Marktschorgast
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 6′ N, 11° 39′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Kulmbach | |
Höhe: | 507 m ü. NHN | |
Fläche: | 15,81 km2 | |
Einwohner: | 1399 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 88 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 95509 | |
Vorwahl: | 09227 | |
Kfz-Kennzeichen: | KU, EBS, SAN | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 77 139 | |
LOCODE: | DE MAT | |
Marktgliederung: | 9 Gemeindeteile | |
Adresse der Marktverwaltung: |
Marktplatz 17 95509 Marktschorgast | |
Website: | www.marktschorgast.de | |
Erster Bürgermeister: | Marc Benker (CSU) | |
Lage des Marktes Marktschorgast im Landkreis Kulmbach | ||
Marktschorgast ist ein Markt im oberfränkischen Landkreis Kulmbach in Bayern.
Geografie
Der Hauptort liegt auf einer Höhe von 507 m ü. NHN.[2]
Gemeindegliederung
Es gibt neun Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[3][4]
- Grundmühle (Weiler)
- Marktschorgast (Hauptort)
- Mittelpöllitz (Weiler)
- Oberpöllitz (Einöde)
- Pulst (Weiler)
- Rohrersreuth (Weiler)
- Thalmühle (Einöde)
- Unterpöllitz (Einöde)
- Ziegenburg (Dorf)
Gewässer
Die Schorgast ist ein Nebenlauf des Weißen Mains in Oberfranken.
Die noch weitgehend naturbelassene Schorgast, nach der auch das Tal benannt ist, entspringt im östlichen Gemeindegebiet von Marktschorgast in einem Quellgebiet nahe der Bahnstrecke Bamberg–Hof, welches früher zum Teil auch der Trinkwasserversorgung von Marktschorgast diente. Auf ihrem 25 Kilometer langen Lauf nimmt sie den Perlbach, den Weißenbach, die Koser und die Untere Steinach auf.
Aus 63 Quellen wird das Wasser (2,2 Millionen Kubikmeter im Jahr) im Perlbachtal gesammelt, in der Trinkwasseraufbereitungsanlage Grundmühle entsäuert und über eine Ultrafiltration entkeimt. Das aufbereitete Wasser dient Marktschorgast und der Stadt Kulmbach als Trinkwasser.
Geschichte
Bis zum 19. Jahrhundert
Der auf eine slawische Siedlung zurückgehende Ort Scoregast, der bereits eine Pfarrkirche und einen Markt aufwies, wurde 1109 zur Ausstattung des Bamberger Kollegiatstifts St. Jakob herangezogen. Während des Meranischen Erbfolgestreits eignete sich Vogt Heinrich von Weida die Vogtei über Marktschorgast an, ein Schiedsspruch König Adolfs sprach die Vogtei Bischof Arnold von Bamberg zu. Marktschorgast gehörte daher seit 1293 zum reichsunmittelbaren Bistum Bamberg. 1323 ist der Ort als befestigter bischöflicher Markt (oppidum) belegt. Ab 1337 ist das bischöfliche Halsgericht belegt. Neben dem Bischof hatten auch mehrere Adelsgeschlechter Besitz am Ort.
Die Ortschaft gehörte bis zur Säkularisation 1803 zum bis dahin reichsunmittelbaren Hochstift Bamberg, das ab 1500 im Fränkischen Reichskreis lag. Im Jahr 1802 besetzte Bayern im Vorgriff auf die Säkularisation neben anderen kirchlichen Besitztümern das Hochstift Bamberg.[5][6][7][8] Im preußisch-bayerischen Landesvergleich fielen die vormals Bamberger Gebiete (und damit auch Marktschorgast) kurzzeitig (1807–1810) an das preußische Fürstentum Bayreuth, bis dieses nach der verheerenden Niederlage Preußens im Vierten Koalitionskrieg zunächst von Napoleon besetzt und dann im Zuge des Friedens von Tilsit für 15 Millionen Francs an das mit Napoleon verbündete Bayern verkauft wurde.[8] Bayern, das 1806 mit Napoleon Bonapartes Hilfe[8] vom Kurfürstentum zum Königreich aufgestiegen war, konnte auch nach dem Wiener Kongress die durch die Unterstützung Napoleons gewonnenen fränkischen Gebiete behalten, weil es 1813 kurz vor der Völkerschlacht bei Leipzig die Seiten gewechselt hatte und von diesem Zeitpunkt an gegen Napoleon kämpfte. Eine Vorbedingung für diesen Seitenwechsel war gewesen, dass Bayern die annektierten Gebiete behalten durfte.[9][8] Seit dieser Zeit gehört Marktschorgast zu Bayern.
Eingemeindungen
Am 1. April 1971 wurde im Zuge der Gebietsreform in Bayern die Gemeinde Ziegenburg eingegliedert.[10]
Einwohnerentwicklung
Im Zeitraum von 1988 bis 2018 sank die Einwohnerzahl von 1592 auf 1376 um 216 bzw. um 13,6 %. Am 31. Dezember 1994 hatte der Markt 1776 Einwohner.
Baugeschichte
Wegen der Brände in den Jahren 1824, 1838 und 1840 ist von historischer Bausubstanz wenig erhalten geblieben. Das einheitliche Ortsbild hat durch den Wiederaufbau spätbiedermeierliche Formen. Nur in der katholischen Pfarrkirche St. Jakobus ist der Mauerkern des Chors noch romanisch, um 1500 wurden Chor und Langhaus neu gebaut, der Chor noch mehrmals umgestaltet. Zwei Mauerzüge und ein runder Wehrturm sind Reste der spätmittelalterlichen Kirchwehr. Das Pfarrhaus ist um 1750 nach einem Entwurf Johann Michael Küchels entstanden. Die Kreuzkapelle wurde um 1700 auf spätgotischen Fundamenten errichtet.
Verkehr
Marktschorgast befindet sich nahe der Bundesautobahn 9 mit gleichnamiger Anschlussstelle.
Der Ort liegt an der Bahnstrecke Bamberg–Hof (die Strecke ist Teil der Ludwig-Süd-Nord-Bahn von Lindau nach Hof) bei Streckenkilometer 82,0. Der Bahnhof befindet sich am bergseitigen (oberen) Ende der Schiefen Ebene, die direkt hinter der südlichen Ausfahrt des Bahnhofs beginnt und an ihrer Talseite am Bahnhof Neuenmarkt-Wirsberg in Neuenmarkt endet.
Das Bahnhofsensemble besteht aus dem Stationsgebäude, einer Güterhalle und einem Wasserhaus. Das Stationsgebäude wurde in den Jahren 1853/54 wahrscheinlich nach Plänen von Friedrich Bürklein erbaut. Es ist ein dreistöckiger Bau aus Sandsteinquadern mit einstöckigen Seitenflügeln und einem Walmdach. Die Güterhalle ist ebenfalls aus Sandstein erbaut und besitzt ein Satteldach. Sie wurde um 1850 errichtet; ebenso das zweigeschossige Wasserhaus. Letzteres wurde zeitweise als Wohnhaus genutzt und steht mittlerweile leer. Das Ensemble aus der Frühzeit der Ludwig-Süd-Nord-Bahn steht unter Denkmalschutz.[11] Nach dem Abriss des Wasserhauses in Kulmbach 1990 ist das Marktschorgaster Wasserhaus wohl das letzte derartige Bauwerk aus der Frühzeit des Betriebs auf der Strecke.[12]
Im Bahnhofsgebäude befindet sich ein kleines Informationszentrum zur Schiefen Ebene. Am ehemaligen Güterschuppen östlich des Bahnhofsgebäudes beginnt mit einer Informationstafel der Lehrwanderpfad entlang der Schiefen Ebene nach Neuenmarkt. An der Straßenseite des Bahnhofsgebäudes ist eine Übersichtstafel zum Wanderpfad angebracht.
In den Sommermonaten finden an Wochenenden häufig Sonderfahrten über die Schiefe Ebene mit dampflokbespannten Zügen oder historischen Eisenbahnfahrzeugen statt, die vom Deutschen Dampflokomotiv-Museum in Neuenmarkt und anderen Vereinen veranstaltet werden. Viele dieser Sonderfahrten enden oder beginnen in Marktschorgast, wodurch es möglich ist, das Umsetzen einer Dampflokomotive aus nächster Nähe mitzuerleben.
Politik
Gemeinderat
Der Marktgemeinderat besteht aus dem Ersten Bürgermeister und zwölf Gemeinderatsmitgliedern. Die Tabelle zeigt die Sitzverteilung im Gemeinderat ab der Gemeinderatswahl 2008:
Partei/Liste | Sitze | ||
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2008 | 2014[13] | 2020[13] | |
CSU | 5 | 6 | 6 |
Freie Wähler | 4 | 4 | 3 |
SPD | 3 | 2 | 3 |
Bürgermeister
- Erster Bürgermeister: seit Mai 2020 Marc Benker (CSU)[14];
- Zweite Bürgermeisterin: Monika Müller (CSU)
Wappen
Blasonierung: „In Silber eine rote heraldische Rose mit goldenem Butzen und grünen Kelchblättern.“[15] | |
Kultur
Baudenkmäler
Bodendenkmäler
Wirtschaft
1887 wurde in der nahen Grundmühle die Benda-Bronzefabrik gegründet, die mehr als 50 Jahre lang Blattgold und Bronzefarben herstellte und in viele Länder exportierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog dort die Firma Max Ihle ein, die hauptsächlich Tonbandgeräte baute; 1957 siedelte sie nach Kulmbach um. Um Wohnungen zu schaffen, erwarb die Gemeinde 1960 den leerstehenden Häuserkomplex. In jenem Jahr gründete in der Grundmühle der Wohnwagenhersteller Frankia seinen ersten Unternehmenssitz. Dessen Fertigungshalle fiel im Dezember 2005 einem Großbrand zum Opfer. Das letzte Bauwerk, ein lange leerstehendes Wohnhaus, wurde Anfang 2024 abgebrochen.[16]
Sport und Freizeitanlagen
- Naturschwimmbad Goldbergsee
- ASV Rasensportanlagen
- Flugmodellsport
- Turnhalle der Marktgemeinde (früheres Schützenhaus)
- Bücherei
- Kinderspielplätze am Stöckleinsteich, Am Buchanger und am Goldbergsee
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Marktgemeinde
- Augustin Andreas Geyer (1774–1837), katholischer Geistlicher und Fossiliensammler
- Johann Josef Mertel (1873–1937), Orgelbauer
- Stefan Gesell (* 1959), Fotograf und Fotokünstler
Ehrenbürger
Literatur
- Martin Zeiller: Marckt Schorgast. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Franconiae (= Topographia Germaniae. Band 9). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1648, S. 59 (Volltext [Wikisource]).
- Johann Kaspar Bundschuh: Marktschorgast. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 450–452 (Digitalisat).
- Pleikard Joseph Stumpf: Marktschorgast. In: Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. Zweiter Theil. München 1853, OCLC 643829991, S. 570 (Digitalisat).
Weblinks
- Homepage von Marktschorgast
- Marktschorgast: Amtliche Statistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik
Einzelnachweise
- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ marktschorgast.de
- ↑ Gemeinde Marktschorgast in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 4. Juli 2017.
- ↑ Gemeinde Marktschorgast, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ Geschichte des Hochstifts Bamberg
- ↑ Säkularisation im Zeitalter Napoleons
- ↑ Hauptartikel Säkularisation in Bayern
- ↑ a b c d Geschichte Bayerns im Zeitalter Napoleons
- ↑ Bayern beim Wiener Kongress
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 503.
- ↑ schiefe-ebene.info
- ↑ schiefe-ebene.info
- ↑ a b marktschorgast.de
- ↑ Gemeinderat (Beschließend) (Detail). Gemeinde Marktschorgast, abgerufen am 22. September 2020.
- ↑ Eintrag zum Wappen von Marktschorgast in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- ↑ Das letzte Haus ist bald Geschichte in: Nordbayerischer Kurier vom 6. Februar 2024, S. 20.