Klaus Bätjer

Klaus Bätjer im April 2022

Klaus Bätjer (geboren 31. August 1938 in Bremen) ist ein deutscher Physik-Professor und Umweltexperte.

Leben

Klaus Bätjer wurde am 31. August 1938 in Bremen als Kind eines Beamten der Bundesbahn und einer Sekretärin geboren. Im Zweiten Weltkrieg erlebte er viele Umzüge von Bremen nach Osnabrück und nach Thüringen. Er hat eine jüngere Schwester. Der Vater war Berufssoldat, zuerst in der Reichswehr, dann in der Wehrmacht und überlebte verwundet den Zweiten Weltkrieg. Die Mutter war nach der Geburt ihrer Kinder Hausfrau.

Nach der kriegsbedingt verlängerten Volksschulzeit in Thüringen und Haste bei Osnabrück und dem Abitur am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Osnabrück studierte er an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und zwischendurch an der Freien Universität Berlin Physik. In Saarbrücken schloss er 1967 sein Studium mit dem Physikdiplom ab.

Er promovierte in der Abteilung von Jochen Block am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in West-Berlin. Seine Promotion erhielt er 1971 durch die Freie Universität Berlin. Außerdem unterrichtete er während der Zeit an der damaligen Technischen Fachhochschule Berlin.

Von 1972 bis 1981 war er an der Universität Bremen als Assistenzprofessor (H2-Professur) beschäftigt und zählte zu den Kollegen von Jens Scheer und Inge Schmitz-Feuerhake. Nach Ablauf des Vertrages an der Universität Bremen arbeitete er unter anderem als selbstständiger Gutachter für technische Umweltprobleme. Nach dem Fall der Mauer hatte er bis zu seiner Pensionierung 2003 eine Professur an der Technischen Hochschule Wildau inne.

Er hat vier Töchter.

Ausbildung

Nach dem Abitur wünschten seine Eltern, insbesondere der Vater, dass der Sohn dessen militärische Karriere beim Generalstab der Bundeswehr erfolgreich beenden solle. Der Sohn entschied sich jedoch dafür, den Kriegsdienst zu verweigern und Physik zu studieren. Wegen ausbleibender finanzieller Unterstützung übte er bis zum Vordiplom verschiedene Tätigkeiten als Werkstudent aus. Nach seinem sehr gut abgeschlossenen Vordiplom erhielt er die volle finanzielle Studienförderung nach dem Honnefer Modell bis zu seiner Diplomierung als Physiker 1967. Durch ein Austauschprogramm war er im Wintersemester 1964/1965 vorübergehend von Saarbrücken an die Freie Universität Berlin gewechselt. Er nahm nach seinem Diplom eine Doktorandenstelle am Fritz-Haber-Institut in Berlin-Dahlem an.

Wirken an der Universität Bremen

Bätjer wollte an einer der neuen Universitäten im Westen der BRD arbeiten. So kam er als Assistenzprofessor an die Universität Bremen (damals unter dem Motto „Wissenschaft für das Volk“) und war u. a. daran beteiligt, eine neue Ausbildungsart zu kreieren: das fächerübergreifende interdisziplinäre Projektstudium.

Nach einer kurzen Orientierungsphase fand er seinen Platz in dem ökologisch ausgerichteten Physikprojekt „Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz und in der Industrieregion Unterweser“[1] (SAIU), welches u. a. durch seine Publikationen gegen die Atomenergie bundesweit bekannt wurde. Aufgrund der Anhörungen zum Kernkraftwerk in Brake, heute Kernkraftwerk Unterweser genannt, beschäftigte er sich mit dem ökologischen Zustand des Flusswassers in der Unterweser. Er gründete mit dem Limnologen Michael Schirmer das interdisziplinäre „Projekt Weserwasser“. 1976 kam der Chemiker Wolfram Thiemann[2] hinzu. Die Reinigung des mit Abwässern überladenen Weserwassers hin zum gesunden Fluss gelang den Projektbetreibern. Eine spürbare Folge der zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen war die Qualitätsverbesserung des Trinkwassers für die Stadt Bremen, für die u. a. das Wasserwerk Wasserturm auf dem Werder stillgelegt werden musste. Die Abschaffung der Chlorung des Trinkwassers durch wissenschaftliche Beweise über krebserregende Trinkwasser-Inhaltsstoffe war einer der Schwerpunkte seiner Arbeit an der U HB.

In der letzten Zeit an der Universität Bremen 1981 machte er erste Schritte zur Analyse von Luftschadstoffen.

Als Jens Scheer über mehrere Jahre ein Berufsverbot infolge des Radikalenerlasses erhielt, wurden seine Lehrveranstaltungen währenddessen unter Bätjers Namen angemeldet und durchgeführt, sowie auch einige Diplomarbeiten und Dissertationen weiterbetreut.

Zwischen Universität Bremen und Technischer Hochschule Wildau

Nach seiner Tätigkeit an der U HB hat Klaus Bätjer u. a. in Kontakt mit Kollegen durch Arbeiten und Gutachten[3] zu Umweltproblemen seinen Lebensunterhalt verdient. Zwischenzeitlich hatte er Forschungs- und Lehraufträge an Hochschulen und anderen Institutionen.

In Kooperation mit der Universität Bir Zait in Palästina und der Universität Bremen baute er mit Unterstützung der WHO in Genf dort ein Trinkwasserlabor auf und bildete Laboranten aus, dessen Kenntnisse dann in Deutschland ergänzt wurden.

Nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 war Bätjer bei zahlreichen Podiumsdiskussionen und Vorträgen gefragt, um[4] über das Geschehen und die Folgen des Fallouts von Schweden bis in die Schweiz zu berichten. Er verfasste ein Gutachten darüber für die Grünen im Europäischen Parlament und gab über viele Jahre monatlich eine Sammlung von Radioaktivitätsdaten in der Umwelt[5] u. a. in Lebensmitteln, von allen bekannten europäischen Messstellen heraus, die als „Datenrad“ europaweit vertrieben wurden. Zu dieser Zeit war Bätjer erwerbslos, der „Datenwust“ sämtlicher Messergebnisse der amtlichen und privaten Institute umfasste über 20 DIN-A4-Seiten.[5]

Professur an der Technische Hochschule Wildau

An die TH Wildau (damals noch TFH Wildau) wurde Bätjer 1992 in den Bereich Physikalische Technik und hier insbesondere für die Umweltmesstechnik berufen.

Er hielt hier später für alle Fachbereiche die Mathematikkurse ab, war zunächst aber auch zu Messungen zur Luftreinhaltung ermächtigt. Er betreute, da das DESY Zeuthen – als ein ehemaliges DDR-Institut für Astrophysik – in der Nachbarschaft war, auch Abschlussarbeiten in der Astrophysik.

Veröffentlichungen

  • Klaus Bätjer, Jochen H. Block. Die Feldionisation von Methan und Wasserstoff an Wolframeinkristallflächen. Diss. Freie Universität Berlin, 1972.[6]
  • Abschlussbericht eines Arbeitsvorhabens aus dem Projekt Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz und in der Industrieregion Unterweser – SAIU der Universität Bremen: Radioökologische Abwassergutachten zum Atomkraftwerk Esensham, Universität Bremen, Information zu Energie und Umwelt, Teil A ; Nr. 4, Bremen, Jahr, 1978
  • Klaus Bätjer und Projekt Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz und in der Industrieregion Unterweser Universität Bremen: Zum richtigen Verständnis der Kernindustrie: 66 Erwiderungen; Kritik des Reklameheftes" 66 Fragen, 66 Antworten-zum besseren Verständnis der Kernenergie". Oberbaumverl., 1976.
  • Klaus Bätjer: "Die Atomenergie und die Wissenschaftler–ein Drama ohne Ende." Kritisches Tagebuch 1 S 53 (1977).
  • Ernest J. Sternglass, Ernest: Radioaktive Niedrig-Strahlung. Strahlenschäden bei Kindern und Ungeborenen. – Vorwort: Klaus Bätjer; Schlagwortverzeichnis: Klaus Bätjer und Pere Carbonell, Berlin, Oberbaum Verlag, 1979
  • Klaus Bätjer: Die gesundheitlichen Folgen des Badens in Hallenbädern mit gechlortem Wasser, Universität Bremen, Projekt Weserwasser, Information zu Energie und Umwelt, Teil B, Verlag, Univ., Presse- und Informationsamt, 1979
  • Klaus Bätjer, Jens Scheer: Die Atomenergie in der DDR, Information zu Energie und Umwelt. Teil A, Nr. 7, 2. überarbeitete Auflage, Universität Bremen, Bremen, 1980.
  • Klaus Bätjer, Jens Scheer: Atomstrom in der DDR. In: Info 42. Sozialistisches Osteuropakomitee, Hamburg, 1980, S. 20–31
  • Klaus Bätjer, J. Faust, B. Gabel. Untersuchung über die Verteilung von leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen im Bremer Trinkwasser.[7] 1979.
  • Klaus Bätjer: Chlorierte Kohlenwasserstoffe im Trinkwasser und die Krebssterblichkeit im Lande Bremen, Information zu Energie und Umwelt, Teil B, Weserwasser ; 4, Universität Bremen, Verlag, Univ., Presse- und Informationsamt, Jahr, 1980
  • Hans-Peter Charles, Klaus Bätjer: Immissionsmessungen von ausgewählten Schwermetallen und Staub in der Seestadt Bremerhaven von 1980 bis 1981; Mitarbeit von M. Cetinakaya, Verlag: Magistrat der Seestadt Bremerhaven, 1981
  • Burkhard Stachel et al. "On site continuous liquid-liquid extraction of nonpolar organic compounds in water." Analytical Chemistry 53.9 (1981): 1469-1472.[8]
  • Klaus Bätjer, Iris Geike. "Aufbau und Betrieb einer Station zur Messung luftfremder Stoffe." Wissenschaftliche Beiträge 1/1996 2.1 (1996): 14-19.[9]
  • Klaus Bätjer, Oliver Despang. "Ein Gassystem für die äußeren Spurkammern von HERA-B." Wissenschaftliche Beiträge 1/2000 5.1 (2000): 87-93.[10]

Einzelnachweise

  1. Sarah Batelka: „Eine besondere Verantwortung der Umwelt gegenüber“. In: up2date. Abgerufen am 1. April 2022.
  2. Wolfram Thiemann: Verzicht auf Weserwasser-Gewinnung fragwürdig – WESER-KURIER. 14. April 2018, abgerufen am 1. April 2022.
  3. Firmengeschichte – Bremer Umweltinstitut. Abgerufen am 1. April 2022.
  4. Barbara Debus: Datenzentrale im Abstellkeller. In: Die Tageszeitung: taz. 12. Dezember 1986, ISSN 0931-9085, S. 3 (taz.de [abgerufen am 1. April 2022]).
  5. a b Neue Unruhe. In: Der Spiegel. 11. Januar 1987, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 1. April 2022]).
  6. Klaus Bätjer: <<Die>> Feldionisation von Methan und Wasserstoff an Wolframeinkristallflächen. OCLC 1284194141.
  7. Bätjer, Klaus: Untersuchung über die Verteilung von leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen im Bremer Trinkwasser. OCLC 46135766.
  8. Burkhard Stachel, Klaus Baetjer, Mehmet Cetinkaya, Juergen Dueszeln, Bernd Gabel: On site continuous liquid-liquid extraction of nonpolar organic compounds in water. In: Analytical Chemistry. Band 53, Nr. 9, 1. August 1981, ISSN 0003-2700, S. 1469–1472, doi:10.1021/ac00232a039.
  9. Klaus R. F. Bätjer, Iris Geike: Aufbau und Betrieb einer Station zur Messung luftfremder Stoffe. In: Wissenschaftliche Beiträge / Technische Hochschule Wildau. 1996, ISSN 0949-8214, doi:10.15771/0949-8214_1996_3.
  10. Klaus R. F. Bätjer, Oliver Despang: Ein Gassystem für die äußeren Spurkammern von HERA-B. In: Wissenschaftliche Beiträge / Technische Hochschule Wildau. 2000, ISSN 0949-8214, doi:10.15771/0949-8214_2000_1_11.