Erfurt
Wappen | Karte |
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Leitspruch | |
Rendezvous in der Mitte Deutschlands | |
Basisdaten | |
Staat: | Deutschland |
Bundesland: | Thüringen |
Landkreis: | Kreisfreie Stadt |
Geographische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 158 m - 430 m ü. NN |
Fläche: | 269,17 km² |
Einwohner: | 202.590 (30. Juni 2005) |
Bevölkerungsdichte: | 753 Einwohner je km² |
Postleitzahlen: | 99001 - 99198 (alt: 50xx) |
Vorwahl: | 0361, 036201, 036202, 036203, 036204, 036208, |
Kfz-Kennzeichen: | EF |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 51 000 |
Stadtgliederung: | 53 Stadtteile mit 36 Ortschaften |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Fischmarkt 1 99084 Erfurt |
Offizielle Webseite: | www.erfurt.de |
E-Mail-Adresse: | stadtverwaltung@erfurt.de |
Politik | |
Oberbürgermeister: | Manfred Otto Ruge (CDU) |
Mehrheitspartei: | CDU |
Erfurt ist die Landeshauptstadt und zugleich die größte Stadt des Freistaates Thüringen. Die Universitätsstadt ist eines der drei Oberzentren des Landes, katholischer Bischofssitz, Sitz des Bundesarbeitsgerichts und eine kreisfreie Stadt.
Die Einwohnerzahl der Stadt Erfurt überschritt 1905 die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde.
Geografie
Erfurt liegt nur 45,5 km südöstlich des geografischen Mittelpunkts von Deutschland, womit es seit der Wiedervereinigung von BRD und DDR (3. Oktober 1990) die zentralste Großstadt des Staates ist.
Erfurt liegt im Süden des Thüringer Beckens, in einem weiten Becken des Flusses Gera, einem Zufluss der Unstrut. Im Süden wird das Stadtgebiet von bewaldeten Höhen (dem Steiger) umgrenzt. Die größte Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt von Nord nach Süd 21 km und von Ost nach West 22,4 km.
Die nächsten größeren Städte sind Leipzig, 105 km Luftlinie nordöstlich, Dresden, 210 km östlich, Kassel, 115 km westlich, Hannover, 180 km nordwestlich und Frankfurt am Main, 190 km südwestlich.
Ausdehnung des Stadtgebietes
Bis zum Einsetzen der Industriellen Revolution in Erfurt etwa um 1800 befand sich das bebaute Stadtgebiet innerhalb der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Die Stadtbefestigung umschloss Erfurt kreisförmig und besaß sieben Tore mit je einer Vorstadt an den auswärts führenden Straßen. Im Nordwesten der Stadt lag das Andreastor an der Straße nach Nordhausen (B4), im Nordosten lag das Johannestor an der Straße nach Sömmerda, im Osten das Krämpfertor an der Straße nach Kerpsleben, im Südosten das Schmidstedter Tor an der Straße nach Weimar, im Süden das Löbertor an der Straße nach Arnstadt, im Südwesten das Pförtchen an der Straße nach Neudietendorf und im Westen das Brühler Tor an der Straße nach Gotha. Zur Befestigungsanlage Erfurts gehörten außerdem noch die Zitadelle Petersberg sowie zwei Stadtgräben (der Karthäusergraben innerhalb (heute nicht mehr erhalten, nach 1945 zugeschüttet; Juri-Gagarin-Ring) sowie der noch heute erhaltene Stadtgraben). Der Mittelpunkt dieses "alten Erfurts" war der Fischmarkt. Im 19. Jh. dehnte sich die Stadt zunächst nach Osten und Südosten aus. Außerdem wuchs im Norden der Stadt der größte Vorort: Ilversgehofen mit etwa 10.000 Einwohnern (1910), der 1911 eingemeindet wurde. In der Zeit bis 1945 entstanden weitere Wohnviertel im Norden und Südosten, sodass aus der runden Stadt eine "langgezogene" Stadt wurde. Zu DDR-Zeiten wuchs die Stadt zunächst nach Norden, wo 1950 Baubeginn für die Siedlung Roter Berg war und zwischen 1969 und 1974 im Rieth ein zweites neues Wohngebiet entstand. Zwischen 1977 und 1982 wurden im Gebiet Roter Berg zahlreiche neue Wohnungen in Plattenbauweise errichtet. Im Südosten der Stadt entstanden in der Folgezeit ebenfalls Plattenbaugebiete, ab 1979 auf dem Herrenberg und Wiesenhügel, ab 1986 auch auf dem Drosselberg. Nach der Wende entstanden auf dem Ringelberg und in den umliegenden Dörfern, die bis 1994 nach und nach eingemeindet wurden, neue Siedlungen aus Einfamilien- und Reihenhäusern. In den Plattenbaugebieten stehen zunehmend Wohnungen leer, sodass im Norden bereits die ersten Häuser abgerissen wurden.
Nachbargemeinden
Folgende Gemeinden grenzen an die Stadt Erfurt. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Osten genannt:
- im Landkreis Weimarer Land: Niederzimmern, Utzberg und Mönchenholzhausen (alle Verwaltungsgemeinschaft Grammetal) sowie Klettbach (Verwaltungsgemeinschaft Kranichfeld)
- im Ilm-Kreis: Kirchheim (Thüringen) und Rockhausen (beide Verwaltungsgemeinschaft Riechheimer Berg) sowie Ichtershausen
- im Landkreis Gotha: Ingersleben und Gamstädt (beide Verwaltungsgemeinschaft Nesse-Apfelstädt-Gemeinden) sowie Nottleben und Zimmernsupra (Verwaltungsgemeinschaft Nesseaue)
- im Landkreis Sömmerda: Witterda (erfüllende Gemeinde ist Elxleben), Elxleben, Walschleben (Verwaltungsgemeinschaft Gera-Aue), Riethnordhausen (Verwaltungsgemeinschaft Straußfurt) sowie Nöda, Alperstedt, Großrudestedt, Udestedt, Kleinmölsen und Großmölsen (alle Verwaltungsgemeinschaft Gramme-Aue)
Stadtgliederung
Das Stadtgebiet Erfurts gliedert sich in 53 Stadtteile. Hiervon bilden 36 zugleich eine Ortschaft im Sinne des § 45 der Thüringer Kommunalordnung. Die Ortschaften wurden durch die Hauptsatzung der Stadt Erfurt eingerichtet. Dabei handelt es sich meist um räumlich getrennte Dörfer, die ehemals selbständige Gemeinden waren. Für 33 Ortschaften gibt es jeweils einen vom Volk anlässlich einer Bürgerversammlung gewählten Ortschaftsrat, der je nach Einwohnerzahl der Ortschaft zwischen 4 und 10 Mitglieder hat. Drei Ortschaften bilden mit benachbarten Ortschaften einen gemeinsamen Ortschaftsrat. Vorsitzender dieses Gremiums ist der ebenfalls vom Volk gewählte Ortsbürgermeister. Die Ortschaftsräte sind zu wichtigen, die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu hören.
Klima
Das Klima Erfurts wird geprägt durch seine Lage am Südrand des Thüringer Beckens und der dieses umgebenden Mittelgebirge Harz und Thüringer Wald. Durch die Leewirkung dieser teilweise über 1.000 Meter hohen Gebirge ergibt sich ein für Mitteleuropa recht trockenes Klima. Während die relativ flachen Bereiche des Stadtzentrums und der nördlichen Teile der Stadt ein ziemlich gleichmäßiges Klima haben, ergeben sich auf Grund der Höhenzüge Fahner Höhe und Steigerwald, die den Stadtkern um etwa 150 Meter überragen, in den südlichen Ortstteilen wie Bischleben oder Molsdorf lokale klimatische Besonderheiten.
Die Jahresdurchschnittstemperatur betrug in den Jahren 1961 bis 1990 in Erfurt 7,9° C, wobei im Januar die mittlere Tageshöchsttemperatur bei +2 °C und die mittlere Tiefsttemperatur bei –2 °C liegt. Im Juli beträgt die mittlere Höchsttemperatur 24 °C und die mittlere Tiefsttemperatur 14 °C. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge betrug im genannten Zeitraum 500 mm, was unterhalb des deutschen Durchschnitts liegt. Die Zahl der jährlichen Sonnenstunden beträgt etwa 1600 und liegt, bedingt durch die Wärmeentwicklung der Stadt, etwa 50 Stunden über den Werten der unmittelbaren Umgebung. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit ist im Winter etwa 6 m/s, während dieser Wert im Sommer auf durchschnittlich 4 m/s zurückgeht. Die Erfurter Wetterstation befindet sich im Ortsteil Bindersleben auf einer Höhe von 315 Meter über NN und ist zuständig für den Naturraum Thüringer Becken. Da das Erfurter Stadtzentrum nur auf einer Höhe von 200 Metern liegt, kann davon ausgegangen werden, dass die Temperaturwerte dort, auch durch den Erwärmungsgeffekt der Stadt selbst, durchschnittlich um etwa ein Kelvin höher liegen.
Die Auswirkungen der Klimaerwärmung sind auch am Klima Erfurts ablesbar. So stieg im Zeitraum von 1971 bis 2000 die jährliche Mitteltemperatur um 0,8 Kelvin, während die jährliche Niederschlagsmenge um etwa 10 Prozent zurück ging. Diese Effekte sind in allen Jahreszeiten, außer im Herbst, feststellbar. Bis zum Jahr 2050 wird eine weitere Erhöhung der jährlichen Mitteltemperatur auf dann etwa 10,5 °C vorausgesagt.
Geschichte
Vorgeschichte und Mittelalter
Erfurt ist eine alte germanische und slawische Siedlung. Spuren erster Besiedlung finden sich bereits aus vorgeschichtlicher Zeit, so zeugen archäologische Funde im Norden Erfurts von menschlichen Spuren aus der Altsteinzeit um 100.000 vor Christus. Durch Überlieferungen ist der Stamm der Thuringi um 375 im Erfurter Gebiet nachzuweisen, in der Zeit um 500 gab er dem Land Thüringen seinen Namen.
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 742, durch Missionserzbischof Bonifatius aus Mainz mit der Bitte an Papst Zacharias um Bestätigung von „Erphesfurt“. Dadurch wurde der Bischofssitz gegründet. Das Bistum wurde 755 mit dem von Mainz vereinigt, danach traten die Erzbischöfe von Mainz als Herren in Erfurt auf.
805 erklärte Karl der Große Erfurt zu einem der Grenzhandelsplätze an der Grenze des damaligen Frankenreiches. Anschließend wurde eine erste, der Hl. Maria geweihte Kirche errichtet. Erfurt war unter den Karolingern und Ottonen eine Königspfalz.
852, 936 und 1181 fanden wichtige Reichstage statt. Die Stadtumwallung von 1066 gehört zu den frühesten Befestigungen in Deutschland. Im Rahmen des Investiturstreites schloss sich der Mainzer Ersbischof dem Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden an. In folge dessen wandte sich Heinrich IV. gegen das mainzische Erfurt. 1080 eroberten seine Truppen die Stadt und steckten sie in Brand. Im 11. und 12. Jahrhundert werden nebeneinander königliche und mainzische Münzen geprägt. 1120 ist erstmals von den „Bürgern Erfurts“ die Rede. 1212 bildete sich im Zuge der Wirren des staufisch-welfischen Thronstreits ein erster, noch von Ministerialen geprägter Rat; eine grundlegende Ratsreform führte 1255 zur Herausbildung einer machtvollen und eigenständigen Bürgergemeinde, die nun nach und nach die Kompetenzen des erzbischöflichen Stadtherrn an sich zog und zunehmend als Herrschaftsträger in die Region eingriff. Die daraus resultierenden Auseinandersetzungen zwischen Rat und Mainzer Erzbischof erreichten 1279 einen Kulminationspunkt. Erzbischöfliche Amtsträger wurden misshandelt und aus der Stadt verjagt. Der Erzbischof antwortet mit dem Bann. Das verhängte Interdikt lastete zweieinhalb Jahre auf der Stadt.
1289/90 hielt Rudolf von Habsburg Hof im Erfurter Peterskloster, die Stadt wurde für zehn Monate zum Mittelpunkt der Reichsverwaltung. Auf dem Erfurter Reichstag standen die Regelung der Thronfolge im Hinblick auf die Nachfolge seines Sohnes Albrecht und die Maßnahmen zur Wiederherstellung der Reichsrechte und des Landfriedens in Thüringen auf der Tagesordnung. Zur Wiederherstellung des Landfriedens in Thüringen wurden mit Hilfe der Erfurter über 60 Raubritterburgen und ummauerte Höfe gestürmt und zerstört.
Mit ca. 18.000 bis 20.000 Einwohnern entwickelt sich die Stadt im 14. und 15. Jahrhundert zu einer Stadt im Range einer mittelalterlichen Großstadt. Sie erreicht damit den Gipfel ihrer wirtschaftlichen, politischen und geistig-kulturellen Entwicklung im Mittelalter und wurde der Mittelpunkt des Handels von ganz Thüringen. Dazu gehörte auch die bereits im 13. Jahrhundert einsetzende Entwicklung Erfurts zu einem der größten Waidmärkte des Reiches. In etwa 300 Dörfern Thüringens wird die Waidpflanze angebaut, aus deren Blättern man ein begehrtes und gewinnbringendes Blaufärbemittel gewinnt und welches mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt eng verbunden ist.
Erfurt war bereits im 13. Jahrhundert zu einem Bildungszentrum von weit ausstrahlender Bedeutung herangewachsen. Keine andere Stadt in Deutschland hatte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mehr Studenten. Im Occultus Erfordensis von 1281/1283 wird die (vermutlich fiktive) Zahl von 1000 Erfurter Scholaren angegeben. Geprägt wird diese Zeit durch das Wirken von Meister Eckhart, der ab 1277 hier studiert hatte und ab 1292 Prior des Erfurter Dominikanerklosters und Vikar seines Ordens für Thüringen war. Er machte mit seinen Predigten und Schriften Erfurt zu einem Zentrum der theologischen Philosophie jener Zeit. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entwickelte sich das Erfurter studium generale zur bedeutendsten Bildungsanstalt im Römisch-Deutschen Reich. Daraus entstand 1392 die dritte Universität auf deutschem Boden.
Einer der bekanntesten Absolventen der Universität Erfurt war Martin Luther, der hier von 1501 bis 1505 studierte und seinen Magister der philosophischen Fakultät erhielt. Ebenfalls in der Umgebung Erfurts kam ihm die stürmische Erleuchtung. In der Nähe von Stotternheim (10 km vom Zentrum Erfurts entfernt) wurde Luther 1505 bei einem schweren Unwetter beinahe vom Blitz getroffen und legte sein sogenanntes „Stotternheimer Gelübde“ („Heilige Anna, ich will Mönch werden“) ab. Sein Leben widmete er fortan der Kirche und trat dem Augustinerorden als Mönch bei. Bis 1511 lebte und predigte Luther in Erfurt. In den Reformationskriegen litt die Universität sehr. In dieser Zeit war das Stadtbild durch die Türme von 25 Pfarrkirchen, 15 Klöstern und Stiften und 10 Kapellen geprägt.
Zahlreiche Auseinandersetzungen gab es mit den sächsischen Landesherren, die mehrmals erfolglos die Stadt belagerten. Doch wurden immer die Straßen durch die Sachsen gesperrt, so dass der Handel abgeschnitten war. Deshalb musste Erfurt 1483 einen Schutzvertrag abschließen und jährlich 1500 Gulden bezahlen. 1509 und 1510 erhob sich das Volk gegen die Verschwendungssucht des Rates.
Im Mittelalter war Erfurt eine bedeutende Handelsstadt. Ein wesentlicher Quell des Wohlstandes war der Handel mit Färberwaid. Mit dem Aufkommen effizienterer Farbstoffe nahm die Bedeutung der Stadt ab.
Neuzeit
1664 eroberten französische und Reichsexekutionstruppen des Mainzer Kurfürsten und Erzbischof Johann Philipp von Schönborn Erfurt. Damit begann die kurmainzische Herrschaft. Sachsen verzichtete auf seine Schutzherrschaft. Erfurt wurde nun zusammen mit dem Eichsfeld von einem Mainzer Statthalter regiert. 1682 und 1683 erlebte Erfurt die schlimmsten Pestjahre seiner Geschichte, allein 1683 erlag über die Hälfte der Erfurter Bevölkerung der tödlichen Krankheit. Am 21. Oktober 1736 zerstörte eine Feuersbrunst 188 Häuser in der Gegend zwischen Dom, Rathaus und Predigerkirche.
1802 kamen Stadt- und Landgebiet Erfurt gemäß dem preußisch-französischen Vertrag als Entschädigung zum Königreich Preußen. Nach der Niederlage der Preußen bei der Schlacht von Jena und Auerstedt am 17. Oktober 1806, wurde die Stadt kampflos durch die Truppen Napoleons besetzt. Dieser erklärte 1807 Erfurt mit Blankenhain zu einer kaiserlichen Domäne. 1808 empfing Napoléon Zar Alexander I. und die Fürsten des Rheinbundes zum Erfurter Fürstenkongress (auch Erfurter Kongress), in dessen Folge es zu einem Bündnisvertrag zwischen Frankreich und Russland kam, der aber in der Folgezeit nicht eingehalten wurde. Napoleon nutzte die Zeit in Erfurt unter anderem, um Johann Wolfgang Goethe kennenzulernen.
1814 endete nach erfolgreicher Belagerung durch preußische, österreichische und russische Truppen die französische Besetzung und 1815 wurde Erfurt aufgrund des Wiener Kongresses wieder dem Königreich Preußen zugesprochen, welches den größten Teil des Erfurter Landgebietes und das Blankenhainer Gebiet an Sachsen-Weimar-Eisenach abtrat. 1816 wurde die Universität Erfurt geschlossen. Im gleichen Jahr wurde Erfurt Stadtkreis (kreisfreie Stadt) und Sitz der preußischen Bezirksregierung (Regierungsbezirk Erfurt), welche dem Oberpräsidenten der preußischen Provinz Sachsen in Magdeburg unterstand. Der Stadtkreis Erfurt wurde jedoch bereits 1818 wieder mit dem Landkreis Erfurt verbunden. Am 1. Januar 1872 schied die Stadt erneut aus dem Landkreis Erfurt aus und wurde kreisfrei. Die Festung wurde 1873 aufgehoben und abgerissen.
Mit der Ansiedlung wichtiger Maschinenbaubetriebe wurde Erfurt im ausgehenden19. Jahrhundert ein bedeutender Industriestandort. So gründete 1857 Christian Hagans eine Lokomotiven- und Maschinenfabrik, 1888 Otto Schwade die „Deutsche Automat-Dampfpumpen-Fabrik“, 1902 Hugo John eine Fabrik für Schornstein-Aufsatz und Blechwaren und Henry Pels die “Berlin-Erfurter Maschinenfabrik“.
Eine besondere Bedeutung spielt in Erfurt auch heute noch der Gartenbau und die Saatzucht. Diesem Umstand verdanken eingeborene Erfurter den Spitznamen "Puffbohne". Eine wichtige Rolle spielt hier seit 1867 die Firma "Chrestensen".
Eine Gewerbezählung im Jahre 1883 ergab, dass Erfurt deutschlandweit in der Erwerbsgärtnerei an erster Stelle, in der Schuhfabrikation an fünfter Stelle und in der Konfektionsproduktion an achter Stelle stand. Im Oktober 1891 fand in Erfurt der Erfurter Parteitag der deutschen Sozialdemokraten, die sich seit 1890 „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ SPD nannten, statt.
1906 wurde Erfurt mit 100.000 Einwohnern Großstadt. Der 1. Weltkrieg kostete 3.579 Erfurter Bürger das Leben. Als 1920 das Land Thüringen mit der Landeshauptstadt Weimar gebildet wurde, wurden die preußischen Gebiete Thüringens einschließlich Erfurt nicht miteinbezogen. Zwischen 1929 und 1932 war Erfurt von der Weltwirtschaftskrise betroffen. Die Produktion ging auf weniger als die Hälfte zurück und die Arbeitslosigkeit erreichte Höchststände, sodass das Gedankengut der Nationalsozialisten bei großen Teilen der Bevölkerung auf Zustimmung stieß.
1933 übernahm die NSDAP die Kontrolle über die Stadt; in der Feldstraße wurde eines der ersten Konzentrationslager errichtet. In den folgenden Jahren wurde die wirtschaftliche Entwicklung durch die einsetzende Rüstungsproduktion bestimmt. Dazu entstanden auch neue Industriebetriebe, wie die Feinmechanische Werke GmbH Erfurt (FEIMA), das Telefunkenwerk und die Reparaturwerk Erfurt GmbH (REWE), welche von Josef Jacobs, einem mit dem Pour le Mérite ausgezeichneten Piloten, gegründet wurde. Daneben wurden sechs neue Kasernenanlagen und der Fliegerhorst Erfurt-Bindersleben gebaut und der Flughafen Erfurt-Nord erweitert. 1938 zählte Erfurt zu den größten Garnisonen des Deutschen Reiches. In der "Reichskristallnacht" wurde die Synagoge niedergebrannt und die Verschleppung der jüdischen Bewohner begann. Im Jahr 1940 begann die Erfurter Firma J. A. Topf und Söhne die Zusammenarbeit mit der SS. In den folgenden Jahren lieferte das Unternehmen die Krematorien, Belüftungsanlagen und gasdichte Türen für die Konzentrationslager in Dachau, Buchenwald und Auschwitz. Im Zweiten Weltkrieg erlebte Erfurt 27 Luftangriffe, dabei verloren ungefähr 1600 Menschen ihr Leben. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört, aber im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten hielt sich das Ausmaß der Zerstörung mit ungefähr 17% der Wohnungen in Grenzen. Am 13. April 1945 besetzten Einheiten der 3. US-Armee unter Befehl des Generals George S. Patton die Stadt. Danach stellte am 1. Juli die preußische Bezirksregierung ihre Tätigkeit ein. Die Stadt wurde mit dem Regierungsbezirk Erfurt dem Land Thüringen zugeordnet. Am 3. Juli übernahmen schließlich Einheiten der Roten Armee aufgrund des 1. Londoner Zonenprotokolls von 1944 und der Beschlüsse der Konferenz von Jalta die Stadt, Erfurt wurde Bestandteil der sowjetischen Besatzungszone.
1945 begann Erfurt sich langsam von den Folgen des Krieges zu erholen. 30.000 Kubikmeter Schutt wurden aus den Straßen geräumt, die Straßenbahn und die Gasversorgung wieder in Betrieb gesetzt und die Schulen eröffnet. 1948 wurde Erfurt durch den Thüringer Landtag zur thüringischen Landeshauptstadt ernannt, bevor im Jahr 1952 das Land Thüringen aufgelöst und in drei Bezirke eingeteilt wurde, wobei Erfurt Sitz des Bezirks Erfurt wurde.
Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts begann der großflächige Abriss des Krämpferviertels am östlichen Rande der Altstadt. Durch die folgende Verbreiterung des Juri-Gagarin-Ringes und den Neubau von 11- bis 16-geschossigen sowie bis zu 120 Meter langen Plattenbauten wurde das bis dahin unzerstörte und durch Kirchtürme geprägte Stadtbild dauerhaft beeinträchtigt. Zusätzlich entstanden bis Ende der siebziger Jahre am Stadtrand die großen Wohngebiete Johannesplatz, Nordhäuser Straße, Rieth und Roter Berg mit zusammen über 17.000 Wohnungen.
1970 kam Bundeskanzler Willy Brandt nach Erfurt und traf den stellvertretenden Staatsratsvorsitzenden Willi Stoph. Er zeigte sich unter anderem am Fenster des Hotels „Erfurter Hof“, das gegenüber dem Bahnhof liegt. Die Menge begrüßte ihn mit „Willy, Willy“- und "Willy Brandt ans Fenster"-Rufen.
1989 kam es auch in Erfurt zu immer größeren Demonstrationen, die schließlich den politischen Umbruch einleiteten. Am 4. Dezember 1989 wurde das Gebäude der Staatssicherheit von Erfurter Bürgern besetzt und eine Bürgerwache eingerichtet. 1991 stimmten 49 von 88 Abgeordneten des Landtags für Erfurt als Thüringer Landeshauptstadt.Im Jahr 1994 erfolgte die Neugründung der Erfurter Universität; ebenfalls in diesem Jahr wurde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen, das seit 1973 bestand, zum Bistum Erfurt erhoben.
Das Bild der Stadt hat sich in den Jahren seit der Wende deutlich verändert. Fast alle Gebäude der historischen Altstadt wurden saniert, an manchen Stellen entstanden Neubauten. Am 26. April 2002 erlangte Erfurt durch den Amoklauf von Erfurt am Gutenberg-Gymnasium tragische Berühmtheit.
Verwaltungsgeschichte
Die Verwaltung der Stadt Erfurt oblag zunächst in den Händen eines vom König eingesetzten Vogts und des Bistums Mainz. Im 13. Jahrhundert entwickelte sich aus einem Ausschuss der Rat der Stadt, der 1212 erstmals genannt wird. Mitglieder des Rats waren die Ratsherren und eine unterschiedliche Anzahl von Ratsmeistern. Bis 1800 gab es mehrere Änderungen beim Rat und dem Oberhaupt der Stadt. Nach dem Übergang an Preußen wurde ab 1822 die preußische Städteordnung eingeführt. Danach stand an der Spitze der Stadt meist ein Oberbürgermeister. Daneben gab es auch weiterhin einen Rat. Während der Zeit des Dritten Reiches wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt und nach dem Zweiten Weltkrieg bildete die sowjetische Besatzungszone den „Rat der Stadt“ beziehungsweise die Stadtverordnetenversammlung, die ebenfalls vom Volk gewählt wurde. 1952 wurde das Stadtgebiet aufgrund eines Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung in die Stadtbezirke Mitte, Süd, Ost und West (ab 1957 Mitte, Nord und Süd) eingeteilt. Diese Einteilung blieb bis 1990 bestehen.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das nunmehr als Stadtrat bezeichnete Gremium wieder frei gewählt. Vorsitzender dieses Gremiums war zunächst ein Präsident des Rates beziehungsweise „Ratspräsident“. Dieses Amt hatte zunächst Karl-Heinz Kindervater (CDU) inne. Der Rat wählte anfangs auch den Oberbürgermeister. Seit 1994 wird der Oberbürgermeister direkt vom Volk gewählt. Er ist heute auch Vorsitzender des Stadtrates.
Religionen
Im Jahre 742 gründete Bonifatius das Bistum Erfurt, das jedoch kurz darauf dem Bistum Mainz eingegliedert wurde. Somit gehörte die Bevölkerung der Stadt Erfurt über viele Jahrhunderte zum Bistum Mainz. Im 14. Jahrhundert hatte die Stadt über 20 Pfarreien sowie 3 Kollegiatstifter und über 10 Klöster. Später besaß Erfurt 80 Kirchen und 36 Klöster. Viele davon sind heute noch gut erhalten. Anfang des 16. Jahrhundert war Martin Luther Student an der Universität Erfurt.
Die Stadt wandte sich später mehrheitlich der Reformation zu. Daher gab es innerhalb der Stadt starke Spannungen zwischen den Konfessionen. 1530 konnte im so genannten Hammelburger Vertrag die Gleichberechtigung der Konfessionen erreicht werden. Danach behielten die Protestanten acht Kirchen. Sie wurden von einem Senior geleitet. 1563 wurde ein Evangelisches Ministerium eingerichtet, dem als oberste Kirchenbehörde die Verwaltung der Protestanten oblag. Im 16. Jahrhundert setzte die Gegenreformation ein, infolge dessen die Stadt wieder mehrheitlich katholisch wurde.
Nach dem Übergang der Stadt Erfurt an Preußen wurden in der Folgezeit auch die kirchlichen Strukturen neu geordnet. Ab 1821 gehörten die Pfarrgemeinden der Stadt zum Bistum Paderborn. Nach dem Preußischen Konkordat von 1929 erfolgte eine Neuordnung der Gebiete der katholischen Bistümer. Die Gemeinden in Erfurt kamen zum Bistum Fulda.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es für den Bischof immer schwerer, seine Amtsgeschäfte im Ostteil seines Bistums wahrzunehmen. Ebenso erging es dem Bischof von Würzburg, dem die südlichen Pfarrgemeinden Thüringens zugeordnet waren. 1946 wurde daher in Erfurt für die östlichen Gebiete der Bistümer Fulda und Würzburg ein Generalvikar eingesetzt, der 1953 zum Weihbischof und 1967 zum Bischöflichen Kommissar ernannt wurde. Durch die Neuordnung der katholischen Kirche in der DDR wurden die Gebiete ausgegliedert und per Dekret des Heiligen Stuhls am 20. Juli 1973 dem Bischöflichen Amt Erfurt-Meiningen zugeordnet und damit formell von ihren bisherigen Bistümern abgetrennt. Leiter dieses Bischöflichen Amtes wurde ein Apostolischer Administrator, der Titularbischof war.
Am 14. Juni 1994 wurde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen zum Bistum erhoben und der Kirchenprovinz Paderborn zugeordnet. Die Rechtswirksamkeit erfolgte zum 7. Juli 1994. Die Pfarrgemeinde in Erfurt gehört somit heute zum Dekanat Erfurt innerhalb des Bistums Erfurt.
Die wenigen Protestanten, die nach der Gegenreformation noch in Erfurt waren, wurden nach dem Übergang an Preußen Glieder der mit der Bildung der Provinz Sachsen errichteten Provinzialkirche Sachsen. 1817 wurden in ganz Preußen lutherische und reformierte Gemeinden zu einer einheitlichen Landeskirche (Unierte Kirche) vereinigt. Danach gehörten alle Kirchengemeinden Erfurts zur Evangelischen Kirche in Preußen, beziehungsweise dessen Provinzialkirche Sachsen, deren Oberhaupt der jeweilige König von Preußen als summus episcopus war. Nach Wegfall des Landesherrlichen Kirchenregiments 1918 war die Provinzialkirche Sachsens Gründungsmitglied der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union und 1947 wurde sie eine selbständige Landeskirche (Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen) mit einem Bischof an der Spitze. Die protestantischen Kirchengemeinden Erfurts gehören - sofern es sich nicht um Freikirchen handelt - zum Kirchenkreis Erfurt innerhalb der Propstei Erfurt-Nordhausen, deren Sitz sich in Erfurt befindet.
Neben den beiden großen Kirchen gibt es auch noch Gemeinden, die zu Freikirchen gehören, darunter eine Freie evangelische Gemeinde, eine Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten (Adventisten), eine Missionsgemeinde und das Christus-Zentrum. Ferner sind die Neuapostolische Kirche, die Christengemeinschaft, die Zeugen Jehovas, die Apostolische Gemeinschaft sowie die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Erfurt vertreten.
Erfurt ist darüber hinaus auch der Sitz der jüdischen Gemeinde von Thüringen, die ca. 650 Mitglieder zählt. Von diesen leben 350 in Erfurt selbst. In der Stadt findet sich die einzige in der DDR gebaute Synagoge.
Eingemeindungen
Folgende Gemeinden und Gemarkungen wurden nach Erfurt eingemeindet:
Jahr | Orte |
1. April 1911 | Ilversgehofen (1910: 12.593 Einwohner) |
1937 | Teile von Marbach |
1. April 1938 | Hochheim und Melchendorf sowie Teile von Salomonsborn und Bindersleben |
1. Januar 1950 | Bischleben, Dittelstedt und Rhoda |
1. Juli 1950 | Bindersleben, Gispersleben, Marbach, Möbisburg und Schmira |
1. April 1994 | Alach, Ermstedt und Frienstedt |
1. Juli 1994 | Büßleben, Egstedt, Hochstedt, Kerspleben, Kühnhausen, Linderbach-Azmannsdorf, Mittelhausen, Molsdorf, Niedernissa, Schwerborn, Stotternheim, Tiefthal, Töttleben, Vieselbach, Waltersleben und Windischholzhausen |
Oktober 1994 | Töttelstädt |
Einwohnerentwicklung
1880 hatte Erfurt mehr als 50.000 Einwohner. 1905 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Kurz nach Ende des 2. Weltkrieges am 1. Dezember 1945 hatte die Stadt 164.998 Einwohner und überschritt 1973 die Grenze von 200.000 Einwohnern. 1989 erreichte die Bevölkerungszahl mit über 220.000 ihren historischen Höchststand. Seit der Wende in der DDR verlor die Stadt aufgrund von Abwanderung, Suburbanisierung und Geburtenrückgang trotz zahlreicher Eingemeindungen rund 20.000 Menschen. Durch Wanderungsgewinne vor allem durch den Umzug junger Menschen aus anderen Landkreisen Thüringens in die Landeshauptstadt, nahm die Bevölkerungszahl in den letzten Jahren wieder leicht zu und rangiert noch oberhalb der 200.000-Marke.
Für detallierte Einwohnerzahlen siehe Einwohnerentwicklung von Erfurt
Politik
Erfurt wird seit 1998 im Bundestag von Carsten Schneider (SPD) vertreten. Bei der Bundestagswahl 2005 gewann er das Dirketmandat im Wahlkreis Erfurt mit 31,5 % der Stimmen. Die anderen vier Direktkandidaten Antje Tillmann (CDU), Katrin Göring-Eckardt (Grüne), Uwe Barth (FDP) und Frank Spieth (Linkspartei) sind alle über die Landesliste in den Bundestag eingezogen. Bei den Bundestagswahlen 1990 und 1994 gewann jeweils Norbert Otto (CDU) das Direktmandat im Wahlkreis Erfurt.
Stadtrat
Dem Erfurter Stadtrat gehören seit der Kommunalwahl 2004 neben dem Oberbürgermeister noch 50 Mitglieder an, und zwar:
Bürgermeister
Die Oberbürgermeister seit 1817:
- 1817 - 1833: Wilhelm August Türk
- 1833 - 1850: Karl Friedrich Wagner
- 1850 - 1851: Hermann von Mallinckrodt, amtierender Oberbürgermeister
- 1851 - 1871: Freiherr Carl von Oldershausen
- 1871 - 1889: Richard Breslau
- 1890 - 1895: Gustav Schneider
- 1895 - 1919: Hermann Schmidt
- 1919 - 1933: Bruno Mann
- 1933 - 1934: Theodor Pichier (NSDAP)
- 1935 - 1936: Max Zeitler (NSDAP)
- 1936 - 1945: Walter Siegfried Kießling (NSDAP)
- 1945 (15. April - 7. Juli): Otto Gerber (parteilos), kommissarischer Oberbürgermeister
- 1945 - 1946: Hermann Jahn (KPD)
- 1946 - 1961: Georg Boock (SED)
- 1961 - 1969: Rudolf-Dietrich Nottrodt (SED)
- 1969 - 1982: Heinz Scheinpflug (SED)
- 1982 - 1989: Rosemarie Seibert (SED)
- 1989 - 1990: Siegfried Hirschfeld (SED)
- 1990 - heute: Manfred Otto Ruge (CDU)
Wappen
Das Wappen der Stadt Erfurt zeigt ein silbernes, sechsspeichiges Rad, wobei zwei Speichen senkrecht stehen, vor rotem Grund.
Auf dem ältesten Stadtsiegel aus dem 12. Jahrhundert war der Patron von Mainz, der hl. Martin abgebildet. Das sechsspeichige Rad erscheint etwa von der Mitte des 17. Jahrhunderts an im Siegel. Auf Münzen, Denksteinen, in Druckwerken usw. ist das Rad als Stadtwappen um 1285 erstmals zu finden. Dieses Wappen ist dem des Erzbistums Mainz entlehnt, zu dem die Stadt über 1 000 Jahre, von 755 bis 1803, gehörte.
Die Bedeutung des Mainzer Rades ist bis heute nicht eindeutig geklärt: Die volkstümliche Erklärung ist die verbreitete Sage vom Erzbischof Willigis, der angeblich der Sohn eines armen Wagenbauers gewesen sei und trotz des Spotts der adligen Mainzer Domherren das weiße Rad im roten Feld als Wappen geführt haben soll. Andere Erklärungen beziehen sich auf das Zeichen des Rades in der Mythologie der Griechen und Römer sowie das Rad als Feldzeichen einer römischen Legion – diese sind jedoch unwahrscheinlich, da der bedeutendste geistliche Würdenträger des Reiches, der Mainzer Erzbischof, sicher nicht auf ein heidnisches Symbol zurückgegriffen haben wird. Weitere Erklärungen sehen das Rad als „Kreuz oder Christusmonogramm im Nimbuskreis“, als symbolische Darstellung für einen Wagen – nämlich den Wagen der Kirche oder als mit einem Siegelrand umgebenen Bischofsring.
Städtepartnerschaften
Erfurt unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:
Vorlage:Border | Győr (Ungarn), seit 1971 |
Vorlage:Border | Wilna Vilnius (Litauen), seit 1972 |
Vorlage:Border | Kalisz (Polen), seit 1982 |
Vorlage:Border | Mainz (Rheinland-Pfalz), seit 1988 |
Vorlage:Border | Lille (Frankreich), seit 1991 |
Vorlage:Border | Shawnee (US-Staat Kansas), seit 1993 |
Vorlage:Border | Lowetsch (Bulgarien), seit 1996 (Erneuerung der früheren Beziehungen) |
Vorlage:Border | San Miguel de Tucumán (Argentinien), seit 1993 |
Vorlage:Border | Haifa (Israel), seit 2000 |
Vorlage:Border | Yan'an (Volksrepublik China), seit 2000 |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Im Jahr 2003 wurde im Stadtteil Brühl das neue Gebäude des Erfurter Theaters eröffnet. Das Theater bietet Platz für 800 Zuschauer und führt jährlich cirka 250 Veranstaltungen durch. Hauptsächlich werden Musiktheaterstücke gespielt. Tanztheater und Schauspiel runden das Angebot ab. Ein Ziel des Theaters unter der Leitung von Generalintendant Guy Montavon ist es, einmal pro Spielzeit eine Uraufführung zu präsentieren.
Das Theater veranstaltet außerdem seit 1994 jährlich die Domstufen-Festspiele, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Die Festspiele finden jeden Sommer statt und dauern drei Wochen. Vor der beeindruckenden Kulisse von Dom und Severikirche wird an mehereren Abenden jeweils ein Stück aufgeführt. Bekannte Stücke, die im Rahmen der Domstufen-Festspiele aufgeführt wurden, sind Carmina Burana (1994 und 1995), Jedermann (2000 und 2001), Der fliegende Holländer (2002) und Jesus Christ Superstar (2005).
Neben dem Theater Erfurt gibt es mit der Schotte, der Theaterfirma Erfurt, dem Neuen Schauspiel Erfurt und dem Galli-Theater noch kleinere unabhängige Theater in Erfurt. Seit 1997 gibt es das Erfurter Kabarett "Die Arche" und seit 2003 mit dem Lachgeschoss noch ein zweites Kabarett. Das Theaterangebot umfasst zudem mit dem Theater Waidspeicher und dem Erfreulichen Theater zwei Puppentheater, die sowohl Stücke für Kinder als auch für Erwachsene aufführen.
Museen
Das Angermuseum zeigt die bedeutendste Sammlung mittelalterlicher Kunst aus Thüringen, sowie zahlreiche Graphiken des 20. Jahrhunderts und eine umfangreiche Sammlung kunsthandwerklicher Gegenstände. Große Berühmtheit erlangten außerdem die Lebensstufen des Expressionisten Erich Heckel. Es ist die einzige erhaltene Wandmalerei des Künstlers. Das Museum für Thüringer Volkskunde zeigt Exponate der Alltags- und Gesellschaftskultur aus mehreren Jahrhunderten. Die über 1250-jährige Geschichte der Stadt wird im Stadtmuseum im Haus zum Stockfisch abgehandelt. Das Museum Neue Mühle, gelegen an der Gera zwischen Anger und Fischmarkt, zeigt eine funktionstüchtige Wassermühle, mit der früher Getreide gemahlen wurde und die heute zur Stromerzeugung genutzt wird. Das Naturkundemuseum an der Großen Arche beschäftigt sich mit den Tieren, Pflanzen und Gesteinen Thüringens. Durch das viergeschossige Gebäude ragt eine 350 Jahre alte Eiche empor. Zudem besitzt das Museum zahlreiche Sammlungen, unter anderem die mit 350.000 Tieren größte zoologische Insektensammlung. Für technisch interessierte Besucher bietet Erfurt mit dem Druckereimuseum und dem Elektromuseum zwei Anlaufstellen. Auf dem Gelände der ega befindet sich das Deutsche Gartenbaumuseum, welches die Besucher über alle Aspekte des Gartenbaus und der Gartenkunst informiert. Das spätbarocke Schloss Molsdorf bietet neben der acht Hektar großen Parkanlage und dem Schloss selbst, eine Ausstellung des Nachlasses des Malers Otto Knöpfler.
Bauwerke
Kirchen und Klöster
Wegen seiner zahlreichen Kirchen und Klöster erhielt Erfurt im Mittelalter den Beinamen „Deutsches Rom“. Heute sind noch insgesamt 24 dieser Kirchen erhalten, wobei die Gesamtzahl der Kirchen durch Eingemeindungen 75 beträgt.
Das Wahrzeichen der Stadt ist das europaweit einzigartige Ensemble von Dom und Severikirche auf dem Domplatz. Die Kirchen sind auf dem Domberg beheimatet und sind über 70 Stufen zu erreichen. Die Glocke des Domes, die Gloriosa, ist die größte freischwingende mittelalterliche Glocke Europas. Die 1497 gegossene Glocke ist 2,50 Meter hoch und wiegt 11,4 Tonnen. Die Gloriosa wird heute noch zu besonderen Ereignissen und kirchlichen Feiertagen geläutet.
Die Barfüßerkirche wurde 1231 errichtet und gehörte einst zum Kloster der Franziskaner. Nach einem Bombenangriff im Jahr 1944 wurde die Kirche weitgehend zerstört. In der Ruine der Kirche finden jährlich im Sommer Theatervorstellungen unter freiem Himmel statt.
Die am Wenigemarkt beheimatete Ägidienkirche wurde 1110 erstmals erwähnt. Sie war eine der zwei Brückenkopfkirchen der Krämerbrücke, ist aber heute als einzige erhalten. Der Zugang zur Krämerbrücke erfolgt durch ein begehbares Tor in der Kirche. Der Turm kann von Besuchern bestiegen werden und bietet eine einzigartige Aussicht über die gesamte Erfurter Altstadt.
Die zwischen 1270 und 1450 erbaute Predigerkirche mit dem zugehörigen Predigerkloster ist eine dreischiffige kreuzrippengewölbte Basilika und eines der bedeutendsten Bauwerke der Bettelordensarchitektur in Deutschland. Dendrologische Untersuchungen ergaben, dass der auschließlich aus Holz bestehende Dachstuhl von thüringer Fichten stammt, die zwischen 1279 und 1285 geschlagen wurden. Damit besitzt das Predigerkloster den ältesten Dachstuhl im deutschsprachigen Raum.
Der mit 53 Metern höchste Turm der Altstadt gehört zur Allerheiligenkirche an der Weggabelung Allerheiligenstraße/Marktstraße. Weitere bekannte Kirchen sind die Peterskirche auf dem Erfurter Petersberg, die Kaufmannskirche, die Lorenzkirche und die Schottenkirche.
Das 1277 erbaute Augustinerkloster ist vor allem als bedeutende Lutherstätte bekannt. Nach Beendigung seines Studiums in Erfurt schloss sich Martin Luther den Augustiner-Eremiten an. Hier lebte er von 1505 bis 1511 und wurde 1507 zum Priester geweiht. Heute wird das Augustinerkloster als internationale Begegnungsstätte genutzt. In den Sommermonaten finden im Renaissancehof des Klosters verschiedene Konzerte und Theateraufführungen statt.
Profane Bauwerke
Erfurt besitzt einen der am besten erhaltenen und größten mittelalterlichen Stadtkerne Deutschlands. Ein imposantes Bauwerk ist die Krämerbrücke, die 1117 erstmals erwähnt wurde und 1325 nach mehreren Bränden aus Stein gebaut wurde. Das 75 m lange Bauwerk überspannt die Gera und ist mit 32 Häusern bebaut. Damit ist die Krämerbrücke die einzige bebaute und bewohnte Brücke nördlich der Alpen. Einst befanden sich an beiden Zugängen Brückenkopfkirchen, heute ist nur noch die Ägidienkirche am Zugang Wenigemarkt erhalten.
Direkt neben dem Domplatz reckt sich der Petersberg empor, auf dem zwischen 1665 und 1707 die Zitadelle Petersberg errichtet wurde. Heute ist die Zitadelle die einzige weitgehend erhaltene barocke Stadtfestung Europas.
Auf dem Fischmarkt, gelegen zwischen Anger und Domplatz, befindet sich das Erfurter Rathaus. Das neogotische Haus wurde 1870 bis 1874 erbaut und enthält auf zahlreichen Wandgemälden Szenen der Erfurter Geschichte. Gegenüber dem Rathaus befindet sich die 1561 errichtete Statue eines römischen Kriegers. Am Fischmarkt befinden sich noch weitere sehenswerte Gebäude, beispielsweise das 1562 erbaute Haus zum Roten Ochsen, welches heute eine Kunstgalerie beheimatet. Links vom Rathaus steht das Haus zum Breiten Herd mit seiner reich verzierten Renaissancefassade.
Auf dem Gelände der ega befindet sich die 1480 neu errichtete Cyriaksburg. Sie beherbergt heute das Deutsche Gartenbaumuseum und eine Aussichtsplattform auf einem der zwei Festungstürme.
Weitere sehenswerte Bauwerke sind das Haus zum Güldenen Krönbacken, das Haus zum Sonneborn, welches heute das Standesamt beherbergt, die ehemalige kurmainzische Statthalterei und der Gebäudekomplex Engelsburg, Ursprung der Dunkelmännerbriefe.
Naherholungsgebiete und Parks
Zoo und Aquarium
Der Thüringer Zoopark Erfurt gehört zu den flächenmäßig größten Zoos in Deutschland. Der 1959 eröffnete Zoo beherbergt 1200 Tiere und 128 verschiedene Arten, darunter Löwen, Elephanten, Nashörner und Giraffen. Der Zoopark befindet sich im Erfurter Norden, am Roten Berg.
Das Aquarium am Nettelbeckufer beherbergt 368 Arten und insgesamt 3000 Tiere. Das Aquarium besitzt eine der größten Sammlungen an Süßwasserfischen in Deutschland.
Erfurter Gartenbauausstellung
Die Erfurter Gartenbauausstellung, kurz ega bzw. egapark, liegt am westlichen Stadtrand von Erfurt auf der Cyriaksburg und wurde 1959 eröffnet. 1961 fand auf dem Gelände die „I. Internationale Gartenbauausstellung (IGA) sozialistischer Länder“ statt. Das 36 Hektar große Areal steht unter Denkmalschutz und umfasst unter anderem das größte ornamental bepflanzte Blumenbeet Europas und den größten Spielplatz in Thüringen. Neben einenm Rosengarten und einem Japanischen Garten gibt es auf der Ega zahlreiche Themenhäuser, wie das Tropenhaus, ein Schmetterlingshaus, ein Kakteenhaus und ein Orchideenhaus. Zudem befindet sich auf dem Gelände der ega die Cyriaksburg, welche unter anderem das Deutsche Gartenbaumuseum beherbergt. Die ega ist außerdem Ort regelmäßiger Großveranstaltungen, wie dem Lichterfest und dem Biermarkt.
Parkanlagen
Erfurt besitzt zahlreiche Parkanlagen, beispielsweise den Stadtpark in der Nähe des Hauptbahnhofes, den Südpark neben dem Stadion und die größte Parkanlage, den Nordpark. Ein weiterer Park ist der direkt an der Gera gelegene Luisenpark im Südosten Erfurts. Dort befindet sich auch der botanisch-dendrologische Garten, ein terrassenförmig angelegte Anlage, mit zahlreichen Blumen und Sitzgelegenheiten. Direkt neben der Altstadt befindet sich der 1,5 Hektar große Brühler Garten. Der in sich abgeschlossene Garten steht unter Denkmalschutz und wurde 2001 neugestaltet. Im Süden der Stadt befindet sich der 700 Hektar große Steigerwald, der unter anderem 36 km Wanderwege bietet.
Regelmäßige Veranstaltungen
Das seit 1975 jährlich im Juni stattfindende Krämerbrückenfest ist das größte Altstadtfest Thüringens und zieht regelmäßig eine sechsstellige Anzahl an Besuchern an. In der ganzen Altstadt werden Thüringer Kunsthandwerk und kulinarische Spezialitäten verkauft. Auf zahlreichen Bühnen wird Livemusik aller Genres geboten, Kleinkunst und ein Mittelaltermarkt runden das dreitäge Fest ab.
Jährlich am 10. November findet auf dem Domplatz das Ökumenische Martinsfest statt. Der Martinstag wird in Erfurt einen Tag früher begangen, da hier neben dem Todestag des Stadtheiligen Martin von Tours (11. November 397), auch der Geburtstag von Martin Luther (10. November 1483) gefeiert wird. Aus diesem Grund begehn beide Kirchen das Fest gemeinsam. Am Abend der Festveranstaltung finden sich tausende Erfurter auf dem Domplatz ein, Kinder bringen meist Laternen mit, sodass der Domplatz hell erleuchtet ist. Nach der Festveranstaltung ist es in Erfurt üblich, dass die Kinder mit ihren Laternen singend von Haus zu Haus gehen und dafür Süßigkeiten erhalten.
Der Erfurter Weihnachtsmarkt findet jährlich im Dezember statt und wird am ersten Adventswochenende eröffnet. Der Weihnachtsmarkt findet hauptsächlich auf dem Domplatz vor der Kulisse des beleuchteten Ensembles von Dom und Severikirche statt und gilt als einer der größten und schönsten Weihnachtsmärkte in Deutschland. Auf dem Anger, dem Fischmarkt und dem Wenigemarkt gibt es kleinere Ableger des Weihnachtsmarktes.
Weitere regelmäßige Veranstaltungen in Erfurt:
- Sonntag vor Rosenmontag: Närrisches Altstadtfest und Karnevalsumzug
- April: Frühlingsfest auf dem Domplatz
- Juli/August: Zooparkfest
- August/September: Domstufenfestspiele
- August: Lichterfest (ega)
- September: Biermarkt (ega)
- Herbst: Oktoberfest (Domplatz)
Musik
Erfurt hat eine lebhafte Musikszene, sodass an jedem Wochenende Livekonzerte stattfinden. Große Veranstaltungen finden in der Messehalle oder der Thüringenhalle statt. Für kleinere Konzerte stehen das Haus der sozialen Dienste (im Volksmund Gewerkschaftshaus), der Stadtgarten, das Centrum, die Alte Oper und der Museumskeller zur Verfügung. Im Erfurter Jazzclub am Fischmarkt finden außerdem an vielen Wochenenden Jazzkonzerte statt.
In jedem Jahr findet zudem das New Orleans Jazzfestival statt. Die dreitägige Open-Air-Veranstaltung findet hinter dem Rathaus statt und läuft jährlich parallel zum Krämerbrückenfest. Des Weiteren gehört Erfurt zu den Austragungsorten der Jazzmeile. Außerdem findet einmal im Jahr am nahegelegenen Stausee Hohenfelden das Highfield-Festival statt. Das dreitägige Rock und Alternativeveranstaltung gehört zu den größten Festivals dieser Art in Deutschland. Am letzten Schultag vor den Sommerferien findet in Erfurt jedes Jahr das Festival Rock in die Ferien statt, welches mit bekannten Popmusik-Acts das junge Publikum anspricht.
Das Erfurter Nachtleben bietet neben Livemusikveranstaltungen auch zwei Großraumdiskotheken, zahlreiche kleinere Clubs mit verschiedensten Veranstaltungen sowie zwei Studentenclubs.
Kulinarische Spezialitäten
Die wohl bekannteste kulinarische Spezialität Erfurts ist die Thüringer Bratwurst. In der Erfurter Innenstadt werden an fünf Grillrosten täglich Bratwürste verkauft, zu besonderen Veranstaltungen stehen entsprechend mehr Verkaufsstände zur Verfügung. Die Thüringer Bratwurst wird traditionell mit Born-Senf gegessen. Der Erfurter Traditionsbetrieb betreibt am Wenigemarkt ein Senfmuseum und ein Senfgeschäft. Neben Bratwürsten werden meistens auch Thüringer Rostbrätel angeboten.
Eine weitere Spezialität ist das Erfurter Schittchen, ein Weihnachtsstollen, der 1329 erstmals urkundlich erwähnt wurde und somit einer der ältesten Christstollen Deutschlands ist.
Sport
In Erfurt befinden sich zahlreiche Sportanlagen, auf denen nationale und internationale Wettkämpfe stattfinden. Außerdem sind in der Stadt mehrere überregional aktive Vereine beheimatet. Zahlreiche Olympiasieger hatten ihre sportliche Heimat ebenfalls in Erfurt.
Eissport
Erfurt ist eine Hochburg des Eissports. Besonders erfolgreich sind die Erfurter Eisschnellläuferinnen, die stets zur Weltspitze gehörten. Insbesondere sind hier Gunda Niemann-Stirnemann, Franziska Schenk, Sabine Völker und Daniela Anschütz-Thoms zu nennen.
Im Eiskunstlauf ist der Erfurter Stefan Lindemann international erfolgreich. Außerdem ist in Erfurt eine Eishockeymannschaft beheimatet. Die Black Dragons Erfurt spielen derzeit in der Regionalliga Nord/Ost.
Im Jahr 2001 wurde die Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle fertiggestellt. Sie besitzt eine 400-m-Eisbahn und ist sowohl für den Leistungssport, als auch als Freizeitanlage nutzbar. In der Halle, die für 4.000 Zuschauer Platz bietet, fanden unter anderem die Deutschen Meisterschaften, Weltcuprennen, sowie die Europameisterschaft im Eisschnelllauf statt.
Fußball
Der FC Rot-Weiß Erfurt spielt derzeit in der Regionalliga Nord. Zu DDR-Zeiten spielte RWE fast immer erstklassig und gewann 1954 und 1955 die DDR-Meisterschaft. Der Verein nahm 1991 am UEFA-Pokal teil und spielte 1991/92 und 2004/05 in der 2. Bundesliga. Die Heimspiele trägt der Club im Steigerwaldstadion aus, das Platz für etwa 20.000 Zuschauer bietet. In der letzten Zweitligasaison besuchten durchschnittlich ca. 12.000 Zuschauer die Spiele des Vereins. Die Zweite Mannschaft von Rot-Weiß Erfurt spielt in der Oberliga, in der bis 2005 auch der zweitbeste Erfurter Fußballverein FC Erfurt Nord spielte. Erfurt ist zudem Sitz des Thüringer Fußballverbandes.
Radsport
Erfurt ist außerdem eine Hochburg im deutschen Radsport und besitzt im Andreasried eine Radrennbahn. Die 1925 eröffnete Bahn hat eine Länge von 333 m und bietet Platz für 4000 Zuschauer. Derzeit wird die Bahn saniert und komplett überdacht. Bei den Olympischen Spielen 2004 gewann der Erfurter Bahnradsportler René Wolff die Goldmedaille. Bei der Tour de France 2005 waren mit Daniel Becke, Sebastian Lang und Stephan Schreck drei Erfurter Radfahrer am Start. Erfurt ist zudem Zielort des traditionsreichen Radrennens Rund um die Hainleite, welches 1907 erstmals ausgetragen wurde und jährlich deutsche und internationale Spitzenfahrer anzieht.
Weitere Sportarten
Der Thüringer HC Erfurt/Bad Langensalza spielt seit 2005 in der Handball-Bundesliga der Frauen. Seine Heimspiele trägt der Verein in Bad Langensalza aus. Entstanden ist der Verein 1996 aus einer Fusion des HC Erfurt und dem SV Empor Bad Langensalza.
Der Erfurter Tennisclub Rot-Weiß wurde 2005 souverän Meister der 2. Bundesliga Nord und spielt derzeit in der Bundesliga der Herren. Die Anlage des Vereins mit sechs Sandplätzen befindet sich in der Martin-Andersen-Nexö-Straße.
Das SWE Volley-Team Erfurt spielt derzeit in der 2. Bundesliga Süd der Frauen. In der Saison 2003/04 spielte der Verein in der Volleyball-Bundesliga.
Im Steigerwaldstadion fanden 1994 und 1999 die Deutsche Leichtathletik-Meisterschaft, sowie 2005 die U23-Europameisterschaft statt. Erfurt ist außerdem die Heimat zahlreicher erfolgreicher Sportler, unter anderem trainierten die Olympiasieger Heike Drechsler, Silke Renk, Siegrun Siegl, Hartwig Gauder und Nils Schumann in der thüringischen Landeshauptstadt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Unternehmen
Erfurt war ein bedeutender Industriestandort, aber nach 1990 mussten viele alte Betriebe, wie das Optima Büromaschinenwerk Erfurt schließen. Nur wenige existierende Firmen der Wirtschaft Erfurts haben noch Wurzeln in der Vorkriegszeit.
Eine davon ist die Maschinenbaufirma Müller Weingarten AG. Dieser Betrieb beruht in Erfurt auf dem ehemaligen Zweigwerk der Berlin-Erfurter Maschinenfabrik Henry Pels & Co., 1902 von Henry Pels gründet. Anfangs produzierte das Werk Scheren, Lochstanzen und kombinierte Maschinen, später auch Pressen. Im Dritten Reich wurde das Werk 1936 als jüdisches Eigentum zwangsweise an die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG von Günther Quandt verkauft. Bis 1939 wuchs die Belegschaft auf 1 000 Beschäftigte an. 1946 erfolgte die Umwandlung in eine Sowjetische Aktiengesellschaft. Ab 1953 hieß der Betrieb „VEB Pressen- und Scherenbau Henry Pels“. 1970 entstand daraus das „Kombinat Umformtechnik“, eine Zusammenfassung von 19 Betrieben des Umformmaschinenbaus. Das Werk in Erfurt war 1985 mit 5 500 Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber Erfurts. 1990 wurde daraus die Treuhandfirma Umformtechnik GmbH. 1994 erhielt diese einen neuen Besitzer, den Skoda-Konzern aus Pilsen. 2001 erfolgte die Übernahme durch die Müller Weingarten AG. Zur Zeit hat das Werk ungefähr 500 Mitarbeiter und ist im Pressenbau für die Automobilindustrie tätig.
Zu erwähnen ist außerdem das 1936 von der Telefunken GmbH gegründete Werk für Sender- und Empfängerröhren. Dieses hieß nach der Verstaatlichung VEB Funkwerk Erfurt, welches weiterhin Rundfunkröhren und Messtechnik baute. 1978 ging es im Kombinat VEB Mikroelektronik „Karl Marx“ auf und begann mit der Produktion von Halbleitern. 1989 hatte das Werk 8 700 Mitarbeiter. 1992 wurde aus dem VEB u.a. die Thesys Gesellschaft für Mikroelektronik mbH gegründet, die heute als X-FAB Semiconductor Foundries GmbH in Erfurt mit ca. 600 Mitarbeitern Halbleiterprodukte produziert.
Auch die Fabrik der Condomi AG für die Produktion von Kondomen beruht auf einer alt eingesessenen Erfurter Firma, nämlich die Gummiwarenfabrik Richter & Käufer, die schon 1929 Latexprodukte produzierte. Nach dem Krieg wurde das Unternehmen unter dem Namen VEB Plastina verstaatlicht. Die Produktpalette umfasste damals neben Kondomen auch Badekappen und Babysauger. 2005 wurde die Condomi AG von ihrer polnischen Tochterfirma Unimil übernommen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 140 Mitarbeiter in Erfurt und hat deutschlandweit auf dem Markt für Präservative einen Marktanteil von 11 Prozent.
Die Erfurter Malzwerke GmbH gründen auf einer der größten und ältesten Malzfabriken Deutschlands, der 1869 gegründeten Malzfabrik Wolff. Seit 1993 ist Getreide AG Rendsburg neuer Eigentümer.
Die Braugold Brauerei hat ihre Wurzeln in den Erfurter Brauereien Büchner und Baumann, die 1920 mit der Riebeck Brauerei aus Leipzig zur Riebeck Brauerei Erfurt fusionierten. Diese wurde 1948 als VEB verstaatlicht und produzierte ab 1956 Bier mit dem neuem Markennamen „Braugold“. 1969 wurde die Braugold Brauerei Stammbetrieb des VEB Getränkekombinat Erfurt. Seit 1996 gehört der Betrieb wieder als Braugold Brauerei Riebeck GmbH & Co. KG zur Riebeck-Gruppe.
Seinen Ruf als Blumenstadt hat Erfurt unter anderem der seit 1863 ansässigen Firma N.L. Chrestensen zu verdanken. Neben Blumen- und Gemüsesamen, gehören auch Blumenzwiebeln und Samen für Heil- und Gewürzkräuter zu den Produkten des Unternehmens, das Gärtner und Handelspartner in der ganzen Welt beliefert.
Das größte Energiedienstleistungsunternehmen Thüringens ist die E.ON Thüringer Energie AG, die über 1500 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen tut sich besonders als Förderer des Thüringer Sportes hervor.
Mit 251 Mitarbeitern ist die Milchwerke Thüringen GmbH, die zur Humana Milchunion gehört, einer der größten Arbeitgeber in Erfurt. Neben Trinkmilch gehören Käse, Sahne, Joghurt, Quark und Desserts zum Produktionsprogramm. In den neuen Bundesländern werden die Erzeugnisse unter dem Markennamen Osterland vertrieben, in den alten Bundesländern firmieren die Produkte unter dem Namen Ravensberger.
Die Messe Erfurt ist nach der Leipziger Messe die flächenmäßig zweitgrößte Messe der neuen Bundesländer. Das Messegelände das sich am Stadtrand in der Nähe der ega befindet, umfasst neben einer Mehrzweckhalle, zwei Messehallen und ein Kongresscenter. Die Messe wird neben Ausstellungen, Tagungen und Kongressen auch für Konzert-, TV- und Sportereignisse genutzt. Mit einem Fassungsvermögen von bis zu 12.000 Zuschauern zählt die Halle zu einer der bedeutendsten dieser Art in Deutschland.
Die Landesbank Hessen-Thüringen hat einen ihrer beiden Hauptsitze in Erfurt und beschäftigt dort über 200 Mitarbeiter.
Verkehr
Fernverkehrsstraßen
Die Autobahn A 4 bildet die südliche Stadtgrenze und hat zwei Anschlussstellen in Erfurt. Im weiteren Verlauf führt die A4 Richtung Westen über Eisenach und Bad Hersfeld nach Köln, Richtung Osten über Gera und Chemnitz nach Dresden und Görlitz. Im Südwesten der Stadt wird die A 4 am Erfurter Kreuz von der A 71 gekreuzt, die in südlicher Richtung bis nach Schweinfurt und in nördlicher Richtung zur A 38 Göttingen–Leipzig führen soll. Ferner führen zwei Bundesstraßen durch das Stadtgebiet, die B 4, die auf 610 km von Hamburg bis nach Nürnberg führt und die B 7, die von der niederländischen Grenze bis nach Sachsen führt.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der Öffentliche Personennahverkehr wird durch die Erfurter Verkehrsbetriebe AG (EVAG) realisiert. Insgesamt bedienen sechs Stadtbahn-Linien einen Großteil des Erfurter Stadtgebietes. Zu besonderen Veranstaltungen, wie etwa Konzerten in der Messehalle, wird zusätzlich die Entlastungslinie 7 eingesetzt. Alle Straßenbahnlinien verkehren über den Anger in verschiedene Richtungen:
- Linie 1: Grubenstraße - Anger - Brühler Garten
- Linie 2: Messe - ega - Anger - Ringelberg
- Linie 3: Europaplatz - Universität - Domplatz - Anger - Hauptbahnhof - Windischholzhausen
- Linie 4: Bindersleben - Flughafen - Domplatz - Anger - Hauptbahnhof - Landtag - Thüringenhalle
- Linie 5: Zoopark - Anger - Hauptbahnhof - Steigerstraße
- Linie 6: Rieth - Universität - Domplatz - Anger - Hauptbahnhof - Wiesenhügel
Die Erfurter Straßenbahnen verkehren rund um die Uhr, im Nachtnetz zwischen 21.00 und 5.00 Uhr verkehren drei bzw. vier Linien, teilweise etwas abweichend vom normalen Liniennetzplan.
Neben den Stadtbahnlinien betreibt die EVAG 24 Stadtbuslinien, die neben den innerstädtischen Gebieten ohne Straßenbahnanschluss hauptsächlich die eingemeindeten Vororte Erfurts anfahren. Zusätzlich verkehren acht Regionalbuslinien, die umliegende Orte aus anderen Landkreisen mit Erfurt verbinden.
Flughafen
Von 1924 bis 1945 hatte Erfurt seinen Flughafen in Erfurt-Nord am Roten Berg. Der heutige Flughafen Erfurt im Westen der Stadt, im Stadtteil Bindersleben, wurde für die Verkehrsfliegerei 1956 in Betrieb genommen. Im Jahr 2006 werden wochentägliche Linienflüge nach Düsseldorf, Hamburg, Köln und München angeboten. Den größten Anteil am Passagieraufkommen hat jedoch der Charterverkehr, vorrangig in die Urlaubsregionen rund um das Mittelmeer. Air Berlin führt zudem Shuttleflüge nach Nürnberg durch, wo Anschlüsse zu weiteren Flughäfen in Deutschland und Europa bestehen. Im Jahr 2005 sind 438.912 Passagiere auf dem Erfurter Flughafen gestartet und gelandet. Im Jahr 2004 bot die irische Fluglinie Ryanair tägliche Linienflüge nach London-Stansted an, die von 70.000 Passagieren genutzt wurden. Im Januar 2005 wurde die Linie jedoch wieder eingestellt.
Neben dem Passagierverkehr wurden 2005 außerdem 4.855 Tonnen Luftfracht durch die beiden Logistik-Unternehmen TNT und Schenker auf dem Erfurter Flughafen umgeschlagen.
Bahn
Von 1882 bis Ende 1993 war Erfurt Sitz einer Eisenbahndirektion, anfangs der Königlichen Eisenbahndirektion und ab 1920 der Reichsbahndirektion Erfurt. Heute ist die Stadt noch Sitz einer Außenstelle des Eisenbahn-Bundesamtes sowie Sitz der DB Regio AG und der DB Station & Service jeweils für den Regionalbereich Thüringen. Aufgrund des Rangierbahnhofs ist die Stadt weiterhin ein Eisenbahnknotenpunkt.
Am Erfurter Hauptbahnhof, der seit 2000 umgebaut wird und bis 2007 fertiggestellt werden soll, verkehren täglich die ICE-Linien Saarbrücken - Frankfurt am Main - Dresden und Köln – Dresden, sowie der IC Düsseldorf - Halle an der Saale - Stralsund. Zudem verkehren täglich Nahverkehrszüge in folgende Richtungen:
- Richtung Nordwesten: Bad Langensalza
- Richtung Norden: Nordhausen, Sondershausen
- Richtung Nordosten: Sömmerda, Sangerhausen, Magdeburg
- Richtung Osten: Weimar, Jena, Gera, Halle (Saale), Leipzig, Dresden, Chemnitz
- Richtung Süden:
- Arnstadt, Suhl, Meiningen, Schweinfurt, Würzburg (siehe: Bahnstrecke Erfurt–Schweinfurt)
- Arnstadt, Ilmenau (siehe: Erfurt-Ilmenauer Eisenbahn)
- Richtung Südosten: Saalfeld/Saale
- Richtung Westen: Gotha, Mühlhausen, Eisenach, Kassel, Frankfurt am Main, Göttingen (siehe: Bahnstrecke Erfurt–Bebra)
Der Regionalverkehr wird im Wesentlichen von der Deutschen Bahn realisiert. Einzelne Linien werden von der Erfurter Industriebahn bzw. der Süd-Thüringen-Bahn betrieben.
Für 2015 oder später ist geplant, dass der Hauptbahnhof durch die Neubaustrecken ABS/NBS Nürnberg-Erfurt und NBS Erfurt-Leipzig/Halle an die Nord-Süd-Trasse von Berlin nach München angeschlossen wird.
Weitere Personenbahnhöfe haben an der Ost–West-Strecke Weißenfels – Bebra die Stadtteile Vieselbach und Bischleben. An der Strecke nach Nordhausen gibt es den Bahnhof Erfurt-Nord sowie Stationen in Kühnhausen und Gispersleben, nach Sangerhausen halten Personenzüge in Erfurt-Ost und Stotternheim. Außerdem gab es eine Strecke von Erfurt-Nord über Marbach – Erfurt-West – Bindersleben nach Nottleben, die 1967 für den Personenverkehr stillgelegt wurde. Von 1967 bis 1995 wurde auf dem 1,6 km langen Abschnitt Erfurt-Nord bis zur Berliner Straße eine S-Bahnlinie betrieben.
Medien
Erfurt ist Sitz des Kinderkanals von ARD und ZDF. Außerdem ist in Erfurt das Landesfunkhaus des MDR ansässig, dort befindet sich auch ein Studio für Liveproduktionen und Aufzeichnungen, unter anderem wird das tägliche Lokalnachrichtenformat Thüringen Journal hier produziert. Ferner gibt es mit TV Erfurt einen lokalen Fernsehsender, der täglich Nachrichten und Berichte rund um die Stadt sendet.
In Erfurt erscheinen als Tageszeitungen die Thüringer Allgemeine und die Thüringische Landeszeitung, die ihren Hauptsitz allerdings in Weimar hat. Beide haben mehrere Lokalausgaben in nahezu ganz Thüringen. Des Weiteren gibt es in Erfurt mit t.akt, DATEs, Blitz und der Rampensau verschiedene kostenlose Stadtmagazine, die vor allem Versanstaltungshinweise und Kulturbeiträge rund um Erfurt und Thüringen behandeln.
Neben MDR 1 - Radio Thüringen hat der Thüringer Privatsender Landeswelle Thüringen seinen Sitz in Erfurt. Zudem gibt es mit Radio F.R.E.I. ein nichtkommerzielles und selbstverwaltetes Lokalradio, welches im offenen Hörfunkkanal (Bürgerradio) Funk-Werk für Erfurt und Weimar ein festes Sendefenster hat.
Seit 2004 haben die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) und die Thüringer Landesmedienanstalt ihren Sitz in Erfurt.
Öffentliche Einrichtungen
Seit dem 22. November 1999 ist Erfurt der Sitz des Bundesarbeitsgerichtes. Das BAG ist das oberste Gericht der Arbeitsgerichtsbarkeit und damit einer der fünf obersten Gerichtshöfe des Bundes in Deutschland.
Als Landeshauptstadt ist Erfurt zudem Sitz des Thüringer Landtages und der Staatskanzlei. Zudem haben zahlreiche Landesämter und das Landeskriminalamt (LKA) ihren Sitz in Erfurt. Außerdem befindet sich in Erfurt eines der vier Thüringer Landgerichte, die zum Oberlandesgerichtsbezirk Jena gehören.
Neben dem Bundesarbeitsgericht und den Landesämtern sitzen in Erfurt die Handwerkskammer, das Hauptzollamt, die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Oberfinanzdirektion. Zur Musterung Wehrpflichtiger besteht ein Kreiswehrersatzamt. Die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen besitzt in Erfurt eine Außenstelle.
Bildung
Die 1392 gegründete Universität Erfurt ist eine der ältesten Universitäten Deutschlands und war zeitweise sogar die größte Universität des Landes. Martin Luther studierte hier zwischen 1501 und 1505 und erhielt den Magister Artium der philosophischen Fakultät. Nach der Schließung 1816 wurde die Universität unter Gründungspräsident Peter Glotz im Jahr 1994 neugegrünet. Die Uni bietet 30 Studiengänge an vier Fakultäten (Staatswissenschaftliche, Philosophische, Erziehungswissenschaftliche und Katholisch-Theologische Fakultät) an, wobei alle Studiengänge mit einem Bachelor oder Master abschließen. Derzeit sind cirka 4000 Studenten in Erfurt immatrikuliert. Besondere Einrichtungen der Universität sind das Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien, sowie die Erfurt School of Public Policy. Die 1999 eröffnete Universitätsbibliothek verfügt über einen Bestand von 750.000 Bänden in Erfurt, sowie weiteren 550.000 Bänden vorwiegend aus dem 16. bis 19. Jahrhundert im benachbarten Gotha.
An der Fachhochschule Erfurt studieren derzeit ca. 4200 Studenten in den Fachbereichen Architektur, Bauingenieurwesen, Gartenbau, Gebäudetechnik und Informatik, Konservierung und Restaurierung, Landschaftsarchitektur, Sozialwesen, Verkehrs- und Transportwesen und Wirtschaftswissenschaft. Die FH ist eine Neugründung des Landes Thüringen und besteht seit 1991.
Das Priesterseminar Erfurt ist die einzige Ausbildungsstätte für angehende Priester aus den römisch-katholischen Diözesen Ostdeutschlands. Derzeit gehören cirka 35 Seminaristen zum Haus.
Desweiteren gibt es in Erfurt 32 Grundschulen, 15 Regelschulen, 2 Gesamtschulen, 9 Gymnasien, 9 Berufsschulen, eine Volkshochschule, eine Musikschule und eine Malschule.
Persönlichkeiten
Puffbohnen
Die Erfurter sind auch unter ihrem Spitznamen Puffbohnen bekannt. Die dicke Bohne wurde bereits im Mittelalter auf den Erfurter Feldern angebaut und war zu dieser Zeit ein wichtiges Nahrungsmittel für die Bevölkerung. Legenden erzählen, dass die Erfurter zur damaligen Zeit nur grüßend an einem Puffbohnenfeld vorbeigingen und immer einen kleinen Vorrat der Bohnen dabei hatten um sie unterwegs aus der Tasche zu essen.
Im Jahr 2000 wurden erstmals Puffbohnen aus Plüsch verkauft. Nach nur zwei Jahren wurden über 20.000 Exemplare abgesetzt, außerdem erscheinen regelmäßig Sondereditionen, wie die Weihnachtspuffbohne oder die Unicef-Edition. Zudem erhält jedes in Erfurt geborene Kind eine Puffbohne aus Plüsch, Mädchen eine rosafarbene und Jungen eine blaue.
Personen
Zu Personen, die in Erfurt geboren wurden bzw. in Erfurt besonders gewirkt haben:
Literatur
- Johann Homann: Karte: Die Stadt Erfurt und die dazugehörigen Dörfer (Gebiete) 1712, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1712/1999, ISBN 3-932554-50-7
- Stephanie Wolf, Erfurt im 13. Jahrhundert. Städtische Gesellschaft zwischen Mainzer Erzbischof, Adel und Reich (Städteforschung A 67), Köln u.a. 2005, ISBN 3-412124-05-2
- Werner Mägdefrau: Thüringer Städte und Städtebünde im Mittelalter, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2002, ISBN 3-936030-34-0
- Erich Keyser (herausgegeben im Auftrag der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit der Unterstützung des Deutschen Gemeindetages): Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Band II Mitteldeutschland, Stuttgart, 1941.
- Constantin Beyer: Band 1 - Neue Chronik von Erfurt 1736-1815', Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1821/2002, ISBN 3-936030-31-6
- Constantin Beyer: Band 2 - Nachträge zur der neuen Chronik von Erfurt 1736-1815', Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1823/2002, ISBN 3-936030-32-4
- Heinrich Kruspe: Sagenbuch der Stadt Erfurt - Gesamtausgabe 1877', Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1877/2002, ISBN 3-936030-85-5
- Max Riemschneider: Ein Erfurter im Deutsch - Französischen Krieg 1870/ 71, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2005, ISBN 3-937135-01-4
- Alfred Hanf: Nostalgische Erfurter Impressionen 1909, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 1998, ISBN 3-932554-79-5
- Günter Fromm: Aus der Geschichte der Thüringischen Eisenbahn und des Bahnhofs Erfurt 1846-1882, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 1997, ISBN 3-929000-86-5
- Günter Barthel: Die Geschichte der Bahnlinie Erfurt / West - Nottleben 1926-1967, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2001, ISBN 3-934748-29-5
- Thomas Ott: Erfurt im Transformationsprozeß der Städte in den neuen Bundesländern. Ein regulationstheoretischer Ansatz, Erfurter Geographische Studien 6, Erfurt: Institut für Geographie, ISBN 3-9803607-5-X
Weblinks
- Offizielle Website der Stadt
- Linkkatalog zum Thema Erfurt bei curlie.org (ehemals DMOZ)