Sigismund von Braun
Sigismund Maximilian Werner Freiherr von Braun (* 15. April 1911 im damaligen Zehlendorf bei Berlin; † 13. Juli 1998 in Bonn) war ein deutscher Diplomat und Staatssekretär im Auswärtigen Amt (1970–1972).
Leben
Sigismund Freiherr von Braun war der älteste Sohn des ostpreußischen Gutsbesitzers und späteren Reichsernährungsministers Magnus Freiherr von Braun und der Emmy von Quistorp. Er war der ältere Bruder der Raketenforscher Wernher und Magnus von Braun, sowie Vater der Politikerin Carola von Braun und der Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun.
Er besuchte die Schule in Gumbinnen in Ostpreußen und später das Französische Gymnasium in Berlin, wo er 1929 das Abitur ablegte.[1] Nach einer Banklehre studierte er Jura, ging 1934 mit Hilfe eines Stipendiums des Deutschen Akademischen Austauschdienstes für ein Jahr nach Cincinnati (USA) und machte anschließend eine Weltreise (Japan, China, Malaya, Indien u. a.). 1936 trat er als Attaché in den Auswärtigen Dienst ein. Seit April 1937 war er persönlicher Referent des deutschen Botschafters in Paris Johannes von Welczeck, wurde aber schon im September infolge einer Auseinandersetzung mit Baldur von Schirach nach Addis Abeba versetzt. Am 22. Dezember 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. Oktober 1939 aufgenommen (Mitgliedsnummer 7.218.146).[2] 1940 heiratete er Hildegard Beck-Margis (1915–2001). Aus der Ehe wurden fünf Kinder geboren.[3] 1943 trat er als Legationssekretär den Dienst an der Botschaft am Heiligen Stuhl in Rom an, wo er bis 1946 blieb.
Im Rahmen des Entnazifizierungsverfahrens wurde er trotz Parteimitgliedschaft als „entlastet“ eingestuft, da er „unter grossem persönlichen Risiko geistliche und andere Dienststellen darin unterstützte, religiös, politisch und rassisch Verfolgte zu verbergen und ihre Deportierung zu verhindern“[4]. Nach Internierung in Deutschland arbeitete er zeitweise in der Privatwirtschaft, dann als Assistent bei mehreren Nürnberger Prozessen, so beim Wilhelmstraßen-Prozess gegen Ernst von Weizsäcker, und schließlich als Angestellter des Landes Rheinland-Pfalz. Am 1. Dezember 1953 trat er in den Diplomatischen Dienst der Bundesrepublik Deutschland ein und wurde zum Gesandtschaftsrat I. Klasse ernannt. Am 7. Dezember 1953 trat er seinen Dienst bei der Diplomatischen Vertretung in London an. Dort erfolgte am 10. August 1955 seine Ernennung zum Botschaftsrat I. Klasse. Am 8. April 1958 wurde er Chef des Protokolls im Auswärtigen Amt in Bonn. In den verschiedensten Positionen zeigte der weltmännische, schlagfertige und charmante Meister des Balanceaktes sein Verhandlungsgeschick.[5] Am 10. Juli 1958 erhielt er seine Ernennung zum Botschafter.
Von 1962[6] bis 1968 wurde er als Ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen in New York eingesetzt, von 1968 bis 1970 und 1972 bis 1976 als deutscher Botschafter in Frankreich und von 1970 bis 1972 als Staatssekretär im Auswärtigen Amt unter Bundesaußenminister Walter Scheel (FDP). Seit 1956 war er Mitglied der FDP.
Auszeichnungen
- 1962: Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich[7]
- 1971: Ritter-Großkreuz der Orden von Oranien-Nassau der Niederlande
Veröffentlichungen
- Frankreich und Deutschland im Blick auf die Europawahl; Vortrag gehalten auf Einladung des Ostpreußenblattes und der Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft e. V. Hamburg am 16. Mai 1979 in Hamburg / Sigismund Freiherr von Braun. – Hamburg: Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft, 1979. – 16 Seiten – (Kleine swg-Reihe; H. 17)
- Sigismund von Braun: Flüchtige Gäste. Auf Weltenbummel 1933–1935. Haag + Herchen, Frankfurt am Main 1993, ISBN 978-3-89228-980-7.
Literatur
- Christina von Braun: Stille Post. Eine andere Familiengeschichte. Propyläen Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-549-07314-8.
- Jobst Knigge: Der Botschafter und der Papst. Weizsäcker und Pius XII. Die deutsche Vatikanbotschaft 1943–1945. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3467-4.
- Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 1: Johannes Hürter: A–F. Schöningh, Paderborn u. a. 2000, ISBN 3-506-71840-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Sigismund von Braun im Munzinger-Archiv, abgerufen am 2. Februar 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑ Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/4270430
- ↑ Familie v. Quistorp/ Crenzower Zweig.
- ↑ Zitiert nach: Christina von Braun: Stille Post. Eine andere Familiengeschichte. List Taschenbuch, Berlin 2008, S. 357, ISBN 978-3-548-60810-5.
- ↑ Gestorben: Sigismund von Braun. In: Der Spiegel. Nr. 30, 1998 (online – 20. Juli 1998).
- ↑ www.bundesarchiv.de: Kabinettssitzung am 23. Mai 1962
- ↑ Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
Personendaten | |
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NAME | Braun, Sigismund von |
ALTERNATIVNAMEN | Braun, Sigismund Freiherr von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Diplomat |
GEBURTSDATUM | 15. April 1911 |
GEBURTSORT | Berlin (Zehlendorf) |
STERBEDATUM | 13. Juli 1998 |
STERBEORT | Bonn |