Orcus
Orcus (deutsch: Orkus) war in der römischen Mythologie einer der Namen für den Gott der Unterwelt. Andere Namen waren Pluto oder Dis Pater. Mit Orcus wurde seine böse, bestrafende Seite bezeichnet, der Gott, der die Toten im Jenseits folterte. Ihm wurden allerdings auch Eigenschaften eines Psychopomp zugeschrieben, als welcher er die Seelen der Verstorbenen in die Unterwelt führte. Als Strafort galt er als nicht absolut schlimmer Aufenthalt der Toten, aus welchem als geläuterter Geist Erlösung zu hoffen sei.[1]
Die Ursprünge des Orcus liegen womöglich in der etruskischen Religion. Orcus war auch ein Name, der von römischen Autoren verwandt wurde, um einen gallischen Gott der Unterwelt zu bezeichnen.
Im Deutschen wird „Orkus“ etwa im Sinn von Abgrund, Totenreich oder Unterwelt gebraucht. Wird z. B. davon gesprochen, dass etwas in den Orkus geht, ist gemeint, dass es dem Verfall anheimgestellt ist. Eine bekanntere Redewendung in diesem Zusammenhang ist der Orkus des Vergessens, der synonym zum Begriff der Vergessenheit gebraucht wird. Umgangssprachlich wird Orkus auch für Toilette gebraucht.[2]
Literatur
- Wolfgang Fauth: Der Schlund des Orcus. Zu einer Eigentümlichkeit der römisch-etruskischen Unterweltvorstellung. In: Numen. International Review for the History of Religions 21 (1974), S. 105–127
- F. Giudice: Orcus. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VII, Zürich/München 1994, S. 61–63.
- Wilhelm Mackauer: Orcus. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XVIII,1, Stuttgart 1939, Sp. 908–928.
- Rudolf Peter: Orcus. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 3,1, Leipzig 1902, Sp. 940–945 (Digitalisat).
- Karin Schlapbach: Orcus. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 9, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01479-7, Sp. 12.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Christian Theophil Schuch: Privatalterthümer, oder wissenschaftliches, religiöses und häuslisches Leben der Römer. Ein Lehr- und Handbuch für Studirende und Alterthumsfreunde., Karlsruhe 1842, S. 360–361.
- ↑ Matthias Heine: Kluge Wörter: Wie wir den Bildungswortschatz nutzen können - und wo seine Tücken liegen. Duden, 2024, ISBN 978-3-411-91410-4.