Pluraletantum
Ein Pluraletantum (von lateinisch plurale tantum „nur Plural“), Pluralwort oder Mehrzahlwort ist ein Substantiv, das ausschließlich im Plural gebräuchlich ist. Der Plural von Pluraletantum lautet gemäß Online-Duden Pluraletantums, in der traditionellen Fachsprache auch Pluraliatantum (pluralia + tantum).[1] Im Deutschen und in anderen Sprachen mit grammatischem Genus, bei denen im Plural die Genera zusammenfallen, kann für Pluralwörter kein eigenes Genus festgestellt werden.[2][3] Das Gegenwort zu Pluraletantum ist Singularetantum (Einzahlwort).
Anwendung
Beispiele für Pluraletantums in der deutschen Sprache sind:[4]
Geografische Bezeichnungen:
Unechte Pluraliatantum
Unechte Pluraliatantum sind Substantive, bei denen es einen (oft selten gebrauchten) Singular im Nominativ gleich der Schreibweise wie im Plural gibt:
- Geschwister (ein Geschwister)
- Möbel (ein Möbel)
- Lebensmittel (ein Lebensmittel)
- Spaghetti (ein Spaghetto; umgangssprachlich: eine Spaghetti)
Besondere Fälle
Zu manchen Wörtern, die überwiegend nur in der Mehrzahl gebräuchlich sind, gibt es regional jedoch auch die Einzahlform:
Zu anderen Wörtern gibt es einen Singular, der jedoch nur in bestimmter Bedeutung verwendet wird:
- Zu Daten gibt es den Singular Datum, der etwa als Kalenderdatum für einen bestimmten Zeitbezug gebraucht wird, oder als geodätisches Datum für einen bestimmten Raumbezug.
Ein Sonderfall ist der Plural -leute für einige Zusammensetzungen mit -mann und -frau:
- Fachleute – Fachmänner, Fachfrauen
- Feuerwehrleute – Feuerwehrmann, Feuerwehrfrau
- Geschäftsleute – Geschäftsmänner, Geschäftsfrauen
- Hauptleute, Hauptmänner – Hauptmann
- Kaufleute – Kaufmann, Kauffrau
- Landsleute – Landsmann, Landsfrau
- Ombudsleute – Ombudsmann, Ombudsfrau
- Seeleute – Seemann, Seemännin[5]
- Vertrauensleute – Vertrauensmann, Vertrauensfrau
Singularbildung durch Komposita
Ein dem Singular entsprechender Sachverhalt kann bei Pluraliatantum häufig durch eine Zusammensetzung ausgedrückt werden:
- die Ferien – der Ferientag
- die Kosten – der Kostenanteil
- die Eltern – der Elternteil (fachsprachlich auch: der oder das Elter)
- die Geschwister – der Geschwisterteil (fachsprachlich auch: das Geschwister)
Beispiele aus anderen Sprachen
- clothes – Kleider
- trousers – die Hose
- thanks – der Dank
- scissors – die Schere
- les lunettes – die Brille
- les ciseaux – die Schere
- les fiançailles – die Verlobung
Siehe auch
- Kollektivum (Sammelname, Sammelbezeichnung)
- Defektivum (Wort, das nicht in allen grammatikalischen Formen seiner Wortart auftreten kann)
- Numerus (grammatische Zählform)
Literatur
- Angelika Wöllstein, Duden-Redaktion (Hrsg.): Duden: Die Grammatik (= Der Duden. Band 4/12). 9., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-411-04049-0, S. 180–181, Randnummern 276–277: Pluraliatantum (Seitenvorschauen in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Worteintrag: Pluraletantum, das. In: Duden online. Abgerufen am 22. März 2022; Zitat: „Bedeutung: Substantiv, das nur als Plural vorkommt; Herkunft: zu lateinisch pluralis (Plural) und tantum = nur; […] Plural: die Pluraletantums und Pluraliatantum“.
- ↑ Angelika Wöllstein, Duden-Redaktion (Hrsg.): Duden: Die Grammatik (= Der Duden. Band 4/12). 9., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-411-04049-0, S. 157, Randnummer 233 (Seitenvorschau in der Google-Buchsuche); Zitat: „Bei Substantiven, die nur im Plural vorkommen (Pluraliatantum), kann daher kein Genus festgestellt werden: die Leute, die Trümmer, die Gliedmaßen, die Masern“.
- ↑ Gerhard Stickel: Beantragte staatliche Regelungen zur „Sprachlichen Gleichbehandlung“: Darstellung und Kritik. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik. Jahrgang 16, Nr. 3, 1988, S. 330–355, hier S. 342 (IDS-Direktor; PDF: 4,8 MB, 26 Seiten auf bsz-bw.de); Zitat: „Neben den genuslosen, geschlechtsübergreifenden Ausdrücken Eltern und Geschwister finden sich gelegentlich die geschlechtsneutralen Neutra Kind, Mitglied, im StGB auch Opfer (§ 177), außerdem die geschlechtsneutralen Maskulina Mensch, Vormund, Abkömmling, wiederholt auch das geschlechtsneutrale Femininum Person.“
- ↑ Angelika Wöllstein, Duden-Redaktion (Hrsg.): Duden: Die Grammatik (= Der Duden. Band 4/12). 9., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-411-04049-0, S. 180, Randnummer 276: Pluraliatantum (Seitenvorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Worteintrag: Seemännin, die: In: Duden online. Abgerufen am 23. März 2022; Zitat: „Bedeutung: weibliche Person, die auf einem Seeschiff beschäftigt ist (Berufsbezeichnung)“.
Ebenda: Seefrau, die: Synonym zu Seemännin.
Ebenda: Seemann, der: „Bedeutung: männliche Person, die auf einem Seeschiff beschäftigt ist (Berufsbezeichnung)“.