Menschenläuse
Menschenläuse | ||||||||||||
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Kopflaus (Pediculus humanus capitis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Familie | ||||||||||||
Pediculidae | ||||||||||||
Leach, 1815 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Pediculus | ||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Die Menschenläuse (Pediculidae) sind eine Familie innerhalb der Tierläuse (Phthiraptera). Sie umfasst, in heutiger Auffassung, nur eine einzige Gattung Pediculus. Menschenläuse sind wie alle echten Tierläuse (Anoplura) blutsaugende Parasiten. Ihre Stiche erfolgen mit dem langen Stechrüssel und erzeugen juckende Quaddeln. Die Entwicklungszeit vom Ei bis zur Geschlechtsreife dauert bei den Tieren etwa 25 Tage, die Adulten leben etwa 30 Tage.
Zuordnung
Die Gattung Pediculus umfasst drei Arten, die alle bei Primatenarten parasitieren.
- Menschenlaus (Pediculus humanus), mit zwei Unterarten
- Kleiderlaus (Pediculus humanus humanus)
- Kopflaus (Pediculus humanus capitis)
- Pediculus schaeffi Fahrenholz, 1910. Parasit an Schimpansenarten (Gattung Pan)
- Pediculus mjobergi Ferris, 1916 (Synonym Pediculus affinis Mjöberg, 1910, nec Burmeister, 1839). Parasit an Neuweltaffen der Familie Cebidae
Pediculus humanus, die Menschenlaus, und Pediculus schaeffi haben sich nach Abschätzung nach der Methode der molekularen Uhr vor etwa sechs Millionen Jahren aufgespalten, dies entspricht in der Größenordnung der Zeit seit der Aufspaltung ihrer Wirtsgattungen Homo und Pan bzw. ihrer jeweiligen Stammgruppe.[1] Pediculus mjobergi ist sowohl morphologisch wie auch genetisch sehr ähnlich zur Menschenlaus. Es erscheint sehr wahrscheinlich, dass ihre Vorfahren erst nach der Einwanderung des Menschen nach Südamerika von diesem auf die Affen übergegangen ist, möglicherweise von gezähmten und als Haustier gehaltenen Affen, die in die Freiheit entkommen sind.[2]
Die Gattung Pediculus ist (in aktueller Auffassung) einzige Gattung der Familie der Pediculidae. Schwestergruppe der Pediculidae ist die Familie der Pthiridae mit der einzigen Gattung Pthirus, mit der Filzlaus Pthirus pubis des Menschen.
Merkmale
Charakteristika zur Identifizierung der Gattung sind:[3]
- schlanker Körper, mehr als doppelt so lang wie breit (Abgrenzung zu Pthirus)
- Paratergiten an den Hinterleibssegmenten 3–8, mindestens drei davon als Kappe und nicht hervorstehend
- Borsten nicht in Reihen
- an Menschen, Schimpansen oder Neuweltaffen
Menschenläuse als Krankheitsüberträger
Die Kopflaus und die Kleiderlaus können diverse Krankheitserreger übertragen. Zu Einzelheiten sowie zur Therapie siehe unter den einzelnen Arten.
Bakterielle Endosymbionten
Pediculus humanus lebt in einer unbedingten (obligaten) Symbiose mit dem Bakterium Candidatus Riesia pediculicola (Enterobacteriaceae).[4] Die Laus bietet Unterschlupf und Schutz, während die Bakterien wichtige B-Vitamine liefern. Ca. Riesia lebt in speziellen Lauszellen (Bacteriocyten), wandert aber in die Eierstöcke des Lauswirts, um auf die nächste Generation übertragen zu werden (vertikale Übertragung).[5]
Diese Bakterienspezies findet sich sowohl bei der Kleiderlaus[6][7] als auch bei der Kopflaus (etwa in den Nissen im Haar von Andenmumien[8]). Die Abhängigkeit dieser Läuse von Ca. Riesia könnte ein Ansatzpunkt zur Bekämpfung sein.[7]
Literatur
Artikelgrundlage
- Brett Olds et al.: Comparison of the transcriptional profiles of head and body lice. In: Insect Molecular Biology. Band 21, Nr. 2, 2012, S. 257–268, DOI:10.1111/j.1365-2583.2012.01132.x; siehe dazu: Head and body lice appear to be the same species, genetic study finds.
Weiterführend
- Denise L. Bonilla, Lance A. Durden u. a.: The Biology and Taxonomy of Head and Body Lice. Implications for Louse-Borne Disease Prevention. In: PLoS Pathogens. Band 9, 2013, S. e1003724, doi:10.1371/journal.ppat.1003724.
- Hermann Schelenz: Zur Geschichte der Läuseplage. In: Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Neue Folge (Leipzig), 20. Februar 1916.
Einzelnachweise
- ↑ David L Reed, Jessica E Light, Julie M Allen, Jeremy J. Kirchman: Pair of lice lost or parasites regained: the evolutionary history of anthropoid primate lice. In: BMC Biology. 2007, Band 5, S. 7, doi:10.1186/1741-7007-5-7 (open access).
- ↑ Rezak Drali, Laurent Abi-Rached, Amina Boutellis, Félix Djossou, Stephen C. Barker, Didier Raoult: Host switching of human lice to new world monkeys in South America. In: Infection, Genetics and Evolution. 2016, Band 39, S. 225–231, doi:10.1016/j.meegid.2016.02.008.
- ↑ K. C. Kim, H. W. Ludwig: The family classification of the Anoplura. In: Syst Entomol. Band 3, 1978, S. 269. doi:10.1111/j.1365-3113.1978.tb00120.x
- ↑ NCBI: Candidatus Riesia und "Candidatus Riesia" Sasaki-Fukatsu et al. 2006 (genus); graphisch: Candidatus Riesia, auf: Lifemap NCBI Version.
- ↑ Kayoko Sasaki-Fukatsu, Ryuichi Koga, Naruo Nikoh, Kazunori Yoshizawa, Shinji Kasai, Minoru Mihara, Mutsuo Kobayashi, Takashi Tomita, Takema Fukatsu: Symbiotic Bacteria Associated with Stomach Discs of Human Lice. In: Applied and Environmental Microbiology. Band 72. Jahrgang, Nr. 11, 1. November 2006, ISSN 0099-2240, S. 7349–7352, doi:10.1128/AEM.01429-06, PMID 16950915, PMC 1636134 (freier Volltext) – (englisch).
- ↑ Lausiges Genom. Das Erbgut der blutsaugenden Kleiderlaus, die auf den Menschen gefährliche Krankheiten überträgt, ist entschlüsselt. Auf: wissenschaft.de vom 22. Juni 2010.
- ↑ a b Körperlaus auf fremde Gene angewiesen. In: Deutsches Ärzteblatt. vom 22. Juni 2010. ( vom 17. April 2015 im Internet Archive)
- ↑ Human DNA Extracted From Nits on Ancient Mummies Sheds Light on South American Ancestry. Auf: SciTechDaily vom 28. Dezember 2021.
Weblinks
- Universität Würzburg ( vom 3. Juli 2010 im Internet Archive): Übersicht zum Thema Läuse (auf Englisch)