Jakob Götz
Jakob Götz (* 19. März 1890 in Neckarsteinach; † 1977 ebenda) war ein deutscher Unternehmensgründer, Unternehmer, Steinbruchbesitzer und Schiffseigner. Er war Mitgründer, Mitinhaber sowie Namensgeber der Reederei Ludwig und Jakob Götz KG. Zusammen mit seinem älteren Bruder Ludwig Götz (1887–1955) gilt er als Begründer der motorisierten Güterschifffahrt am Neckar und darüber hinaus als Pionier der Binnenschifffahrt.
Leben und Abstammung
Jakob Götz war das zweitälteste von fünf Geschwistern aus der Ehe des Schiffers und Steinbruchbesitzers Ludwig Friedrich Götz (1865–1922) mit der Karoline Oestreicher (1867–1932). Er war somit der um drei Jahre jüngere Bruder des Schiffseigners und Steinbruchbesitzers Ludwig Götz.[1]
Jakob war, wie auch sein älterer Bruder Ludwig, ein Enkel des Gastwirts (Adlerwirts), Industriellen sowie mehrfachen Steinbruchbesitzers Johann Friedrich II. Götz (1820–1892). Er stammt aus der Steinbruchbesitzerfamilie Götz, die seit 1791 in Neckarsteinach ansässig ist.[2]
Seine direkten Cousins waren die Unternehmer und Pioniere der Passagierschifffahrt im Neckarraum Georg (1881–1946) und Andreas Boßler (1884–1961).[3]
Jakob Götz war in Kreuzcousinenehe mit Elisabethe Sibylla Vorreuther verheiratet, die über ihre väterliche Linie aus der den alten Schiffergeschlechtern zugehörigen Familie Vorreuther entsprang.[4] Diese stellte bereits Zunft- sowie Brudermeister der hiesigen Schifferzunft.[5] Elisabethe Sibylla war eine Tochter von Jakobs Tante Elisabetha Vorreuther geb. Götz.[6]
Unternehmertum
Anfänge
Wie es in der Familie zur Tradition gehörte, ergriff auch Jakob Götz den Beruf des Schiffers und fuhr zusammen mit seinem Bruder Ludwig Götz auf dem eisernen Schleppkahn Friedrich, welcher den beiden Brüdern gemeinschaftlich von ihrem Vater überlassen wurde. Mit dem nun übernommenen Schleppkahn wurden aus den familieneigenen Steinbrüchen Wasserbausteine zum Ausbau des Neckars zur Großwasserstraße, transportiert. Als Abnehmer der Bausteine fungierte die Wasserbauverwaltung.[7]
1924 wurde das erste Motorgüterschiff auf dem Neckar überhaupt durch Ludwig Götz in Auftrag gegeben und auf der Anderssen-Werft in Neckarsulm gebaut. Ludwig überließ die Verwaltung der MS Gebr. Götz seinem jüngeren Bruder Jakob Götz, der auf dem Gütermotorschiff auch selbst fuhr. Jakobs älterer Bruder Ludwig fuhr auf dem 1927 fertiggestellten Schiff MS Einigkeit.[8]
Gründung
1920 wurde die Reederei Ludwig und Jakob Götz oHG durch Jakob Götz und seinen älteren Bruder Ludwig Götz gegründet. Dies geschah durch die Übergabe des Schleppkahns Friedrich. 1952 folgte die Rechtsform der Kommanditgesellschaft für die Reederei.[9] Jakob Götz zählt zu den Begründern der motorisierten Güterschifffahrt auf dem Neckar, da er zusammen mit seinem Bruder Ludwig 1925 das erste motorisierte Güterschiff auf dem Fluss in Dienst genommen hatte.[10]
Nachkriegszeit
Mit dem Bau und der Fertigstellung des MS Vierburgenstadt im Jahre 1950 reihten sich die beiden Brüder Ludwig und Jakob Götz in die Riege der Pioniere der deutschen Binnenschifffahrt ein, da die Vierburgenstadt der erste Schiffsneubau nach dem Zweiten Weltkrieg in ganz Deutschland war.[11]
Steinbrüche
Jakob Götz war nicht nur Schifffahrtsunternehmer, sondern zudem mehrfacher Steinbruchbesitzer im Neckartal. Er führte zusammen mit seinem Bruder Ludwig die Steinbrüche seines Großvaters Johann Friedrich II. Götz und seines Vaters Ludwig Friedrich Götz fort und erwarb die folgenden Steinbrüche hinzu.[12]
- Pfaffelter unterhalb Pleutersbach
- Hungerberg bei Hirschhorn
Anmerkungen
Dem Schiffseigner Jakob Götz ist das 1984 auf der Werft Hans Boost in Trier gebaute Gütermotorschiff Jakob Götz gewidmet,[13] welches noch heute als Containerschiff im Dienst der Reederei Götz steht.
Jakob Götz war darüber hinaus von 1928 bis 1945 Vorsitzender des über 800 Jahre alten Schiffervereins Neckarsteinach.[14]
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
- Festschrift zur 800-Jahr-Feier mit Mastweihe am 1., 2. und 3. August 1953. Herausgegeben vom Schifferverein Neckarsteinach e. V. Heidelberger Gutenberg-Druckerei, Heidelberg 1953, (OCLC 964510384), S. 16.
- August Staub: Vierburgenstadt Neckarsteinach – das Schifferstädtchen und seine Bewohner in alten Aufnahmen. Geiger Verlag, Horb am Neckar 1986, ISBN 3-924932-91-3, S. 59.
- Helmut Betz: Historisches vom Strom Band. V – Die Neckarschiffahrt vom Treidelkahn zum Groß-Motorschiff, Krüpfganz, Duisburg 1989, ISBN 3-924999-04-X
- Hanspeter Rings: Neckarschifffahrt – Illustrierte Geschichte der Ludwig und Jakob Götz KG, Edition Quadrat, Mannheim 1990, ISBN 3-923003-49-8
- Nadine Sauer: Familien in Neckarsteinach, 1603–1900. Band I: Die evangelischen Kirchenbücher. Neckarsteinach 1999 (DNB 959404473)
- Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Herausgegeben vom Schifferverein Neckarsteinach e. V. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 34, 41, 44, 60, 71, 75.
Weblinks
- Die MS Jakob Götz in der Schiffsdatenbank Vereniging de Binnenvaart (niederländisch)
Einzelnachweise
- ↑ Nadine Sauer: Familien in Neckarsteinach 1603-1900, Band I. die evangelischen Kirchenbücher. Hrsg.: Evangelische Kirchengemeinde Neckarsteinach und Darsberg. Band 171 der Reihe B der Deutschen Ortssippenbücher. Neckarsteinach 1999, OCLC 47848790, S. 188–189.
- ↑ Nadine Sauer: Familien in Neckarsteinach 1603-1900, Band I. die evangelischen Kirchenbücher. Hrsg.: Evangelische Kirchengemeinde Neckarsteinach und Darsberg. Band 171 der Reihe B der Deutschen Ortssippenbücher. Neckarsteinach 1999, OCLC 47848790, S. 185, 186, 188–189.
- ↑ Nadine Sauer: Familien in Neckarsteinach 1603-1900, Band I. die evangelischen Kirchenbücher. Hrsg.: Evangelische Kirchengemeinde Neckarsteinach und Darsberg. Band 171 der Reihe B der Deutschen Ortssippenbücher. Neckarsteinach 1999, OCLC 47848790, S. 77, 186, 188, 189.
- ↑ Hanns Heiman: Die Neckarschiffer – Die Lage der Neckarschiffer seit Einführung der Schleppschiffahrt. Band 2. C. Winter's Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1907, OCLC 491090143, S. 433 (Digitalisat).
- ↑ Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Hrsg.: Schifferverein Neckarsteinach e. V. 1. Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 70.
- ↑ Nadine Sauer: Familien in Neckarsteinach 1603-1900, Band I. die evangelischen Kirchenbücher. Hrsg.: Evangelische Kirchengemeinde Neckarsteinach und Darsberg. Band 171 der Reihe B der Deutschen Ortssippenbücher. Neckarsteinach 1999, OCLC 47848790, S. 619.
- ↑ Helmut Betz: Historisches vom Strom – Die Neckarschiffahrt vom Treidelkahn zum Groß-Motorschiff. 1. Auflage. Band V. Krüpfganz, Duisburg 1989, ISBN 3-924999-04-X, S. 75.
- ↑ Helmut Betz: Historisches vom Strom – Die Neckarschiffahrt vom Treidelkahn zum Groß-Motorschiff. 1. Auflage. Band V. Krüpfganz, Duisburg 1989, ISBN 3-924999-04-X, S. 75–76.
- ↑ Hanspeter Rings: Neckarschiffahrt: Illustrierte Geschichte der Ludwig und Jakob Götz KG. Mit den Erinnerungen von Friedrich Götz. 1. Auflage. Edition Quadrat, Mannheim 1990, ISBN 978-3-923003-49-5, S. 11, 138–139.
- ↑ Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Hrsg.: Schifferverein Neckarsteinach e. V. 1. Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 34, 44, 60.
Helmut Betz: Historisches vom Strom – Die Neckarschiffahrt vom Treidelkahn zum Groß-Motorschiff. 1. Auflage. Band V. Krüpfganz, Duisburg 1989, ISBN 3-924999-04-X, S. 27. - ↑ Helmut Betz: Historisches vom Strom – Die Neckarschiffahrt vom Treidelkahn zum Groß-Motorschiff. 1. Auflage. Band V. Krüpfganz, Duisburg 1989, ISBN 3-924999-04-X, S. 76, 83.
Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Hrsg.: Schifferverein Neckarsteinach e. V. 1. Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 41, 44. - ↑ Hanspeter Rings: Neckarschiffahrt: Illustrierte Geschichte der Ludwig und Jakob Götz KG. Mit den Erinnerungen von Friedrich Götz. 1. Auflage. Edition Quadrat, Mannheim 1990, ISBN 3-923003-49-8, S. 48–49.
- ↑ Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Hrsg.: Schifferverein Neckarsteinach e. V. 1. Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 44.
- ↑ Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Hrsg.: Schifferverein Neckarsteinach e. V. 1. Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 71.
Personendaten | |
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NAME | Götz, Jakob |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Unternehmer, Unternehmensgründer und Schiffseigner |
GEBURTSDATUM | 19. März 1890 |
GEBURTSORT | Neckarsteinach |
STERBEDATUM | 1977 |
STERBEORT | Neckarsteinach |