodensee besteht aus zwei Seen (Stillgewässer), die bei Konstanz durch den so genannten Seerhein (ein Fließgewässer) voneinander getrennt werden. Der östliche See wird wiederum in den Obersee, der mit 412 km² die größte Wasserfläche bildet, und den Überlinger See mit einer Fläche von 61 km² unterteilt. Der zweite See, der Untersee, ist 63 km² groß und gliedert sich in den Rheinsee, den Zeller See und den Gnadensee. Bei Stein am Rhein geht der Untersee in den Rhein über.

Inseln

Im Bodensee gibt es drei Inseln, denen überregionale Bedeutung zukommt. Die Insel Mainau befindet sich im Überlinger See und ist durch eine Brücke von Konstanz aus zu erreichen. Ihre gesamte Oberfläche ist als Park angelegt, daher wird die Mainau auch als „Blumeninsel im Bodensee“ bezeichnet. Die Insel Reichenau im Untersee gehört aufgrund der historischen Bedeutung des ehemaligen Klosters Reichenau zum Welterbe der UNESCO, ist aber auch wegen des intensiv betriebenen Gemüsebaus weithin als „Gemüseinsel[1] bekannt. Die historische Altstadt Lindaus befindet sich ebenfalls auf einer Insel, mit einer Fläche von 0,68 km². Sie ist zu einem Großteil im mittelalterlichen Stil bebaut.

Außerdem existieren weitere kleinere, weniger überregional bedeutende Inseln: Die Dominikaner-Insel vor der Altstadt von Konstanz, zwei kleine Inseln vor dem Wollmatinger Ried (Triboldingerbohl und Mittlerer Langbohl), eine Insel westlich vor der Halbinsel Mettnau bei Radolfzell, die so genannte „Liebesinsel“, die Insel Werd im Ausfluss bei Stein am Rhein, mit dem gleichnamigen Kloster sowie die Insel Hoy bei Lindau an der Mündung der Ach.

Abmessungen

An seiner tiefsten Stelle (zwischen Friedrichshafen-Fischbach und Uttwil) ist der Bodensee 254 m tief, seine Fläche beträgt 536 km². Er ist 63,3 km lang (gemessen zwischen Bregenz und Ludwigshafen) und 14 km breit (gemessen zwischen Friedrichshafen und Romanshorn). Der durchschnittliche Wasserinhalt des Sees beträgt 50 Milliarden Kubikmeter. Die Bezugs-Pegel werden in Konstanz, in Romanshorn sowie in Bregenz ermittelt. Der See hat eine Uferlänge von 273 km.[2]

Erdkrümmung

Die Erde ist ein leicht elliptischer, jedoch mehr oder weniger kugelförmiger Planet. Die gewöhnliche Erdkrümmung beträgt auf 10 km Strecke ca. 7,9 m Höhendifferenz, auf 50 km aber schon 196 m. Dies erklärt die Aufwölbung der Oberfläche des Bodensees von rund 80 m und hat zur Folge, dass man auch bei bester Fernsicht die Bodenseeufer aus menschlicher Perspektive in der Länge (Südost-Nordwest-Ausdehnung) nicht sehen kann, es sei denn, man befindet sich in großer Höhe. So ist es nicht möglich, vom Ostufer (z.B. Bregenz) zum Westufer (z.B. Konstanz) zu blicken.

Dazu befindet sich unter dem Bodensee eine stärkere Abweichung zur Tangentialebene, was den Krümmungseffekt noch verstärkt.

Tiefenbereiche

Die Tiefenbereiche des Bodensees sind von der Wasseroberfläche bis zum Seegrund in verschiedene Sektionen aufgeteilt.

Vom Ufer aus gesehen sind dies der Hang, bis ca. 3-5 Meter Tiefe, gebildet von der Erosion durch Wellenschlag. Im Winter, bei Tiefwasserstand liegt dieser Bereich mehrheitlich trocken. Bis ca. 20 Meter folgt anschließend die Wysse, von der Farbe Weiß. Durch Wellengang aufgewirbelter Ton und Mergel gibt dem See in diesem Bereich eine weißliche Tönung. Halde wird die steil abfallende Moränenflanke genannt, die bis ca 100 Meter folgt. Ab ca. 150 Meter wird der Seegrund Schweb genannt, die abfallenden Grundsektionen um 200 Meter nennt man Tiefhalde und letztendlich heißt der unterste Seegrund bei rund 250 Meter Tiefer Schweb.

Pegelstände

Bodensee bei Bottighofen im Winter 2005.

Der Pegelstand des Bodensees ist starken jahreszeitlichen Schwankungen ausgesetzt.

Gemessen am Pegel Konstanz (391,89 m ü. NN) wurden die folgenden Rekordwerte erreicht.

Höchste Wasserstände:

6,36 m am 7. Juli 1817
5,91 m am 18. August 1821
5,65 m am 24. Mai 1999

Niedrigste Wasserstände:

2,26 m im Februar und März 1858
2,29 m im Februar 2006

Aktuelle Pegelstände siehe externe Weblinks.

2006 wurden die mögl. Ursachen der deutlich sinkenden Wasserstände durch Wissenschaftler neu bewertet. Forscher haben innerhalb von 5 Jahren eine Absenkung des durchschnittlichen Wasserstands um 80 Zentimeter gemessen. Eine der Ursachen für den gesunkenen Bodenseepegel könnte der Klimawandel sein, aber auch Wasserkraft-Staubecken am Alpenrhein könnten den Seepegel beeinflusst haben.

Klima

Schwerer Sommersturm - Ludwigskaserne Lindau
Morgenstimmung am Bodensee (Arbon)

Das Bodenseeklima ist durch milde Temperaturen gekennzeichnet. Es gilt allerdings auch durch ganzjährlichen Föhneinfluss sowie häufigem Nebel im Winter und Schwüle im Sommer als Belastungsklima.

Sturmwinde

Der Bodensee gilt bei Wassersportlern aufgrund der Gefahr starker Sturmböen bei plötzlichen Wetterwechseln als nicht ungefährliches und anspruchsvolleres Binnenrevier.

Gefährlichster Wind ist der so genannte Föhn, ein warmer Fallwind aus den Alpen, der sich insbesondere durch das Rheintal auf das Wasser ausbreitet und bei teils orkanartigen Windstärken typische Wellenberge mit mehreren Metern Höhe vor sich hertreibt.

Ähnlich gefährlich sind die für Unkundige völlig überraschend auftretenden Sturmböen bei Sommergewittern, die immer wieder Opfer unter den Wassersportlern fordern. Beim letzten Sturm im Juli 2006 während eines Gewitters wurde eine Wellenhöhe von bis zu 3,50 Meter erreicht. Theoretisch sind auf dem Bodensee Wellenhöhen von 4,50 Meter möglich.

Ein Schild am Bodensee erklärt die Sturmwarn-Signale

Aus diesen Gründen gibt es ein über alle drei Anrainerländer verknüpftes Sturmwarnsystem: Der Bodensee ist für Sturmwarnungen in drei Warnregionen (West, Mitte, Ost) aufgeteilt. Für jede Region kann eine Starkwind- oder Sturmwarnung ausgegeben werden. Eine Starkwindwarnung erfolgt bei erwarteten Windböen zwischen 25 und 33 Knoten beziehungsweise 6 bis 8 Windstärken nach der Beaufort-Skala. Eine Sturmwarnung kündet die Gefahr von Sturmwinden mit Geschwindigkeiten ab 34 Knoten beziehungsweise 8 Windstärken nach der Beaufort-Skala an. Um diese Warnungen bekannt zu machen, sind rund um den See orangefarbige Blinkscheinwerfer installiert, die bei Starkwindwarnung 40 mal pro Minute und bei Sturmwarnung 90 mal pro Minute blinken.

Geschichte

Karte der Bodenseeregion von 1540

Die ersten Siedlungen datieren aus der Jungsteinzeit, ab etwa 3000 v. Chr., aus der Jungsteinzeit gibt es mehrere Überreste von Pfahlbauten am Schweizer und am deutschen Ufer. Bei Unteruhldingen ist ein Pfahlbaudorf rekonstruiert worden.

Etwa um 400 v. Chr. siedelten sich Kelten an den Ufern des Bodensees an. Aus dieser Zeit sind noch einige Überreste von Fluchtburgen erhalten. Bedeutendster keltischer Ort war Brigantion (röm. Brigantium), das heutige Bregenz.

Im Jahre 15 v. Chr. eroberten die Römer das Bodenseegebiet. Damals ereignete sich auch die größte Seeschlacht auf dem Bodensee – Kelten aus Bregenz gegen Römer. Auf der Insel Mainau wurden vermeintliche Reste eines römischen Marinestützpunkts gefunden.

Der spanische Geograph Pomponius Mela erwähnt als Erster um das Jahr 43 den Bodensee als Lacus Venetus (Obersee) und Lacus Acronius (Untersee), die beide vom Rhein durchflossen würden. Plinius der Ältere bezeichnet den Bodensee erstmals als Lacus Brigantinus. Wichtigster römischer Ort wurde Bregenz, das bald römisches Stadtrecht bekam und später zum Sitz des Präfekten der Bodenseeflotte wurde. Die Römer waren auch in Lindau, besiedelten dort allerdings nur die Hügel rund um Lindau, da am Ufer Sumpfgebiet war. Weitere römische Städte waren Constantia (Konstanz) und Arbor Felix (Arbon).

Weitere Seeschlachten auf dem Bodensee ereigneten sich während des Dreißigjährigen Krieges (1634 Schweden gegen Österreicher) und der Koalitionskriege (1799 Franzosen gegen Österreicher).

Seit dem Jahr 875 ist der Bodensee insgesamt 32-mal vollständig zugefroren, so dass man den See überall sicher zu Fuß überqueren konnte. Die letzte so genannte Seegfrörne war im Jahre 1963.

Da der Alpenrhein Material aus den Bergen einbringt, wird die Bregenzer Bucht in einigen Jahrhunderten verlanden. Für die Verlandung des gesamten Bodensee werden zehn- bis zwanzigtausend Jahre geschätzt, vorausgesetzt, dass das Material im Mündungsgebiet nicht ausgebaggert wird, wie das gegenwärtig jedoch geschieht.

Territoriale Zugehörigkeit

Östlicher Bodensee, vom Pfänder aus gesehen

Der Seerhein zwischen Konstanz und Kreuzlingen sowie der Untersee sind durch Grenzverträge zwischen Baden und der Schweiz (20. und 31. Oktober 1854 sowie 28. April 1878) und zwischen dem Deutschen Reich und der Schweiz (24. Juni 1878) klar aufgeteilt. Der Überlinger See zählt vollständig zum deutschen Hoheitsgebiet. Die Wasserfläche des restlichen Seegebiets im Bereich von mehr als 25 m Tiefe wird faktisch als so genanntes Kondominium von den Anrainerstaaten (Deutschland, Österreich, und der Schweiz) verwaltet, sodass alle drei Staaten dort gleichzeitig Hoheitsrechte ausüben. Als 1648 die Schweizerische Eidgenossenschaft durch den Westfälischen Frieden aus dem Reichsverband des Heiligen Römischen Reiches ausschied, hat man es versäumt, die Grenze durch den See vertraglich festzulegen; bis heute gibt es keine offizielle, völkerrechtlich anerkannte Grenze durch den See. Sowohl die auf Karten oft zu sehende Grenzziehung, entsprechend der von der Schweiz favorisierten Realteilung mit Grenzlinien in Seemitte (nach der 32 Prozent der Seefläche auf die Schweiz und 9,7 Prozent auf Österreich entfallen), wie auch der Kondominiumstatus (von Österreich vertreten) beruhen lediglich auf Gewohnheitsrecht. Deutschland wiederum hat keine eigene Position. Für die Schweiz ist die Grenze im Bodensee die einzige nicht mit den Nachbarstaaten einvernehmlich festgelegte Grenze.

Der Bodensee ist der größte See im deutschsprachigen Raum. Etwa 62 % seines Ufers sind deutsches Hoheitsgebiet, rund 27 % des Ufers sind schweizerisches und etwa 11 % sind österreichisches Hoheitsgebiet. Wegen der fehlenden Grenzziehung auf dem See lässt sich nicht sagen, wieviel Quadratkilometer Wasserfläche jeweils zu den Anrainerstaaten gehören, dennoch ist er auch der größte zu Deutschland gehörende See. [3]

Etymologie

Sein Name leitet sich ab von einem der ältesten Orte am See, dem Dorf Bodman am westlichen Ende des Überlinger Sees. Früher hieß der See auch Bodman- und Bodansee; der Name taucht erstmals um 830 auf. Der Höhenzug, der den Überlinger See vom Untersee trennt, heißt auch heute noch Bodanrück. In der Römerzeit hieß er nach der Stadt Bregenz Lacus Brigantia oder Lacus Brigantinus oder wie bei Pomponius Mela Lacus Venetus im Gegensatz zum Untersee (Lacus Acronius). In anderen europäischen Sprachen wird der See nach Konstanz, der größten Stadt an seinem Ufer benannt: franz. Lac de Constance, engl. Lake Constance, ital. Lago di Costanza, port. Lago de Constança, span. Lago de Constanza. Im Schwäbischen wird er heute auch mit dem Beinamen Schwäbisches Meer genannt. Dieser Name ist allerdings wegen der damit ausgesprochenen Vereinnahmung trotz seiner Lage als Grenzgewässer bei den anderen Anrainern (Schweiz, Vorarlberg, Bayern und Baden) nicht üblich.

Flora und Fauna

Flora

Bis ins 19. Jahrhundert hinein galt der Bodensee als naturbelassenes Gewässer. Seitdem wurde die Natur stark durch Rodungen und die Bebauung zahlreicher Uferteile beeinflusst. Dennoch sind einige naturnahe Bereiche vor allem in den Naturschutzgebieten erhalten geblieben oder wurden renaturiert. Daher weist die Bodenseeregion einige Besonderheiten auf. Dazu zählen die große Waldlandschaft am Bodanrück, das Vorkommen des Lungen-Enzian und des Knabenkrautes im Wollmatinger Ried sowie das der Iris im Eriskircher Ried, das daher seinen Namen erhalten hat. [4]

Vögel

Der Bodensee ist ein wichtiger Rastplatz für verschiedene große Vogelzüge, insgesamt 200.000 Vögel[4] jährlich. Der Vogelzug verläuft oft unauffällig und ist am ehesten bei besonderen Wetterlagen als sichtbarer Tagzug erkennbar. Erst bei länger anhaltenden, großräumigen Tiefdrucklagen kommt es nicht selten zu einem Stau mit großen Ansammlungen von Zugvögeln. Dies lässt sich im Herbst oft gut am Eriskircher Ried am nördlichen Bodensee beobachten. Hier stößt der Breitfrontenzug direkt an den See und Vögel versuchen dann dem Ufer entlang Richtung Nordwest zu ziehen. Trotz der gewaltigen Menge an Zugvögeln wurden 2006 nur 59 Fälle der Vogelgrippe nachgewiesen.[5]

Natürlich ist der Bodensee mit seinen Naturschutzgebieten, wie dem Wollmatinger Ried oder der Halbinsel Mettnau, auch die Heimat vieler Vogelarten. 412 Arten sind bislang nachgewiesen [6].

Fische

Im Bodensee existieren 35 Fischarten. Eine Besonderheit für die Lage des Sees ist das Vorkommen von Felchen und Saibling. Bedeutend für die Fischerei sind Aal, Brachsen, Groppe, Hecht, Schleie, Kretzer (Egli) und Zander. Der Bodenseefelchen, der aufgrund seines großen Vorkommens im See nach ihm benannt wurde, wird oft als Spezialität in den Fischlokalen rund um den Bodensee angeboten.[7]

Rheindelta

Entlang dem Bodenseeufer zwischen der Mündung des alten Rheinlaufes bis zur Dornbirner Ach bei Hard liegt das Naturschutzgebiet Rheindelta, das größte Feuchtgebiet am Bodensee. Aufgrund seiner Größe ist es sehr bedeutend für die heimische Flora und Fauna.

Wirtschaftliche Bedeutung

Wasserqualität

Heute hat der Bodensee eine sehr gute Wasserqualität. Weil der Bodensee in den 1980-er Jahren kurz vor dem Kippen war, entschlossen sich die Anrainerstaaten, zahlreiche Kläranlagen zu errichten, die in den folgenden Jahren eine Verbesserung der Wasserqualität herbeiführten. Durch die bessere Wasserqualität wird der See wieder zu einem nährstoffarmen Voralpensee, der er ursprünglich einmal war. Die Klärung der eingeleiteten Abwässer hat allerdings auch negative Auswirkungen auf die Fischerei: Die Fische werden aufgrund der nun herrschenden Nährstoffarmut nicht mehr so groß wie früher, was geringere Erträge bedeutet. Dafür sind die bestehenden Fischpopulationen jedoch stabiler. Ein Indiz für die Gesundung des biologischen Gleichgewichts im See stellt das Wiedererstarken der Seeforelle dar, deren Bestände sich seit der Verbesserung der Wasserqualität merklich erhöht haben.

Fischerei

Ein mittlerweile unbedeutender Wirtschaftszweig ist die Fischerei. Die Bodensee-Fischer haben heutzutage mit geringeren Fischbeständen und kleineren Fischen zu kämpfen. Die kleineren Fische sind eine Folge der hervorragend funktionierenden Klärung des Bodensees.

Trinkwassergewinnung

Jährlich werden dem Bodensee rund 180 Millionen Kubikmeter durch 17 Wasserwerke zur Trinkwasserversorgung von insgesamt ca. 4,5 Millionen Menschen in den Anrainerstaaten Deutschland und Schweiz entnommen. Bemerkenswert ist, dass dabei insgesamt immer noch mehr Wasser natürlich verdunstet, als für die Trinkwassergewinnung entnommen wird.

Größter Wasserversorger ist der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung (BWV) mit Sitz in Stuttgart, dessen Wasserentnahme sich im offenen Wasser bei Sipplingen befindet. Von der BWV werden etwa 4 Millionen Bürger in großen Teilen von Baden-Württemberg (bis Bad Mergentheim ganz im Nordosten des Bundeslandes) versorgt. Ihr Anteil mit einer Entnahme von etwa 135 Millionen Kubikmeter pro Jahr beträgt ungefähr 75 Prozent der Gesamt-Trinkwasserentnahme. Andere Wasserwerke versorgen z. B. die Bewohner von Friedrichshafen (D), Konstanz (D) und St. Gallen (CH/seit 1895 und damit ältestes Wasserwerk am Bodensee).

Freizeit und Tourismus

Segel- und Motorboote

Segelboot bei Radolfzell

Rechtliche Grundlage für die gesamte Schifffahrt auf dem See ist die Verordnung über die Schifffahrt auf dem Bodensee (kurz: Bodensee-Schifffahrtsordnung). Für den Bodensee gibt es einen eigenen Segelschein, das Bodenseeschifferpatent, das für Deutschland von Konstanz aus verwaltet und vergeben wird. In der Schweiz wird der Schiffsführerausweis von den kantonalen Behörden vergeben. Für Sportschiffer sind die Klassen A und D sowie kurzzeitige Gast-Lizenzierungen von Interesse.

Im Freizeitbereich bietet der Bodensee eine Fülle von Möglichkeiten im Bereich Wassersport. Über 100 Vereine sind dem Segelsport verbunden und veranstalten Regatten, bei denen dem sportlichen Wettkampf auf dem Wasser gefrönt wird. Der Betrieb von Wassermotorrädern wurde, mit der seit Januar 2006 geltenden, revidierten Bodensee-Schifffahrts-Ordnung, zum Schutz von Flora, Fauna und Badegästen verboten.

Surfen und Kitesurfen

Aufgrund fehlender stetiger Winde können diese Sportarten nur zeitweise bei besonderen Windsituationen wie Föhn oder starkem Westwind und / oder nur in gewissen Seeabschnitten z. B. der Bregenzerbucht betrieben werden.

Tauchen im Bodensee

Das Tauchen im Bodensee gilt zugleich als attraktiv und anspruchsvoll. Die meisten Tauchgebiete befinden sich im nördlichen Teil des Sees (Überlingen, Ludwigshafen, Marienschlucht und andere), einige wenige auch im Süden. Die Gebiete sollten ausschließlich von erfahrenen Tauchern unter Führung einer der örtlichen Tauchschulen oder eines gebietserfahrenen Tauchers betaucht werden. Interessante Wracks und größere Fische befinden sich zumeist in Tiefen, die von Sporttauchern üblicherweise nicht erreicht werden (45 Meter und mehr). Derartige Tauchgänge zählen zum Tec-Diving und sind nur mit Spezialausbildung und -ausrüstung durchzuführen. Doch auch bei weniger großen Tiefen ist zu beachten, dass das Wasser im Bodensee – auch im Sommer – bereits ab 10 Metern Tiefe nur wenige Grad Celsius über Null kalt ist, was entsprechend professionelles Atemgerät erfordert, das bei derartigen Temperaturen nicht vereist. Um die Sicherheit des Tauchens im Bodensee zu erhöhen und sicher zu stellen, dass der Bodensee als Tauchgewässer erhalten bleibt, hat sich eine Gruppe von Tauchern verschiedener Organisationen zum Arbeitskreis Sicheres Tauchen im Bodensee (AST e.V.) zusammengefunden.

Verkehr

Das Bodensee-Fahrgastschiff Graf Zeppelin
Autofähre Konstanz-Meersburg

Den Schiffsverkehr behandelt ausführlich der Artikel Weiße Flotte (Bodensee) und die Liste der Passagierschiffe auf dem Bodensee. Auf dem Bodensee werden neben der regulären Kursschifffahrt auch viele spezielle Ausflugsfahrten zu den Sehenswürdigkeiten wie Insel Mainau, Insel Reichenau oder den Bregenzer Festspielen angeboten und auch themenbezogene Fahrten wie mit dem Tanz-, Fondue- oder Glaceschiff.

Es existieren unter anderem folgende Fährverbindungen:

Vorläufer der heutigen Autofähren waren Eisenbahnfähren (Bodensee-Trajekte), die 1869 zwischen Romanshorn und Friedrichshafen – später auch Lindau, sowie Bregenz – eingerichtet wurden. Der Trajektverkehr wurde – von kriegsbedingten Unterbrechungen abgesehen – bis 1976 zwischen Romanshorn und Friedrichshafen aufrechterhalten, bis er schließlich aus Kostengründen eingestellt wurde. Aus diesem Grund gehörten die Bodenseeflotten der Anrainerstaaten bis vor kurzem den jeweiligen Staatsbahnen, welche auch gemeinsam die unzähligen Kursschiffe betrieben, die ein gutes und funktionierendes Netz bilden.

Für Deutschland verkehren die Bodensee-Schiffsbetriebe (ehemals Deutsche Bahn, heute Stadtwerke Konstanz), für die Schweiz die Schweizerische Bodensee-Schiffahrtsgesellschaft (SBS) und für Österreich bis 2005 die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) die Bodenseeschifffahrt. Seit der Saison 2006 wird die rot-weiß-rote Flotte von den „Vorarlberg Lines“ betrieben.

Nach dem Willen der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), welchen die SBS gehört, sollten diese wie bereits die deutschen Schiffe an die Stadtwerke Konstanz gehen, allerdings regte sich gegen diesen Plan Widerstand in der Schweiz, was die SBB zu einem öffentlichen Bieterwettbewerb zwang, bei dem Ende 2006 eine Investorengruppe aus der Schweiz und Österreich den Zuschlag erhielt - Darunter auch der österreichische Tourismusunternehmer Walter Klaus, der 2005 schon die Bodenseeschifffahrt der ÖBB übernommen hatte.

Zusätzlich sind seit Juli 2005 zwei Katamarane zwischen Konstanz und Friedrichshafen ganzjährig unterwegs, ein dritter soll gebaut werden. Die Katamaran-Reederei Bodensee gehört zu gleichen Teilen den Technischen Werken Friedrichshafen (TWF) und den Stadtwerken Konstanz. [8]

Ein schwimmendes Technikdenkmal ist das Dampfschiff Hohentwiel, das zwar nicht mehr Kurs fährt, aber viele Gesellschaftsfahrten macht und zur Festspielzeit den Zubringerverkehr nach Bregenz mit viel Nostalgie bereichert. Die Hohentwiel lief 1913 in Friedrichshafen als Yacht der württembergischen Könige vom Stapel, wurde 1962 von der Bundesbahn ausgemustert und 1988 erfolgreich restauriert. Sie ist heute einer der letzten Raddampfer mit Originalmaschine in Europa; Heimathafen ist das österreichische Hard.

Rund um den Bodensee verläuft der Bodensee-Radweg. Über dem See kreisen seit 2001 wieder Zeppeline neuer Technologie bei ihren Rundfahrten ab dem Heimatflughafen Friedrichshafen.

Weinbau

Weinbau am Bodensee (Birnau)

Durch die riesigen Wassermassen des Bodensee wird auch das Klima beeinflusst. Rund um den See kann Wein angebaut werden, zumeist der Rebsorten Spätburgunder, Müller-Thurgau oder Weißburgunder. Durch die politischen Grenzen innerhalb der Region werden die Weine in verschiedenen Weinbaugebieten angebaut, die Ähnlichkeiten innerhalb der Region sind jedoch größer als die mit den teils weit entfernten „Mutter“-Anbaugebieten. Die Region ist das höchstgelegene deutsche Weinbaugebiet mit Lagen zwischen 400 und 560 Metern ü. NN.

Weinbaugebiete um den Bodensee sind die Region Bodensee des Weinbaugebiets Baden, weiter die Bereiche Württembergischer Bodensee und Bayerischer Bodensee des Weinbaugebiets Württemberg, dann die Regionen Rheintal (im Kanton St. Gallen) und Untersee (im Thurgau) im Weinbaugebiet Ostschweiz sowie einzelne Betriebe in Vorarlberg in der kleinsten österreichischen Weinbauregion Bergland Österreich.

Kulturraum Bodensee

Das 20 Pfahlbauhäuser umfassende Freilichtmuseum in Unteruhldingen zeigt anschaulich den Alltag in Jungsteinzeit und Bronzezeit. In vier nachgebauten Dörfern können Besucher erleben, wie es bei den ersten Bauern, Händlern und Fischern am Bodensee ausgesehen hat.

Das Kloster St. Gallen bemühte sich um Theologie und Sprachwissenschaften, um Heilkunde und Geschichte, um Dichtung und Musik. Was hier geschah, gewann großen Einfluss auf die ganze abendländische Geisteswelt. Viele kulturelle Strömungen jener Zeit lassen sich auf das Kloster St. Gallen zurückführen.

Auch das Kloster Reichenau auf der gleichnamigen Insel im Bodensee hatte bis zum 13. Jahrhundert eine wichtige Bedeutung als Zentrum deutscher Gelehrsamkeit.

Schließlich ist das Kloster Mehrerau zu erwähnen: Das von Benediktinermönchen geführte Kloster am Bodensee galt in der Reformationszeit als Hochburg des Katholizismus.

Siehe auch

Quellen

  1. Reichenau - Mehr als nur Gemüseinsel
  2. IGKB - Seedaten
  3. Für Weiteres zu den territorialen Verhältnissen siehe Graf-Schelling 1978.
  4. a b Planet Wissen - Bodensee
  5. Bodensee-Info - Die Vogelgrippe
  6. Ornitologische Arbeitsgemeinschaft Bodensee
  7. Bodensee-Web - Fische
  8. aus den Zeitungen Südkurier und Thurgauer Tagblatt; Dezember 2006

Literatur

  • Andreas Balze und Gerhard Fischer, Bodensee, Dumont Reise-Taschenbücher, Köln 1995 ISBN 3-7701-3213-0
  • Graf-Schelling Claudius, Die Hoheitsverhältnisse am Bodensee unter besonderer Berücksichtigung der Schiffahrt, Schulthess Polygraphischer Verlag, Zürich 1978 ISBN 3-7255-1914-5
  • Bodenseepegel seit 1999 um 80 Zentimeter gesunken. In dpa-Meldung (z. B. FR) zur Fachtagung in Konstanz vom 14.07.2006
Wiktionary: Bodensee – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Bodensee – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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