Matthäus Hipp

Matthäus Hipp
Unterschrift

Matthäus Hipp fälschlicherweise auch Matthias od. Mathias (* 25. Oktober 1813 in Blaubeuren; † 3. Mai 1893 in Fluntern) war ein deutscher Uhrmacher und Erfinder, der in der Schweiz lebte.[1] Seine bedeutendsten, lang nachwirkenden Erfindungen waren elektrische Webstühle, Bahnsignale, elektrische Pendeluhren sowie der Hipp’sche Bandchronograf und das Hippsche Chronoskop.

Leben

Der Sohn des Klostermüllers wurde am 25. Oktober 1813 in Blaubeuren (Württemberg) geboren. Als achtjähriges Kind hatte er einen Unfall beim Klettern auf einem der vielen Felsen dort und war zeit seines Lebens gehbehindert. Mit 16 Jahren kam er zu Uhrmacher Johan Eichenhofer in Blaubeuren in die Lehre. Nach Abschluss der Lehrzeit folgten die Wanderjahre: 1832 nach Ulm zu Uhrmacher Valentin Stoß, 1834 arbeitete er in St. Gallen, anschließend zwischen 1835 und 1837 in der Uhrenfabrik Savoie in St. Aubin am Neuenburgersee.

1840 zog er nach Reutlingen und eröffnete dort 1841 im Alter von 28 Jahren seine eigene Werkstatt. Im selben Jahr heiratete er die Lehrertochter Johanna Plieninger. Das Ehepaar hatte vier Kinder.

Nach der niedergeschlagenen badischen Revolution im Jahr 1849 wurde seine Bewerbung als Direktor der Uhrmacherschule in Furtwangen aus politischen Gründen abgelehnt, da er als Demokrat galt. Folglich entschied sich Hipp im Jahre 1852 Deutschland zu verlassen. Er wurde durch die Schweizer Regierung zum Leiter der nationalen Telegraphenwerkstatt und Technischen Direktor der Telegraphenverwaltung ernannt. Zwar ließ er sich bei der Einstellung ausdrücklich genehmigen, auch privat weiterarbeiten zu dürfen, doch als die Einnahmen aus Erfindertätigkeit seine Beamtenbezüge bei weitem überschritten, blieben Konflikte mit Verwaltung und Parlament nicht aus. Hipp zog deshalb 1860 die Konsequenzen und bat um seine Entlassung aus dem schweizerischen Staatsdienst.

Der nächste Abschnitt seines Lebens führte ihn dann von Bern nach Neuchâtel, wo er die Leitung einer neu errichteten Telegrafenfabrik übernahm. Erst 1889 zog sich Hipp aus der Firmenleitung zurück und übergab die Leitung der Firma an die Ingenieure Albert Favarger und A. De Peyer. Von da an trugen die Fabrikate bis 1908 die Signatur „Peyer & Favarger, Succ. de M. Hipp“.

Gleich danach zog er nach Fluntern bei Zürich zu seiner Tochter um. Am 3. Mai 1893 starb Matthäus Hipp im Alter von 80 Jahren in Fluntern. Seine Ehefrau überlebte ihn um vier Jahre.

Matthäus Hipp, der seit 1852 in der Schweiz lebte und arbeitete, aber seine deutsche Staatsangehörigkeit nie aufgegeben hatte, erhielt den ehrenden Beinamen „Der schweizerische Edison“.

Leistungen

Elektrische Präzisionspendeluhr von Hipp
Nach wie vor sich in Betrieb befindende hippsche Wendescheibe bei der Museumsbahn Blonay–Chamby

Matthäus Hipp brachte im Laufe von 40 Jahren mehr als 20 Erfindungen zur technischen Reife. Einige seiner Erfindungen erwiesen sich als so gut, dass sie ca. einhundert Jahre ohne prinzipielle Veränderungen hergestellt und verkauft werden konnten.

Auszeichnungen

Literatur

  • K. Jäger, F. Heilbronner (Hrsg.): Lexikon der Elektrotechniker, VDE Verlag, 2. Auflage von 2010, Berlin/Offenbach, ISBN 978-3-8007-2903-6, S. 195.
  • Helmut Kahlert: Matthäus Hipp in Reutlingen. Entwicklungsjahre eines großen Erfinders (1813–1893). In: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 48 (1989), S. 291–303. Auch in: Chronométrophilia Nr. 76, 2014, S. 53–66.
  • Anne-Françoise Schaller-Jeanneret: Hipp, Matthias. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Hans Rudolf Schmid: Hipp, Matthäus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 199 f. (Digitalisat).
  • Tobler, A. Dr. M. Hipp. Neue Zürcher Zeitung, Nummer 127, 7. Mai 1893. Seite 9. (Digitalisat)
  • R. Weber, L. Favre: Matthäus Hipp : 1813–1893. In: Bulletin de la Société des Sciences Naturelles de Neuchâtel 24 (1895–1896), S. 212f. Digitalisat auf dem Portal E-Periodica.
  • R. Wolf: Notizen zur schweiz. Kulturgeschichte; 470. In: Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich / hrsg. von Ferdinand Rudio 39 (1894), S. 365–374. (Digitalisat).
Commons: Matthäus Hipp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dr. Matthäus Hipp. In: Curt Dietzschold: Der Cornelius Nepos der Uhrmacher. Krems a. d. Donau 1910, S. 51 f.; 2., verm. Aufl. 1911.
    Jürgen Abeler: Meister der Uhrmacherkunst. Wuppertal 1977, S. 281.
  2. Helmut Kahlert: Matthäus Hipp in Reutlingen. Entwicklungsjahre eines großen Erfinders (1813–1893). In: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte, Jg. 48, 1989, S. 291–303. Auch in: Chronométrophilia Nr. 76, 2014, S. 53–66, hier. S. 60.
  3. Neue Zürcher Zeitung 7. Mai 1893 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 23. Dezember 2022.
  4. Hipp Matthäus: Schreibtelegraf von Matthäus Hipp, Morseapparat, Farbschreiber. 1867, abgerufen am 23. Dezember 2022.
  5. Oelschläger: Das Hipp’sche Chronoskop, zur Messung der Fallzeit eines Körpers und zu Versuchen über die Geschwindigkeit der Flintenkugeln etc. In: Polytechnisches Journal. 114, 1849, S. 255–259.
    Caspar Clemens Mierau: Matthias Hipp und das „Hipp’sche Chronoskop“. Semesterarbeit an der Bauhaus-Universität Weimar im Studiengang Medienkultur, Wintersemester 2001/2002, abgerufen am 26. April 2018.
    Thomas Schraven: The Hipp Chronoscope. (Memento des Originals vom 8. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/vlp.mpiwg-berlin.mpg.de In: „The Virtual Laboratory: Essays and Resources on the Experimentalization of Life“ des Max Planck Institute for the History of Science, Berlin, ISSN 1866-4784, 30. März 2004, abgerufen am 26. April 2018 (PDF 2,81 MB).
  6. Johannes Graf: Der lange Weg zur Hipp-Wippe. Ab wann werden Uhren von Matthäus Hipp elektrisch angetrieben? In: Chronomètrophilia Nr. 76, 2014, S. 67–77, hier S. 73.
  7. Daniel Vischer: Andreas Rudolf Harlacher. Würdigung zum 100. Todestag. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 14/15, Heft 18, 1890, S. 1471–1472 (e-periodica.ch).