Lützkendorf
Lützkendorf ist eine moderne Wüstung im Saalekreis in Sachsen-Anhalt. Sie wurde durch den Braunkohleabbau im Geiseltal zerstört.
Geographische Lage
Lützkendorf lag im Geiseltal östlich von Mücheln. Nachbarorte waren Möckerling im Westen, Kämmeritz im Osten und Krumpa im Süden. Die ehemalige Ortsflur liegt heute im Süden des Geiseltalsees.[1]
Geschichte
In einem zwischen 881 und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wird Lützkendorf als zehntpflichtiger Ort Luzilendorpf im Friesenfeld erstmals urkundlich erwähnt. Im Ort war die Adelsfamilie von Breitenbauch begütert. In den Jahren 1727/28 entstand an der Stelle eines Vorgängerbaus die Dorfkirche Lützkendorf.[2] Lützkendorf gehörte bis 1815 zum wettinischen, später kursächsischen Amt Freyburg.[3] Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam der Ort zu Preußen und wurde 1816 dem Kreis Querfurt im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem er bis 1944 gehörte.[4]
Zwischen 1913 und 1918 wurde die Straßenbahnstrecke Merseburg–Mücheln errichtet, welche durch Lützkendorf verlief. Am 26. Oktober 1936 wurde das Mineralölwerk Lützkendorf (Produktionsstandort von Addinol) in der Nähe des großen deutschen Chemiestandorts Leuna in Sachsen-Anhalt gegründet.[5] 1938 wurden die Orte Krumpa, Lützkendorf und Cämmeritz zusammengeschlossen.[6] Am 1. April 1938 wurde Lützkendorf Ortsteil von Krumpa.[7]
Die alliierten Luftangriffe auf das Mineralölwerk Lützkendorf in den Jahren 1944 und 1945 bezogen auch die benachbarten Orte mit ein, so Lützkendorf. 1944 wurde auch die Kirche des Orts bei einem Luftangriff zerstört.[8]
Im Zuge des Braunkohleabbaus im Geiseltal wurde Lützkendorf 1961 umgesiedelt und 1963 abgebaggert (devastiert).[9] Die Ruine der Dorfkirche wurde 1962 abgerissen.[10]
Einzelnachweise
- ↑ Karte mit den verschwundenen Orten im Geiseltal
- ↑ Götz Eckardt (Herausgeber), Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg, Band 2, Henschel Verlag Berlin, ISBN 3-926642-24-6, Seite 330
- ↑ Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 34 f.
- ↑ Der Landkreis Querfurt im Gemeindeverzeichnis 1900
- ↑ Historie - ADDINOL. In: addinol.de. 6. Juli 2020, abgerufen am 2. Dezember 2020.
- ↑ Interessantes zu Lützkendorf
- ↑ Lützkendorf auf www.genealogy.net
- ↑ Götz Eckardt (Herausgeber), Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg, Band 2, Henschel Verlag Berlin, ISBN 3-926642-24-6, Seite 330
- ↑ Der Ort auf www.devastiert.de ( vom 23. September 2015 im Internet Archive)
- ↑ Götz Eckardt (Herausgeber), Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg, Band 2, Henschel Verlag Berlin, ISBN 3-926642-24-6, Seite 330
Koordinaten: 51° 18′ 16,4″ N, 11° 50′ 57,8″ O