Schele
Schele ist der Name eines alten westfälisch-niedersächsischen Adelsgeschlechts.
Geschichte
Das Geschlecht erschien erstmals im Jahre 1235 mit Wennemar Schele (Winemarus Luscus). Er wurde in einer Urkunde des Grafen Ludwig von Ravensberg als Zeuge genannt. In einer Urkunde des Mindener Bischofs Johann von Diepholz aus dem Jahre 1244 wurde Meinfried Schele (Meinfridus Luscus Mindensis) als Mindischer Ministerialer erwähnt und in einer weiteren Mindener Urkunde trat Hartmann Schele 1247 auf, der sich ab 1260, zusammen mit seinem Bruder Reinecke, Ritter nannte. Im selben Jahr folgte Gerhard Schele als Mitglied im mindischen Ritterkreis und ab 1281 Rabodo (I.) Schele . Teilhaber an der Burg Rahden waren 1351 die Ritter von Gesmele und von Schele[1] sowie die Grafen von Hoya und Gerhard vom Berge. - Und Burg Reineberg: «1362 trat Rabodo Schele als Inhaber der Burg einer Vereinigung bei, die zwischen den Stiftern Minden und Osnabrück sowie den Städten Minden und Lübbecke abgeschlossen wurde (vergl. Rahden!)»[2]
Da die Vornamen Gerhard, Hartmann (= Bartmann Schele 1311?) und Rabod in der Frühzeit häufig an Angehörige vergeben wurden, lässt sich die Familie von anderen gleichnamigen Geschlechtern, vor allem aus dem Paderborner Land, unterscheiden? Zweifelhaft: Vergleich das Wappen des Stadtgrafens von Paderborn! Die ununterbrochene Stammreihe beginnt 1350 mit Rabodo (II.) Schele. Bis zur zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gehören die Herren von Schele zum Mindischen Adel. 1396 heiratet Rabodo (III.) Schele (Mutter: Palmenia Schloen) die Erbtochter des Geschlechts von Schledehausen aus dem Bistum Osnabrück. Sie übersiedeln in die gleichnamige Burg (auch Sledesen) östlich von Osnabrück, die später in Schelenburg umbenannt wird. Die Edelherren von Sledesen (Schledehausen), bischöfliche Osnabrücker Ministerialen, gaben der Wasserburg und dem Ort den Namen. (Siehe Bissendorf unter «Schledehausen».) Im Jahr 1396 ging deren Stammburg im Erbgang nach Erlöschen des Adelsgeschlechtes durch die Heirat des Rabodo III. von Schele mit der Erbtochter Elisabeth von Sledesen in den Besitz der Herren von Schele über, die zum Andenken an die ersten Besitzer deren Wappen, die drei Wolfsangeln, durch Wappenmehrung in ihr eigenes aufnahmen. Burg Sledesen wurde bald in Schelenburg umbenannt. Siehe auch Leden! - Anna von Hadewig, Erbin zu Renkhausen (siehe Hadewig (Adelsgeschlecht)) ⚭ Dietrich von Klencke (siehe Klencke (Adelsgeschlecht)); 1591 mit Hadewig'schem Lehen durch Bischof Anton (Schaumburg) belehnt, auch 1595/1616 zu Renkhausen. Sohn: Ernst v. Klenke zu Renkhausen ⚭ Elisabeth v. Schele, Tochter des Caspar von Schele (1525–1578) zu Schelenburg und Adelheid v. Ripperda: siehe Ripperda (Adelsgeschlecht).
In der Mitte des 16. Jahrhunderts bilden sich zwei große Linien. Die ältere, zu Schelenburg, erlischt 1774 und die jüngere, von Welveld, blüht bis heute. Die jüngere Linie teilte sich wiederum in einen älteren, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts abgestorbenen Ast, mit den Zweigen zu Welveld in Holland und zu Welbergen im Münsterland und einen jüngeren mit Zweigen zu Kuhof im Osnabrückschen und Hudenbeck im Ravensbergischen. Während der Hudenbecksche Zweig erlosch, erbte der Kuhofsche Zweig 1774 die Schelenburg und konnte sich in drei Häuser weiterentfalten.
Dem ersten Haus ist 1838 eine hannoversche, dem zweiten Haus 1841 eine preußische und dem dritten Haus 1843 ebenfalls eine preußische Genehmigung zur Führung des Freiherrentitels erteilt worden. Aus dem ältesten der drei Häuser stammen die beiden bekannten hannoverschen Minister Georg Freiherr von Schele (* 1771; † 1844) und Eduard Freiherr von Schele (* 1805; † 1875).
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Rot ein goldenes Kreuz mit Turnierkragen belegt. Auf dem Helm ist ein roter Schaft mit einem Pfauenfederbusch. Die Helmdecke ist rot-golden.
Das gemehrte Wappen zeigt in den Felder 1 und 4 das Stammwappen, in den Feldern 2 und 3 in Gold drei schwarze Wolfsangeln (2:1) der † Familie Schledehausen. Darauf zwei Helme, rechts der Stammhelm und links ein Helm mit schwarz-goldenen Decken, darauf zwei schwarze Wolfsangeln wie im Schild.
Schildhalter: 2 goldene Löwen, Wahlspruch: PERSEVERA, VINCES.
Namensträger
- Arnold von Schele (* 1849; † 1922), Rittergutsbesitzer, Offizier und Mitglied des Deutschen Reichstags
- Balduin von Schele (* 1836; † 1903), Rittergutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags
- Eduard von Schele zu Schelenburg (* 1805; † 1875), Ministerpräsident des Königreichs Hannover und Generalpostmeister in Frankfurt am Main
- Friedrich von Schele (* 1847; † 1904), Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Generalleutnant und Gouverneur des kgl. Invalidenhauses in Berlin
- Georg von Schele (* 1771; † 1844), Staatsminister Hannovers
- Helmuth von Schele (* 1858; † 1922), deutscher Verwaltungsbeamter
- Johann Daniel Victor von Scheele (* 1705; † 1774), Generalleutnant und Landrat
- Ludwig von Schele (* 1778; † 1824), Landrat des Kreises Wiedenbrück (1816–1817)
- Sweder Schele (* 1569; † 1639), Rittergutbesitzer, Landtagsmitglied, Verfasser eines bedeutenden Hausbuchs (siehe Gunnar Teske: Das Hausbuch des Sweder Schele zu Weleveld und Welbergen, Erbkastellan zu Vennebrügge (1569-1639) - ein selbstzeugnis zur westfälischen Landesgeschichte hier: [1])
Literatur
- A. Fahne: Geschichte der Westphälischen Geschlechter, Stammtafel Schele, S. 348f [2]
- Karl Adolf Frh. von der Horst: Nachtrag zu den Rittersitzen der Grafschaft Ravensberg und des Fürstenthums Minden, in: Vierteljahrsschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde Bd. 27, hrsg. v. A. Hildebrandt (Bd. 27, Verlag C. Heymann, Berlin 1899), S. 53f: siehe [3]
- Otto Hupp: Münchener Kalender 1930. Buch u. Kunstdruckerei AG, München/Regensburg 1930.
- Hans-Joachim Behr: Die Freiherrn von Schele zu Schelenburg. Georg, Eduard und Arnold von Schele. In: Klaus J. Bade u. a. (Hrsg.): Schelenburg – Kirchspiel – Landgemeinde. 900 Jahre Schledehausen. Bissendorf 1990, S. 251–295.
- Hans-Joachim Behr: „Angelegenheiten Sächsischer Offiziere hannöverscher Abstammung“. Die Entlassung des Majors Arnold von Schele. In: Osnabrücker Mitteilungen. Band 99, 1994, S. 223–229.
- Adelslexikon Bd. XII (= Genealogisches Handbuch des Adels. Band 125 der Gesamtreihe GHdA). C. A. Starke Verlag, 2001, ISSN 0435-2408, S. 366–367.
- Hans Joachim Behr: Schele, Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 642 f. (Digitalisat).
- Schele, Georg Victor Friedrich Diedrich Freiherrn von, Herrn zu Schelenburg und Alt-Schledehausen: Geschichte des Geschlechts der Freiherrn von Schele auf Schelenburg von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1774 • Erster Theil bis 1396 (Hannover 1829). Und: Theil II: Geschichte der Familie von Schele zu Schelenburg, von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1774. Theil 2 Vom Jahr 1396 bis 1774
- Ludwig Ernst Unico Georg Freiherrn von Schele: Geschichte des Geschlechts der Freiherrn von Schele auf Schelenburg von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1774. Th. 3 Als Fortsetzung der von Georg Friedrich Diedrich Freiherrn von Schele ... verfaßten und 1829 in zwei Theilen hrsg. Familien-Geschichte (Schelenburg, Osnabrück, 1847)
- Dieter Scriverius: Die weltliche Regierung des Mindener Stiftes von 1140 bis 1397. Band 2. Lage und Geschichte des bischöflichen Lehnguts. Marburg 1974. «XI . Archidiakonat in Lübbecke», Seite 204f
- Gunnar Teske: Sweder Schele (1569–1639). In: Friedrich Gerhard Hohmann (Hrsg.): Westfälische Lebensbilder 19 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen). Neue Folge 16. Aschendorff, Münster 2015, ISBN 978-3-402-15117-4, S. 31–51.
- Teske, Gunnar: Das Hausbuch des Sweder Schele zu Weleveld und Welbergen, Erbkastellan zu Vennebrügge (1569- 1639) - ein Selbstzeugnis zur westfälischen Landesgeschichte. In: Westfälische Zeitschrift 162, 2012 / Internet-Portal „Westfälische Geschichte“ (www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org). (lwl.org [PDF]).
- Die Chronik des Sweder Schele: https://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=867&url_tabelle=tab_websegmente
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ v. d. Horst (1899), S. 53f: „Die andere Hälfte des Schlosses und Amtes Rahden hatten nach der Vertreibung der Engelingborstel die Grafen von Hoya und Edelherr Gerhard vom Berge in Pfand bekommen. Aber bald nach den Regierungsantritte Bischof Gerhard I. (1346 bis 1353) wurde ihnen die Pfandschaft gekündigt und der Bischof brachte das Schloß 1348 wieder an das Stift. Das Schloß wurde (mit Ausnahme des v. Gesmel‘schen Theiles) bald darauf an Edelherr Rudolf von Diepholz zum Pfand ausgethan. Dieser nahm am 21. September 1350 den Ritter Rabod v. Schele zu seinem Burgmann auf und erhielt von demselben das Versprechen des Oeffnungsrechts des Schlosses Rahden. / Am 29. September 1351 mußten die Grafen Gerhard und Johann v. Hoya dem Bischofe Gerhard von Minden [Gerhard I. von Schauenburg] noch ausdrücklich auf die ihnen 1348 aufgekündigte Pfandschaft Verzicht leisten. / Dem Bischofe mißfiel es, daß die Ritter Rabod v. Schele und Bernhard v. Gesmele sich vollständig als Herren des Schlosses gerirten [sic] und sich mehr zu Diepholz und Hoya hielten, obwohl sie seine Unterthanen waren. Er beabsichtigte, das Schloß, sobald wie möglich, wieder in seinen Gewahrsam zu bringen. Die Inhaber des Schlosses widersetzten sich. Es kam zur offenen Fehde, wobei die Ritter Schele und Gesmele von Diepholz und Hoya thatkräftig unterstützt worden. Bischof Gerhard zog 1353 mit seinen bewaffneten Schaaren vor Rahden, ließ das Schloß berennen und mit Hülfe Bischof Konrads von Osnabrück, der Städte Osnabrück, Minden und Lübbecke einnehmen. Ritter Rabod v. Schele fiel bei der Erstürmung, sein unmündiger Sohn wurde gerettet. / So hatte denn Bischof Gerhard das Schloß glücklich dem Stift Minden wiedergewonnen. Er starb noch in demselben Jahre. Sein Nachfolger Bischof Dietrich III. (1353–1361) hat das Schloß nicht wieder verpfändet. Erst Bischof Gerhard II. (1361–1366) verpfändete es 1361 an Ritter Klaus v. Werpe, an Statius v. Münchhausen und dessen Sohn Heinecke.“ Siehe Liste der Bischöfe von Minden.
- ↑ Dieter Scriverius: Die weltliche Regierung des Mindener Stiftes von 1140 bis 1397. Band 2. Lage und Geschichte des bischöflichen Lehnguts. Band 2. Marburg 1974, S. 236.