Passabe (Verwaltungsamt)

Verwaltungsamt Passabe
Traditionelles Haus in Pope, südwestlich von Watu
Verwaltungssitz Passabe
Fläche 60,18 km²[1]
Einwohnerzahl 9.137 (2022)[2]
Sucos Einwohner (2022)[2]
Abani 7.373
Malelat 1.764
Übersichtskarte
Verwaltungsamt Passabe
Passabe (Verwaltungsamt) (Osttimor)
Passabe (Verwaltungsamt) (Osttimor)

Passabe ist ein osttimoresisches Verwaltungsamt (portugiesisch Posto Administrativo) in der Sonderverwaltungsregion Oe-Cusse Ambeno. Der Sitz der Verwaltung befindet sich in Passabe.[3]

Geographie

Flüsse und Orte in Passabe
Ein Ai To’os, ein timoresischer „Totempfahl“ in Watu

Bis 2014 wurden die Verwaltungsämter noch als Subdistrikte bezeichnet. Vor der Gebietsreform 2015 hatte Passabe eine Fläche von 60,84 km².[4] Nun sind es 60,18 km².[1]

Das Verwaltungsamt Passabe bildet den Süden von Oe-Cusse Ambeno. Im Norden liegen die Verwaltungsämter Nitibe und Oesilo, in alle anderen Richtungen grenzt Passabe an Indonesien. Um die Zugehörigkeit der Área Cruz im Südwesten Passabes gibt es Streit zwischen den beiden Ländern. Das Verwaltungsamt Passabe teilt sich in die zwei Sucos Abani und Malelat. Der Suco Haemnanu wurde Abani vor 2003 angegliedert. An der Grenze zwischen Abani und Malelat verläuft von Südwest nach Nordost die Kette des Monte Puas. Sein Gipfel mit 1121 m liegt in Abani. An der Südwestspitze Passabes liegt mit 1560 m der höchste Punkt von Oe-Cusse Ambeno, der Bisae Súnan.[5] Von hier aus kann man auf der indonesischen Seite Westtimors höchsten Berg, den Mutis (2427 m) sehen.[6][7] Wo der Passabefluss nach Indonesien fließt, sinkt das Land im Osten auf 505 m ab, an der Westgrenze am Fluss Kusi, der später zum Noel Besi wird, sogar auf 485 m.[8]

Einwohner

Passabe hat 9.137 Einwohner (2022), davon sind 4.647 Männer und 4.490 Frauen. Im Verwaltungsamt gibt es 1.965 Haushalte.[2] Die größte Sprachgruppe bilden die Sprecher der Nationalsprache Baikeno. Der Altersdurchschnitt beträgt 18,7 Jahre (2010,[4] 2004: 19,5 Jahre[10]).

Geschichte

Grenzstreit mit Indonesien

Zollbüro in Abani

Aufgrund von Ansprüchen der Dörfer beiderseits der Grenze gibt es Streit um die Zugehörigkeit der sogenannten Área Cruz, nordöstlich des Bisae Súnan, zwischen Osttimor und Indonesien. Seit den 1960er Jahren eskaliert der Streit immer wieder.[11][12]

Das Passabe-Massaker

Passabe war der Schauplatz des schlimmsten Massakers in Oe-Cusse Ambeno, während der Unruhen nach dem Unabhängigkeitsreferendum von 1999. Soldaten der Streitkräfte Indonesiens und 200 pro-indonesische Milizionäre der Sakunar (Skorpion) ermordeten zunächst zwischen dem 7. und 9. September 1999 im damaligen Subdistrikt Oesilo in den Dörfern Tumin, Quiubiselo, Nonquican (alle Suco Bobometo) und Nibin (Usitaqueno) 17 Personen mit Macheten und Schusswaffen. Häuser wurden niedergebrannt und die Überlebenden in das indonesische Westtimor deportiert. In Inbate angekommen, wurden 55 junge Männer durch Soldaten, Polizisten und Milizionären von den anderen getrennt, gefesselt und geschlagen. Am Morgen des 10. Septembers wurden sie zu Fuß nach Passabe getrieben und 47 dort erschossen und erstochen. Acht Männer konnten entkommen.[13][14][15]

Die aus Singapur stammenden James Leong und Lynn Lee drehten einen Dokumentarfilm namens Passabe, der in dem Dorf spielt. Der Film zeigt das Leben einiger Einwohner Passabes fünf Jahre nach den Gewalttaten. Auch das Leben eines ehemaligen Mitglieds der Milizen wird gezeigt und wie die Gemeinde mit dem Geschehenen umgeht. Im Januar 2006 wurde der Film vom Jakarta International Film Festival ausgeschlossen.[16]

Das unabhängige Osttimor

Am 1. August 2012 kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Indonesiern und Osttimoresen an der Grenze. Sie bewarfen sich mit Steinen, bis Sicherheitskräfte aus beiden Ländern die Streitenden trennten. Am Tag darauf zerstörten hunderte Einwohner des indonesischen Dorfes Haumeni Ana (Regierungsbezirk Nordzentraltimor) Gebäude der osttimoresischen Zollstation. Sie war, nach Angaben eines indonesischen Offiziers, aufgrund eines Vermessungsfehlers 20 Meter in das indonesische Territorium gebaut worden.[17][18]

Politik

Nach den Wahlen 2004/2005 wurde Adelino Cau von der Landesregierung Osttimors zum Administrator des damaligen Subdistrikts Passabe ernannt. 2014 war Antão Ulan Administrator.[19]

Wirtschaft

95 % der Haushalte in Passabe bauen Maniok an, 94 % Reis, 95 % Mais, 89 % Kokosnüsse, 95 % Gemüse und 67 % Kaffee.[20]

Persönlichkeiten

Commons: Passabe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015, abgerufen am 23. November 2016.
  2. a b c Institutu Nasionál Estatístika Timor-Leste: Final Main Report Census 2022, abgerufen am 18. Mai 2023.
  3. Jornal da República: Diploma Ministerial n.o 24/2014 de 24 de Julho – Orgânica dos Postos Administrativos (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  4. a b Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English) (Memento vom 12. August 2011 im Internet Archive) (PDF; 2,5 MB)
  5. Mapa do enclave de Oecussi Ambeno, A.M.O.C. – Associação dos Militares do Oecussi (Memento vom 17. Dezember 2009), abgerufen am 24. Juni 2014.
  6. Gunung Mutis Nature Reserve (Memento des Originals vom 14. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/irreplaceability.cefe.cnrs.fr
  7. Mutis-Timau Forest Landscape in West Timor (Memento des Originals vom 27. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wwf.or.id
  8. websig.civil.ist.utl.pt (Memento vom 30. Juni 2007 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt Timor-Leste GIS-Portal
  9. a b Seeds of Life
  10. Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004 (Memento vom 13. November 2012 im Internet Archive) (PDF; 14 MB)
  11. Internet Exclusive: Border Dispute, Oekusi Enclave – 60,000 Timorese Inside Indonesia, Tempo Semanal, 16. Oktober 2009, abgerufen am 24. Juni 2014.
  12. Timor-Leste: Oecusse and the Indonesian Border, International Crises Group, Policy Briefing, Policy Briefing, Dili/Brussels, 20. Mai 2010 (Memento vom 20. Mai 2016 im Internet Archive), abgerufen am 24. Juni 2014.
  13. Masters of Terror – Passabe Massaker (Memento des Originals vom 23. Februar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.villagechief.com
  14. CAVR-Report: 7.2 Unlawful Killings and Enforced Disappearances (Memento vom 25. März 2016 im Internet Archive) (englisch; PDF; 2,5 MB)
  15. CAVR-Report: Chapter 7.3: Forced Displacement and Famine (Memento vom 28. November 2015 im Internet Archive) (englisch; PDF; 1,3 MB)
  16. Channel News Asia, 4. Januar 2006, S'pore film on Timorese village banned at Jakarta Film Festival (Memento vom 11. März 2007 im Internet Archive)
  17. Asia News Net: Indonesian officials discuss border tension with East Timor, 4. August 2012
  18. East Timor Law and Justice Bulletin: Chief of Staff of Indonesian Land Forces: Timor Leste Did Not Take Area of Land belonging to Indonesia , 6. August 2012, abgerufen am 6. August 2012
  19. Ministerium für Staatsadministeration: Passabe, abgerufen am 19. Juni 2020.
  20. Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch) (Memento vom 9. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 9,8 MB)

Koordinaten: 9° 28′ S, 124° 21′ O