Murmansk

Stadt
Murmansk
Мурманск
Wappen
Wappen
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Murmansk
Stadtkreis Murmansk
Innere Gliederung 3 Stadtrajons
Gegründet 1916
Frühere Namen Romanow-na-Murmane (bis 1917)
Stadt seit 1916
Fläche 154,4 km²
Bevölkerung 307.257 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 1990 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums 50 m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 8152
Postleitzahl 183000–183075
Kfz-Kennzeichen 51
OKATO 47 401
Website citymurmansk.ru
Geographische Lage
Koordinaten 68° 58′ N, 33° 5′ OKoordinaten: 68° 58′ 0″ N, 33° 5′ 0″ O
Murmansk (Europäisches Russland)
Murmansk (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Murmansk (Oblast Murmansk)
Murmansk (Oblast Murmansk)
Lage in der Oblast Murmansk
Liste der Städte in Russland

Murmansk (russisch Му́рманск; kildinsamisch Мурман ланнҍ/Murman lann‘; finnisch auch Muurmanski, veraltet Muurmanni) ist eine nordeuropäische Hafenstadt auf der russischen Halbinsel Kola. Sie hat 307.257 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010)[1] und ist damit die größte nördlich des Polarkreises gelegene Stadt der Erde. Ausläufer des Golfstroms sichern der Stadt einen auch im Winter eisfreien Hafen, der bis 1991 militärisches Sperrgebiet war. Murmansk sowie das 20 km nördlicher gelegene Seweromorsk sind wichtige Stützpunkte der russischen Nordflotte.

Name

Die Stadt wurde im Oktober 1916 unter dem Namen Romanow-na-Murmane (Романов-на-Мурмане „Romanow-am-Murman“) gegründet. Romanow war der Name der russischen Zarendynastie, als Murman wird in Russland die Nordküste der Halbinsel Kola bezeichnet. Das Wort stammt aus dem Norwegischen und bedeutet ursprünglich Nordmänner, Norweger.[2]

Bereits kurz nach der Februarrevolution und dem Sturz des letzten russischen Zaren wurde die Stadt im April 1917 jedoch in Murmansk umbenannt.

Geographie

Allgemeines

Murmansk liegt am östlichen Ufer einer Bucht bzw. eines Fjords der „Murman-Küste“ (russisch Мурманский берег) am Arktischen Ozean, nahe den Grenzen zu Norwegen (Kirkenes) und Finnland (Ivalo), etwa 1500 Kilometer Luftlinie nördlich der Hauptstadt Moskau. Etwa zehn Kilometer nördlich des Zentrums liegt die 2015 eingemeindete frühere Siedlung städtischen Typs Rosljakowo, ein bedeutender Standort der Nordflotte.

Die Stadt ist Verwaltungssitz der Oblast Murmansk. Mit ihren über 300.000 Einwohnern ist Murmansk die größte Stadt in der Arktis. Aufgrund der Lage der Stadt am Hang entlang der Kola-Bucht und ihrer großen Hafenanlagen wird die Stadt auch als „Kapstadt des Nordens“ bezeichnet. Durch die Hanglage besteht innerhalb der Stadt ein Höhenunterschied von über 300 Metern.

Stadtgliederung

Stadtgliederung[3]
Stadtrajon
(Gorodskoi Rajon)
Russischer Name Einwohner
1. Januar 2006
Bemerkung
Leninski Ленинский 93.473 Name nach Lenin
Oktjabrski Октябрьский 98.938 Name von Oktjabr (Oktober, bezogen auf die Oktoberrevolution)
Perwomaiski Первомайский 128.551 Name von Perwoje Maja (Erster Mai)

Klimainformationen

Murmansk
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
28
 
-8
-15
 
 
19
 
-8
-14
 
 
17
 
-3
-10
 
 
19
 
1
-5
 
 
27
 
8
1
 
 
51
 
14
6
 
 
62
 
18
9
 
 
64
 
15
8
 
 
50
 
10
4
 
 
40
 
3
-1
 
 
39
 
-3
-8
 
 
32
 
-6
-12
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: [4]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Murmansk
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) −8,3 −8,0 −3,2 1,4 7,5 14,0 17,5 15,2 9,6 3,2 −2,6 −6,2 3,4
Mittl. Tagesmin. (°C) −14,8 −14,3 −10,3 −5,0 0,8 5,8 8,9 7,8 4,4 −1,1 −7,7 −12,3 −3,1
Niederschlag (mm) 28 19 17 19 27 51 62 64 50 40 39 32 Σ 448
Sonnenstunden (h/d) 0,1 1,1 3,8 6,4 6,3 7,7 7,5 4,9 2,8 1,4 0,1 0,0 3,5
Regentage (d) 9 7 6 7 7 10 9 11 11 11 10 10 Σ 108
Luftfeuchtigkeit (%) 81 81 78 71 67 67 72 80 80 83 83 84 77,2
Quelle: [4]

Die Winter sind kalt, allerdings deutlich wärmer als in anderen russischen Orten nördlich des Polarkreises bedingt durch die maritime Lage und den Einfluss des Golfstroms. Auch im über 25 Breitengrade südlicheren Wladiwostok ist die mittlere Temperatur im Januar um 2,2 °C kälter. Nach Köppens Klimaklassifikation ist das Klima Murmansks subarktisch (Dfc), da nur in den wärmsten zwei Monaten die mittlere Temperatur die 10 °C-Marke überschreitet.

Geschichte

Russisch-orthodoxe Kirche in Murmansk

Die ursprünglichen Bewohner des Gebietes sind Samen. Die Stadt wurde erst im Ersten Weltkrieg 1916 als Endpunkt der 1915–1917 gebauten Murmanbahn gegründet, um über seinen eisfreien Hafen das Zarenreich ganzjährig mit Rüstungslieferungen seiner westlichen Alliierten versorgen zu können. In der Zeit der Sowjetunion wurden von hier im Sommer die arktischen Siedlungen in Sibirien über den Seeweg (Nordostpassage) und die Flüsse versorgt, transportiert wurden vor allem Erze westwärts und Versorgungsgüter ostwärts. Dieses System ist in der postsowjetischen Ära aufgrund der relativ hohen Transportkosten (vor allem Eisbrecher, Eisaufklärung) unter marktwirtschaftlichen Bedingungen weitgehend zusammengebrochen, so dass die Nutzung des Nördlichen Seewegs zwischenzeitlich praktisch zum Erliegen kam und diese entlegenen Außenposten nur noch per Flugzeug beliefert werden.

Nach dem Ausbruch der Oktoberrevolution und des Russischen Bürgerkrieges wurde die Stadt im Juni 1918 durch die britischen Ententetruppen besetzt und die Tramway Murmansk errichtet. Erst am 13. März 1920 gelang es der Roten Armee, die Stadt zurückzuerobern.

1918 wurde Murmansk Hauptstadt des neugegründeten Gouvernements Murmansk. Nach dessen Auflösung 1927 wurde der Okrug Murmansk innerhalb der Oblast Leningrad gebildet und 1938 die bis heute bestehende Oblast Murmansk.

Während des Deutsch-Sowjetischen Krieges im Zweiten Weltkrieg war Murmansk das Ziel mehrerer Angriffsoperationen der Wehrmacht. Sie wurden teilweise gemeinsam mit finnischen Truppen durchgeführt. Ab Frühsommer 1941 versuchten die Deutschen im Unternehmen Silberfuchs, Murmansk mit seinem Hafen zu erobern. Damit sollte die Sowjetunion von der Verbindung zur Barentssee und somit von den Nordmeergeleitzügen abgeschnitten werden. Die deutschen Kräfte waren jedoch insgesamt zu schwach, so dass sie sich gegen die erbitterte Verteidigung des Hohen Nordens durch die Rote Armee nicht durchsetzen konnten. Das unwegsame Gelände und die harten Witterungsbedingungen kamen erschwerend hinzu.

Murmansk hatte unter massiven deutschen Bomberangriffen zu leiden. Nur Stalingrad wurde noch stärker von der deutschen Luftwaffe bombardiert.

In der Stadt bestand das Kriegsgefangenenlager 363 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[5]

Bevölkerungsentwicklung[6]
Jahr Einwohner
1939 117.069
1959 221.874
1970 308.642
1979 380.817
1989 468.039
2002 336.137
2010 307.257

Wirtschaft und Verkehr

Der Lenin-Prospekt, die Hauptstraße von Murmansk
Der Hafen von Murmansk
Russisches Atom-U-Boot

Verschiedene Forschungseinrichtungen zur Fischereiforschung und Ozeanographie haben in Murmansk ihren Sitz. Außerdem ist Murmansk samt der Nachbarstadt Seweromorsk der Hauptstützpunkt der russischen Nordflotte. Der Hafen Murmansk bleibt durch die Ausläufer des Golfstroms auch im Winter eisfrei, muss jedoch zeitweise durch Eisbrecher freigehalten werden.

Neben der Nordflotte ist zwei Kilometer nördlich von Murmansk auch die russische Eisbrecherflotte Atomflot mit nuklear sowie konventionell betriebenen Schiffen beheimatet. Die Flotte umfasst sechs Atomeisbrecher, ein nuklearbetriebenes Transportschiff und einen Flusseisbrecher. Betreiberin der Schiffe ist seit 2008 Rosatom, davor gehörten sie der Murmansker Seereederei, einer privaten Gesellschaft, an der der Staat jedoch noch immer einen sehr hohen Anteil hat. Die Eisbrecher dienen sowohl der Versorgung der östlichen Eismeergebiete als auch anderen, vornehmlich touristischen Zwecken.[7]

Der Flughafen Murmansk liegt 24 km südlich vom Stadtzentrum entfernt. Neben russischen Airlines wie Aeroflot, Nordavia, UTair, Orenair oder Rossija wird der Flughafen auch von ausländischen Fluglinien bedient, insbesondere der finnischen Finnair.[8]

Über die Murmanbahn besteht eine Verbindung nach Sankt Petersburg (die Fahrtdauer beträgt rund 28 Stunden) und Moskau. Die Europastraße 105 führt nach Sankt Petersburg (entspricht der russischen R21 Kola) und Kirkenes in Norwegen. Im Jahr 2016 erhielt Murmansk einen Sonderstatus, welcher Kreuzfahrtpassagieren einen Aufenthalt von 72 Stunden ohne Visum erlaubt.[9]

Die Nachbarstadt Seweromorsk und Teile des Hafens sind nach wie vor militärisches Sperrgebiet; Murmansk selbst kann aber inzwischen auch von Ausländern problemlos besucht werden.

Das Rohstoffunternehmen Arktikmorneftegazrazwedka hat seinen Sitz in Murmansk.

Bildung und Kultur

Eine russische Münze mit Murmansker Motiv

Nach dem Ende der Polarnacht, die vom 29. November bis zum 15. Januar dauert, feiert Murmansk ein großes Fest namens „Sei gegrüßt, Sonne!“ ("Здравствуй, Солнце!"). Traditionell findet es am letzten Sonntag des Januar statt. Unter der Vielzahl von Veranstaltungen in der Innenstadt finden sich auch Musik- und Tanzdarbietungen der indigenen Bewohner der Halbinsel Kola, der Samen, Rentierrennen und Eissegelwettbewerbe auf dem Semjonow-See.[10]

Das Oblast-Drama-Theater wurde von Jelisaweta Natanowna Tschetschik erbaut.

Die Synagoge von Murmansk ist das nördlichst gelegene jüdische Gotteshaus der Welt.[11]

Weiterführende Bildungseinrichtungen

Museen

Städtepartnerschaften

Murmansk listet folgende Partnerstädte auf:

Stadt Land seit
Rovaniemi Finnland Finnland 1962
Luleå Schweden Schweden 1972
Vadsø Norwegen Norwegen 1973
Jacksonville Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 1975
Groningen Niederlande Niederlande 1989
Stettin Polen Polen 1993
Akureyri Island Island 1994
Alanya Turkei Türkei 2014
Minsk Belarus Belarus 2014
Harbin China Volksrepublik Volksrepublik China 2015

Söhne und Töchter der Stadt

Commons: Murmansk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Murmansk – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Murmansk – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Die Eigenbezeichnung der Norweger, „nordmann“ (Plural: „nordmenn“), wird ['nurman] ausgesprochen.
  3. Quelle: Staatliches Statistikamt der Russischen Föderation (Memento des Originals vom 3. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gks.ru
  4. wetterkontor.de
  5. Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
  6. Quelle:Volkszählungsdaten
  7. Bellona Foundation: Bellona (Memento vom 24. November 2005 im Internet Archive)
  8. Datenübersicht zum Flughafen Murmansk (Memento vom 18. Februar 2016 im Internet Archive) (engl.), Website des Flughafens Murmansk, abgerufen am 18. Februar 2016
  9. NZZ, 28. September 2016, Seite 2
  10. Ankündigung für "Hallo, Sonne!" 2009 (Memento vom 18. Juni 2010 im Internet Archive) auf einer Veranstaltungswebsite aus Murmansk (russisch)
  11. Synagogues at extreme latitudes. (Memento vom 31. März 2013 im Internet Archive) In: Alnakka.net, abgerufen am 5. November 2012