Rhizophoragewächse

Rhizophoragewächse

Cassipourea guianensis Aubl.

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
Familie: Rhizophoragewächse
Wissenschaftlicher Name
Rhizophoraceae
Pers.

Die Rhizophoragewächse (Rhizophoraceae) sind eine Pflanzenfamilie innerhalb der Ordnung der Malpighienartigen (Malpighiales). Ihr Verbreitungsgebiet umfasst die Tropen und Subtropen. Die Arten von vier der fünfzehn Gattungen sind Mangrovenbäume. Man unterscheidet ungefähr 120 bis 140 Arten, die größte Anzahl davon wird der Gattung Cassipourea zugeordnet.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Die Arten der Familie der Rhizophoraceae sind immergrüne Bäume oder Sträucher.

Die meist gegenständigen oder zweizähligen (bijugate),[1] bei manchen Cassipourea-Arten zu dritt in Wirteln an den Zweigen stehenden, gestielten Laubblätter haben eine ledrige Spreite; diese ist ganzrandig oder hat gebuchtete, gezähnte oder gesägte Ränder. Kennzeichnend sind die oft großen, interpetiolaren (= zwischen den Blattstielen wachsenden, diese verbindenden) Nebenblätter, die im unteren Bereich auf der den Zweigen zugewandten Seite drüsige Anhänge (Kolleteren) besitzen.

Generative Merkmale

Die Blüten stehen einzeln in den Blattachseln oder werden an seitenständigen, zymösen, traubigen oder bündeligen Blütenständen gebildet.

Die radiärsymmetrischen und meist zwittrigen Blüten mit doppeltem Perianth sind meist vier- bis sechszählig (in Ausnahmefällen drei- bis zwanzigzählig). Die meist fleischigen oder ledrigen, klappenförmigen Kelchblätter umschließen die Blütenknospe, ohne sich zu überlappen. Die Kronblätter sind gewöhnlich behaart, tragen oft wimpernähnliche Fortsätze und können genagelt (am Grund stark verschmälert) sein. Jedes Kronblatt umschließt ein oder mehrere Staubblätter. Die 8 bis 40 Staubblätter sind nicht mit den Kronblättern verwachsen; die Staubfäden können an ihrer Basis miteinander verwachsen sein. Meist zwei bis fünf (selten bis zu 20) Fruchtblätter sind zu einem ober- bis unterständigen Fruchtknoten verwachsen. Meist sind zwei Samenanlagen je Fruchtknotenkammer vorhanden. Der Griffel endet in einer kopfigen oder zweilappigen Narbe.

Es werden meist fest-fleischige Beeren oder Kapselfrüchte gebildet; bei den Mangrovenarten kommt Viviparie vor. Die Samen können Flügel besitzen. Der chlorophyllhaltige Embryo ist gerade.

Tribus Gynotrocheae: Carallia brachiata
Tribus Macarisieae: Blütenstand und Laubblätter von Sterigmapetalum tachirense
Tribus Rhizophoreae: Bruguiera gymnorrhiza
Tribus Rhizophoreae: Rhizophora mangle

Systematik

Die Zuordnung der Rhizophoraceae zur Ordnung der Malpighiales wird vor allem durch molekulargenetische Befunde gestützt. Die Zuordnung anhand von morphologischen Merkmalen ist schwierig. In der Vergangenheit wurden Rhizophoraceae u. a. der Ordnung der Myrtenartigen (Myrtales) zugerechnet und auch als eigene Ordnung Rhizophorales geführt. Schwestergruppe der Rhizophoraceae sind wahrscheinlich die Erythroxylaceae. Die traditionell den Rhizophoraceae zugeordneten Anisophylleaceae werden heute als eigenständige Familie innerhalb der Ordnung der Kürbisartigen (Cucurbitales) geführt.[2][3][4]

Die Familie wurde 1806 durch Christiaan Hendrik Persoon in Synopsis Plantarum 2(1), S. 2 aufgestellt.[5] Typusgattung und damit namensgebende Gattung ist Rhizophora. Synonyme für Rhizophoraceae Pers. sind: Cassipoureaceae J.Agardh, Legnotidaceae Endl., Macarisiaceae J.Agardh, Paletuvieraceae Lam. ex T.Post & Kuntze.[6]

Die Familie der Rhizophoraceae wird in drei Tribus mit insgesamt etwa 16 Gattungen gegliedert:[6]

Die Monophylie von Gynotrocheae und Macarisiae ist angezweifelt worden, wird aber von molekulargenetischen Untersuchungen (rbcL) bestätigt; demnach stehen Macarisiae den beiden anderen Taxa als Schwestergruppe gegenüber. Die üblicherweise zur Familie der Euphorbiaceae gestellte brasilianische Gattung Paradrypetes mit nur zwei Arten scheint molekulargenetischen Befunden zufolge zu den Rhizophoraceae zu gehören.

Die ältesten sicheren fossilen Nachweise dieser Familie stammen aus dem Londonton (Eozän).[8][9] Daneben sind nur wenige gleichaltrige oder jüngere Einzelfunde, u. a. aus Ägypten und von Trinidad, bekannt.[10][11]

Quellen

Literatur

  • W. S.Judd, C. S. Campbell, E. A. Kellog, P. F. Stevens, M. J. Donoghue: Plant Systematics: A Phylogenetic Approach. Sinauer, Sunderland, USA, 2002, 576 Seiten, ISBN 0-87893-403-0.
  • P. B. Tomlinson: The Botany of Mangroves. Cambridge University Press, 1986, 1994, 419 Seiten, ISBN 0-521-46675-X.
  • A. Graham: Paleobotanical evidence and molecular data in reconstructing the historical phytogeography of Rhizophoraceae. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 93, Heft 2, 2006, S. 325–334.

Einzelnachweise

  1. Adian M. Juncosa, P. Barry Tomlinson: A historical and taxonomic synopsis of Rhizophoraceae. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Vol. 75, No. 4, 1988, S. 1278–1295, doi:10.2307/2399286.
  2. R. M. T. Dahlgren: Rhizophoraceae and Anisophylleaceae: Summary statement, Relationships. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. 75, 1988, S. 1259–1277.
  3. A. M. Juncosa, P. B. Tomlinson: A historical and taxonomic synopsis of Rhizophoraceae and Anisophylleaceae. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. 75, 1988, S. 1278–1295.
  4. A. E. Schwarzbach & E. Ricklefs: Systematic affinities of Rhizophoraceae and Anisophylleaceae, and intergeneric relationships within Rhizophoraceae, based on chloroplast DNA, nuclear Ribosomal DNA, and morphology. In: American Journal of Botany. 2000, 87(4), S. 547–564.
  5. Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  6. a b Rhizophoraceae im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  7. C.-R. Sheue, H.-Y. Liu, C.-C. Tsai, Y.-P. Yang: Comparison of Ceriops pseudodecanda sp. nov. (Rhizophoraceae), a new mangrove species in Australasia, with related species. In: Botanical Studies. Band 51, 2010, S. 237–248, doi:10.3767/000651909X476193.
  8. Sven Gisle Larsson: Baltic Amber - a Palaeobiological Study. Klampenborg 1978.
  9. A. Takhtajan: Flowering plants. Origin and dispersal. Edinburgh 1969.
  10. W. Gothan, H. Weyland: Lehrbuch der Paläobotanik. Berlin 1954.
  11. C. C.Davis, C. O. Webb, K. J. Wurdack, C. A. Jaramillo & M. J. Donoghue: Explosive radiation of Malpighiales supports a Mid-Cretaceous origin of modern tropical rain forests. In: American Naturalist. 2005, 165(3): E36-E65.
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