Maa-cheru
Maa-cheru in Hieroglyphen | |||||||
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Maa-cheru M3ˁ-ḫrw Gerecht an Stimme = Gerechtfertigt / Wahr an Stimme | ||||||
Maa-cheru ist die altägyptische Bezeichnung der Prädikatstitel „Gerecht an Stimme“, „Gerechtfertigter“ und „Wahr an Stimme“. In der Frühzeit der altägyptischen Geschichte bezog sich der Titel Maa-cheru auf den verstorbenen König. Die noch immer vorhandenen Fehlinterpretationen dieses Prädikattitels beruhen zumeist auf früheren Ausführungen der Ägyptologie, in denen davon ausgegangen wurde, dass der Titel „Maa-cheru“ grundsätzlich an Verstorbene gekoppelt war.[1]
Im Verlauf des Mittleren Reiches unterlag der Begriff einem Wandel und konnte sowohl auf einen erweiterten Personenkreis als auch für lebende Personen angewendet werden.
„Maa-cheru“ im Totenkult
Altes Reich
Im Alten Reich sahen die Ägypter den regierenden König (Pharao) als „lebenden Horus“, dem neben seiner königlichen Gefolgschaft das Recht zustand, in das Jenseits einzuziehen. Nach positiver Prüfung der Taten auf der Erde sprachen die Himmelsgottheiten das Urteil „Gerechtfertigt an Stimme, selig“. Der König durfte anschließend den Himmelsaufstieg beginnen.
Mit dem Aufkommen der Osiris-Verehrung in der 5. Dynastie und dem damit verbundenen Osirismythos sind erste Änderungen in der ägyptischen Mythologie erkennbar. Seth galt nun als Personifizierung des Todes, der für den Tod seines Bruders Osiris verantwortlich war. Osiris wurde dagegen als Gleichsetzung der Wiedergeburt verstanden. Der göttliche Richter gab daher dem Verstorbenen das Recht, gegen den Tod (Seth) vorzugehen. Nach dem symbolischen Sieg über Seth erfolgte das Urteil „Er (der Verstorbene) ist gerechtfertigt“.[2]
Mittleres Reich
Mit dem Ende der ersten Zwischenzeit trat eine liturgische Auslegungsveränderung ein. Den Prädikatstitel „Maa-cheru“ konnte nach dem Tod auch die Priesterschaft in Anspruch nehmen; etwas später folgten wohlhabende Privatleute, die gegen entsprechende finanzielle Opfer ebenfalls den Prädikatstitel für ihren Übertritt in die Duat erwarben. In der „Geschichte des Sinuhe“ wird der Vorgang des Himmelsaufstiegs von Amenemhet I. beschrieben:
„Der Gott stieg auf zu seinem Horizont. Der König von Ober- und Unterägypten, Sehetepibre (Amenemhet I.), er entfernte sich zum Himmel, indem er mit der Sonne verbunden wurde, indem sich der Gottesleib zu dem gesellte, der ihn gemacht hat.“
Neues Reich
Mit Vereinigung der Totentexte im Totenbuch des Neuen Reiches fand eine weitere Lockerung im Umfeld der Personen statt, die in die Duat übertreten durften. Die alte Tradition des Totengerichtes wurde diesbezüglich reformiert. Das Aufwiegen der guten und der schlechten Taten entsprach dem traditionellen „Kampf vom Leben (Osiris) gegen den Tod (Seth)“.[2]
Mit dem Obsiegen der guten Taten sprach das Totengericht das Urteil „Er (der Verstorbene) ist gerecht (wahr) an Stimme“. Somit stand dieser Prädikatstitel nicht allgemein für den Umstand, dass die betreffende Person verstorben war, sondern vielmehr als Zeichen, dass der Verstorbene seine Existenz aufgrund seines guten Lebenswandels in Sechet-iaru fortsetzen durfte.[2]
Im Totenbuchspruch 172 wird ähnlich den Sargtexten des Mittleren Reiches mit Verleihung des Prädikattitels „Gerecht an Stimme“ der nun beginnende Himmelsaufstieg als „Auszug des Gerechtfertigten“ beschrieben: „Du ziehst aus und erblickst Re über den Himmelspfosten, den Trägern des Himmels, über dem Kopf des Iunmutef, über der Schulter des Upuaut.“[4]
„Maa-cheru“ als Prädikatstitel bei Lebenden
Königskult
Maa-cheru (Thronname des Amenemhet IV.) | ||||||||||||
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Thronname |
M3ˁ-ḫrw-Rˁ Bevollmächtigter des Re / „Siegreicher des Re“ / „Triumphierender des Re“ |
Seit dem Mittleren Reich war der Thronname der wichtigste Titel eines Königs. Die Könige erhielten diesen Namen im Seh-netjer anlässlich der Krönung. In den Anfängen des Alten Reichs hatte diesen wichtigen Status noch der Goldname inne.
In Verbindung mit der Nennung von Maa-cheru wird die Übersetzung unter den Ägyptologen kontrovers diskutiert. Im Umfeld der Ägyptologen, die sich mit dieser Problematik auseinandersetzen, wird es als wahrscheinlich angesehen, dass Maa-cheru einen militärischen Bezug hatte.
So fand sich der Prädikatstitel Maa-cheru häufig auf Felsinschriften in Verbindung mit Expeditionen.
Anderweitige Verwendung
Seit dem Mittleren Reich taucht Maa-cheru als Epitheton innerhalb der Priesterschaft als Erweiterung des Titels auf. Hier könnte es sich um die Bedeutung der göttlichen Designation vom König handeln, da die Priesterschaft Tätigkeiten in den Totentempeln versah. Bei Privatleuten besteht die Möglichkeit, dass Maa-cheru als „Ehrenbezeichnung“ im Sinne von „Legitimierter“ benutzt wurde.[5]
Literatur
- Jan Assmann: Tod und Jenseits im alten Ägypten. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49707-1, S. 150–155.
- Julia Budka: Der König an der Haustür. Die Rolle des ägyptischen Herrschers an dekorierten Türgewänden von Beamten im Neuen Reich (= Beiträge zur Ägyptologie. Band 19). Afro-Pub, Wien 2001, ISBN 3-85043-094-4, S. 50–54.
- Rainer Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch. Die Sprache der Pharaonen (2800–950 v. Chr.). von Zabern, Mainz 2001, ISBN 3-8053-1771-9, S. 316.
- Wolfgang Helck: Maa-cheru In: Lexikon der Ägyptologie. Band 3: Horhekenu – Megeb. Harrassowitz, Wiesbaden 1980, ISBN 3-447-02100-4, Sp. 1107–1110.
- Claude Obsomer: Sésostris Ier: Etude chronologique et historique du règne. Connaissance de l’Égypte Ancienne, Brüssel 1995, ISBN 2-87268-004-7.
- Cornelius von Pilgrim: Untersuchungen in der Stadt des Mittleren Reich und der 2. Zwischenzeit (= Elephantine. Band 18 / Archäologische Veröffentlichungen. Band 91). von Zabern, Mainz 1996, ISBN 3-8053-1746-8, S. 250–253.
Weblinks
- Ägyptologische Datenbank Aha Berlin: Hieroglyphen für Maa
- Ägyptologische Datenbank Aha Berlin: Hieroglyphen für cheru
Einzelnachweise
- ↑ William J. Murnane: Ancient Egyptian coregencies. The Oriental Institut, Chicago 1977, ISBN 0-918986-03-6, S. 267–269.
- ↑ a b c Jan Assmann: Tod und Jenseits im alten Ägypten. München 2003, S. 150.
- ↑ Hermann Schlögl: Das Alte Ägypten. Geschichte und Kultur von der Frühzeit bis zu Kleopatra. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54988-8, S. 135–136.
- ↑ Ute Rummel: Pfeiler seiner Mutter – Beistand seines Vaters. Untersuchungen zum Gott Iunmutef vom Alten Reich bis zum Ende des Neuen Reiches. Dissertation, Universität Hamburg, Hamburg 2003, S. 9.
- ↑ Cornelius von Pilgrim: Untersuchungen in der Stadt des Mittleren Reich und der 2. Zwischenzeit. Mainz 1996, S. 252.