Livia Ludhova

Livia Ludhova (* 1973 in Bratislava)[1] ist eine slowakische Physikerin und Hochschullehrerin in Deutschland. Sie erforscht Neutrinoeigenschaften mit großvolumigen Flüssigszintillator-Detektoren.

Biografie

Livia Ludhova ist die Tochter von Ludovit Ludha, einem Tenor-Sänger an der Slowakische Philharmonie, und Marta Ludhova, einer Physik- und Mathematik-Lehrerin.[2]

Sie studierte Geologie an der Comenius-Universität Bratislava, schloss 1996 mit dem M.A. ab und promovierte 1998 zu dem Thema „Reconstruction of Variscan P-T-t (pressure-temperature-time) path of metapelites in the crystalline complex of Western and High Tatra Mts., Western Carpathians, Slovakia“. Anschließend studierte sie Physik und schloss 2001 mit dem M.A. ab. Danach promovierte sie in experimenteller Kern- und Teilchenphysik an der Universität Freiburg (Schweiz) zum Thema „The Muonic Hydrogen Lamb Shift Experiment: Lifetime and Population of the μp(2S) State“. Von 2005 bis 2015 war sie als Postdoc und Wissenschaftlerin am Istituto Nazionale di Fisica Nucleare (INFN) in Mailand.[3][1]

2005 wurde sie Mitglied der Borexino-Collaboration, einem unterirdischen Experiment zur Erforschung niederenergetischer solarer Neutrinos in Gran Sasso, Italien. Sie ist Stand 2025 deren Physik-Koordinatorin. Außerdem ist sie seit 2014 Mitglied der JUNO-Kollaboration. JUNO steht für Jiangmen Underground Neutrino Observatory, ein unterirdisches Neutrino-Observatorium in Jiangmen, China. Sie gehört dort Stand 2025 dem Exekutivausschuss an.[1]

Von 2015 bis 2024 war sie Professorin am Physik-Institut der RWTH Aachen und Leiterin der Forschungsgruppe zu Neutrinos am Forschungszentrum Jülich. Seit September 2024 ist sie Professorin für Experimentelle Neutrinophysik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Leiterin der Neutrino-Forschungsgruppe am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung. Sie ist als Forscherin beteiligt am Exzellenzcluster PRISMA+ (Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter).[1][4]

Private Interessen sind Reisen und Fotografie.[2]

Forschungsschwerpunkte

Ludhova forscht im Bereich der Niederenergie-Neutrinophysik. Sie hat sich auf die Messung von Neutrinoeigenschaften mit großvolumigen Flüssigszintillator-Detektoren spezialisiert. Damit untersucht sie vor allem solare Neutrinos und Geoneutrinos, aber auch Reaktorneutrinos.[1]

Als Teil der Borexino-Collaboration arbeitet sie mit einem unterirdischen 300-Tonnen-Flüssigszintillator im Laboratori Nazionali del Gran Sasso. Untersucht werden damit solare Neutrinos und Geoneutrinos. Die solaren Neutrinos entstehen durch Fusions-Prozesse in der Sonne. Die Geoneutrinos entstehen in radioaktiven Zerfallsprozessen unter anderem von Thorium und Uran im Innern der Erde, die Energie freisetzen, welche die Dynamik im Erdinnern antreibt. Die Eigenschaften der Neutrinos, die weite Strecken in der Sonne, im Weltraum oder im Gestein ohne Wechselwirkung zurücklegen, erlauben Rückschlüsse auf die im Inneren von Sonne oder Erde ablaufenden Prozesse. 2021 verlieh die European Physical Society der Borexino-Collaboration den Giuseppe and Vanna Cocconi Preis für die bahnbrechende Beobachtung von solaren Neutrinos aus der pp-Kette und dem CNO-Zyklus.[5]

Sie arbeitet außerdem am JUNO-Experiment mit, einem im Aufbau befindlichen, ebenfalls unterirdischen Neutrino-Observatorium in Südchina, dessen Flüssigszintillator-Detektor mit 20.000 Tonnen etwa um einen Faktor 70 größer sein wird als der in Gran Sasso. Dadurch ist eine höhere Zahl von Beobachtungen möglich und durch den Vergleich der Ergebnisse aus verschiedenen Positionen auf dem Erdball sind zusätzliche Rückschlüsse und Eingrenzungen möglich.[5][6]

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 2025: slowakischer Ľudovít-Štúr-Orden, 2. Klasse, Zivilabteilung, für ihre außerordentlichen Beiträge zur Entwicklung der Slowakischen Republik im Bereich Wissenschaft und Technologie sowie für „ihre herausragenden Bemühungen um die Förderung des Ansehens der Slowakischen Republik im Ausland“[7]

Publikationen (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. a b c d e Livia Ludhova erhält Ľudovít-Štúr-Orden für herausragende Beiträge im Bereich Wissenschaft. In: uni-mainz.de. Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 12. Januar 2025, abgerufen am 12. Februar 2025.
  2. a b Livia Ludhova: About me. In: livialudhova.com. Abgerufen am 12. Februar 2025 (englisch).
  3. Livia Ludhova. In: academia-net.org. AcademiaNet, abgerufen am 12. Februar 2025 (englisch).
  4. Prof. Dr. Dr. Livia Ludhova. In: fz-juelich.de. Forschungszentrum Jülich, abgerufen am 14. Februar 2025 (englisch).
  5. a b Signale aus dem Erdinneren: Borexino-Experiment veröffentlicht neue Daten zu Geoneutrinos. In: uni-mainz.de. Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 30. Januar 2020, abgerufen am 12. Februar 2025.
  6. Physikerin der Woche 2021 (Dezember). In: dpg-physik.de. Deutsche Physikalische Gesellschaft, 2021, abgerufen am 12. Februar 2025.
  7. Rubrik: Menschen. In: Physik Journal. Band 24, Nr. 2, Februar 2025, ISSN 1617-9439, S. 40–43 (pro-physik.de [abgerufen am 5. Februar 2025]).