Johannes Knubel

Der Bergische Löwe bei Beginn der Ausarbeitung in Holz durch den Bildhauer Johannes Knubel in Düsseldorf. Foto von Josef Henne, 1915

Johannes Knubel (* 6. März 1877 in Münster; † 3. Juli 1949 in Düsseldorf[1]) war ein deutscher Bildhauer, der vor allem durch seine Arbeiten an verschiedenen Warenhaus-Fassaden in Düsseldorf (1909), Elberfeld (1912) und Köln (1914) bekannt wurde.

Leben und Wirken

Fassade in Wuppertal-Elberfeld
Fassade mit plastischem Schmuck von Knubel in Köln
Hauptportal Warenhaus Tietz, Düsseldorf (Foto 1913)

Johannes Knubel war eines von neun Kindern eines Eisenbahnarbeiters. Zwei seiner Brüder waren Bernard, Radsportler und Teilnehmer an den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen, und der 20 Jahre ältere Anton, ebenfalls Radrennfahrer und späterer Luftfahrtpionier.[2][3]

Seine Ausbildung erhielt Knubel in Berlin, Breslau und München. Er bereiste Italien und ließ sich um 1900 in Düsseldorf nieder. In Düsseldorf schuf er hauptsächlich Bauplastik und pflegte dabei eine enge Zusammenarbeit mit bekannten Architekten wie Joseph Maria Olbrich und Wilhelm Kreis. Wie Kreis lehrte Johannes Knubel an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf, welche 1919 auf die Kunstakademie Düsseldorf überging und er dort ab 1920 als Professor tätig war. So entstanden aus dieser Zusammenarbeit unter anderem seine Bildhauerarbeiten an den Warenhäusern von Leonhard Tietz, darunter das Haus an der Heinrich-Heine-Allee.[4]

1905–1906 ließ er für sich und seine Familie in Düsseldorf-Oberkassel auf dem Grundstück Wildenbruchstraße 28 ein Wohnhaus von den Düsseldorfer Architekten Rudolf Wilhelm Verheyen und Julius Stobbe bauen, das seit 1988 unter Denkmalschutz steht. In diesem gab es einen Lichtschacht, den Knubel nutzte, um mit Hilfe eines Flaschenzugs, die Steinblöcke von seiner Hof-Werkstatt (heute Nr. 28a) in das Atelier im Dachgeschoss zu befördern.[5][6]

Knubel war von 1907 bis 1941 mit zahlreichen Porträt- und Tierplastiken sowie meist weiblichen Akten auf den großen Kunstausstellungen in Düsseldorf, Wien, München, Berlin und Dresden vertreten. Er prägte das Stadtbild Düsseldorfs durch seine Skulpturen entscheidend mit; am bekanntesten ist die goldene Pallas Athene. Sie stand früher direkt vor der Tonhalle und wurde 1933 von den Nationalsozialisten als „entartet“ entfernt. Heute steht die Pallas Athene an der Hofgartenrampe, der Auffahrt zur Oberkasseler Brücke, mit Blick auf die Kunstakademie Düsseldorf.

Knubel war Mitglied im Künstlerverein Malkasten und trat unter anderem bei kabarettistischen Darbietungen auf, 1929 mit dem Morphium-Club, zusammen mit Rudolf Brüning, Max Clarenbach, Richard Gessner, Werner Peiner, Wilhelm Schmurr und Hans Seyppel.[7]

Im Herbst 1915 schuf Knubel ein Standbild des Bergischen Löwen aus Holz, das auf dem Graf-Adolf-Platz als „Kriegswahrzeichen“ errichtet wurde. Gegen einen Obolus konnten Bürger dort einen Nagel einschlagen und so ihre Verbundenheit mit dem Deutschen Reich und seinen Soldaten ausdrücken (Kriegsnagelungen). 1934 wurde der durch Witterung stark angegriffene Löwe abgebrochen, und Knubel schuf bis 1937 einen neuen aus Teakholz. Die erneuerte Skulptur wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und daraufhin abgeräumt. Die aus Metall gegossene Kopfmaske des ursprünglichen Löwen sowie der Kopf des zweiten befinden sich im Düsseldorfer Stadtmuseum.[1][8][9]

Knubels Wohnhaus in Düsseldorf-Oberkassel (2022)

1932 erhielt er den dritten Preis beim Wettbewerb für ein Heinrich-Heine-Denkmal in Düsseldorf.[10]

Johannes Knubel war ab 1926 im Verwaltungsrat der Deutschen Kunstausstellung Düsseldorf und wurde 1933 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Niederrhein und Bergisch-Land des Deutschen Werkbunds. Als solcher unterbreitete er dem NS-Kulturpolitiker Hans Hinkel am 27. April 1933 ein Memorandum zur Neuorganisation des Deutschen Werkbunds.[11]

Verheiratet war Knubel mit Claire, eine geborene Kuschmann (1879–1948). Sie hatte zusammen zwei Söhne. Beerdigt wurde Johannes Knubel an der Seite seiner Frau auf dem Heerdter Friedhof. Das Grabmal trägt trägt die Zeilen „Als vorrüber Krieg und Not – da kam der Tod“.

Werk

Galerie

Literatur

Commons: Johannes Knubel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Ruth Meyer-Kahrweg: Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal. (Anhang mit Biografien der beteiligten Künstler). Wuppertal 1991, ISBN 3-87093-058-6.
  2. Als die Räder laufen lernten auf lwl.org@1@2Vorlage:Toter Link/www.lwl.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 506 kB)
  3. Bernd Haunfelder: Bernard Knubel Kraftfahrzeuge – Eine Chronik. Münster 1995, S. 12.
  4. Max Creutz: Joseph M. Olbrich; das Warenhaus Tietz in Düsseldorf. E. Wasmuth, Berlin 1909, S. 11–14, Abbildungen auf S. 31–39 (Textarchiv – Internet Archive).
  5. Wildenbruchstraße 28 in der Denkmalliste der Landeshauptstadt Düsseldorf beim Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege
  6. Heide-Ines Willner: Oberkassel. Das ehemalige Wohnhaus des Bildhauers Johannes Knubel (1877–1949) wird modernisiert. In: Rheinische Post. 18. Juni 2015 (abgerufen am 28. März 2016).
  7. malkasten.org (PDF).
  8. my-duesseldorf.info (Memento des Originals vom 2. Mai 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.my-duesseldorf.info
  9. Gerhard Schneider: In eiserner Zeit. Kriegswahrzeichen im Ersten Weltkrieg. Ein Katalog. Schwalbach (Taunus) 2013, S. 189 f. (mit Anmerkungen zur fälschlichen Datierung auf 1916 in anderer Literatur).
  10. Ulrike Meier-Hoffstede: Heine-Denkmäler.@1@2Vorlage:Toter Link/kunst.gymszbad.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Skulptur und Macht. Figurative Plastik im Deutschland der 30er und 40er Jahre. (Ausstellungskatalog) Städtische Kunsthalle, Düsseldorf 1984, S. 141 ff.
  11. Bundesarchiv: Kanzlei Rosenberg NS 8/136. – Vgl. Joan Campbell: The German Werkbund. The Politics of Reform in the Applied Arts. Princeton Legacy Library, Princeton University Press, ISBN 978-1-4008-6762-2, S. 250 (Leseprobe, books.google.de).
  12. Skulptur „Affe“ von Johannes Knubel, 1905 gefertigt und dem Löbbecke-Museum 1953 von dem Weinhändler Arthur Hauth als Geschenk überlassen (duesseldorf.de, das Digitale Kunst- und Kulturarchiv Düsseldorf).
  13. Sylvia Ferino-Pagden (Hrsg.): Wir sind Maske. Ausstellungskatalog, Museum für Völkerkunde, Wien 2009, S. 95, Kat.-Nr. 1.25.
  14. Max Schmid (Hrsg.): Hundert Entwürfe aus dem Wettbewerb für das Bismarck-National-Denkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück-Bingen. Düsseldorfer Verlagsanstalt, Düsseldorf 1911. (Fig. 106, Ragusa (223) Johannes Knubel-Düsseldorf).
  15. Max Creutz: Das Warenhaus Tietz in Düsseldorf. Wasmuth, Berlin 1909.
  16. Jörn Richter: Das Tietz Chemnitz. Verlag Heimatland Sachsen, Chemnitz 2004, ISBN 3-910186-48-3, S. 80.
  17. artibeau.de
  18. das-neue-dresden.de Kaufhaus Alsberg Dresden.
  19. fotos-von-duesseldorf.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.fotos-von-duesseldorf.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  20. stadtarchiv-siegburg.de.
  21. I. Zacher, H. Hahn: Die Innengestaltung der Eingangshalle des Mausoleums der Familie Nahrhaft auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof. In: Denkmalpflege im Rheinland (ISSN 0177-2619), 7. Jahrgang 1990, Heft 3.
  22. Knubel, Johannes. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 3: K–P. E. A. Seemann, Leipzig 1956, S. 73 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  23. duesseldorf.de
  24. männliche Figur von Johannes Knubel, Stand 1. Juli 2013, auf Denkmal-Wuppertal.de, abgerufen am 15. Juni 2019.