Iso Baumer
Iso Baumer (* 4. April 1929 in St. Gallen; † 18. November 2021 in Riaz)[1] war ein Schweizer Volkskundler und war von 1988 bis 1999 Lehrbeauftragter für Ostkirchenkunde an der Universität Freiburg i. Ue.
Leben
Iso Josef Bernhard Baumer wuchs im Quartier St. Gallen-Heiligkreuz auf. Dort hatte der Bildhauer und Jugendführer Albert Oesch (1907–1936) die katholische Knabenjugendorganisation Tarzisiusbund (benannt nach Tarzisius) gegründet, deren Mitglied Baumer ab 1937 wurde. Er besuchte die Sekundarschule Flade in St. Gallen und trat anschliessend in die Kantonsschule am Burggraben in St. Gallen ein. Von 1944 bis 1948 verfasste Baumer als Jugendlicher eine umfassende Biographie von Oesch, welche jedoch nur einem beschränkten Kreis zugänglich wurde. Nach Abschluss der Matura studierte er Sprach- und Literaturwissenschaft an den Hochschulen in Bern, Freiburg i. Ue., Paris (Sorbonne) sowie in Rom und wurde 1956 zum Dr. phil. promoviert. Er heiratete 1959 Verena Müller, eine Tochter des Rechtshistorikers Emil Franz Josef Müller-Büchi. Baumer war Gymnasiallehrer in Bern und Lehrbeauftragter für Ostkirchenkunde einerseits an der Universität Freiburg (1988–1999)[2] als Nachfolger des Dogmatik-Professors und späteren Kardinals Christoph Schönborn[3][4] sowie andererseits an der theologischen Schule der Abtei Einsiedeln (2002–2008).[5][6] Von 1994 bis 2000 war er Generalsekretär der Catholica Unio Internationalis.[7] Er war Mitglied im Institut für Ökumenische Studien (ISO) der Universität Freiburg i. Ue. und Ehrenmitglied im Zentrum für das Studium der Ostkirchen am ISO.
Er überließ einen großen Teil seiner Forschungsliteratur zu den Ostkirchen der Universität und stiftete auf diese Weise den Fonds Baumer in der Bibliothek der Universität Freiburg.[8]
Baumer befasste sich früh mit Theologie und verfasste viele Publikationen zur westlichen und östlichen Kirchengeschichte (religiöse Volkskunde, Ostkirchenkunde). Er ist bekannt für sein Netzwerk, seine Kenntnis der christlichen Kirchen sowie seine ausgewogenen Analysen.[9][10]
Werke (Auswahl)
- Max von Sachsen. Prinz und Prophet, Priester und Professor. 3 Bände, Universitätsverlag Freiburg, 1990–1996; ISBN 3-7278-0652-4, ISBN 3-7278-0828-4, ISBN 3-7278-1044-0
- Prinz Max von Sachsen und Armenien. Im Widerspruch zu gängigen Meinungen und Einstellungen in Kirche und Staat. Verlag Donat & Temmen, Bremen, 1986; ISBN 3-924444-17-X
- Prinz Max von Sachsen. Einheit der Kirchen, Lebensform, Frieden. Verlag Wittig, Hamburg, 1985; ISBN 3-8048-4309-3
- Jakob Joseph Matthys. Priester – Sprachenkenner – Dialektologe. Beiträge zur Geschichte Nidwaldens, Bd. 42; Verlag Historischer Verein Nidwalden, 1985
- Rätoromanische Krankheitsnamen. Verlag Francke, Bern, 1962
- Pèlerinages jurassiens. Le Vorbourg près de Delémont. 2 Bände, Editions Jurassiennes, Porrentruy, 1976–1984
- Wallfahrt heute. Verlag Kanisius, Freiburg, 1978; ISBN 3-85764-057-X
- Wallfahrt als Handlungsspiel. Ein Beitrag zum Verständnis religiösen Handelns. Verlag Lang, Bern / Frankfurt a. M., 1977; ISBN 3-261-02129-2[11]
- Die Bilderwelt des Volkes. Brauchtum und Glaube. Verlag Huber, Frauenfeld, 1980; ISBN 3-7193-0662-3
- Tradition im Wandel. Beiträge zur italienischen Volkskunde. Verlag Krebs, Basel, 1967
- Albert Büchi 1864–1930. Gründung und Anfänge der Universität Freiburg i. Ü. Universitätsverlag Freiburg, 1987; ISBN 3-7278-0533-1
- Niklaus von Flüe, Der Wüstenvater am Bergbach. Verlag Kanisius, Freiburg; 2. Auflage 1998; ISBN 978-3-85764-485-6[12]
- Die Ostkirche im Werk Edzard Schapers. In: Annäherungen: Edzard Schaper wiederentdeckt? Schwabe, Basel 2000; ISBN 3-7965-1559-2, S. 35–53
- Christentum – Islam. Eine 1400-jährige Auseinandersetzung. Solothurn, 2008[13]
- Glaubenszeugnisse algerischer Christen. Ein Beitrag zur interreligiösenVerständigung. Verlag Kanisius, Freiburg, 2001; ISBN 3-85764-540-7
- Die Mönche von Tibhirine. Die algerischen Glaubenszeugen – Hintergründe und Hoffnungen. Verlag Neue Stadt, München, 2010; ISBN 978-3-87996-911-1
- Von der Unio zur Communio (Catholica Unio). Universitätsverlag Freiburg, 2002; ISBN 3-7278-1368-7[14]
- Begegnungen: Gesammelte Aufsätze 1949–1999. Universitätsverlag Freiburg, 1999; ISBN 3-7278-1206-0
- Nerses von Lambron – Die Ungeduld der Liebe. Paulinus Verlag, Trier, 2013; ISBN 978-3-7902-1460-4
- Frieden schenken. Prinz Max von Sachsen. Academic Press, Freiburg, 2015; ISBN 978-3-7278-1769-4
Weblinks
- Literatur von und über Iso Baumer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Barbara Hallensleben: St. Gallen, Freiburg, Armenien: Trauer um Iso Baumer. In: kath.ch. 21. November 2021, abgerufen am 21. November 2021.
- ↑ Schweizerische Kirchenzeitung
- ↑ Erzdiözese Wien: Persönlichkeiten (S. 12) (PDF; 3,4 MB)
- ↑ Von der Unio zur Communio (Ökumen. Beihefte; S. 383; siehe oben, unter "Literatur")
- ↑ Strukturen der Vertuschung in der katholischen Kirche; Neue Zürcher Zeitung vom 6. Mai 2011
- ↑ Academic Press, Fribourg ( vom 2. Februar 2016 im Internet Archive)
- ↑ Google Books
- ↑ Fonds Baumer. Oekumenisches Institut Universität Freiburg i. Ue.
- ↑ Perlentaucher Kulturmagazin
- ↑ Haus zum Dolder (PDF; 694 kB)
- ↑ Europäische Hochschulschriften, Reihe 14, Band 12
- ↑ Google Books, und Buchbesprechung Catholica Unio
- ↑ Kirchenblatt Nr. 9/2008 ( vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF; 3,9 MB)
- ↑ Google Books
Personendaten | |
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NAME | Baumer, Iso |
ALTERNATIVNAMEN | Baumer, Iso Josef Bernhard |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Religionswissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 4. April 1929 |
GEBURTSORT | St. Gallen |
STERBEDATUM | 18. November 2021 |
STERBEORT | Riaz |