Martin Thür

Bei der Romy-Verleihung 2015

Martin Thür (geboren am 25. Juli 1982 in St. Pölten, Niederösterreich[1]) ist ein österreichischer Fernsehjournalist und Moderator. Von 2002 bis 2017 arbeitete er für den Fernsehsender ATV, von 2017 bis 2018 war er für die Rechercheplattform Addendum tätig. Seit 2018 ist Thür Redakteur der Zeit im Bild im ORF, deren Spätausgabe ZIB 2 er seit 2019 moderiert.[2]

Ausbildung

Thür studierte erst Publizistik- und Theaterwissenschaft. Später absolvierte er berufsbegleitend ein Masterstudium der Politischen Kommunikation an der Universität für Weiterbildung Krems.[3][4]

Beruflicher Werdegang

Ab 2000 arbeitete Thür beim Regional-Fernsehsender P3tv in St. Pölten. 2002 wechselte er zu ATV nach Wien und wurde in verschiedenen Funktionen im Nachrichten- und Magazin-Bereich eingesetzt. Schritt für Schritt übernahm er Wahlsondersendungen (Meine Wahl), gestaltete Interviewreihen zu Wahlgängen auf Bundes- und Landesebene und fungierte als Gestalter der Sendereihe ATV Dokument. Weiters wurde er als Live-Korrespondent für ATV nach Los Angeles, Washington, D.C., Brüssel und in den Vatikan entsandt. 2010 erhielt seine Dokumentation Volkssport Doping hohe Aufmerksamkeit.[5]

Im Oktober 2014 startete das von ihm entwickelte Format Klartext auf ATV. Es wurde jeweils am Montagabend um 22:25 Uhr gesendet.[6] Sendungsmaxime sei es, mit Politikern – was diese gerne vermieden – Klartext zu reden.[1] Teil des Konzepts waren ungewöhnliche Örtlichkeiten, an denen die Interviews geführt wurden: in einer leer stehende Fabrikhalle, einem Keller, oder auf zwei Steinen sitzend vor Flüchtlingszelten in Nickelsdorf. Die Wahl der Interviewpartner soll das Thema von mehreren Perspektiven beleuchten, die Gespräche wurden aufgezeichnet und nur partiell in die Sendung integriert. Beispielsweise sprach Thür für die Sendung Traiskirchen – Das vergessene Lager mit dem Regierungsberater Kilian Kleinschmidt, dem Bürgermeister der Stadt, Andreas Babler, und mit Daniela Pichler von Amnesty International.[7] Am 26. September 2016 moderierte er das ATV-Duell der Präsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer.[8]

2017 wechselte Thür zur Rechercheplattform Addendum, woraufhin die politische Interviewsendung auf ATV abgesetzt wurde.

Im Oktober 2018 wurde Thür Teil der Redaktion der Nachrichtensendung Zeit im Bild im Österreichischen Rundfunk, für die er ab Jänner 2019 die damals neu geschaffene Sonntagsausgabe der Zeit im Bild 2, ZIB 2 am Sonntag, moderierte.[9][2] Im Herbst 2019 leitete er neben Lou Lorenz-Dittlbacher die ORF-Fernsehduelle zwischen Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitikern der zur Österreichischen Nationalratswahl 2019 antretenden größten Parteien.[10] Mittlerweile präsentiert Thür, im wöchentlichen Wechsel mit anderen Mitgliedern des Moderationsteams, die ZIB 2 auch regulär unter der Woche. Im August 2024 moderiert Thür erstmals die Sommergespräche mit den Parteichefs der österreichischen Parlamentsparteien im ORF.[11][12]

Neben seiner journalistischen Tätigkeit moderierte Martin Thür die jährliche Verleihung des Negativpreises Goldenes Brett vorm Kopf.[13][14]

Kontroverse rund um Lena Schilling

Im Juli 2024 erwirkte Thür eine Unterlassungserklärung gegen die Europaabgeordnete Lena Schilling (Die Grünen). Schilling hatte behauptet, eine Affäre mit ihm zu haben. Daraufhin bereitete Thür eine Klage vor. In einer notariell beglaubigten Unterlassungserklärung verpflichtete Schilling sich, solche Aussagen künftig zu unterlassen. Außerdem erklärte sie, mit Thür weder „persönlich noch digital“ bekannt zu sein.[15]

Auszeichnungen

Commons: Martin Thür – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b „Heulend wird niemand davonlaufen“. 18. Oktober 2014, abgerufen am 11. Juni 2016.
  2. a b Start für die „ZiB 2 am Sonntag“ und ihren Anchorman Martin Thür. 11. Januar 2019, abgerufen am 23. Juni 2023.
  3. Philip Pramer: Martin Thür: Kreativer Kopf für das ORF-Flaggschiff. derStandard.at, 10. September 2018, abgerufen am 11. September 2018.
  4. Martin Thür, Who is who, orf.at
  5. ATV-Redakteur Martin Thür gewinnt Europäischen Journalistenpreis 2010. Abgerufen am 11. Juli 2024 (österreichisches Deutsch).
  6. Kurier (Wien): Kurier Romy Gala 2016: Martin Thür, 16. April 2016, abgerufen am 11. Juni 2016
  7. ATV: Traiskirchen – Das vergessene Lager, Klartext vom 16. November 2015, abgerufen am 11. Juni 2016
  8. Die Presse (Wien): BP-Wahl: ATV-Duell wird von Martin Thür moderiert, 26. August 2016, abgerufen am selben Tag.
  9. Martin Thür wechselt in den ORF und wird Präsentator der „ZiB 2“ am Sonntag - der.ORF.at. 19. September 2018, abgerufen am 19. September 2018.
  10. Nationalratswahl im ORF: Lorenz-Dittlbacher und Thür leiten TV-Duelle, Reiterer und Wolf die „Elefantenrunde“. 1. Juli 2019, abgerufen am 23. Juni 2023.
  11. Markus Huber: Ein Gang mit … Martin Thür. 18. Juli 2024, abgerufen am 25. Juli 2024.
  12. Sommergespräche. Abgerufen am 25. Juli 2024.
  13. Kandidaten für „Goldenes Brett vorm Kopf“ gesucht. In: derStandard.at. 23. September 2012, abgerufen am 17. Dezember 2017.
  14. „Goldenes Brett“ geht an „germanischen“ Arzt. ORF.at, 12. Oktober 2016, abgerufen am 12. September 2018.
  15. Katharina Mittelstaedt, Fabian Schmid: Affäre erfunden: Lena Schilling entschuldigt sich bei ORF-Moderator Martin Thür. Abgerufen am 11. Juli 2024 (österreichisches Deutsch).
  16. Der Standard (Wien): ATV-Redakteur Martin Thür gewinnt Europäischen Journalistenpreis 2010, 13. Juli 2010, abgerufen am 11. Juni 2016.
  17. Kleine Zeitung (Graz/Klagenfurt): Romy für Martin Thür und seinen ATV-Polittalk „Klartext“., 24. April 2015, abgerufen am 10. Juni 2016.
  18. „Journalistenpreis Integration 2015“ geht an Martin Thür (ATV) und Othmar Pruckner (trend). 18. September 2015, abgerufen am 23. Juni 2023.
  19. Concordia-Journalismuspreise an Lendvai, Thür, Zöchling. In: Kurier.at. 26. April 2022, abgerufen am 26. April 2022.
  20. ORF-Journalist Thür erhält Hochner-Preis 2022. In: ORF.at. 2. Mai 2022, abgerufen am 2. Mai 2022.
  21. ORF-Korrespondent Cupal ist „Journalist des Jahres“. In: Die Presse. 19. Dezember 2023, abgerufen am 19. Dezember 2023.