Dachgaube
Eine Dachgaube, kurz Gaube (auch Dachgaupe, Gaupe), in Teilen Österreichs auch Dachkapfer und in der Schweiz Lukarne genannt[1], ist ein Dachaufbau im geneigten Dach eines Gebäudes.[2]
Die Dachgaube dient zur Belichtung und Belüftung des Dachraumes. Zu diesem Zweck befinden sich in den Gauben von Wohngebäuden im Allgemeinen Fenster. Gleichzeitig vergrößert eine Gaube den nutzbaren Raum im Dachgeschoss.
Die Stirnseite der Dachgaube ist von der Dachtraufe des Hauptdaches in Richtung des Dachfirstes zurückgesetzt und hat keine konstruktive Verbindung zur darunterliegenden Außenwand.
Begriffe und Begriffsherkunft
Der Begriff Gaube ist ursprünglich ein fränkischer Dialektausdruck für einen kleinen, in Querrichtung auf dem Dach sitzenden Aufbau mit senkrechter Fensteröffnung.[3]
Ein früherer – noch Ende des 18. Jahrhunderts gebräuchlicher – Begriff war Dachnase.[4]
Der Begriff Lukarne stammt vom französischen lucarne.[5]
Formen von Dachgauben
Dachgauben besitzen im Allgemeinen ein Gaubendach und einen Giebel, angelehnt an die Form des Hauptdaches, also zum Beispiel ein Satteldach oder ein Walmdach mit einem Dachfirst und zwei waagrechten, seitlichen Dachtraufen. Man spricht dann auch von Sattel(dach)gauben oder Walm(dach)gauben. Wenn die Giebelwand der Gaube oberhalb des Satteldaches der Gaube endet, redet man auch von Giebelgauben. Diese häufigsten Gaubentypen besitzen immer zwei Gaubenwangen, auch Dachbacken genannte Seitenwände in der Form von rechtwinkligen Dreiecken. Charakteristisch für eine Gaube ist, dass keine ihrer Seiten in Verbindung mit dem beispielsweise gemauerten Baukörper steht, der das eigentliche Haus darstellt. Eine Gaube baut konstruktiv immer auf dem Dach auf.
- Giebelgaube
- Walmgaube
- Schleppgaube (gerade)
- Schleppgaube (schräg)
- Schleppgaube (liegend), Trapezgaube
- Spitzgaube
Für sehr breite Schleppgauben und Fledermausgauben werden die Bezeichnungen Dachhecht, Hechtgaube oder Hechtfenster verwendet.[6][7]
Unter den o. g. Formen der verschiedenen Gauformen gibt es zahlreiche Zwischenformen und teilweise phantasievolle Sondergestaltungen.
In neuerer Zeit werden auch vermehrt Dachgauben mit einem Flachdach gebaut, genau genommen handelt es sich meist um ein sehr flach nach „hinten“ geneigtes Dach, oft mit einer Metalleindeckung, welches nach hinten – also zur Hauptdachfläche hin – über eine Kehle entwässert wird.
- Verschiedene Giebelgauben (Franz Stade, 1904[8])
- Gründerzeitliche Giebelgauben mit zeltdachförmigen Aufbauten (Franz Stade, 1904[8])
- Historische Giebelgauben, Konstruktion im Längsschnitt (Franz Stade, 1904[8])
- Schleppgauben (Kloster Lüne)
- Giebelgauben als repräsentatives Ziermotiv auf dem Rathaus von Löwen
- Giebelgaube in der Funktion eines Lastenaufzugs mit Kranbalken; Klosterrichterhaus im Kloster Kaisheim
- Rundgaube (Schloss Beberbeck)
- Neubarocke Gaube in Ochsenaugen-Form, an der ehemaligen Gaststätte „Hietzinger Heuriger“, Hietzing (Wien)
- Historische Hechtgauben (Pirna)
Moderne Gauben
Moderne Gauben übernehmen viele traditionelle Formen, nutzen aber auch die neuen Möglichkeiten des Stahlbaus und der Verglasung. Während in historischen Dachgauben nur die parallel zu First und Dachtraufe liegende Stirnseite verglast war, werden heute vereinzelt auch die (in der Regel senkrechten) Gaubenwangen und manchmal zudem das Dach der Gaube verglast.
- Moderne Schleppgaube mit verglasten Wangen, Wohnhaus in Berlin
- Verglaste Gauben in Lübeck
- Vollverglaste Gauben (Brandenburg an der Havel)
- Moderne und formal neuartige Dreiecksgauben in Büdingen
- Ansammlung traditionell gestalteter Schleppgauben in Folge modernen Dachausbaus (Klostergut Weende)
Unterscheidung Gaube/Zwerchhaus
- Zwerchhaus mit Zwerchdach
Ein Zwerchhaus ist ein Dachaufbau, der ein eigenes quer (= „zwerch“) zum Hauptdach liegendes Dach aufweist. Im Gegensatz zur Gaube schließt sein Giebel mit der Hauswand ab und kann auch mehrgeschossig ausgeführt sein. Der First des Zwerchhauses ist nicht bis zum First des Hauptdaches hochgezogen; dadurch unterscheidet sich das Zwerchdach vom Kreuzdach.[9] Das Zwerchdach kann sowohl ein Satteldach als auch Flach-, Walm-, Pult- oder Tonnendach sein. Andere Bezeichnungen für ein Zwerchhaus sind Zwerghaus und Dacherker.
Der Zwerchgiebel ist ein quer zum Giebel des Hauptdaches ausgerichteter Giebel. Er kann den Abschluss eines Zwerchhauses bilden oder als eigenständiger Bauteil auftreten. Der eigenständige Zwerchgiebel besitzt keinen Geschossaufbau und schließt unmittelbar an die Traufe an.
Eine Gaube sitzt im Gegensatz zum Zwerchhaus hinter der Außenwand auf den Sparren. Im Einzelfall kann es schwierig sein, eine klare Unterscheidung zwischen Gaube und Zwerchhaus zu treffen. Der Unterschied lässt sich jedoch konstruktiv ableiten. Das öffentliche Baurecht einiger Länder setzt die Unterscheidung – z. B. bei der Abstandsflächenberechnung – fest.
- Zwerchhaus
- Mehrgeschossiges Zwerchhaus (Ulm, Deutschland)
- Zwerchgiebel am Ferry House, Ebey’s Landing (US-Bundesstaat Washington)
- Moderne Zwerchhäuser infolge geschossübergreifender Innenräume
Siehe auch
Weblinks
- Literatur von und über Dachgaube im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- www.ziegeldach.de – „Gauben im Ziegeldach“
Einzelnachweise
- ↑ Variantenwörterbuch des Deutschen, S. 169f
- ↑ In der sächsischen Denkmalpflege wird mit der Lukarne ein „meist unmittelbar auf der Traufe stehendes Dachfenster mit prächtiger Rahmung“ bezeichnet. Beispielsweise: Volker Helas (Bearb.): Stadt Radebeul. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Große Kreisstadt Radebeul (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen). Sax-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S. 342.
- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Band 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (PDF auf moodle.unifr.ch, PDF abgerufen am 19. Mai 2024), S. 203: Gaube. - Bezüglich des Begriffsursprungs stützen sich Koepf/Bindung offenbar auf das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm; vgl. gaupe, auf dwds.de, abgerufen am 12. September 2024.
- ↑ Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Bd. 1, 1798, S. 1366: Die Dachnase. (Digitalisat)
- ↑ Schweizerisches Idiotikon, Eintrag Lukarne, Band 3, Spalte 1254.
- ↑ Beschreibung bei Fraunhofer.de, Abruf am 11. November 2019
- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 1. September 2024), S. 115: Dachfenster; S. 240: Hechtfenster.
- ↑ a b c Franz Stade: Die Holzkonstruktion. Lehrbuch zum Selbstunterrichte. Verlag von Moritz Schäfer, Leipzig 1904, S. 284, Fig. 721.
- ↑ Zwerchdach im Baulexikon ( des vom 12. November 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.