Kössern

Kössern
Große Kreisstadt Grimma
Koordinaten: 51° 11′ N, 12° 47′ OKoordinaten: 51° 10′ 53″ N, 12° 47′ 9″ O
Höhe: 148 m
Fläche: 3,39 km²
Einwohner: 439 (31. Dez. 2019)[1]
Bevölkerungsdichte: 129 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1994
Eingemeindet nach: Großbothen
Postleitzahl: 04668
Vorwahl: 034384
Kössern (Sachsen)
Kössern (Sachsen)
Lage von Kössern in Sachsen

Kössern ist eine Ortschaft und ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Grimma im Landkreis Leipzig in Sachsen. Die einstige Gemeinde Kössern mit ihrem Ortsteil Förstgen wurde am 1. Januar 1994 nach Großbothen eingemeindet. Mit der Auflösung der Gemeinde Großbothen kamen am 1. Januar 2011 die fünf nördlichen Ortsteile zur Stadt Grimma. Seitdem bilden Kössern und Förstgen die Ortschaft Kössern.

Geographie

Straßenbrücke Kössern über die Mulde
Eisenbahnbrücke Kössern über die Mulde

Geographische Lage und Verkehr

Kössern befindet sich südöstlich von Grimma zwischen dem Ufer der Mulde im Westen und Süden und dem Thümmlitzwald im Osten. Der aus diesem Forstgebiet kommende Schmelzbach mündet östlich des Orts in die Mulde. Zu Kössern gehört das Forsthaus Pielitzberg, welches sich südlich der am Thümmlitzsee liegenden Bungalowsiedlung Amalienburg (bereits in der Flur von Förstgen) befindet.

Kössern ist durch eine Straßenbrücke über die Mulde direkt mit Großbothen und dem Bahnhof Großbothen verbunden. Während die Bahnstrecke Borsdorf–Coswig noch in Betrieb ist, wurde die Bahnstrecke Glauchau–Wurzen (Muldentalbahn) stillgelegt. Beide Bahnstrecken trennen sich südlich von Kössern auf dem anderen Muldenufer in einem Gleisdreieck voneinander. Die Bahnstrecke Borsdorf–Coswig überquert anschließend auf einem Viadukt die Mulde und verläuft danach in der südlichen Kösserner Flur.

Nachbarorte

Kleinbothen Förstgen
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Keiselwitz
Leisenau Sermuth

Geschichte

Herrenhaus des Ritterguts Kössern
Jagdhaus Kössern
Kapelle Kössern mit Glockenturm

Im Jahr 1300 wurde der Rundweiler Kössern als usque ad obstaculum, quod dicitur Kozzerwer das erste Mal erwähnt. Bezüglich der Grundherrschaft gehörte Kössern zum Rittergut Kössern,[2] welches im Jahr 1348 als Herrensitz eines Apez von Kozzer und im Jahr 1548 als Rittergut genannt ist. Zu dessen Gerichtsbarkeit gehörten neben Kössern auch Teile des Nachbarorts Förstgen und das Vorwerk Pielitzberg, welches auch den Namen Amalienburg trug.[3]

Das ursprüngliche Herrenhaus von Kössern entstand im Jahr 1541 durch Nikol von Techwitz. Als Besitzer des Ritterguts Kössern folgte im 17. Jahrhundert die Familie Haugwitz, welche das Anwesen im Jahr 1693 an die Familie von Erdmannsdorff verkaufte. Um 1709 erfolgte der Bau des Jagdhauses Kössern unter Wolf Dietrich von Erdmannsdorff (1646–1723), dem Oberhofjägermeister und Ältestenminister am Hofe Augusts des Starken für herrschaftliche Jagdgesellschaften. Baumeister des barocken Jagdschlosses war nicht – wie vielfach erwähnt – Matthäus Daniel Pöppelmann, sondern Wolf Dietrich von Erdmannsdorf selbst. Pöppelmann lieferte jedoch den Entwurf der Fassade des Jagdhauses im Stil des Dresdner Barock. Die Fassade wurde reich bemalt, der Festsaal mit Kaminen und Deckengemälden prächtig gestaltet.[4] Weiterhin ließ von Erdmannsdorff das Kavalierhaus (ab 1849 als Schule genutzt) und das Rittergut erbauen. Letzteres diente seinen eigenen Wohnzwecken.[5] Zwischen 1695 und 1781 entstanden in Kössern eine Schenke, eine Mühle und eine regelmäßige Handwerkersiedlung, bestehend aus 45 nahezu identischen Häusern für 35 Gewerke. Im Jahr 1725 wurde an der Straße nach Keiselwitz nordöstlich von Kössern das Forsthaus Pielitzberg erbaut, welches der Oberforstmeister Wagner aufgrund der Königlichen Jagd im nahe gelegenen Thümmlitzwald errichten ließ. Nördlich des Forsthauses Pielitzberg ließ Oberförster Kermeß im Jahr 1773 ein herrschaftliches Landgut mit großem Aufwand errichten. Die Besitzerin Amalie von Rango prägte für dieses Vorwerk Pielitzberg ab 1821 den Begriff Amalienburg. Ihr Ehemann gründete hier eine Privatschule für höher gebildete Jungen. Von dem einstigen Vorwerk ist lediglich ein Wohnhaus erhalten geblieben.[6] Als Besitzer des Ritterguts Kössern folgte ab 1772 die nachfolgend Silvester 1796[7] nobilitierte Familie von Abendroth. 1871 wurde das Herrenhaus im Stil der Neorenaissance umgestaltet.

Kössern gehörte bis 1856 zum kurfürstlich-sächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Colditz.[8] Bei den im 19. Jahrhundert im Königreich Sachsen durchgeführten Verwaltungsreformen wurden die Ämter aufgelöst. Dadurch kam Kössern im Jahr 1856 unter die Verwaltung des Gerichtsamts Grimma und 1875 an die neu gegründete Amtshauptmannschaft Grimma.[9] Kirchlich gehörte Kössern bis 1930 zu Leipnitz. Aufgrund der großen Entfernung zur Kirche Leipnitz legte die Gemeinde Kössern 1928 einen eigenen Friedhof mit Kapelle und einem hölzernen freistehenden Glockenturm an. Seit 1930 gehört Kössern kirchlich zu Großbothen. Im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone ab 1945 wurde die Familie von Abendroth entschädigungslos enteignet. Das betraf das Jagdhaus und das Rittergut mit 232 Hektar, einschließlich Herrenhaus und Wirtschaftsgebäude. Eine Sanierung um 1970 bewahrte das Jagdhaus vor dem Verfall. Heute ist es eine Kulturstätte, betreut durch den im Jahre 2000 gegründeten Verein DAS JAGDHAUS – Dorfentwicklungs- und Kulturverein Kössern / Förstgen e. V. Das Herrenhaus des ehemaligen Ritterguts und seine noch erhaltenen Wirtschaftsgebäude befanden sich lange Zeit in beklagenswertem baulichem Zustand, wurden aber in den Jahren 2012 bis 2018 restauriert.[10]

Durch die zweite Kreisreform in der DDR im Jahr 1952 wurde die Gemeinde Kössern dem Kreis Grimma im Bezirk Leipzig angegliedert. Am 1. Januar 1965 erfolgte die Eingemeindung von Förstgen.[11] Auf dem Areal des einstigen Vorwerks Amalienburg in der Flur von Förstgen entstand ab 1969 ein Wochenendgebiet mit 130 Bungalows.[12] Nordöstlich dieser entstand im Jahr 1975 der Thümmlitzsee durch Anstauung des Thümmlitzbachs. Die Gemeinde Kössern kam Jahr 1990 zum sächsischen Landkreis Grimma, der 1994 im Muldentalkreis bzw. 2008 im Landkreis Leipzig aufging. Am 1. Januar 1994 schloss sich die Gemeinde Kössern mit ihrem Ortsteil Förstgen im Rahmen einer Gebietsreform mit den Gemeinden Großbothen, Leisenau und Sermuth-Schönbach zur Großgemeinde Großbothen zusammen.[13] Bei der Auflösung der Gemeinde Großbothen kam Kössern am 1. Januar 2011 mit den vier weiteren nördlichen Ortsteilen – Großbothen, Schaddel, Kleinbothen und Förstgen zur Großen Kreisstadt Grimma. Seitdem bilden Kössern und Förstgen die Ortschaft Kössern.[14]

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohnerzahl
1548/51 11 besessene Mann, 20 Inwohner, 518 Hufen
1764 11 besessene Mann, 57 Häusler, 518 Hufen
1834 538
1871 546
Jahr Einwohnerzahl
1890 559
1910 487
1925 572
1939 578
Jahr Einwohnerzahl
1946 735
1950 820
1964 644
19901 615
Jahr Einwohnerzahl
2019 439

1 mit Förstgen

Sehenswürdigkeiten

Persönlichkeiten

  • Hermann von Abendroth (* 1807 in Kössern; † 1884 in Grimma): nach Jurastudium Rittergutsbesitzer in Kössern und Abgeordneter im Sächsischen Landtag
  • Ferdinand von Abendroth (* 1916 in Kössern; † 1944 bei Lemberg): Major der Wehrmacht und Ritterkreuzträger, gefallen 1944 in der Ukraine[16]
  • Manfred Berger (* 1921 in Leipzig; † 2009): Architekt, Hochschullehrer und Denkmalpfleger, ansässig in Kössern, Verdienste um die Erhaltung und Restaurierung des Jagdhauses

Literatur

  • Kössern. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band. Schumann, Zwickau 1818, S. 25.
  • Cornelius Gurlitt: Kössern. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 19. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (1. Hälfte). C. C. Meinhold, Dresden 1897, S. 148.
Commons: Kössern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Einwohner-Statistik | Stadt Grimma. Abgerufen am 18. September 2024.
  2. Das Rittergut Kössern auf www.sachsens-schloesser.de
  3. Das Rittergut Kössern im Sächsischen Staatsarchiv
  4. Das Jagdhaus Kössern auf www.architektur-blicklicht.de
  5. Das Rittergut Kössern auf www.architektur-blicklicht.de
  6. Das Vorwerk Amalienburg auf www.architektur-blicklicht.de
  7. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1911. Briefadelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. A. In: "Der Gotha". GGT. 5. Auflage. Abendroth, Stammfolge. Justus Perthes, Gotha 1910, S. 1 ff. (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 5. März 2023]).
  8. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 58 f.
  9. Die Amtshauptmannschaft Grimma im Gemeindeverzeichnis 1900
  10. Das Rittergut Kössern auf www.sachsens-schloesser.de
  11. Förstgen auf gov.genealogy.net
  12. Touristische Broschüre über Kössern
  13. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  14. Vereinbarung über die Eingliederung, Stand 13.09.2010 (Großbothen, Grimma) (Memento vom 20. März 2014 im Internet Archive) (PDF; 86 kB), abgerufen am 16. Januar 2021.
  15. Stadt Grimma: Über die Obelisken in Kössern. 5. November 2019, abgerufen am 4. September 2024.
  16. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, B (Briefadel), Band I, Band 9 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1954, S. 1–4. ISSN 0435-2408