Mademühlen

Mademühlen
Gemeinde Driedorf
Koordinaten: 50° 37′ N, 8° 10′ OKoordinaten: 50° 37′ 24″ N, 8° 9′ 55″ O
Höhe: 596 m ü. NHN
Fläche: 8,58 km²[1]
Einwohner: 885 (30. Juni 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 103 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 35759
Vorwahl: 02775

Mademühlen ist ein Ortsteil der Gemeinde Driedorf im Westerwald im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.

Geographische Lage

Mademühlen liegt im Landschaftsschutzgebiet Hessischer Westerwald und im europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000.

Am Oberlauf des Rehbachs, zwischen zwei Talsperren gelegen, verdankt der Ort seinen Namen einer Reihe von Mühlen, die es über die Jahrhunderte entlang des Oberlaufs des Rehbachs gab. Um 1800 wird es in einer Beschreibung als reiches Bauerndorf besonders erwähnt. Ein typisches Westerwald-Bauernhaus aus Mademühlen ist im Freilichtmuseum Hessenpark ausgestellt.

Geschichte

Ortsgeschichte

Mademühlen hatte von 1906 bis 1984 im Personenverkehr und im Güterverkehr direkten Bahnanschluss durch die Strecke Herborn–Montabaur (Westerwaldquerbahn), die aber mittlerweile stillgelegt und größtenteils demontiert ist. Auf dem alten Bahndamm verläuft mittlerweile zum Teil ein Radweg.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 1. Januar 1977 die bis dahin selbstständige Gemeinde Mademühlen durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen nach Driedorf eingemeindet.[2] Für Madenmühlen wurde wie für die anderen ehemals eigenständigen Gemeinden ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[3]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Herrschaftsgebiete und Staaten, in denen Mademühlen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[4][5]

Einwohnerentwicklung

Mademühlen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
446
1840
  
444
1846
  
442
1852
  
458
1858
  
434
1864
  
461
1871
  
435
1875
  
420
1885
  
421
1895
  
388
1905
  
347
1910
  
382
1925
  
420
1939
  
438
1946
  
591
1950
  
598
1956
  
609
1961
  
598
1967
  
692
1970
  
686
1977
  
690
1990
  
?
2003
  
921
2006
  
935
2011
  
894
2014
  
866
2017
  
876
2020
  
885
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[4]; nach 1970: Gemeinde Driedorf[7][8][9][1]; Zensus 2011[10]

Religionszugehörigkeit

• 1885: 415 evangelische (= 98,57 %), keine katholischen, 6 andere Christen (= 1,43 %)[4]
• 1961: 482 evangelische (= 80,60 %), 111 katholische (= 18,56 %) Einwohner[4]

Politik

Ortsvorsteher

Nach den Kommunalwahlen in Hessen 2016 ist Susanne Stunz Ortsvorsteherin.[11]

Ortsbeirat

(Ergebnis der Wahl von März 2006)

  • SPD: 3 Sitze
  • CDU: 2 Sitze
  • FWG: 2 Sitze

(Ergebnis der Wahl von März 2011)

  • SPD: 4 Sitze
  • FWG: 3 Sitze

(Ergebnis der Wahl von März 2016)

  • SPD: 3 Sitze
  • FWG: 2 Sitze

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Heimatdichter

Adolf Weiß (1861–1938), Heimatdichter, dessen Denkmal sich auf dem Hahrehausen (Knotengebiet) befindet. Er erfand für den Westerwald-Verein den Gruß „Hui Wäller, allemol“. In Versen erklärt er, wie er dazu kam:

Das "Hui", das hat mich der Sturmwind gelehrt,
wenn wild über unsere Heiden er fährt,
und "Wäller" wir doch allemol sind,
wir trotzen dem Regen, dem Sturm und dem Wind.

Bauwerke

Ortsbildprägend ist die am Rehbach gelegene Evangelische Kirche aus dem 11. Jahrhundert. Sie ist zugleich das älteste Gebäude der Gemeinde Driedorf. Ein Mademühlener Einhaus aus dem Jahre 1709 ist heute im Hessenpark bei Neu-Anspach aufgebaut.

Wirtschaft und Infrastruktur

Windenergie

Seit einigen Jahren wird der Westerwälder Wind für die Stromerzeugung genutzt. 6 der 17 Driedorfer Windenergieanlagen haben ihren Standort in Mademühlen. In den Ortsteilen Waldaubach, Hohenroth, Mademühlen und Münchhausen werden durch die Windenergie rund 13 Mio. Kilowattstunden Strom erzeugt und rechnerisch rund 40 % des gesamten Energiebedarfs der Gemeinde gedeckt.

Krombachtalsperre

In der Gemarkung Mademühlen liegt auch das Naherholungsgebiet Krombachtalsperre. Campingurlaub oder Ganzjahrescamping sind hier ebenso möglich wie Segeln, Surfen, Bootfahren und Schwimmen. Die Krombachtalsperre ist mit der „Blauen Linie“ (Bus mit Fahrradtransport) von Herborn erreichbar. Eine zweite Talsperre in der Nähe ist der Stausee Driedorf.

Freizeitaktivitäten

Wandern auf der im Mai 2010 eröffneten Wäller-Tour "Greifenstein-Schleife" bietet sich in Mademühlen an. Die Greifenstein-Schleife ist eine Tour, welche zum Westerwaldsteig gehört.

Commons: Mademühlen – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als Vorläufer des Deutschen Reichs.
  2. Abtrennung der Justiz (Justizamt Herborn) bis 1854.
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  4. Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Herborn) und Verwaltung.
  5. Am 1. Januar 1977 als Ortsbezirk zur Gemeinde Driedorf.

Einzelnachweise

  1. a b c Driedorf in Zahlen - Gemeindestatistik. Gemeinde Driedorf, abgerufen im Januar 2021.
  2. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 22 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  3. Hauptsatzung der Gemeinde Driedorf. (PDF; 16 kB) In: Webauftritt. Gemeinde Driedorf, abgerufen im Februar 2019.
  4. a b c d Mademühlen, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Anton Friedrich Büsching: D. Anton Friderich Büschings neue Erdbeschreibung. Das deutsche Reich. Band 3. J.C. Bohn, 1771, S. 840 (bei google books).
  7. Statistik 2003. In: Webauftritt. Gemeinde Driedorf, archiviert vom Original am 10. Februar 2004; abgerufen im Februar 2019.
  8. Statistik 2006. In: Webauftritt. Gemeinde Driedorf, archiviert vom Original am 21. Februar 2007; abgerufen im Februar 2019.
  9. Driedorf in Zahlen - Gemeindestatistik. Gemeinde Driedorf, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 18. Februar 2017.
  10. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  11. Ortsbeirate der Gemeinde Driedorf, abgerufen im Februar 2017.