Sietow

Wappen Deutschlandkarte
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Sietow
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Sietow hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 27′ N, 12° 33′ OKoordinaten: 53° 27′ N, 12° 33′ O
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Mecklenburgische Seenplatte
Amt: Röbel-Müritz
Höhe: 73 m ü. NHN
Fläche: 18,87 km2
Einwohner: 605 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 32 Einwohner je km2
Postleitzahl: 17209
Vorwahl: 039931
Kfz-Kennzeichen: MSE, AT, DM, MC, MST, MÜR, NZ, RM, WRN
Gemeindeschlüssel: 13 0 71 137
Adresse der Amtsverwaltung: Marktplatz 1
17207 Röbel/Müritz
Website: amt-roebel-mueritz.de
Bürgermeister: Frank Etzold
Lage der Gemeinde Sietow im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte
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Karte

Sietow ist eine Gemeinde im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie wird vom Amt Röbel-Müritz mit Sitz in der Stadt Röbel/Müritz verwaltet.

Geographie

Die Gemeinde Sietow liegt in der Mecklenburgischen Seenplatte am Westufer der Müritz (Sietower Bucht) und etwa in der Mitte des Städte-Dreiecks Waren (Müritz)MalchowRöbel/Müritz.

Umgeben wird Sietow von den Nachbargemeinden Klink im Nordosten (teilweise Seegrenze), Waren (Müritz) im Osten (Seegrenze), Gotthun im Südosten (teilweise Seegrenze), Groß Kelle im Süden, Walow im Westen sowie Göhren-Lebbin im Nordwesten.

Zu Sietow gehören die Ortsteile Hinrichsberg, Sietow-Dorf und Zierzow.

Geschichte

Sietow

Das ursprünglich slawisch besiedelte Dorf tauchte erstmals im 13. Jahrhundert in einer Urkunde auf. Der Ortsname Sietows leitet sich vom altslawischen Wort „zytko“ ab, was etwa „Getreideort“ oder „Kornaue“ bedeutet. Wie viele Dörfer der Umgebung war auch Sietow im 13. Jahrhundert im Besitz der Fürsten von Werle. Sophie von Werle veräußerte das Dorf im Jahr 1300 an den vormaligen Pächter Dietrich von Gerden. Die Familie von Gerden konnte ihren Besitz an Sietow in der Folgezeit noch vergrößern, gab jedoch nach 1340 Grundbesitz als Afterlehen an das Kloster Dobbertin, das von den Fürsten Nikolaus und Bernhard von Werle am 13. März 1344 das gesamte Dorf einschließlich des Kirchenpatronats erhielt. 1356 verkauften die Kinder des Nicolaus (von) Pape alle ihren Besitzungen in Sietow ebenfalls an das besagte Kloster.[2] Im Jahre 1842 war diese Urkunde, wenn auch nicht mehr im besten Zustand, noch im Klosterarchiv erhalten.[3]

Vor 1887 muss es noch ein Gut im Ort gegeben haben. Besitzer war die Familie Hamann.[4] Um 1896 gehörten große Teile der Gemarkung Sietow zum Kloster-Amt Dobbertin. Im Dorf gab es vier Erbpachthöfe.

In den 1920er Jahren wurden insbesondere die heutigen Ortsteile Sietow-Dorf durch Bauern aus verschiedenen Teilen Deutschlands aufgesiedelt. Eine weitere Aufsiedlung erfolgte durch Neubauern infolge der Bodenreform nach 1945 durch Vertriebene.

Nach 1990 konnte in Sietow eine starke Entwicklung des Tourismus verzeichnet werden. Neben Eigenheimen entstanden viele Ferienhäuser. Zu den touristischen Angeboten zählen des Weiteren ein Campingplatz und ein Bootscenter in der Hafenanlage an der Sietower Bucht.

Hinrichsberg

Hinrichsberg war als Gutsort in den Händen mehrerer Adelsfamilien. Auch die Familie von Below hatte hier kurz einen Herrensitz.[5] Lange befand sich Gut Hinrichsberg dann im Eigentum der briefadeligen Familie von Gundlach. Im Jahre 1844 galten sie als eingeborene Mitglieder der Mecklenburgischen Ritterschaft, was zumeist erst nach einhundertjähriger Anwesenheit im Land Bestätigung fand.[6] Ernst von Gundlach (1803–1883) auf Hinrichsberg war verheiratet mit Emilie von Bülow.[7] Einer der letzten Vertreter auf Hinrichsberg war der Landrat Emil Friedrich[8] von Gundlach, verheiratet mit Luise von Flotow.[9] Dann folgte als Erbe deren Sohn, Gutsbesitzer Bodo von Gundlach (1868–1929), der seine Schulzeit auf dem Adelsinternat[10] der Ritterakademie Brandenburg absolvierte. Er ging dann zum Militär[11] und besaß ebenso das eigentliche älteste Stammgut der von Gundlachs, das Allodialgut Torisdorf bei Schönberg. Gundlach war einige Jahre Landtagsabgeordneter[12] und Offizier, sowie Mitglied[13] im Johanniterorden. Des Weiteren saß er ab 1920 im Aufsichtsrat einer ländlichen Versicherung.[14] Das Standardwerk der Landwirtschaftlichen Adressbücher Mecklenburg weist für das Lehngut Hinrichsberg 381 ha aus.[15]

Zierzow

Zierzow gehörte im 19. Jahrhundert zum Ritterschaftlichen Amt Wredenhagen. 1896 war der Gutsinhaber Otto Heinrich Wilhelm Glantz. Sein Gut Zierzow mit Anteilen der Pfarre Röbel galt als allodialer Besitz, 397 ha.[16] 1932 erhielt Zierzow[17] den Anschluss an eine 100 kW-Hochspannungsleitung.[18]

Am 1. Juli 1950 wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Hinrichsberg und Zierzow eingegliedert.

Politik

Gemeindevertretung und Bürgermeister

Der Gemeinderat besteht (inkl. Bürgermeister) aus 9 Mitgliedern. Die Wahl zum Gemeinderat am 26. Mai 2019 hatte folgende Ergebnisse[19]:

Partei/Bewerber Prozent Sitze[20]
Wählergruppe Freie Initiative 65,25 5
CDU 26,52 2
AfD 8,23 1

Bürgermeister der Gemeinde ist Frank Etzold, er wurde mit 77,45 % der Stimmen gewählt.[21]

Dienstsiegel

Die Gemeinde verfügt über kein amtlich genehmigtes Hoheitszeichen, weder Wappen noch Flagge. Als Dienstsiegel wird das kleine Landessiegel mit dem Wappenbild des Landesteils Mecklenburg geführt. Es zeigt einen hersehenden Stierkopf mit abgerissenem Halsfell und Krone und der Umschrift „GEMEINDE SIETOW“.[22]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Kirche in Sietow-Dorf
Wegweiserstein in Sietow
  • Die Dorfkirche Sietow stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und ist ein rechteckiger Backsteinbau mit eingezogenem Chor aus Feldstein sowie dem quadratischen Feldsteinturm mit Fachwerkaufsatz nach Westen. Die Orgel, ein neugotisches Serienprospekt mit fünf Pfeifenfeldern und rechtsseitigem Spieltisch wurde 1866 von Friedrich Hermann Lütkemüller gebaut. Mit der Orgelprüfung wurde durch die Dobbertiner Klostervorsteher im März 1866 der Doberaner Orgelbauer Heinrich Rasche beauftragt.[23]
  • Das zweigeschossige klassizistische Hinrichsberger Gutshaus (Schloss) brannte 2009 ab. Erhalten blieb ein 2012 sanierter Seitenflügel von um 1850, in dem Ferienwohnungen sind, und ein unterirdisches Gewölbe mit dem Verlies aus der Raubritterzeit.
  • Eine feste Tradition ist das jährlich stattfindende Hafenfest der Gemeinde Sietow.
  • Im Süden von Zierzow befindet sich das jungsteinzeitliche Großsteingrab Schampermühle.

Siehe auch Liste der Baudenkmale in Sietow

Infrastruktur

Sietow liegt an der Bundesstraße 192 von Waren (Müritz) nach Malchow. In Sietow zweigt die Verbindungsstraße nach Röbel/Müritz bzw. zur Bundesstraße 198 ab. Die Autobahn-Anschlussstelle Waren (Müritz) der A 19 (Rostock–Dreieck Wittstock/Dosse) ist ca. 13 km entfernt. Die nächsten Bahnhöfe befinden sich in Malchow und Waren (Müritz).

Persönlichkeiten

Commons: Sietow – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2023 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV. bis in das XIX. Jahrhundert. In: Robert Klempin, Gustav Kratz (Hrsg.): GAB-Vorgänger. I. Zur Kunde der Rügischen Ritterschaft bis 1325, Sietow. In Commission bei A. Bath (Mittler`s Sortimentsbuchhandlung), Berlin 1863, S. 81 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  3. Urkunden-Sammlung zur Geschichte des Geschlechts von Maltzahn. In: G. C. F. Lisch (Hrsg.): Genealogie. Band 2. 1331 – 1431, Nr. CCLXI. In Commission der Stiller`schen Hofbuchhandlung, Schwerin, Rostock 1842, S. 136–138 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  4. Programm des Realgymnasiums zu Malchin für das Schuljahr von Ostern 1887 bis Ostern 1888, mit welchem zu der am 21. März stattfindenden Oeffentlichen Prüfung im Namen des Lehrerkollegiums ganz ergebenst einladet der Director Dr. F. Reimann. Schulnachrichten. 1888. Programm Nr. 618. C. H. Seele (vorm. Fr. F. Geppert), Malchin 1888, S. 22 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  5. Joachim von Pritzbuer: Mecklenburgische Adelsgeschlechter. In: Genealogie. Vormals von Christoph Otto von Gamm. 2. Auflage. Below. A. M. Gundlach, Neustrelitz 1894, S. 17 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  6. S. Schnelle: Kurzer Bericht über den meklenburgischen Landtag des Jahres 1843. Verzeichnis, Verfassungsangelegenheiten No. 22 a. Hinstorff`sche Hofbuchhandlung, Parchim, Ludwigslust 1844, S. 303–310 (google.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  7. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch. 1930. Teil B. Alter Adel und Briefadel. In: "Der Gotha". 22. Auflage. Gundlach. Justus Perthes, Gotha 22. November 1929, S. 320–322 (google.de [abgerufen am 16. April 2022]).
  8. G. Kramer. Königliches Pädagogium zu Halle (Hrsg.): Nachricht über das Königliche Pädagogium zu Halle. 1859. IV. Statistisches, Nr. 24. Druck der Waisenhaus-Buchdruckerei, Halle 1859, S. 66 (google.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  9. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1901. In: "Der Gotha" - Hofkalender. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung., Flotow Kontext Gundlach. Justus Perthes, Gotha 15. November 1900, S. 303 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  10. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. Hrsg.: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. RA-Zöglings-No.: Bodo von Gundlach, 1484. Selbstverlag, Belzig, Ludwigslust 1913, S. 340.
  11. Ad. M. Hildebrandt: Vierteljahrsschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde. 1897. Hrsg.: Verein Herold zu Berlin. XXV. Auflage. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1897, S. 416 (google.de [abgerufen am 16. April 2022]).
  12. Christa Kostolnik: Die Geschichte des „Glasdorfes“ Rumpshagen 1273–2015. Vom stolzen Aufstieg und tragischen Untergang der adligen Gläsnerfamilie von Gundlach. In: mit: Genealogie der Familie von Gundlach. 2. Auflage. Edition Lesezeichen, Friedland, Ankershagen 2020, ISBN 978-3-941681-83-5, S. 64 f. (d-nb.info [abgerufen am 6. Juli 2021]).
  13. Mecklenburgische Genossenschaft des Johanniterordens (Hrsg.): Mecklenburgische Genossenschaft des Johanniterordens 1861-2011. Eigenverlag, Velbert 2011, S. 213 (d-nb.info [abgerufen am 6. Juli 2021]).
  14. Amtliche Beilage zum Regierungs-Blatt für Mecklenburg-Schwerin. 1920. III. Abteilung. Amtliche Mecklenburgische Anzeigen, Nr. 1920. 39. EV, Schwerin 13. April 1920, S. 254 (google.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  15. Ernst Seyfert, Hans Wehner: Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch Mecklenburg 1928. Hrsg.: Niekammer. 4. Auflage. Band IV. Niekammer’s Adreßbuch G.m.b.H., Leipzig 1928, S. 197–254.
  16. Güter-Adreßbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. 1896. Verzeichnis sämmtlicher Güter der Ritterschaft und des Großherzoglichen Domaniums, sowie die Erbpachthöfe, die einen Hufenstand von mehr als 350 bonitirten Scheffeln haben. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: GAB. II. Die Ritterschaftlichen Güter im Großherzogthum Mecklenburg - Schwerin, Das Ritterschaftliche Amt Neustadt. Ave. Brünslow`sche Hofbuchhandlung (E. Brückner), Neubrandenburg 1896, S. 152–153 (uni-goettingen.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  17. Hermann Claudius, Wilhelm Koch: Zeitung des Vereins Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen. 1884. In: Organs des Vereins Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen. 24. Auflage. Mecklenburgisches Projekt Röbel-Waren, Nr. 95. Expedition, Eigenverlag, Berlin 3. Dezember 1884, S. 1226 (google.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  18. Amtliche Beilage zum Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin. 1932. In: Landesregierung (Hrsg.): Öffentliche Bekanntmachungen. 1932. Auflage. I. Abteilung, Nr. 38. SV, Schwerin 3. September 1932, S. 329 (google.de [abgerufen am 15. April 2022]).
  19. Wahlergebnisse auf www.amt-roebel-mueritz.de
  20. Reihenfolge nach Stimmenanteil
  21. Wahlergebnisse auf www.amt-roebel-mueritz.de
  22. Hauptsatzung § 1
  23. Friedrich Drese: Mecklenburgisches Orgelmuseum Malchow.