Le Mans Daytona h

Grand Touring Prototype Logo, wie es in der IMSA SportsCar Championship zum Einsatz kommt.
Hypercar-Kennzeichnung aus der FIA World Endurance Championship

Die Fahrzeugklasse Le Mans Daytona h[1] (LMDh) ist ein Reglement für Protoypen-Rennwagen, das seit 2023 gemeinsam mit Fahrzeugen der Le Mans Hypercar die Topklasse in der GTP-Klasse (Grand Touring Prototype) der IMSA SportsCar Championship bildet.[2] Die Klasse kommt ebenso in der Hypercar-Klasse der FIA World Endurance Championship zum Einsatz.[3]

Das LMDh-Reglement wurde gemeinsam von der International Motor Sports Association (IMSA) und der Automobile Club de l’Ouest (ACO) erarbeitet.[4] Die Fahrzeuge dienen als Nachfolger für die Daytona Prototype International (DPI)-Kategorie und nutzen ein Reglement, das für die nächste Generation des Daytona-Prototype-International-Regelwerks geplant war und mit dem Regelwerk für die Le Mans Hypercar (LMH) zusammengeführt wurde.[5]

Das World Motor Sport Council der FIA erlaubte die Teilnahme von LMDh-Fahrzeugen an der WEC-Saison 2022 für einzelne Rennen, um eine nahtlose Einführung im Jahr 2023 zu gewährleisten.[6] Seit dem 24-Stunden-Rennen von Daytona 2023 kommen die Fahrzeuge regulär zum Einsatz.

Geschichte

DPi 2.0

Nach der Umstellung der FIA World Endurance Championship auf einen Winterkalender im Jahr 2018 gab die IMSA im Januar 2018 bekannt, dass sie die Homologationszeiträume für LMP2-, DPi- und GTE-Fahrzeugen in der WeatherTech SportsCar Championship um ein weiteres Jahr verlängern würde. Dadurch würden sich die Homologationsfristen in der Meisterschaft um etwa sechs Monate verzögern, was die Homologationsverlängerung durch die IMSA erforderlich machte. Somit waren die DPi- und LMP2-Fahrzeuge, die ursprünglich für einen Zeitraum von vier Jahren bis 2020 bestätigt waren, nun mindestens bis zum Ende der Saison 2021 wettbewerbsfähig.[7] Trotz der Forderungen der Hersteller, die DPi-Plattform und das Reglement für die Saison 2022 beizubehalten, kündigte der damalige IMSA-Präsident Scott Atherton an, dass die IMSA andere Optionen als eine weitere Verlängerung der Lebensdauer der DPi-Plattform prüfe.[8]

Am 6. Mai 2019 kündigte die IMSA an, dass die nächste Generation des DPi-Regelwerks, bekannt als DPi 2.0, eine Weiterentwicklung der aktuellen LMP2-basierten Plattform sein solle, die mit Hybridtechnologie eines einzigen Anbieters ausgestattet ist, wobei die Details noch nicht bestätigt wurden.[9] Einige Tage später erklärte Simon Hodgson, Vice President of Competition der IMSA, dass die nächste Generation des DPi-Reglements voraussichtlich mehr Individualisierungsmöglichkeiten enthalten wird, indem für mehr Bereiche das Anbringen von Styling-Elementen der Hersteller zugelassen werde. Hodgson wies auch darauf hin, dass der erweiterte Spielraum für Individualisierung auch mit Vorschriften einhergehen könnte, die ein Mindestmaß an Anpassung für jeden Hersteller vorschreiben.[10]

Am 24. Juni 2019 wurde bekannt, dass die IMSA Gespräche mit den Herstellern über die Aufnahme der Hybridtechnologie in das DPi-Regelwerk der nächsten Generation geführt hatte, wobei die Hersteller im DPi-2.0-Lenkungsausschuss über den Grad der Elektrifizierung der Hybridsysteme geteilter Meinung waren. Die vorgeschlagenen Elektrifizierungskonzepte umfassten Hoch- und Niederspannungssysteme mit unterschiedlichen Kosten.[11] Bei einem weiteren Treffen Ende Juni kristallisierte sich ein 400-Volt-System mit einer elektrischen Leistung von 70–90 kW (90–120 PS) als die führende Elektrifizierungsoption heraus.[12] Obwohl sich die 400-Volt-Systeme im Juni als präferierte Option herauskristallisiert hatten, wurde im September bekannt, dass die Gespräche noch zu keinem Konsens geführt hatten, obwohl vereinbart wurde, dass die Hersteller ihre eigenen Hybridsysteme bauen können.[13]

Annäherung von DPi 2.0 und LMH

Im Anschluss an das „Super Sebring“-Wochenende 2019, an dem die 12-Stunden von Sebring 2019 am selben Wochenende wie die ersten 1000 Meilen von Sebring stattfanden, enthüllte WEC-Geschäftsführer Gerard Neveu die Möglichkeit, das DPi-Reglement in das „Hypercar“-Reglement aufzunehmen, wobei die Integration von DPis vom Leistungsniveau beider Plattformen abhängt. Am 31. Juli 2019 enthüllte Neveu, dass die technischen Abteilungen des ACO und der IMSA aktiv daran arbeiteten, ähnliche Leistungsparameter für Hypercar und DPi 2.0 zu erreichen, die es beiden Plattformen ermöglichen würden, sich zu überschneiden und gegeneinander in einer Klasse anzutreten.[14]

Am 11. November 2019 erklärte der einzige LMP1-Hersteller der WEC, Toyota, dass er für die Integration der DPi-Boliden in die Spitzenklasse der FIA World Endurance Championship offen sei, unter der Bedingung, dass dies den japanischen Hersteller nicht daran hindere, seine eigene Hybridtechnologie zu präsentieren.[15] Kurz nach der Veröffentlichung des Technischen Reglements für LMH gab McLaren bekannt, dass es ein LMH-Programm nicht in Erwägung ziehen würde und forderte stattdessen die Aufnahme von DPi in die WEC. McLaren-Racing-CEO Zak Brown erklärte, dass ein LMH-Programm für den britischen Hersteller nicht rentabel sei, und forderte eine starke Reduzierung der Kosten.[16] Ford und Porsche brachten ähnliche Einwände vor und plädierten für eine Zusammenführung von LMH und DPi.[17]

Am 15. Januar 2020 sprach sich der Präsident und Geschäftsführer von Toyota Racing Development, David Wilson, für eine Konvergenz der beiden Plattformen aus und erklärte, dass die Zusammenführung der beiden Plattformen ein gewichtiger Grund für Lexus wäre, ein DPi-Programm zu starten.[18]

LMDh

Ein Porsche 963 LMDh-Prototyp beim Goodwood Festival of Speed 2022

Am 24. Januar 2020, im Vorfeld der 24 Stunden von Daytona 2020, fand eine gemeinsame Pressekonferenz des ACO und der IMSA auf dem Daytona International Speedway statt, auf der der ACO und die IMSA das neue LMDh-Regelwerk ankündigten. Es sollte den Daytona Prototype International (DPI) ablösen und wurde mit dem Le Mans Hypercar-Reglement verknüpft. Geplant war eine Einführung ab September 2021 zunächst in Europa, bevor die Fahrzeugklasse 2022 bei den 24 in Daytona sein Debüt in Nordamerika geben sollte.[5][19]

Obwohl ursprünglich geplant war, den Herstellern die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Hybridsysteme zu entwickeln, wurde dies in dem im Mai veröffentlichten Entwurf der LMDh-Verordnung zugunsten eines vereinheitlichten 50-PS-Hybridsystems gestrichen.[20] Der Reglementsentwurf sieht ein Fahrzeuggewicht von 1030 kg, eine kombinierte Spitzenleistung von 500 kW aus Motor und Hybridsystem, ein reguliertes Karosseriepaket, einen Einheitsreifenlieferanten sowie ein globales Balance-of-Performance-Verfahren vor, um LMDh- und LMH-Fahrzeuge anzugleichen.[21][22] Das Getriebe-Hybrid-System wird von Xtrac bereitgestellt, wobei die integrierte Motor-Generator-Einheit von Bosch und Batterien von Williams Advanced Engineering geliefert werden.[23][24] Als Chassishersteller wurden Dallara, Ligier, Multimatic und Oreca zugelassen.[24] Die IMSA benennt die Klasse in Anlehnung an die Kategorie der 1980er Jahre als GTP.[25]

Renndebüt und zukünftige Entwicklung

Nach Bekanntgabe des Reglements präsentierten mehrere namhafte Hersteller Ansätze für eigene Rennprogramme. Bei den 24h von Daytona 2023 schließlich feierten die Hersteller Acura, BMW, Cadillac und Porsche mit ihren Fahrzeugen das Renndebüt.[26] Porsche und Cadillac haben auch mit Werksteams für das 24h-Rennen von Le Mans 2023 gemeldet und werden hier mit Boliden nach dem LMH-Reglement in der Hypercar-Klasse um den Sieg kämpfen. Das Jota-Team soll zudem als Kundenteam einen Porsche 963 in der Topklasse an den Start bringen.[27]

Der Einstieg von Alpine[28] und Lamborghini[29] mit ihren LMDh-Boliden erfolgte 2024. Zudem haben auch andere Hersteller ein prinzipielles Interesse bekundet oder ihnen wird ein Interesse nachgesagt.[30] Im September 2024 bestätigte Hyundai, ein LMDh-Fahrzeug bauen zu wollen, das unter dem Namen der Luxusmarke Genesis starten soll. Ein Einstieg könnte zur Saison 2026 erfolgen.[31] Auch ein Einstieg von McLaren in die Hypercar-Klasse, bevorzugt mit einem LMDh-Boliden, wird spekuliert.[32]

Bestätigte Hersteller

Hersteller Modell Bild Chassis Debütjahr Referenz
Acura ARX-06
Oreca 2023 [33]
BMW M Hybrid V8
Dallara 2023 [34]
Cadillac V-Series.R
Dallara 2023 [35]
Porsche 963
Multimatic 2023 [36]
Alpine A424 Oreca 2024 [37]
Lamborghini SC63 Ligier 2024 [38][39][40]
Genesis Oreca 2026 [41]

Siehe auch

Commons: Le Mans Daytona h – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. LMDh technical regulations. 5. Mai 2023, abgerufen am 17. Juni 2024 (englisch).
  2. IMSA: IMSA Top Class to Be Named GTP Beginning of 2023. In: IMSA.com. Abgerufen am 6. März 2023 (englisch).
  3. WEC allows LMDh cars to race in Hypercar class in 2022. In: www.motorsport.com. Abgerufen am 28. Juni 2022 (englisch).
  4. ACO, IMSA reveal LMDh regulation details. In: www.motorsport.com. Abgerufen am 10. August 2022 (englisch).
  5. a b Marshall Pruett: LMDh to replace DPi in new IMSA ACO convergence. In: www.racer.com. 24. Januar 2020, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  6. FIA announces World Motor Sport Council decisions. In: www.fia.com. 19. März 2022, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  7. John Dagys: IMSA Extends LMP2, DPi, GTE Homologation Periods – Sportscar365. In: sportscar365.com. Abgerufen am 26. August 2020 (amerikanisches Englisch).
  8. John Dagys: Atherton Downplays DPi Regs Extension; “New Content” for ’22 – Sportscar365. In: sportscar365.com. Abgerufen am 26. August 2020 (amerikanisches Englisch).
  9. John Dagys: IMSA Confirms 'Mild Hybrid', Evolution Strategy for DPi 2.0 – Sportscar365. In: sportscar365.com. Abgerufen am 26. August 2020 (amerikanisches Englisch).
  10. John Dagys: DPi 2.0 Set for Increased Styling Measures – Sportscar365. In: sportscar365.com. Abgerufen am 26. August 2020 (amerikanisches Englisch).
  11. John Dagys: IMSA Yet to Decide on Hybrid Voltage for DPi 2.0 – Sportscar365. In: sportscar365.com. Abgerufen am 26. August 2020 (amerikanisches Englisch).
  12. John Dagys: High-Voltage Hybrids Emerge as Favored Option for DPi 2.0 – Sportscar365. In: sportscar365.com. Abgerufen am 26. August 2020 (amerikanisches Englisch).
  13. Hybrid Size & Shape, The Sticking Point For DPI 2022? – dailysportscar.com. In: www.dailysportscar.com. Abgerufen am 26. August 2020 (englisch).
  14. John Dagys: Neveu Hopeful of Hypercar, DPi 2.0 Crossover for 2022 – Sportscar365. In: sportscar365.com. Abgerufen am 26. August 2020 (amerikanisches Englisch).
  15. John Dagys: Toyota Open to DPi Integration into WEC's Top Class – Sportscar365. In: sportscar365.com. Abgerufen am 26. August 2020 (amerikanisches Englisch).
  16. McLaren won't build hypercar, wants DPi in WEC. In: www.motorsport.com. Abgerufen am 26. August 2020 (englisch).
  17. McLaren & Porsche Still Pushing For Hypercar-DPi 2.0 Convergence – dailysportscar.com. In: www.dailysportscar.com. Abgerufen am 26. August 2020 (englisch).
  18. John Dagys: Lexus in Support of DPi/Hypercar Convergence; Le Mans Prospects – Sportscar365. In: sportscar365.com. Abgerufen am 26. August 2020 (amerikanisches Englisch).
  19. Brian Silvestro: ACO and IMSA Are Creating a New Joint Top-Level Le Mans Prototype Class. In: Road & Track. 24. Januar 2020, abgerufen am 26. August 2020 (amerikanisches Englisch).
  20. LMDH-Hypercar Convergence Technical Details Released (Updated) – dailysportscar.com. In: www.dailysportscar.com. Abgerufen am 26. August 2020 (englisch).
  21. Andrew Cotton: WEC Hypercar update. In: www.racecar‑engineering.com. 28. Januar 2020, abgerufen am 1. April 2022 (englisch).
  22. New LMDh prototype car will compete for victory at Le Mans and Daytona. In: Motor Sport Magazine. 24. Januar 2020, abgerufen am 26. August 2020 (britisches Englisch).
  23. Williams Advanced Engineering (Wae) Appointed as Exclusive Battery System Supplier for the LMDH Regulations. 18. September 2020; (englisch).
  24. a b Xtrac appointed gearbox supplier for New Hybrid sports car endurance racing. In: Newbury Weekly News Business Today section. 8. Oktober 2020 (englisch).
  25. Marshall Pruett: IMSA to salute its history by rebranding LMDh as GTP In: Racer magazine, 27. Januar 2021. Abgerufen am 28. Januar 2021 (englisch). 
  26. Robert Seiwert: 24h Daytona 2023: Rennergebnis und Sieger aller Klassen. 29. Januar 2023, abgerufen am 6. März 2023.
  27. Rückkehr nach Le Mans: Ex-Audi-Sportchef Dieter Gass wird Jota-Teamchef. Abgerufen am 6. März 2023.
  28. Andreas Haupt: Alpine nächster Hersteller in Le Mans: Werkseinsatz ab 2024 mit LMDh-Auto. 6. Oktober 2021, abgerufen am 6. März 2023.
  29. V8-Doppelturbo-Hybridmotor treibt Lamborghini LMDh-Prototyp an. Abgerufen am 6. März 2023.
  30. Le Mans: Neun bis 14 Hersteller beim 100. Geburtstag! In: F1-Insider.com. 27. September 2022, abgerufen am 6. März 2023 (deutsch).
  31. Bestätigt: Hyundai steigt mit Genesis in die Hypercar-Klasse der WEC ein! Abgerufen am 2. November 2024.
  32. McLaren-Hypercar nach Le Mans? Zak Brown gibt mal wieder Lebenszeichen. Abgerufen am 2. November 2024.
  33. Marshall Pruett: Acura confirms LMDh program. In: Racer. 26. Januar 2021; (englisch).
  34. Richard S. James: BMW confirms move to LMDh with BMW Team RLL. In: Sportscar365. 13. November 2021; (englisch).
  35. Daniel Lloyd: Cadillac Announces LMDh Program with AXR, Ganassi. In: Sportscar365. 24. August 2021; (englisch).
  36. Gary Watkins: Porsche LMDh prototype set for Le Mans, WEC, IMSA in 2023. In: Motorsport.com. 15. Dezember 2020; (englisch).
  37. 24 Hours of le Mans – Alpine to compete in Hypercar starting in 2024. (englisch).
  38. Lamborghini announces development of its LMDh hybrid sports car prototype racing program. In: www.lamborghini.com. Abgerufen am 18. Mai 2022 (englisch).
  39. Ligier To Provide Chassis For 2024 Lamborghini LMDh | dailysportscar.com. In: www.dailysportscar.com. Abgerufen am 7. Juni 2022 (englisch).
  40. SC63: Lamborghini Unveils LMDh Prototype. 11. Juli 2023, abgerufen am 13. Juli 2023.
  41. Hyundai steigt mit Marke Genesis in LMDh-Klasse ein / FIA WEC – SPEEDWEEK.com. 12. September 2024, abgerufen am 2. November 2024.