Salbe

Salbe

Die Salbe (von althochdeutsch salba, verwandt mit griechisch élpos‚ Öl, Fett, Butter‘, zu indogermanisch solpấ;[1] lateinisch Unguentum, kurz Ungt.) ist eine halbfeste, weiche, streichbare und homogen aussehende Zubereitung, die, insbesondere als Heilsalbe, zur Anwendung auf der Haut (z. B. als heilende oder die Heilung unterstützende Wundsalbe, auch als Schutzsalbe oder Kühlsalbe) oder auf den Schleimhäuten bestimmt ist. Sie dient der lokalen Applikation von Arzneistoffen oder der Pflege und dem Schutz der Haut oder Schleimhäute.

Abgrenzung

Einordnung der Begriffe

Pharmazeutisch gibt es eine klare Unterscheidung zwischen Salben und Cremes: Cremes sind wasserhaltig und stellen emulsionsartige Systeme aus Wasser und Ölen bzw. Fetten dar, Salben bestehen hingegen aus einer einphasigen Grundlage. Salbengrundlagen, die aufgrund ihrer speziellen Zusammensetzung Wasser aufzunehmen vermögen, heißen im pharmazeutischen Sprachgebrauch hydrophile Salben.[2] Umgangssprachlich werden die Ausdrücke „Salbe“ und „Creme“ oft gleichbedeutend verwendet. Um dem Rechnung zu tragen, wird für Salben im pharmazeutischen Sinne (wasserfrei) manchmal auch das Wort „Fettsalbe“ verwendet.

Bei Pasten handelt es sich um eine Salben-Pulver-Mischung mit einem hohen Anteil an pulverisiertem Feststoff, der in der Salbengrundlage dispergiert ist (Suspensions­salbe).

Eigenschaften

Salben bestehen aus einer hydrophoben (häufig Fett oder Öl) oder hydrophilen (beispielsweise Polyethylenglycol; in der Antike auch Gummilösung[3]) Grundlage aus natürlichen oder synthetischen Stoffen. In der Grundlage werden Wirkstoffe je nach Beschaffenheit gelöst, suspendiert oder emulgiert. Die Freisetzung von Arzneistoffen aus Suspensionssalben lässt sich über die Higuchi-Gleichung berechnen.

Beispiele

Beispiele für Salben und Salbengrundlagen aus Arzneibüchern und pharmazeutischen Rezeptursammlungen sind etwa:

  • Hydrophile Salbe (Unguentum emulsificans): wasseraufnehmende Salbe mit schwachem Geruch, die emulgierenden Cetylstearylalkohol, dickflüssiges Paraffin und Vaselin enthält.
  • Cetomacrogol-Salbe (Unguentum cetomacrogolis)
  • Wasserhaltige Cetylsalbe (Unguentum cetylicum cum aqua): cetylalkoholhaltige Salbe mit hohem Wassergehalt.
  • Wollwachsalkoholsalbe (Unguentum Alcoholum Lanae oder Unguentum adeps lanae), zum Beispiel Eucerin, eine Salbe, die Vaselin und Wollwachsalkohole (Eucerit) enthält
  • Weiche Salbe (Unguentum molle): besteht aus Vaselin und Wollwachs, geschmeidig und deutlich fettend.
  • Zinksalbe (Unguentum Zinci): Wundsalbe mit Zinkoxid
  • Lanolin DAB: eine wasseraufnahmefähige Salbengrundlage aus 65 Teilen Wollwachs, 15 Teilen dickflüssigem Paraffin und 20 Teilen Wasser
  • Lanolin Ph. Helv.: eine wasseraufnahmefähige Salbengrundlage aus 70 Teilen Wollwachs, 10 Teilen nativem Olivenöl und 20 Teilen Wasser

Trivia

Die Salbe als streichbares Arzneimittel war bereits in Antike und Mittelalter eine verbreitete Arzneiform.[4][5] Die aus dem zotigen Lied und im Soldatenjargon bekannte graue Salbe (auch Des Sanitätsgefreiten Neumanns graue Salbe) war eine vor Erfindung von Antibiotika verwendete, stark quecksilberhaltige Salbe zur Behandlung der Syphilis.

Mit weiße Salbe bezeichnet man in Politik und Wirtschaft Maßnahmen, die von außen gesehen wie Steuerungsmaßnahmen wirken, aber keine Wirkung haben. Die Bezeichnung leitet sich vom Placeboeffekt her (kleinen Kindern legt man bei kleinen Verletzungen oder Angstzuständen einfache Hautcreme („weiße Salbe“) auf). Als „Weiße Salbe“[6][7] (lateinisch Unguentum album) bezeichnete man jedoch auch schon zuvor eine aus Bleiweiß hergestellte Zubereitung (unguentum cerussa), die bereits in der Antike als Zusatz zu Schminke Verwendung fand.

Siehe auch

Wiktionary: Salbe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Neues Rezeptur-Formularium. (NRF)
  • Rudolf Voigt, Alfred Fahr: Pharmazeutische Technologie.
  • Kurt H. Bauer, Karl-Heinz Frömming, Claus Führer, Bernhardt C. Lippold: Lehrbuch der pharmazeutischen Technologie.

Einzelnachweise

  1. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 621.
  2. Creme und Salbe: Begriffe sauber trennen. In: Pharmazeutische Zeitung, 31. März 2015.
  3. D. Chabard (Hrsg.): Medizin im gallisch-römischen Altertum. La médecine dans l’antiquité romaine et gauloise. Exposition par le Museum d’histoire naturelle et le Musée Rolin dans le cadre du Bimillénaire de la Ville d’Autun. Musée d’Histoire Nauturelle, Ville d’Autun 1985 / Stadt Ingelheim/Rhein 1986, S. 22.
  4. Gundolf Keil, Dagmar Schelletter, Anne Rappert: Aphorismen zur Arzneiform „Salbe“ unter besonderer Berücksichtigung chirurgischer Fachprosa des deutschen Mittelalters. In: Menso Folkerts, Stefan Kirschner, Andreas Kühne (Hrsg.): Pratum floridum. Festschrift Brigitte Hoppe. Augsburg 2002 (= [Münchner Universitätsschriften:] Algorismus. Studien zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften. Band 38), S. 369–403.
  5. [Ralph] Günter Brachvogel: Das „Münchner Salbenbuch“. Eine spätmittelalterliche Rezeptsammlung vom Ende des 15. Jahrhunderts. Mathematisch-naturwissenschaftliche Dissertation LMU München 1973.
  6. Gisela Weber: Eine altdeutsche Fassung der „Kleinen Chirurgie“ Guys de Chauliac in der Abschrift Konrad Schrecks von Aschaffenburg (1472). Medizinische Dissertation Würzburg 1982 (in Kommission bei Königshausen & Neumann, Würzburg), S. 38 und 50.
  7. Gerhard Eis: Medizinische Fachprosa des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Amsterdam 1982 (= Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur, 48), S. 47.