Schlichten (Schorndorf)

Schlichten
Große Kreisstadt Schorndorf
Das Schlichtner Wappen zeigt einen Roten Schild auf dem zwei sich mit der Öffnung nach außen überschneidende halbe silberne Ringe liegen.
Koordinaten: 48° 46′ N, 9° 30′ OKoordinaten: 48° 46′ 19″ N, 9° 30′ 11″ O
Höhe: 494 m ü. NN
Fläche: 4,38 km²
Einwohner: 860 (31. Jan. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 196 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1973
Postleitzahl: 73614
Vorwahl: 07181

Schlichten ist ein Stadtteil von Schorndorf (Rems-Murr-Kreis, Baden-Württemberg). Der Ort liegt in etwa 490 m Höhe auf dem mittleren Schurwald circa 4 km südwestlich der Kernstadt. Der Name Schlichten leitet sich vom mittelhochdeutschen slithe (= Ebene) ab und bezeichnete früher die gesamte Hochfläche des mittleren Schurwalds.

Geschichte

Im Jahr 1185 wurde Schlichtenweiler erstmals in einer Urkunde über ein Tauschgeschäft zwischen den Staufern und Welfen erwähnt. Daher vermutet man, dass Schlichten im 11. Jahrhundert entstanden ist. Südöstlich von Schlichten befinden sich auf einem bewaldeten Bergsporn der Burgstall der abgegangenen Burg Heldenstein, welcher heute noch das Schlössle genannt wird. Zu dem Schlössle gehörte der abgegangene Ort Hochingen. Die ältesten Bücher der Vogtei Schorndorf aus dem Jahre 1400 bezeugen elf Lehen in Schlichten, wobei die einzelnen Gehöfte aufgrund der Realteilung jedoch zersplittert waren. Vermögensteuerlisten aus dem 16. Jahrhundert belegen, dass Schlichten, wie andere Waldorte auch, zu den ärmsten Gemeinden im Herzogtum Württemberg gehörte.

Schlichten 1685 (Ansicht aus den Forstlagerbüchern von Andreas Kieser)

Eine historische Ortsansicht aus dem Kieserschen Forstlagerbuch vom Ende des 17. Jahrhunderts zeigt, dass die Güter Schlichtens wegen des hohen Wildschadens mit einem Zaun umgeben waren. Die Landwirtschaft konnte die Bevölkerung kaum ernähren, weshalb die Bauern auch den Wald nutzen mussten. Nur durch Waldweiden und Holzhandel konnten sie ihre Existenz sichern.

Die Kirche mit ihren gotischen Fenstern wurde 1460 erbaut. Schlichten war eine Filialgemeinde von Winterbach, sodass hier nur alle vier Wochen ein Gottesdienst gefeiert wurde. 1848/1852 wurde dann in Schlichten und im Nachbarort Baiereck ein ständiger Pfarrer eingesetzt. Dies war eine der Maßnahmen, den Holzdiebstahl, der den Waldzustand beeinträchtigte, einzudämmen.

Schlichten gehörte zum Schlichtener Waldgericht, das bis 1819 die niedere Gerichtsbarkeit für die Orte im Schlichtenwald ausübte. Der Ort war bis 1819 selbständig, wurde dann eine Teilgemeinde zunächst von Thomashardt und 1824 von Winterbach, bis er 1849 wieder selbständig wurde.[2] Am 1. Januar 1973 wurde Schlichten im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Schorndorf eingemeindet.[3]

Wappen

Das Schlichtener Wappen besteht aus einem roten Schild, auf dem zwei sich mit der Öffnung nach außen überschneidende, weiß-silberne Halbringe liegen. Diese Figur ähnelt der Überlieferung des Monogramms Herzog Carl Eugens mit zwei verschlungenen großen C.

Politik

Schlichten hat einen Ortschaftsrat mit acht Mitgliedern, alle Ortschaftsräte gehören der Unabhängigen Liste Schlichten an. Ortsvorsteher ist Felix Auwärter.[4]

Einrichtungen

In Schlichten gibt es einen Kindergarten, ein Allwetter-Bad, eine Halle, eine evangelische Kirche, ein Bürgerzentrum mit Verwaltungsstelle, einen Spiel-, Bolz- und Grillplatz sowie einen 2015 in Genossenschaftsform eröffneten Dorfladen mit Vollsortiment. Seit Dezember 2022 gibt es auch eine Boule- bzw. Boccia-Bahn in Schlichten, die sich direkt neben dem Spielplatz befindet.

Verkehr

Schlichten liegt an der Landstraße 1151, die Schorndorf über Schlichten, Thomashardt und Lichtenwald mit Reichenbach an der Fils verbindet. Unweit des Stadtteils beginnt außerdem die Landesstraße 1152, die durch das Nassachtal nach Ebersbach an der Fils und Uhingen führt.

Die Buslinie 262 des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart verkehrt vom Bahnhof in Schorndorf über Schlichten nach Reichenbach bzw. Plochingen.

Literatur

  • Schlichten. In: Rudolf Moser (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Schorndorf (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 29). J. B. Müller, Stuttgart 1851, S. 172–174 (Volltext [Wikisource]).
  • Horst Lässing (Hrsg.): Heimat und Arbeit: Der Rems-Murr-Kreis. Konrad Theiss, Stuttgart 1980, ISBN 3-8062-0243-5, S. 300.

Einzelnachweise

  1. Wirtschaftsstandort Schorndorf. (PDF; 276 kB) Stadt Schorndorf, März 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Juli 2021; abgerufen am 28. Mai 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schorndorf.de
  2. Rudolph Friedrich Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. Hrsg.: Statistisch-Topographisches Bureau Württemberg (= Die Beschreibung des Königreichs Württemberg). Bissinger, Magstadt bei Stuttgart 1963, S. 174 (Digitalisat [abgerufen am 9. Mai 2013] unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1851).
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 459 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  4. Stadt Schorndorf – Die Daimlerstadt | Ortschaftsrat Schlichten. In: www.schorndorf.de. Abgerufen am 4. Januar 2017.