Ostsee-Zeitung
Ostsee-Zeitung
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Beschreibung | Tageszeitung in Mecklenburg-Vorpommern |
Verlag | Ostsee-Zeitung GmbH & Co. KG |
Erstausgabe | 15. August 1952 |
Erscheinungsweise | täglich von Montag bis Sonnabend |
Verkaufte Auflage | 79.659 Exemplare |
(IVW 3/2024, Mo–Sa) | |
Chefredakteur | Andreas Ebel |
Herausgeber | Ostsee-Zeitung GmbH & Co. KG |
Geschäftsführer | Kathrin Schultka[1], Rainer Strunk[1], Bernhard Bahners[2] |
Weblink | ostsee-zeitung.de |
ZDB | 1429431-x |
Die Ostsee-Zeitung (Eigenschreibweise: OSTSEE-ZEITUNG) ist eine regionale Tageszeitung in Mecklenburg-Vorpommern. Sie wird überwiegend im Küstenbereich dieses Bundeslandes vertrieben.
Das traditionelle Verbreitungsgebiet der Ostsee-Zeitung ist nahezu identisch mit dem früheren Bezirk Rostock der DDR, der sich über die gesamte Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns erstreckte. Sitz des Verlages ist die Hansestadt Rostock.
Die Ostsee-Zeitung ist ein Tochterunternehmen der Lübecker Nachrichten. Seit dem 31. Dezember 2009 wird das Unternehmen direkt als 100-prozentiges Tochterunternehmen der Verlagsgesellschaft Madsack in dessen Unternehmensbilanz geführt.
Im Jahr 2004 erwirtschaftete das Unternehmen mit rund 400 Mitarbeitern einen Umsatz von 58,2 Millionen Euro. Die verkaufte Auflage beträgt 79.659 Exemplare, ein Minus von 60 Prozent seit 1998.[3] Die Zeitung erscheint im Rheinischen Format.
Geschichte
Unter der Bezeichnung Ostseezeitung gab es bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere aufeinander folgende Zeitungen in der pommerschen Provinzhauptstadt Stettin. Die erste war die von 1848 bis 1905 erschienene Ostsee-Zeitung und Börsen-Nachrichten der Ostsee, die wiederum aus den seit 1835 vom Verlag Hessenland Stettin herausgegebenen Börsen-Nachrichten der Ostsee hervorgegangen war. Der Nachfolger ab 1905 bis 1922 hieß dann Ostsee-Zeitung und Neue Stettiner Zeitung und wurde wieder in Stettin gedruckt, wohingegen der Vorgänger von 1848 bis 1905 in einem Berliner Druckhaus erschien. Von 1922 bis 1928 hieß die Zeitung Ostseezeitung und ging in den Jahren 1928/1929 mit der Stettiner Abendpost zusammen. Nachfolger dieser Zeitung wurde ab 1933 bis 1939 der Stettiner Generalanzeiger, aus dem ab 1939 bis zum Kriegsende 1945 die Ostseezeitung – Stettiner Generalanzeiger hervorging.
Am 19. September 1893 erschien in Wismar die erste Ausgabe der Mecklenburgischen Ostsee-Zeitung mit dem Untertitel „Neues Wismarsches Tageblatt“ und einer Auflage von 5000 Exemplaren. Als Redaktion und Verlag werden in dieser Erstausgabe „Willgeroth & Menzel“ genannt.
Soweit bekannt, wurde ein Teil der Stettiner Druckerei 1945 nach Greifswald verlagert. Bei der Bildung des Bezirkes Rostock, der auch den Beinamen „Ostseebezirk“ trug, erhielt das neugeschaffene Publikationsorgan („Zentralorgan“) der SED-Bezirksleitung Rostock den Namen Ostsee-Zeitung. Sie erschien zum ersten Mal am 15. August 1952.[4] Die Ostsee-Zeitung war mit einer Auflage von 260.400 Exemplaren die auflagenstärkste Tageszeitung im Norden der DDR.
Nach dem Mauerfall 1989 sagte sich die Belegschaft der Ostsee-Zeitung in einem basisdemokratischen Prozess von ihrem Herausgeber, der SED-Bezirksleitung Rostock, los. Die Belegschaft wählte außerdem aus ihren Reihen eine Verlagsleitung mit Walter Block, später Geschäftsführer, an der Spitze sowie einen Redaktionsrat mit Gerhard Spilker als Chefredakteur. Die Belegschaft beauftragte im Januar 1990 die neue Führungsebene, Gespräche mit den Lübecker Nachrichten über einen etwaigen Kauf der Ostsee-Zeitung durch die Lübecker Nachrichten aufzunehmen. 1991 kaufte die Lübecker Nachrichten GmbH die Ostsee-Zeitung. Fünfzig Prozent der Anteile gaben die Lübecker Nachrichten zeitnah an die Axel Springer AG ab.
Auch nachdem sich die Zeitung von ihrem Herausgeber losgesagt hatte und nach dem Verkauf der Tageszeitung durch die Treuhandanstalt als unabhängige Tageszeitung agierte, behielt sie ihren regionalbezogenen Titel. Seit 1990 führt sie im Untertitel die Bezeichnung: „Die Unabhängige für Mecklenburg-Vorpommern“.
Seit Dezember 2006 ist Thomas Ehlers gleichzeitig Geschäftsführer des Verlages der Ostsee-Zeitung sowie der Lübecker Nachrichten. Ehlers leitete durch Personalentscheidungen und Harmonisierung beider technischer Produktionssysteme die Annäherung beider Verlage ein.
Bis Februar 2009 war die Ostsee-Zeitung je zur Hälfte im Besitz der Axel Springer AG und der Lübecker Nachrichten, an denen die Axel Springer AG mit 49 Prozent ebenfalls beteiligt war. Die Axel Springer AG übereignete ihren Anteil an der Ostsee-Zeitung, den sie bis dahin direkt hielt, im Februar 2009 der Lübecker Nachrichten GmbH und verkaufte ihre Beteiligung an beiden Zeitungen zeitnah an die Verlagsgesellschaft Madsack mit Hauptsitz in Hannover. Seitdem hält Madsack an beiden Tageszeitungen Mehrheitsanteile in Höhe von jeweils 68,74 Prozent.[5][6][7][8][9]
Wie im November 2022 angekündigt,[10] wurde zum 29. März 2023 der Druck der Zeitung vom eigenen Druckhaus in Rostock nach Neubrandenburg verlagert. Dies geschah wegen sinkender Auflage und der Einstellung des Anzeigenblattes Ostseeanzeiger zum Jahresende 2022. Die Zeitung soll dadurch auch in einem kleineren Format erscheinen.[11] 45 Beschäftigte sollen von der Standort-Schließung betroffen gewesen sein.[12]
Auflage
Die Zeitung hat in den vergangenen Jahren erheblich an Auflage eingebüßt. Die verkaufte Auflage ist seit 1998 um 60 Prozent gesunken.[13] Sie beträgt gegenwärtig 79.659 Exemplare[14]. Das entspricht einem Rückgang von 119.471 Stück. Der Anteil der Abonnements an der verkauften Auflage liegt bei 82,8 Prozent.
Verbreitung und Wettbewerb
Die Zeitung erscheint im Küstenbereich Mecklenburg-Vorpommerns. Zusammen mit der Schweriner Volkszeitung und dem Nordkurier aus Neubrandenburg ist das gesamte Land lokal nach den alten drei DDR-Bezirken der Zeit der Privatisierung durch die Treuhandanstalt aufgeteilt und abgedeckt. Im Hause der Ostsee-Zeitung erscheinen folgende Lokalausgaben:
Ausgabe | Aktuelle Auflage[16] | Auflage 2007[17] |
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Rostock | 27.531 | 50.924 |
Wismar | 8442 | 17.820 |
Stralsund | 8154 | 17.675 |
Rügen | 7892 | 17.028 |
Greifswald | 7380 | 16.267 |
Ribnitz-Damgarten | 7125 | 14.527 |
Usedom-Peene | 6170 | 12.688 |
Bad Doberan | 5812 | 10.838 |
Grevesmühlen | 9.305 | |
Grimmen | 2362 | 5.609 |
Im Landkreis Nordwestmecklenburg stand die Ostsee-Zeitung bis Ende 2008 in direktem Wettbewerb zum früheren Haupttitel der eigenen Gesellschafterin Lübecker Nachrichten. Beide Zeitungen hatten in Grevesmühlen eine Lokalredaktion. Diese wurden am 1. Januar 2009 durch eine gemeinsame Redaktion, die die Lokalseiten für beide Titel produziert, abgelöst.
Im November 2007 kündigte das Unternehmen an, die Redaktion sowie weitere Unternehmensbereiche ausgliedern und in gemeinsamen Tochterunternehmen mit den Lübecker Nachrichten ansiedeln zu wollen, um über eine gemeinsame Mantelredaktion den Unternehmen Rationalisierungseffekte zu verschaffen.[18] Entsprechende Befürchtungen hatte der Betriebsrat bereits zuvor geäußert und die weitere Eigenständigkeit der Zeitung gefordert.[19] Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft und der DGB unterstützten dieses Anliegen ebenso wie die Teilnehmer des Journalistentages der Deutschen Journalisten-Union 2007 in Berlin.[20]
Zum 30. April 2008 verließ Manfred von Thien die Ostsee-Zeitung als Chefredakteur. Er hatte diese Funktion seit 2006 innegehabt. Die Nachfolge von Thiens trat 2008 Jan Emendörfer an, der bis dahin stellvertretender Chefredakteur gewesen war.
Manfred von Thien leitete die Redaktions-Service-Gesellschaft GmbH & Co. KG (RSG), ein Tochterunternehmen der Ostsee-Zeitung GmbH & Co. KG und der Lübecker Nachrichten, das seinen Sitz in Lübeck hat. In die RSG wechselten zum 1. Juli 2008 sowohl Redakteure der Lübecker-Nachrichten-Redaktion als auch der Ostsee-Zeitung. Die Redaktions-Service-Gesellschaft produziert Mantel- und Service-Seiten für die Lübecker Nachrichten und die Ostsee-Zeitung. Von Thiens Nachfolge als kommissarischer Leiter der RSG übernahm im März 2011 Gerald Goetsch, Chefredakteur der Lübecker Nachrichten, nach von Thiens Wechsel als Beauftragter des Verlegers der Mediengruppe Madsack.
Jan Emendörfer wechselte zum 1. April 2012 als Chefredakteur zur Leipziger Volkszeitung, Chefredakteur wurde Andreas Ebel, der seit 1993 bei der Zeitung arbeitet und seit 2002 die Lokalredaktion Rostock leitete.[21][22]
Zeitung in der Schule
Zusammen mit dem IZOP-Institut bietet die Zeitung regelmäßig das pädagogische Projekt Zeitung in der Schule (ZiSch) zur Leseförderung von Schülern an. Ein Leitmotto hierbei lautet „Wer lesen kann, lernt leichter“. Die Schüler sollen über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen die gesamte Arbeit des Pressehauses – von der Redaktion bis hin zum Vertrieb – kennenlernen.
Kritik
Der Deutsche Presserat vergab 2006 eine Rüge an die Ostsee-Zeitung, weil die Trennung zwischen Werbung und Redaktion nicht eingehalten wurde.[23]
Das Medienmagazin Übermedien kritisierte 2021, dass die Ostsee-Zeitung Coronahilfen von der Landesregierung MV in Höhe von zwei Millionen Euro bekommen habe (für Schweriner Volkszeitung, Nordkurier und Ostsee-Zeitung), aber nicht nachweisen konnte, wofür das Geld genau ausgegeben wurde.[24]
Die Gewerkschaft ver.di kritisierte, dass die OZ-Geschäftsführung eine „Überrumpelungstaktik“ gegenüber seinen 2023 gekündigten Angestellten genutzt habe. Ver.di vermutet eine Taktik, mit der Tariflöhne umgangen werden sollten.[25]
Das Katapult (Magazin) kritisierte die Ostsee-Zeitung, Schleichwerbung für AIDA Cruises zu betreiben, Zitate von politischen Akteuren zu verfälschen und Falschmeldungen nicht zu berichtigen.[26]
Weblinks
- Ostsee-Zeitung.de
- Titelblatt der Erstausgabe der Mecklenburgischen Ostsee-Zeitung vom 19. September 1893 ( vom 7. August 2016 im Internet Archive) In: das-zeitzeichen.de
Einzelnachweise
- ↑ a b Kathrin Schultka wird neue Geschäftsführerin der OSTSEE-ZEITUNG. In: ostsee-zeitung.de. 29. Mai 2024, abgerufen am 7. August 2024.
- ↑ Impressum. In: ostsee-zeitung.de. Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG, 1. Januar 2024, abgerufen am 7. August 2024: „Registergericht: Amtsgericht Hannover HRB 5510; USt-ID-Nr: DE 180109056“
- ↑ laut IVW (Details auf ivw.de)
- ↑ Ostsee-Zeitung, 15. August 2012
- ↑ Axel Springer verkauft Regionalzeitungsbeteiligungen an beiden Tageszeitungen an Verlagsgruppe Medsack. ( vom 5. November 2013 im Internet Archive) Mitteilung der Axel Springer AG vom 4. Februar 2009.
- ↑ red: Ostsee-Zeitung wird LN-Tochter, Springer verkauft Anteile an Regionalzeitungen. In: Lübecker Nachrichten, 5. Februar 2009, S. 10
- ↑ Madsack kauft Springer-Zeitungen. In: Manager Magazin, 5. Februar 2009; abgerufen am 15. Dezember 2013
- ↑ Journalistische Stärke – Ostsee-Zeitung. In: madsack.de. Verlagsgesellschaft Madsack, abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ Madsack-Verlagsseite. In: madsack.de. Verlagsgesellschaft Madsack, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 15. Dezember 2013; abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ Veränderung bei der OZ – In eigener Sache. In: ostsee-zeitung.de. 16. November 2022, abgerufen am 28. März 2023.
- ↑ Jakob Gaberle: Rostock: Nach mehr als 60 Jahren schließt die OZ-Druckerei. In: ndr.de. 28. März 2023, abgerufen am 28. März 2023.
- ↑ Rostock: Verdi kämpft für Mitarbeiter der OZ-Druckerei. In: ndr.de. NDR, abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ laut IVW, (Details auf ivw.de)
- ↑ laut IVW, drittes Quartal 2024, Mo–Sa (Details und Quartalsvergleich auf ivw.de)
- ↑ laut IVW, jeweils viertes Quartal (Details auf ivw.de)
- ↑ laut IVW, drittes Quartal 2024, mo–sa (Details auf ivw.eu)
- ↑ laut IVW, drittes Quartal 2007, mo–sa (Details auf ivw.eu)
- ↑ HL-Live: Ausgliederung von Redaktion und anderen Unternehmensbereichen. In: hl-live.de. Lübeck Live Internet GmbH, 22. November 2007, ehemals im ; abgerufen am 7. April 2024 (Ursprungslink unauffindbar im Internet Archive, archive.today). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Der Betriebsrat fordert: Die Eigenständigkeit muss gewahrt werden In: qualitaet-und-vielfalt-sichern.de
- ↑ Journalistentag 2007 in Berlin. In: qualitaet-und-vielfalt-sichern.de
- ↑ Jan Emendörfer wird Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung. In: nachrichten.lvz-online.de. Leipziger Volkszeitung online, Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & Co. KG, 16. Dezember 2011, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 13. Juli 2012; abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ Ostsee-Zeitung GmbH & Co. KG: Impressum. Abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ Übersicht der Rügen vom Presserat. In: presserat.de. Abgerufen am 15. Juni 2023 (2006 öffnen).
- ↑ Anne Haeming: Schlecht angelegt: Was aus zwei Millionen Euro Corona-Hilfe für die Presse wurde. In: Übermedien. 1. Juni 2021, abgerufen am 15. Juni 2023.
- ↑ PM/wen: Massive Kritik an Einsparplänen bei der Ostsee-Zeitung. In: M – Menschen Machen Medien (ver.di). 18. November 2022, abgerufen am 15. Juni 2023.
- ↑ Benjamin Fredrich: Die Ostsee-Zeitung fängt da an, wo Journalismus aufhört. In: katapult-mv.de. 18. April 2023, abgerufen am 15. Juni 2023.
Koordinaten: 54° 5′ 7″ N, 12° 8′ 30″ O