Retinoschisis

Klassifikation nach ICD-10
H33.1 Retinoschisis und Zysten der Netzhaut
Q14.1 Angeborene Retinoschisis
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Retinoschisis (von altgriechisch σχίσμα schisma, deutsch ‚Spaltung‘) ist eine Spaltung der Netzhaut (Retina) in zwei Schichten mit Schichtrupturen, und zumeist beiderseitigen Netzhautdefekten (durchlöcherte, gefäßhaltige Membranbildungen).[1][2][3]

Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1898 durch den österreichischen Augenarzt J. Haas.[4] Der Begriff „Retinoschisis“ wurde im Jahre 1953 von G. M. Jaeger vorgeschlagen.[5]

Einteilung

Die Retinoschisis kann isoliert (primär) oder erworben im Rahmen anderer Augenerkrankungen auftreten.[1]

Folgende Einteilung ist gebräuchlich:[2]

  • Angeborene Formen:
  • Erworbene Formen:
    • Als senile Form der Retinoschisis bezeichnet man die mit dem Alter erworbene Form der Netzhautspaltung.[9] Beide Geschlechter sind gleichermaßen betroffen[10][11], die Häufigkeit liegt bei 4–5 % bei 60- bis 80-Jährigen. Weitsichtigkeit besteht bei etwa 70 %. In der Hälfte ist der temporal untere Quadrant verändert. In 60 % sind beide Augen erkrankt. Es kann eine typische und eine wesentlich seltenere retikuläre Form unterschieden werden, je nach genauer Lage der Spaltung.[2]
    • Auch bei Erkrankungen, die zu (narbigem) Zug an der Retina führen, ist eine Retinoschisis möglich beispielsweise bei diabetischer Retinopathie, beim Vitreomakulärem Traktionssyndrom[12][13] sowie den Anfangsstadien des Makulaforamens.[14]
    • Beim Schütteltrauma wurden (hämorrhagische) Spaltbildungen am Gelben Fleck beobachtet.[2]

Klinische Erscheinungen

Die Erkrankung kann asymptomatisch verlaufen, oder es finden sich eine verminderte Sehschärfe und Gesichtsfeldausfälle. Selten kommt es zu Netzhautablösung und Glaskörperblutung[9]. Oft handelt es sich um einen Zufallsbefund bei einer Routineuntersuchung.[1][2]

Diagnostik

Die Diagnose erfolgt durch augenärztliche Untersuchung und durch Optische Kohärenztomografie.[1]

Abzugrenzen sind die Netzhautablösung sowie die Retinopathia pigmentosa.[2]

Therapie

Bei stabilem Befund genügt eine Verlaufskontrolle. Tritt eine Netzhautablösung auf, muss diese operativ behandelt werden. Komplikationen werden symptomatisch behandelt, bei Übergang in progrediente Ablatio retinae ist eine OP erforderlich.[1][2] Als Behandlung wurden früher Laser- und Kryotherapie eingesetzt, um ein Fortschreiten der Krankheit zu verhindern. Von der früher geübten Laserbehandlung ist man inzwischen wieder abgekommen, da sie ein Fortschreiten nicht verhindern kann.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Pschyrembel online
  2. a b c d e f g h A. B. Renner, H. Helbig: Retinoschisis: Formen, Manifestation, Therapiemöglichkeiten. In: Zeitschrift praktische Augenheilkunde Bd. 29, S. 459–469, 2008, [1]
  3. emedicine Juvenile Retinoschisis
  4. J. Haas: Ueber das Zusammenvorkommen von Veraenderungen der Retina und Choroidea. In: Archiv Augenheilkunde, Bd. 37, S. 343–348, 1898
  5. G. M. Jaeger: A hereditary retinal disease. In: Transactions of the Ophthalmological Societies of the United Kingdom Bd. 73, S. 617–619, 1953
  6. Eintrag zu Retinoschisis, X-chromosomale. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
  7. Eintrag zu Goldmann-Favre-Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
  8. R. A. Lewis, G. B. Lee, C. L. Martonyi, J. M. Barnett, H. F. Falls: Familial foveal retinoschisis. In: Archives of ophthalmology. Band 95, Nummer 7, Juli 1977, S. 1190–1196, doi:10.1001/archopht.1977.04450070088006, PMID 880078.
  9. a b A. B. Renner, H. Helbig: Retinoschisis: Formen, Manifestation, Therapiemöglichkeiten. In: Zeitschrift praktische Augenheilkunde Bd. 29, S. 460, 2008, [2]
  10. emedicine Juvenile Retinoschisis
  11. A. B. Renner, H. Helbig: Retinoschisis: Formen, Manifestation, Therapiemöglichkeiten. In: Zeitschrift praktische Augenheilkunde Bd. 29, S. 462, 2008, [3]
  12. A. B. Reese, I. S. Jones, W. C. Cooper: Vitreomacular traction syndrome confirmed histologically. In: American journal of ophthalmology. Band 69, Nummer 6, Juni 1970, S. 975–977, doi:10.1016/0002-9394(70)91041-x, PMID 5423777.
  13. M. Maier, N. Feucht, S. Burzer, C. Lohmann: Vitreomakuläres Traktionssyndrom (VMTS). In: Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 230, 2013, S. 920, doi:10.1055/s-0032-1328641.
  14. Eyewiki