Die Liebfrauenbasilika steht an der ältesten christlichen Gottesdienststätte der Stadt und der Region. Die heiligen Maternus und Servatius von Tongern gelten als die ersten Bischöfe des hier in römischer Zeit (Anfang des 4. Jahrhunderts) gegründeten Bistums, das im 6. Jahrhundert nach Maastricht und später nach Lüttich verlegt wurde. Für die merowingische Zeit fehlen historische Zeugnisse. Die Gründung des Kollegiatstifts und der Bau einer vorromanischen Kirche in karolingischer Zeit knüpften jedoch offenkundig an die in die Antike zurückreichende Ortskontinuität an.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde nach Abriss des Vorgängerbaus mit der Errichtung der groß angelegten gotischen Stifts- und Stadtkirche begonnen, die im 16. Jahrhundert in ihrer heutigen Gestalt vollendet war.
Bauwerk
Die Liebfrauenkirche ist eine dreischiffige Basilika mit Querhaus. Das Langhaus umfasst sieben Joche, der Chor vier. Den Ostabschluss bildet eine polygonaleApsis, den westlichen der hohe belfriedartige Glockenturm, das Wahrzeichen von Tongern und seit 1999 Weltkulturerbe. Der Kreuzgang, der den Chor östlich umfängt, ist aus romanischer Zeit erhalten; er wurde nach 1200 erweitert, um Platz für den geplanten gotischen Chor zu gewinnen.
Ausstattung
Die Liebfrauenbasilika enthält Werke von hohem kunstgeschichtlichem Wert. Als künstlerisch und religiös wichtigstes Stück gilt die MarienstatueUrsache unserer Freude, 1479 aus Nussbaumholz geschnitzt und jahrhundertelang als Gnadenbild verehrt. Seit 1890 wird sie bei einem jährlichen Patronats- und Wallfahrtsfest mit mehreren tausend Teilnehmern in Prozession durch die Stadt getragen.
Orgeln
Die Hauptorgel wurde 2002 von der belgischen Manufacture d’Orgues Thomas nach dem Original von J. B. Picard (1752) erbaut. Das Instrument hat 49 Register auf vier Manualwerken und Pedal.[1]
I Grand Orgue C–g3
Bourdon
16′
Montre
8′
Bourdon
8′
Prestant
4′
Flûte
4′
Grosse Tierce
31⁄5′
Nazart
22⁄3′
Doublette
2′
Quarte de Nazart
2′
Tierce
13⁄5′
Fourniture IV
Cymbale IV
Grand Cornet VI
Sexquialtera II
Bombarde
16′
Trompette
8′
Voix humaine
8′
Clairon
4′
II Positif C–g3
Bourdon
8′
Prestant
4′
Flûte
4′
Nazart
22⁄3′
Doublette
2′
Tierce
13⁄5′
Larigot
11⁄3′
Mixture IV
Sexquialtera II
Cornet IV
Trompette
8′
Cromhorne
8′
Rossignol
Tambour
III Récit C–g3
Prestant
8′
Bourdon
8′
Cornet IV
Trompette
8′
III Echo C–g3
Bourdon
8′
Prestant
4′
Doublette
2′
Cymbale II
Cornet II
Cromhorne
8′
Pedale C–f1
Basse Ouverte
16′
Bourdon
16′
Octave
8′
Bourdon
8′
Octave
4′
Fourniture IV
Bombarde
16′
Trompette
8′
Clairon
4′
Im rechten Querschiff wurde 2014 eine Chororgel eingeweiht, die auf einem Eckbalkon aufgestellt ist. Sie wurde ebenfalls von der Orgelbaufirma Thomas erbaut. Das Instrument hat eine mechanische Spiel- und Registertraktur. Die Disposition wurde von Luc Ponet entworfen.
I Hauptwerk C–f3
Principal
8′
Rohrflöte
8′
Octaaf
4′
Spitzflöte
4′
Nazat
22⁄3′
Mixtuur IV
11⁄3′
Cornet III
Trompete
8′
II Oberwerk C–f3
Gedackt
8′
Quintadena (z. T. aus Gedackt)
8′
Principal
4′
Rohrflöte
4′
Oktave
2′
Waldflöte
2′
Sext-quialtera II
Dulzian
8′
Pedal C–d1
Sub Bass
16′
Principal Bass
8′
Octaaf
4′
Bazuin
16′
Trompete
8′ (Tr. I)
Effektregister: Zimbelstern, Tremulant
Koppeln: II/I, I/P, II/P
Teseum (Museum)
Einige Bereiche der Kirche, wie etwa der Kreuzgang, sind nur über das Museum einsehbar. Das Museum beinhaltet vor allem die Schatzkammer der Kirche. Im Zuge der Sanierung des Kirchenbodens wurde umfangreiche Ausgrabungen vorgenommen, die seit September 2018 als Kellergeschoss für die Öffentlichkeit einsehbar sind. Der jüngste Teil der Ausstellung wird modern präsentiert mit einer multimedia-Aufbereitung durch iPod Touch und interaktiven lokalen Lautsprechern.