Jin-Dynastie (1125–1234)

Gebiet der Jin-Dynastie (blau) und Nachbarreiche, 1142

Die Jin-Dynastie (chinesisch 金朝, Pinyin Jīn Cháo) des 12. und 13. Jahrhunderts war eine chinesische Dynastie im Nordosten Chinas, die 1125 auf den Ruinen des Liao-Reiches der Kitan einen eigenen Staat gründete. Das Herrscherhaus der Jin gehörte zum Volk der Jurchen, von dem ein Teil später zu Vorfahren der Mandschu wurde. Die Mandschu bezeichneten ihre Dynastiegründung im frühen 17. Jahrhundert zunächst als Spätere Jin-Dynastie (1616–1636).

Geschichte

Marmorstatue eines buddhistischen Mönchs, Jin-Dynastie, 1180 n. Chr.

Die Jurchen beherrschten mit Hilfe von Söldnern aus der mongolischen Steppe die Mehrheit der Han-Chinesen in Nordchina. Das Jin-Reich zählte damals insgesamt 53 Millionen Einwohner, davon 6 Millionen Jurchen, und war damit der bevölkerungsreichste Staat der Erde. Zu Beginn des Jahres 1126 umstellten die Jurchen Kaifeng, die Hauptstadt der Song-Dynastie, deren Kaiser Huizong gefangen genommen wurde, nachdem die Stadt im Januar 1127 gefallen war.[1]

Die Hauptstadt des Jin-Reiches war zunächst Huei-ing (Huining, 1125-1153) bei Harbin in der Mandschurei, heute Acheng. Die Sinisierung des Jurchen-Adels beschleunigte sich, als der despotische Kaiser Tikunai (Wanyan Liang) die Hauptstadt 1153 nach Peking und schließlich sogar kurzzeitig nach Kaifeng verlegte. Aber Tikunai scheiterte bei seinem Angriff auf Song-China 1161 am Jangtse und wurde von seinen Soldaten getötet.

Unter seinem Nachfolger Wulu wurde die Hauptstadt vorübergehend in die Mandschurei zurückverlegt. Das stand im Zusammenhang mit Maßnahmen der traditionellen Kreise gegen die Sinisierung. 1173 wurde es den Jurchen verboten, chinesische Namen anzunehmen. Gleichzeitig wurde die Jurchen-Sprache für Beamtenprüfungen vorgeschrieben.

Chengling-Pagode, Zhengding, Provinz Hebei, gebaut 1161–1189 n. Chr.
Jade-Schmuck, Jin-Dynastie
Hölzerne Bodhisattva-Statue, Jin-Dynastie

Von 1153 bis 1214 war Zhōngdū (中都 – „mittlere Hauptstadt“) wieder Hauptstadt, das heutige Peking. 1194 verlagerte der Gelbe Fluss seinen Lauf, so dass es zu mehreren Überschwemmungen kam. Trotz dieser Katastrophe, des erwähnten Drucks auf die Regierung und eines neuen Krieges gegen die Song 1208 war die Jurchen-Herrschaft am Vorabend des Mongolenangriffs äußerlich stabil. Nur innerlich sah man die Unzuverlässigkeit des Heeres, das zu einem Viertel aus Söldnern aus der Steppe bestand.

Die Jin unternahmen gelegentlich Strafexpeditionen in die Mongolei, verstärkten ab 1192 auch die Große Mauer. Aber die Gründung des Mongolenreiches 1206 stellte für sie eine ernste Herausforderung dar. Nach der Eroberung Pekings durch den Mongolenkhan Dschingis wurde Kaifeng 1214–1234 die letzte Hauptstadt. Das Reich der Jin-Dynastie ging 1234 mit der Eroberung Kaifengs und Luoyangs durch Ögedei Khan unter.

Kaiser der Jin-Dynastie (1125–1234)

Tempelname Posthumer Titel Geburtsname Regierungszeit Regierungsdevisen
Taizu 太祖 Wanyan Aguda (完顏阿骨打, Wányán Āgǔdǎ) 1115–1123 Shōuguó 收國 1115–1116
Tiānfǔ 天輔 1117–1123
Taizong 太宗 Wanyan Wuqimai (完顏吳乞買, Wányán Wúqǐmǎi) oder
Wanyan Sheng (完顏晟, Wányán Shèng)[2]
1123–1134 Tiānhuì 天會 1123–1134
Xizong 熙宗 Wanyan Hela (完顏合剌, Wányán Hélá) oder
Wanyan Dan (完顏亶, Wányán Dǎn)
1135–1149 Tiānhuì 天會 1135–1138
Tiānjuàn 天眷 1138–1141
Huángtǒng 皇統 1141–1149
Hailing Wang (海陵王, Hǎilíng Wáng) Wanyan Liang (完顏亮, Wányán Liàng) 1149–1161 Tiāndé 天德 1149–1153
Zhènyuán 貞元 1153–1156
Zhènglóng 正隆 1156–1161
Shizong 世宗 Wanyan Yong (完顏雍, Wányán Yōng) 1161–1189 Dàdìng 大定 1161–1189
Zhangzong 章宗 Wanyan Jing (完顏璟, Wányán Jǐng) 1190–1208 Míngchāng 明昌 1190–1196
Chéng'ān 承安 1196–1200
Tàihé 泰和 1200–1208
Weishao Wang (衛紹王, Wèishào Wáng) oder
Weiwang (衛王, Wèiwáng)
Wanyan Yongji (完顏永濟, Wányán Yǒngjì) 1209–1213 Dà'ān 大安 1209–1212
Chóngqìng 崇慶 1212–1213
Zhìníng 至寧 1213
Xuanzong 宣宗 Wanyan Xun (完顏珣, Wányán Xún) 1213–1223 Zhēnyòu 貞祐 1213–1217
Xīngdìng 興定 1217–1222
Yuánguāng 元光 1222–1223
Aizong 哀宗 Wanyan Shouxu (完顏守緒, Wányán Shǒuxù) 1224–1234 Zhèngdà 正大 1224–1232
Kāixīng 開興 1232
Tiānxīng 天興1232–1234
Modi 末帝 Wanyan Chenglin (完顏承麟, Wányán Chénglín) 1234

Literatur

  • Frederick W. Mote: Imperial China. 900–1800. Harvard University Press, Cambridge MA u. a. 1999, ISBN 0-674-44515-5.
  • Ann Paludan: Chronicle of the China Emperors. Thames & Hudson, London 1998, ISBN 0-500-05090-2.
  • Helwig Schmidt-Glintzer: Kleine Geschichte Chinas. C. H. Beck, München, 2008, ISBN 978-3-406-57066-7.
  • Jing-shen Tao: The Jurchen in Twelfth-Century China. A Study of Sinicization (= Publications on Asia of the Institute for Comparative and Foreign Area Studies. 29). University of Washington Press, Seattle WA u. a. 1976, ISBN 0-295-95514-7 (Publications on Asia of the Institute for Comparative and Foreign Area Studies, 29).

Einzelnachweise

  1. Dieter Kuhn: The Age of Confucian Rule. The Song Transformation of China. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge MA u. a. 2009, ISBN 978-0-674-03146-3, S. 67–70; Frederick W. Mote: Imperial China. 900–1800. 1999, S. 290 f.
  2. Lt. Xiàndài Hànyǔ cídiǎn 现代汉语词典 (Beijing, Shāngwù yìnshūguǎn 商务印书馆 1996), ISBN 7-100-01777-7, S. 1705 wird das Schriftzeichen 晟 hier nicht chéng, sondern shèng ausgesprochen.