St-Sulpice (Paris)

Saint-Sulpice
Saint-Sulpice, Chor von Nordosten
Innenansicht
Grundriss
Erster Fassadenentwurf von Servandoni, ca. 1732

Saint-Sulpice ist eine katholische Pfarrkirche im Pariser Stadtteil Quartier de l’OdĂ©on (im 6. Arrondissement). Sie ist dem heiligen Sulpicius II. von Bourges als Namenspatron geweiht.

Die Kirche hat eine LĂ€nge von 118 m und eine Breite von 57 m. Mit diesen Maßen ist sie nur wenig kĂŒrzer als die Kathedrale Notre Dame de Paris und damit die zweitgrĂ¶ĂŸte Kirche der Stadt. Unter den Kirchenschiffen befinden sich diverse Krypten, deren GrundflĂ€chen zusammen fast genauso groß sind wie die GrundflĂ€che der Kirche selbst.

Saint-Sulpice wurde von einigen der grĂ¶ĂŸten Adelsfamilien Frankreichs (darunter die Familien CondĂ©, Conti und Luynes) zur GrabstĂ€tte auserkoren. In der Krypta ist auch der Komponist und langjĂ€hrige Organist von St. Sulpice, Charles Marie Widor, bestattet. BerĂŒhmte Persönlichkeiten wurden in der Kirche getauft und heirateten dort, so z. B. Victor Hugo und Heinrich Heine.

Aus dem Priesterseminar St. Sulpice sind bedeutende Persönlichkeiten wie z. B. Charles-Maurice de Talleyrand-PĂ©rigord hervorgegangen.

Die Hauptorgel der Kirche, weltweit berĂŒhmt und ein weitgehend im Originalzustand erhaltenes Meisterwerk von François-Henri Clicquot und Aristide CavaillĂ©-Coll, war zur Zeit ihrer Entstehung eine der grĂ¶ĂŸten Europas und wurde bzw. wird von berĂŒhmten Musikern gespielt.

Geschichte

Der romanische, mehrfach erweiterte VorgĂ€ngerbau aus dem 12. Jahrhundert wurde im 17. Jahrhundert grĂ¶ĂŸtenteils abgerissen. 1646 wurde der Grundstein zu einem Neubau nach den PlĂ€nen von Christophe Gamard gelegt, 1655 ĂŒbernahm Louis Le Vau die Bauleitung. Nach dessen RĂŒcktritt legte Daniel Gittard einen Entwurf vor, der ab 1660 verwirklicht wurde. Bereits 1678 unterbrach Geldmangel die Bauarbeiten. Nur der Chor samt Umgang und Kapellen sowie das Nordquerhaus und die Vierungspfeiler waren damals fertig. Langhaus, Vierung und sĂŒdlicher Querhausarm wurden erst zwischen 1719 und 1736 durch Gilles-Marie Oppenordt errichtet.

Saint-Sulpice ist eine dreischiffige Basilika mit Umgangschor und kaum ĂŒber die Fluchtlinie vortretendem Querhaus. Zwischen den Strebepfeilern sind Kapellen eingezogen, unter denen die Marienkapelle (Chapelle de la Vierge) am Chorhaupt hervortritt. Das Mittelschiff ist zweizonig aufgebaut: unten Pfeilerarkaden mit einer vorgelagerten korinthischen Pilasterordnung, darĂŒber die Wölbungszone mit einer LĂ€ngstonne samt Stichkappen fĂŒr die Obergadenfenster. Die Gesamtdisposition ist als Reduktion des Schema der gotischen Pariser Kathedrale Notre-Dame zu verstehen, vermittelt ĂŒber die Pfarrkirche St-Eustache de Paris. Auch Detailformen in den Ă€lteren Bauteilen (scheitelrippenartiges Profil, schlusssteinartige Rosetten) erinnern an gotische Vorbilder.

Die westliche Doppelturmfassade gehört, wiewohl noch zur Zeit der Bauarbeiten am Langhaus errichtet, einer neueren Stilstufe an. Aus einem Wettbewerb ging 1732 der Theaterarchitekt Giovanni NiccolĂČ Servandoni, ein Florentiner französischer Abstammung, als Sieger hervor. Sein Entwurf gewann in der Realisierung mehr und mehr antikisch-römische GrĂ¶ĂŸe und weist schon auf den frĂŒhen Klassizismus voraus, eine Tendenz, die Jean-François Chalgrin mit seinem Entwurf fĂŒr neue Turmfreigeschosse (nur Nordturm realisiert) fortschrieb.

Servandoni war in Paris eigentlich berĂŒhmt geworden mit seinen barocken BĂŒhnen- und Festdekorationen, die ihn auch nach Lissabon, Dresden und London fĂŒhrten. Und eine Ă€hnliche Tendenz zur theaterhaften Prachtentfaltung findet sich auch hier, allerdings in einer etwas zwiespĂ€ltigen Version. Was auf einer BĂŒhne wirkt, wirkt nicht unbedingt an einer Kirchenfassade. Servandoni hat hier bei weitem nicht das erreicht, was bei anderen großen Barockkirchen so ĂŒberzeugend wirkt. Die Fassade von St-Sulpice ist proportional unausgewogen. Die beiden großen ĂŒbereinander liegenden SĂ€ulenhallen werden von den TĂŒrmen nicht zusammengefasst.

1642 grĂŒndete Jean-Jacques Olier (1608–1657) hier die Kongregation der Sulpizianer, einen katholischen Orden, und das Priesterseminar St. Sulpice, mit dem Hauptzweck der akademischen und spirituellen Priestererziehung, die bis heute existiert. Das Priesterseminar und die Schule von Saint-Sulpice waren geistige Horte der Französischen Revolution. Aus ihnen sind SieyĂšs und Talleyrand, fĂŒhrende Köpfe der Revolution, hervorgegangen.

WĂ€hrend der Revolution wurde die Kirche als Siegestempel (Temple de la Victoire) bezeichnet, woran heute noch ein Schild ĂŒber der MitteltĂŒr des Haupteinganges erinnert, kurz danach aber geplĂŒndert und beschĂ€digt. Im Rahmen der Wiederaufbauarbeiten wurde die erste SĂŒdkapelle mit zwei Fresken von EugĂšne Delacroix aus den Jahren 1858 bis 1861 geschmĂŒckt, die den Kampf Jakobs mit dem Engel und die Geschichte Heliodors zeigen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Delacroix möglicherweise ein Sohn von Charles-Maurice de Talleyrand-PĂ©rigord war, der im Priesterseminar St. Sulpice ausgebildet worden war.

Seit dem Brand von Notre-Dame 2019 ĂŒbt St-Sulpice vorĂŒbergehend faktisch die Funktion einer Kathedrale (in Bezug auf diözesane liturgische Veranstaltungen) aus.

Orgeln

Saint-Sulpice verfĂŒgt ĂŒber zwei Orgeln: die große Hauptorgel auf der Westempore, und eine Chororgel. In Saint-Sulpice findet jeden Sonntag um 10:00 Uhr ein Orgelkonzert statt (Auditions des Grandes Orgues Ă  Saint Sulpice, vor dem Gottesdienst um 11:00 Uhr, der mit einem 15-minĂŒtigen „PrĂ©lude“ der Hauptorgel ab 10:45 Uhr eingeleitet wird).[1]

Die rĂ€umlichen und akustischen Gegebenheiten von Saint-Sulpice, mit Chor- und Hauptorgel, berĂŒcksichtigend, schrieben Charles-Marie Widor 1885/1890 die Messe op. 36 und sein Student und Stellvertreter Louis Vierne 1899 die Messe solennelle.

Hauptorgel

Inspirierend fĂŒr Chalgrins GehĂ€useentwurf: Ein Tempel im antiken Praeneste (Rekonstruktionszeichnung).[2]
Die in der heutigen Gestalt von Cavaillé-Coll erbaute Hauptorgel. Widor war dort 64 Jahre Organist.
Werkaufbau der Hauptorgel
Spieltisch
Firmenplakette von Aristide Cavaillé-Coll am Spieltisch der Hauptorgel von Saint-Sulpice

Die Hauptorgel geht auf ein Instrument zurĂŒck, das 1776–1781 von François-Henri Clicquot mit 64 Registern auf fĂŒnf Manualen und Pedal erbaut wurde.[3] Das monumentale OrgelgehĂ€use wurde vom Architekten Jean-François Chalgrin entworfen. Seine Struktur greift auch die Gliederung der Westfassade der Kirche, in der es steht, auf: Zwei TĂŒrme flankieren einen fĂŒnfgliedrigen Mittelteil. Die Uhr mitsamt der zwei sie einrahmenden Engelsfiguren sind nicht original, sondern spĂ€ter auf das RĂŒckpositiv aufgesetzt worden.[2]

Zwischen 1834 und 1846 fĂŒhrte Daublaine-Callinet Umbauarbeiten durch, jedoch mit keinem zufriedenstellendem Ergebnis. Aristide CavaillĂ©-Coll ĂŒbernahm ab 1855 die Stimmung und Wartungsarbeiten und baute zwischen 1857 und 1862 das Instrument (unter Verwendung von etwa 40 Prozent des Pfeifenwerks von Clicquot und Callinet) grundlegend um.[4]

Das RĂŒckpositiv ist seither nur eine Attrappe; die Register des Positivs (III. Manual) befinden sich im HauptgehĂ€use. Der Organist sitzt mit dem RĂŒcken zum HauptgehĂ€use und kann das Geschehen im Chor und am Hauptaltar durch den V-förmigen Spalt ĂŒber dem mittleren Pfeifenfeld des ansonsten leeren RĂŒckpositivgehĂ€uses beobachten (Bis zu diesem Umbau bildeten alle ProspektpfeifenmĂŒndungen des Mittelteils des RĂŒckpositivs eine Gerade und endeten an der Oberkante der GehĂ€useöffnung). Zu dieser Spieltischanordnung wurde CavaillĂ©-Coll durch den sĂŒddeutschen Orgelbau, speziell durch die Gabler-Orgel der Basilika Weingarten, angeregt. Das fast bis an den Gewölbescheitel des Mittelschiffs reichende Schwellwerk (RĂ©cit expressiv) ist eine Zutat CavaillĂ©-Colls und, um als auf Chalgrins GehĂ€use aufgesetzter Fremdkörper möglichst wenig aufzufallen, in den Farben des es umgebenden Steins gehalten. Zahlreiche Prospektpfeifen haben ÜberlĂ€nge.[2] In dieser Zeit (1850–1863) war der aus Trier stammende Georg Schmitt Titularorganist von Saint-Sulpice.

Das Instrument wurde im April 1862 mit 100 Registern auf fĂŒnf Manualen und Pedal eingeweiht. Es war damals die grĂ¶ĂŸte Orgel Frankreichs[2] und eine der grĂ¶ĂŸten in Europa. Heute gilt es als eines der Hauptwerke des französisch-romantischen Orgelbaus, wobei es in klanglich einmaliger Weise zahlreiche original erhaltene Register aus der Barockzeit mit Pfeifenwerk aus dem 19. Jahrhundert harmonisch kombiniert.

Seither wurde die Orgel nur geringfĂŒgig verĂ€ndert: 1903 tauschte Charles Mutin auf Wunsch von Charles-Marie Widor zwei Register aus und verĂ€nderte die Manualanordnung („Bombarde“ (IV. Manual) wurde „Solo“ (V. Manual); „RĂ©cit“ wurde vom V. auf das IV. Manual verlegt). 1934 ergĂ€nzte die SociĂ©tĂ© Pleyel CavaillĂ©-Coll, ebenfalls auf Wunsch von Widor, zwei Pedalregister (Principal 16â€Č und 8â€Č). In den siebziger Jahren wurden die verschlissene Pedalklaviatur ausgetauscht sowie das Plein jeu harmonique III-VI des Positifs eingelagert und durch eine neoklassische Mixtur ersetzt. 1989–1991 wurden das mittlerweile denkmalgeschĂŒtzte Instrument (Monument Historique) von Jean Renaud (Nantes) einer umfassenden Restaurierung und Generalreinigung unterzogen und der Austausch des Plein jeu harmonique gegen eine Mixtur rĂŒckgĂ€ngig gemacht.

Der fast original erhaltene Zustand der großen Orgel von Saint-Sulpice ist den Titularorganisten Louis James Alfred LefĂ©bure-WĂ©ly (1863–1869), Charles-Marie Widor (1870–1933), Marcel DuprĂ© (1934–1971), Jean-Jacques Grunenwald (1973–1982) und Daniel Roth (1985–2023) zu verdanken. Die Association pour le rayonnement des orgues Aristide CavaillĂ©-Coll de l’église Saint-Sulpice (Paris) setzt sich seit Jahren fĂŒr die Aufnahme der Großen Orgel in das UNESCO-Welterbe ein.[4]

Die Orgel hat heute 102 Register (ca. 7.000 Pfeifen) auf fĂŒnf Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertraktur ist mechanisch (mit Barkermaschinen).[5][6]

I Grand-ChƓur C–g3
Jeux de combinaison:
01. Salicional 08â€Č
02. Octave 04â€Č
03. Cornet V (ab d1) (C)
04. Fourniture IV (C)
05. Cymbale VI (C)
06. Plein jeu IV (C)
07. Bombarde 16â€Č0
08. Basson 16â€Č
09. PremiĂšre trompette 08â€Č (C)
10. DeuxiĂšme trompette 08â€Č (C)
11. Basson 08â€Č
12. Clairon 04â€Č (C)
13. Clairon doublette 02â€Č
II Grand-Orgue C–g3
Jeux de fond:
14. Principal Harmonique 16â€Č (C)
15. Montre 16â€Č (C)
16. Bourdon 16â€Č (C)
17. FlĂ»te conique 16â€Č
18. Montre 08â€Č (C)
19. Diapason 08â€Č
20. Bourdon 08â€Č (C)
21. FlĂ»te harmonique 08â€Č (C)
22. FlĂ»te traversiĂšre 08â€Č
23. FlĂ»te a pavillon 08â€Č
24. Quinte 513â€Č0 (C)
25. Prestant 04â€Č (C)
26. Doublette 02â€Č (C)
III Positif C–g3
Jeux de fond:
27. Violon basse 16â€Č
28. Quintadon 16â€Č
29. Salicional 08â€Č (C)
30. Viole de Gambe 08â€Č
31. Unda maris 08â€Č
32. Quintaton 08â€Č
33. FlĂ»te traversiĂšre 08â€Č
34. FlĂ»te douce 04â€Č
35. FlĂ»te octaviante 04â€Č
36. Dulciane 04â€Č
Jeux de combinaison:
37. Quinte 223â€Č
38. Doublette 02â€Č
39. Tierce 135â€Č0 (C)
40. Larigot 113â€Č (C)
41. Piccolo 1â€Č (C)
42. Plein jeu harm. III–VI
43. Basson 16â€Č
44. Trompette 08â€Č (C)
45. Baryton 08â€Č (C)
46. Clairon 04â€Č (C)
IV RĂ©cit expressif C–g3
Jeux de fond:
47. Quintaton 16â€Č (C)
48. Diapason 08â€Č
49. Bourdon 08â€Č (C)
50. Violoncelle 08â€Č
51. Voix cĂ©leste 08â€Č
52. Prestant 04â€Č (C)
53. Doublette 02â€Č (C)
54. Fourniture V (C)
55. Cymbale IV (C)
56. Basson-Hautbois 08â€Č (C)
57. Cromorne 08â€Č (C)
58. Voix humaine 08â€Č (C)
Jeux de combinaison:
59. FlĂ»te harmonique 08â€Č
60. FlĂ»te octaviante 04â€Č
61. Dulciana 04â€Č
62. Nazard 223â€Č0 (C)
63. Octavin 02â€Č
64. Cornet V (C)
65. Bombarde 16â€Č
66. Trompette 08â€Č
67. Clairon 04â€Č
Trémolo
Machine Ă  grĂȘle
Rossignol
V Solo C–g3
Jeux de fond:
68. Bourdon 16â€Č0 (C)
69. FlĂ»te conique 16â€Č
70. Principal 08â€Č (C)
71. Bourdon 08â€Č (C)
72. FlĂ»te harmonique 08â€Č
73. Violoncelle 08â€Č
74. Gambe 08â€Č
75. Keraulophone 08â€Č
76. Prestant 04â€Č (C)
77. FlĂ»te octaviante 04â€Č
(Fortsetzung)
Jeux de combinaison:
78. Quinte 513â€Č0
79. Octave 04â€Č
80. Tierce 315â€Č
81. Quinte 223â€Č
82. SeptiĂšme 227â€Č
83. Octavin 02â€Č
84. Cornet V (C)
85. Bombarde 16â€Č
86. Trompette 08â€Č (C)
87. Clairon 04â€Č (C)
88. Trompette coudĂ©e Ă  forte pression 8â€Č [7]
PĂ©dale C–f1
Jeux de fond:
89. Principal 32â€Č0 (C)
90. Principal 16â€Č (1934)
91. Contrebasse 16â€Č (C)
92. Soubbasse 16â€Č
93. Principal 08â€Č (1934)
94. FlĂ»te 08â€Č (C)
95. Violoncelle 08â€Č
96. FlĂ»te 04â€Č (C)
(Fortsetzung)
Jeux de combinaison:
097. Bombarde 32â€Č0 (C)
098. Bombarde 16â€Č (C)
099. Basson 16â€Č
100. Trompette 08â€Č (C)
101. OphiclĂ©ide 08â€Č (C)
102. Clairon 04â€Č (C)
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: I/II, II/I, III/I, IV/I, IV/III, V/I, I/P, II/P, IV/P
    • Suboktavkoppeln: I/I, II/II, III/III, IV/IV, V/V
  • Anmerkungen:
(C) = Originales Pfeifenmaterial von 1781 (Clicquot)
WinddrĂŒcke:
  • Grand-orgue: 95, 100
  • Grand-choeur: 95, 115
  • Solo: 100, 115, 127
  • Positif: 100, 115, 120
  • RĂ©cit: 100, 115
  • Pedal: 90–100
  • Trompette coudĂ©e Ă  forte pression: 140–150 mm WS[7]

Chororgel

Blick auf die Chororgel
Spieltisch der Chororgel

Die Chororgel wurde 1858 von Aristide CavaillĂ©-Coll unter Verwendung von Pfeifenmaterial von Daublaine Callinet (1847) erbaut. 1868 erfolgte eine Wartung durch CavaillĂ©-Coll. Im frĂŒhen 20. Jahrhundert wurden kleinere VerĂ€nderungen durch Charles Mutin durchgefĂŒhrt. 1981 erfolgte eine Wartung durch J. Picaud. Das Instrument besitzt mechanische Schleifladen mit 21 Registern auf zwei Manualen und Pedal.[8] Die Disposition:[9]

I Grand Orgue C-f3
01. Bourdon 16â€Č
02. Montre 08â€Č
03. Bourdon 08â€Č
04. Salicional 08â€Č
05. FlĂ»te harmonique 08â€Č
06. Prestant 04â€Č
07. Octave 04â€Č
08. Quinte 223â€Č
09. Doublette 02â€Č
10. Plein jeu IV
11. Basson 16â€Č
12. Trompette 08â€Č
13. Clairon 04â€Č
II RĂ©cit C–f3
14. FlĂ»te TraversiĂšre 08â€Č
15. Viole de Gambe 08â€Č
16. Voix CĂ©leste 08â€Č
17. FlĂ»te Octaviante 04â€Č
18. Octavin 02â€Č
19. Cor anglais 08â€Č
20. Trompette harmonique 08â€Č
21. Clairon 04â€Č
Tremolo
PĂ©dale C–f1
22. Soubasse (= Nr. 1) 16‘

Organisten

Mittagsweiser

Mittagsweiser (la MĂ©ridienne): Mittagslinie aus Messing auf dem Boden und, weil der Kirchenraum zu klein ist, auf einem Obelisken (Gnomon) im Hintergrund ansteigend

1727 errichtete der englische Uhrmacher Henry Sully im Auftrag des Priesters Languet de Gercy einen Mittagsweiser (MĂ©ridienne) in der Kirche. Durch ein Loch in der SĂŒdwand fĂ€llt am Mittag Sonnenlicht auf eine Messing-Linie am Boden und in der VerlĂ€ngerung weiter auf einen 11 Meter hohen Obelisken (Gnomon). Die Linie ist mit Kalenderdaten skaliert, so dass außer dem Moment des Mittags auch Kalender- und astronomische Daten angezeigt werden: die Sommersonnenwende, die Äquinoktien (FrĂŒhlings- und Herbstanfang) in der NĂ€he des Altars, die Wintersonnenwende oben auf dem Obelisken.

In Dan Browns Roman Da Vinci Code spielt die Handlung teilweise in der Kirche Saint-Sulpice,[11] dabei wird der Gnomon (das heißt der Obelisk, der hier jedoch nicht als Schattenwerfer Verwendung findet, sondern lediglich dazu dient, die Sonnenlinie zu verlĂ€ngern) als „heidnisches astronomisches GerĂ€t Ă€gyptischen Ursprungs“ bezeichnet. Der Obelisk zeigt zwar einen eindeutigen Ă€gyptischen Einfluss, doch ist anzunehmen, dass er im alten Ägypten kaum eine Ă€hnliche Verwendung fand, zumindest wĂ€re es wohl nur sehr schwer nachweisbar. Außerdem entspricht seine Form nicht gĂ€nzlich der Ă€gyptischen Variante und hat dazu eine gewisse Modifizierung erfahren. So findet sich beispielsweise auf seiner Spitze eine kleine Kugel. Auch das Prinzip (nĂ€mlich das einer Sonnenuhr zur Bestimmung der Mittagslinie) selbst, welches dieser gesamten Einrichtung zugrunde liegt, findet seine Wurzeln wohl eher im alten Babylon. Jedenfalls sollen es die Hellenen (die antiken Griechen) von den Babyloniern ĂŒbernommen haben.

Des Weiteren wird zum Verlauf der Sonnenlinie auf dem Boden gesagt, dass diese zur Anzeige des Pariser Meridians diene, doch verlĂ€uft dieser etwas weiter entfernt in östlicher Richtung. Diese Entfernung betrĂ€gt ca. 118 Meter, was allerdings ziemlich genau der GesamtlĂ€nge der Kirche entspricht. Das lĂ€sst zumindest die Annahme zu, dass mit Hilfe dieser LĂ€nge der ehemalige Nullmeridian von der gegebenen Mittagslinie aus sehr genau bestimmt werden konnte und möglicherweise deren Positionierung beeinflusste. Jacques Cassini berechnete um 1718, also zu Beginn der Umarbeiten an der Kirche, den Nullmeridian fĂŒr das Pariser Observatorium – man kann hier also eine gewisse Gleichzeitigkeit der Bestimmung des Nullmeridians und der Einrichtung der Mittagslinie in St-Sulpice feststellen.

Glocken

Im Turm von St. Sulpice hÀngen 5 Glocken, die zu den bedeutendsten GelÀuten in Paris gehören:[12]

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer
 
Masse
(kg)
Durchmesser
(mm)
Schlagton
 
1 ThérÚse 1824 Osmond-Dubois 6000 2085 g0
2 Caroline 1824 Osmond-Dubois 3900 1880 as0
3 Louise 1828 Osmond-Dubois 2780 1680 h0
4 Marie 1828 Osmond-Dubois 2300 1580 c1
5 Henriette-Louise 1824 Osmond-Dubois 900 1165 e1

Beisetzungen

In der Kirche Saint-Sulpice wurden bestattet:

außerdem:

Andere Ereignisse

  • Im Jahr 1772 heiratete hier Marie-AngĂ©lique Diderot, die Tochter Denis Diderots, den Industriellen Abel François Nicolas Caroillon de Vandeul.
  • Im Jahr 1822 heirateten hier Victor Hugo und AdĂšle Foucher.
  • Im Jahr 1841 heirateten hier Heinrich Heine und die SchuhverkĂ€uferin Eugenie Crescentia Mirat, die sich seit 1834 kannten.
  • Der Marquis de Sade und Charles Baudelaire wurden hier getauft (1740 bzw.1821).
  • Dan Browns Roman „Sakrileg“ enthĂ€lt eine Szene am Anfang, in der der gefallene Mönch Silas in der Kirche unter dem Verlauf des Meridians nach dem Heiligen Gral sucht. Auch in der Hollywood-Filmversion „The Da Vinci Code – Sakrileg“ spielt eine Szene in Saint-Sulpice.
  • Am 17. MĂ€rz 2019 brannte eine TĂŒr des SĂŒdquerhauses. Verletzt wurde niemand.[13] Nach Polizeiangaben wurde der Brand vorsĂ€tzlich gelegt.[14]

Fontaine Visconti

Vor der Kirche steht der Visconti-Brunnen, erbaut 1844 nach PlĂ€nen von Louis Visconti, nach dem er benannt ist. Der Brunnen trĂ€gt aber auch noch andere Namen, beispielsweise Fontaine des Quatre EvĂȘques (‚Brunnen der vier Bischöfe‘). Keiner der vier dargestellten Kirchenoberen hat es jemals zum Kardinal gebracht, weshalb auch der Name Fontaine des Quatre points Cardinaux gebrĂ€uchlich ist, wobei point die Bedeutung von ‚nie‘ hat. Der Brunnen hĂ€tte dann die Bezeichnung: Brunnen derjenigen, die nie KardinĂ€le waren. Die Namen der Bischöfe sind: Jacques BĂ©nigne Bossuet, François FĂ©nelon, Jean-Baptiste Massillon und Esprit FlĂ©chier. Die Löwen zu FĂŒĂŸen der hier Geehrten haben nicht die ĂŒbliche klassische WĂŒrde, sondern zeigen ausgesprochen aggressives Verhalten, allerdings in dieser Form sehr ĂŒberzeugend.

Literatur

Commons: St-Sulpice (Paris) â€“ Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ↑ News (auf Englisch). www.aross.fr. Aufgerufen am 25. Februar 2023.
  2. ↑ a b c d Michael Hesse: Ein Tempel der Musik in der christlichen Kirche - Das OrgelgehĂ€use fĂŒr Saint-Sulpice in Paris von Jean-François-ThĂ©rĂšse Chalgrin
  3. ↑ Association Aristide CavaillĂ©-Coll/Kurt Lueders (Hrsg.): Le Grand-Orgue de Saint-Sulpice et ses Organistes. La FlĂ»te Harmonique, NumĂ©ro spĂ©cial, no. 59/60 (1991), S. 7–29.
  4. ↑ a b Association pour le rayonnement des orgues Aristide CavaillĂ©-Coll de l’église Saint-Sulpice (Paris): Who we are (auf Englisch). www.aross.fr. Aufgerufen am 25. Februar 2023.
  5. ↑ The great organ (auf Englisch) und Great organ specification (auf Englisch). www.aross.fr. Aufgerufen am 25. Februar 2023.
  6. ↑ Roth, Daniel und Pierre-François Dub-Attenti: The Neoclassical Organ and the Great Aristide CavaillĂ©-Coll Organ of Saint-Sulpice, Paris. London: Rhinegold Publishing, 2014.
  7. ↑ a b Keine Trompette en chamade, sondern eine auf erhöhtem Winddruck stehende Solozunge mit gekröpften, teilweise aus dem vorderen Kirchenschiff sichtbaren Schallbechern auf einer eigenen Windlade direkt unter dem Schwellkasten des „RĂ©cit expressif“. Great organ specification (auf Englisch). www.aross.fr. Aufgerufen am 4. Mai 2018.
  8. ↑ The choir organ (auf Englisch). www.aross.fr. Aufgerufen am 4. Mai 2018.
  9. ↑ Choir organ specification (auf Englisch). www.aross.fr. Aufgerufen am 4. Mai 2018.
  10. ↑ Organists of the great organ (auf Englisch). www.aross.fr. Aufgerufen am 4. Mai 2018.
  11. ↑ Die Innenaufnahmen von Saint-Sulpice im Film wurden mithilfe eines „Greenscreens“ im Studio rekonstruiert. The Da Vinci Code – Sakrileg (2006). www.imdb.com. Aufgerufen am 5. Februar 2018.
  12. ↑ Eglise Saint-Sulpice de Paris : prĂ©sentation des 5 cloches et sonnerie en plenum auf YouTube.
  13. ↑ Flammen schlagen aus zweitgrĂ¶ĂŸter Kirche von Paris. In: Reuters. 18. MĂ€rz 2019 (katholisch.de [abgerufen am 16. April 2019]).
  14. ↑ Le feu qui a pris dans l’édifice dimanche est parti d’un tas de vĂȘtements stockĂ©s sur place. 18. MĂ€rz 2019 (leparisien.fr [abgerufen am 17. April 2019]).

Koordinaten: 48° 51â€Č 4″ N, 2° 20â€Č 5″ O