Landkreis Calau

Das Kreisgebiet 1905

Der Landkreis Calau, ursprünglich Kreis Calau, bis ins 19. Jahrhundert auch Kalauer Kreis genannt, von 1950 bis 1952 Landkreis Senftenberg, war ein Landkreis in Brandenburg. Er bestand bis 1950 in Preußen, in der SBZ und in der DDR. Der Kreis umfasste am 1. Januar 1945 die fünf Städte Calau, Drebkau, Lübbenau, Senftenberg und Vetschau sowie 127 weitere Gemeinden.

Heute gehört das ehemalige Kreisgebiet größtenteils zum Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Der Raum Drebkau gehört heute zum Landkreis Spree-Neiße und das Gebiet um Lauta zum Landkreis Bautzen in Sachsen.

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Als eines der Ergebnisse des Wiener Kongresses musste das Königreich Sachsen 1815 die Niederlausitz an Preußen abtreten. Einer der fünf historischen Kreise der Niederlausitz war der Kalauer Kreis bzw. der Kreis Kalau.[1][2] Die Niederlausitz wurde Teil des neuen Regierungsbezirks Frankfurt, in dem 1816 eine umfassende Kreisreform durchgeführt wurde. Der Kreis Kalau wurde dabei durch die Eingliederung des Amtes Senftenberg deutlich vergrößert. Gleichzeitig wurde mit den Nachbarkreisen eine Reihe von Enklaven und Exklaven ausgetauscht.[3]

Deutsches Reich

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Am 21. Juli 1875 wurden die Landgemeinde Lichtenau und der Gutsbezirk Lichtenau aus dem Landkreis Luckau in den Kreis Calau umgegliedert.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Calau wie im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Mit der Entdeckung und Förderung der Braunkohle im Süden der Niederlausitz entwickelte sich die Stadt Senftenberg zum industriellen Zentrum des Kreises. Neben der Braunkohleindustrie sorgten auch Ziegelein, Glashütten, Sägewerke, das Lautawerk und die Brabag (das spätere Synthesewerk Schwarzheide) dafür, dass 75 Prozent der Bevölkerung im Südteil des Kreises lebten. Calau mit den Kreis- und Kommunalbehörden hingegen lag im landwirtschaftlich geprägten Nordteil des Kreises. Bereits 1931/1932 kamen Forderungen auf, den Kreissitz nach Senftenberg zu verlegen. Mit der Absetzung des Landrates Carl Freter wurden diese Planungen aber aufgegeben. Von 1939 bis 1945 war Fritz Haas Oberlandrat des Kreises.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt.

Hotel Kronprinz, provisorischer Sitz des Landrats in Senftenberg

Deutsche Demokratische Republik

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte der nunmehr Landkreis Calau genannte Kreis zum Land Brandenburg, das in der Sowjetischen Besatzungszone aus dem westlich der Oder-Neiße-Linie gelegenen Teil der Provinz Brandenburg gebildet worden war.

Am 15. September 1946 fanden die ersten Kommunalwahlen und am 20. Oktober 1946 die ersten Kreis- und Landtagswahlen nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Der neugewählte Kreistag tagte am 18. Dezember 1946 in der Stadthalle Calau. Der Kreistag wählte Gerhard Tzschieter zum Vorsitzenden und Carl Freter zum Landrat. Am 1. März 1946 wurden Bückgen und Schmogro nach Großräschen eingemeindet.

Mit Wirkung vom 1. April 1947 wurden die Büroräume der Kreisverwaltung nach Senftenberg verlegt. In Calau verblieben die Abteilungen Landwirtschaft und Forsten sowie Erfassung pflanzlicher und tierischer Produkte. In Senftenberg wurde die Kreisverwaltung im gesamten Stadtgebiet verteilt untergebracht. Im Hotel Kronprinz in der Ernst-Thälmann-Straße hatten der Landrat sowie das Finanzamt seinen Sitz. Im Senftenberger Schloss waren unter anderem die Hauptverwaltung und das Kreisbauamt untergebracht. In der POS I Artur Wölk kamen die Kreispolizei, das Sozialamt und das Kreisjugendamt unter. Weitere Teile wurden im Bergbauhaus des Niederlausitzer Bergbauvereins untergebracht.

Seit dem 7. Oktober 1949 war das Land Brandenburg und damit auch der Landkreis Calau Teil der DDR. Am 27. Juni 1950 stimmte der Kreistag des Landkreises Calau der Umbenennung des Landkreises in Landkreis Senftenberg zu. Gleichzeitig kam es zu mehreren Gebietsänderungen.

In den Landkreis Calau wechselten die Gemeinden

Aus dem Landkreis Calau wechselten die Gemeinden

Im Zuge der großen Gebietsreform von 1952 wurde der Raum Calau/Senftenberg vollkommen neu gegliedert:

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
1816 29.425 [4]
1840 39.360 [5]
1871 49.393 [6]
1890 58.634 [7]
1900 78.804 [7]
1910 94.243 [7]
1925 109.133 [7]
1933 109.514 [7]
1939 111.047 [7]
1946 130.548 [8]

Kommunalverfassung bis 1945

Der Kreis Calau gliederte sich zunächst in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren Auflösung im Jahre 1929 – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Landräte

Gustav von Thermo (1762–1835)
  • 1816–1818 Gustav von Thermo (1762–1835)
  • 1818–1849 Anton von Stutterheim
  • 1849–1866 Anton Maerker (um 1820–1866)
  • 1866–1900 Kurt von Patow
  • 1900–1919 Karl Alphons Graf von Pourtalès (1861–1930)
  • 1919–1932 Carl Freter (1878–1953)
  • 1932–1933 Erich Krause
  • 1933–1935 Wilhelm Ermert
  • 1935–1939 Gerhard Rühle (1905–1949)
  • 1939–1940 Fritz Haas
  • 1940–9999 Georg Jacobi (vertretungsweise)
  • 1940–9999 Löbbecke (vertretungsweise)
  • 1940–1943 Werner Oberst (1891–1945; vertretungsweise)
  • 1943–1945 Herbert Suesmann (1885–1950)

Städte und Gemeinden

Stand 1945

Dem Kreis Calau gehörten 1945 die folgenden Städte und Gemeinden an:

Vor 1939 aufgelöste Gemeinden

Namensänderungen

In den 1930er Jahren gab es einige Änderungen der Schreibweise wie

  • Costebrau → Kostebrau
  • Kosswigk → Koßwig
  • Lugk → Lug
  • Weissagk b. Calau → Weißag
  • Zschipkau → Schipkau.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden 1937 mehrere Ortsnamen sorbischen Ursprungs mit neuen deutschen Namen versehen (Übersetzung oder freie Erfindung). Anders als z. B. in Sachsen wurden diese Namensänderungen hier nach 1945 nicht rückgängig gemacht:

Literatur

  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staates. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 106–107, Ziffer 16.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg, Berlin 1873, S. 206–217.
  • Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., 1867, S. 19–37.
  • Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz, Band 3, Brandenburg 1856, S. 553–580 (online).
  • Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. Oder. Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Frankfurt a. d. O. 1844, S. 15–36.
  • W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 639–664.
  • Schriftenreihe für Heimatforschung Kreis Senftenberg, Heft 1
  • Rudolf Lehmann: Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz. Band 1: Einleitung und Übersichten. Die Kreise Luckau, Lübben und Calau. Hessisches Landesamt für Geschichtliche Landeskunde, Marburg 1979, ISBN 3-921254-96-5 Nachdruck: Klaus Becker Verlag, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-89-1, doi:10.35998/9783830542971 (Open Access).
Commons: Landkreis Calau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Landkreis Calau Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 15. Juli 2013.

Einzelnachweise

  1. Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Niederlausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Adolph Müller, Brandenburg 1854, Kap. 3 VI., S. 44 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  2. Carl Heinrich Ludwig Pölitz: Geschichte und Statistik des Königreiches Sachsen. Hinrichs, Leipzig 1809, Kap. Staatsverfassung, S. 257 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  3. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder. Nr. 12, 1816, S. 108 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  4. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Frankfurt, S. 210 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  5. Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a. d. O., Harnecker, 1844, S. 30
  6. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Brandenburg und ihre Bevölkerung 1871
  7. a b c d e f Michael Rademacher: Landkreis Calau. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Volkszählung 1946