Orgelbau Reinhard Hüfken

Orgelbau Reinhard Hüfken ist ein deutsches Orgelbauunternehmen mit Sitz in Halberstadt.

Orgelmarke von Reinhard Hüfken

Geschichte

Reinhard Hüfken (* 17. März 1951 in Tangermünde; † 2. September 2019 in Halberstadt) absolvierte von 1967 bis 1969 die Ausbildung zum Möbeltischler. Im Anschluss folgte eine dreijährige Lehre bei Alexander Schuke Potsdam Orgelbau und von 1973 bis 1978 eine Gesellenzeit bei VEB Schuke. In Halberstadt machte sich Hüfken 1978 mit einer eigenen Werkstatt selbstständig. Da es nicht wie vorgesehen zur Übernahme des Betriebs von Wilhelm Sohnle (1910–1993) kam, gab es für einige Jahre zwei angemeldete Orgelbaubetriebe in Halberstadt.[1]

Von 1982 bis 1991 arbeitete Reinhard Hüfken mit einem bis drei Gesellen zusammen und konzentrierte sich auf die Restaurierung historischer Orgeln verschiedener Traktursysteme. In den Wintermonaten wurden Positive auf Basis eines Zwei-Fuß-Prinzipals gebaut. Hüfken legte im Jahr 1983 die Meisterprüfung ab.[2] Seine Witwe Maria, im Betrieb ihres Mannes als gelernte Orgelbauerin ausgebildet, ist seit dessen Tod Betriebsinhaberin.[3]

Der Sohn Johannes Hüfken war 2001–2004 Lehrling der Werkstatt Glatter-Götz Orgelbau in Owingen und arbeitet seitdem in der Halberstädter Firma mit.[4] Im Jahr 2012 legte er die Meisterprüfung ab und ist seit dem Tod des Vaters leitender Orgelbaumeister der Firma. Zeitweise umfasste der Betrieb bis zu zehn Mitarbeiter, im Jahr 2017 waren es neun.[5]

Werkliste (Auswahl)

In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale und ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal, ein kleines „P“ ein angehängtes Pedal. Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zu Besonderheiten.

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1984 Klingenthal Rundkirche Zum Friedefürsten, Pfarrsaal I/p 4 Neubau
1987 Halle (Saale) Evangelische Hochschule für Kirchenmusik, Raum 210 I/p 4 Orgel Neubau, 2001 Umsetzung in das neue Gebäude in Raum 210
1987 Rindtorf Dorfkirche I/p 4 Neubau
1987 Genzien Dorfkirche Neubau
1988 Großburschla St. Bonifatius I/p 4 Neubau
1990 Bad Berka Neuapostolische Kirche I/p 4 Neubau
1990 Lützensömmern St. Marien
I/p 4 Neubau
1992 Pretzien St. Thomas
II/P 17 Neubau
1997 Halle (Saale) St. Laurentius II/P 24 Neubau; einige Register der Vorgängerorgel von Alexander Schuke Potsdam Orgelbau (1964) übernommen[6]
1997 Duttenstedt St.-Johannes-Kirche II/P 13 Neubau
seit 1998 Halberstadt St. Moritz II/P 29 Restaurierung der Orgel von Balthasar Georg Christoph Jesse (1787) in mehreren Bauabschnitten[7]
2000 Halberstadt Klosterkirche St. Burchardi
Neubau zusammen mit Orgelbau Romanus Seifert & Sohn für das Musikstück ORGAN²/ASLSP von John Cage
2000 Quedlinburg St. Blasii II/P 30 Restaurierung der Orgel von Ernst Röver (1901) hinter barockem Prospekt[8]Orgel
2002 Hamburg-Eppendorf Neuapostolische Kirche II/P 23 Neubau
2002 Halberstadt Dom zu Halberstadt, Winterkirche
II/P 22 Neubau[7]
2005 Caputh Dorfkirche
II/P 20 Neubau im historischen Gehäuse unter Verwendung von Registern von Gesell und Schuke[9]
Orgel
2005 Bremen-Sebaldsbrück Neuapostolische Kirche II/P 18 Neubau
2005–2006 Moskau St. Peter und Paul
III/P 33 Restaurierung der Orgel von Wilhelm Sauer (1898)
2005–2007 Lenzen St. Katharinen
II/P 29 Restaurierung der Orgel von Gottlieb Scholtze (1759) mit Registern von Arp Schnitger und Hans Scherer dem Jüngeren[10]
2007 Magdeburg Pauluskirche II/P 30 Restaurierung der Orgel von Wilhelm Rühlmann (1896); Umbau des zweiten Manuals in ein Schwellwerk
2009 Nebra St. Georg I/P 12 Restaurierung der Orgel von 1670
2010 Peine Hl. Engel III/P 32 Restaurierung der englischen Orgel von Albert Keates (1908)[11]
2010 Schönhausen (Elbe) St. Marien und Willebrord I/P 14 Restaurierung der Orgel von Gottlieb Scholtze (1770)
2011 Halle (Saale) Moritzkirche III/P 59 Restaurierung der Orgel von Wilhelm Sauer (1925) → Orgel
2011 Neindorf Schlosskapelle II/P 23 Teilrestaurierung der Orgel von Johann Christoph Wiedemann (1778)
2011 Miskolc Ref. Stadtkirche II/P 19 Restaurierung der Orgel von József Angster (1901)
2012 Moskau Baptistenkirche III/P 38 Teilrestaurierung der Orgel von Ernst Röver (1898)
2013 Liebenburg Schlosskirche Mariä Verkündigung II/P 26 Generalreparatur der Orgel von Johann Conrad Müller (1761)
2013–2014 Kroppenstedt Martinikirche II/P 20+6 Beitrag zur Orgel

Restaurierung der Orgel von Adolf Reubke (1858) hinter dem Gehäuse von Esaias Compenius dem Älteren (1603–1613), Rekonstruktion der verlorenen Register; Neubau einer „Compenius-Gedenkorgel“ (I/6) im Rückpositiv-Gehäuse von Esaias Compenius dem Älteren (1603–1613) unter Einbeziehung von 4 teilweise erhaltenen Compenius-Registern mit eigenem Spieltisch am Rückpositiv, neuer Windlade und mitteltöniger Stimmung, Beitrag zur Orgel

2015 Limlingerode Kirche Limlingerode II/P 14 Restaurierung der Orgel von Johann Christian Werner (um 1810)
2016 Rießen Ev. Kirche I/P 8 Restaurierung der Orgel von Johann George Gast (1801, 1886 Erweiterungsumbau)
2016 Zaasch Ev. Kirche II/P 12 Restaurierung der Orgel von Conrad Geißler (1858)
2016 Löbnitz (Sachsen) Dorfkirche Löbnitz
II/P 15 Restaurierung der Orgel von Eduard Offenhauer (* 1825, † 1904) aus dem Jahr 1885[12][13]
2018–2019 Hannover Nazareth-Kirche III/P 31 Restaurierung, Erweiterung und Einbau der Englischen Orgel von Forster & Andrews (1902)[14][15]
2019/2020 Lauchhammer-West Schlosskirche II/P 16 im wiederhergestellten Gehäuse aus dem frühen 19. Jahrhundert

Literatur

  • Felix Friedrich, Vitus Froesch: Orgeln in Sachsen-Anhalt – Ein Reiseführer (= 268. Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde). Kamprad, Altenburg 2014, ISBN 978-3-930550-79-1.
  • Hermann Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0, S. 212.
  • Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 2: Sachsen und Umgebung. Pape Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-921140-92-5, S. 159–160.
  • Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2009, ISBN 978-3-921140-86-4, S. 134–135.

Einzelnachweise

  1. Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. 1991, S. 212.
  2. Pape: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Bd. 1: Thüringen und Umgebung. 2009, S. 134.
  3. Orgelbau Hüfken: Firmengeschichte. Abgerufen am 25. Oktober 2024.
  4. Pape: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Bd. 2: Sachsen und Umgebung. 2012, S. 159.
  5. Orgelbau Hüfken: Team. Abgerufen am 25. Oktober 2024.
  6. Halle (Saale) / Nördl. Innenstadt-Neumarkt – St. Laurentius – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 9. Februar 2022 (deutsch).
  7. a b Orgelstadt Halberstadt (Memento vom 29. September 2022 im Internet Archive; PDF; 715 kB).
  8. Friedrich, Froesch: Orgeln in Sachsen-Anhalt. 2014, S. 29.
  9. Orgel in Caputh, abgerufen am 29. Juni 2021.
  10. Lenzen (Elbe) – Stadtkirche St. Katharinen – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 12. Februar 2022 (deutsch).
  11. Orgel in Peine, abgerufen am 6. Mai 2019.
  12. Ditmar Wohlgemuth: Eine Kleine, die groß rauskommt: Löbnitzer Orgel ist wieder bespielbar. Leipziger Volkszeitung, Online-Portal, 13. Mai 2016. Archiviert vom Original am 14. Mai 2016; abgerufen am 28. Juli 2021.
  13. Verzeichnis der durch die Stiftung Orgelklang geförderten Orgeln. Abgerufen am 28. Juli 2021.
  14. Orgelbau Hüfken: Hannover. Abgerufen am 22. Januar 2019.
  15. Nazarethkirche hat neue Orgel. Abgerufen am 22. Januar 2019.