Horst Linde

Horst Linde (1981)
Innenraum der Stadtkirche in Karlsruhe
Landtag in Stuttgart
Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart
Ludwigskirche in Freiburg
Eigenes Wohnhaus in Freiburg

Horst Eduard Linde (* 6. April 1912 in Heidelberg; † 10. September 2016 in Freiburg im Breisgau[1]) war ein deutscher Architekt, Stadtplaner und Hochschullehrer.

Leben

Horst Linde war der Sohn des Architekten und Denkmalpflegers Otto Linde. Seine Großeltern mütterlicherseits waren der Fabrikant Eduard Hager (1848–1901) und Julie geborene Wenker (1854–1890).

Linde studierte bis 1936 an der Technischen Hochschule Karlsruhe als Schüler von Otto Ernst Schweizer. Er arbeitete zunächst in Emmendingen und Baden-Baden, 1939 arbeitete er als Regierungsbaumeister (Assessor) und städtischer Baurat in Lahr. Nach dem Krieg kehrte er 1946 aus der Kriegsgefangenschaft zurück und gründete 1947 das Baubüro für die weitgehend zerstörte Universität Freiburg. Dort arbeitete er gemeinsam mit Auguste Perret, der von der französischen Besatzungsmacht delegiert wurde. 1948 gewann Linde den Architekturwettbewerb für den Wiederaufbau der Kaiserstraße und des Stadtzentrums in Karlsruhe,[2][3] ebenso 1953 für den Wiederaufbau der dortigen Stadtkirche.[4][5] Ab 1951 war Linde Leiter der staatlichen Bauverwaltung des Bundeslandes Baden in Freiburg im Breisgau, ab 1957 Leiter der Hochbauabteilung im Finanzministerium Baden-Württemberg. Seit 1955 war er Mitglied der Akademie der Künste (bzw. zunächst Akademie der Künste in Berlin (West)). 1960 wurde er Professor für Städtebau an der Technischen Hochschule Stuttgart und wechselte 1961 in den neu gegründeten Lehrstuhl für Hochschulplanung.[6] Bis zum Ausscheiden aus der staatlichen Bauverwaltung im Jahr 1971 bzw. seiner Emeritierung 1976/77 errichtete er viele öffentliche Gebäude, unter anderem Krankenhäuser, Schulen, Verwaltungsbauten, Siedlungen und zudem – parallel zum öffentlichen Dienstverhältnis – als freier Architekt[6] auch Kirchen.

1953 gehörte Linde zum Preisgericht des Wettbewerbs für das Mannheimer Nationaltheater und war ein Befürworter des Entwurfs von Ludwig Mies van der Rohe; anschließend nahm er am so genannten Bauhausstreit teil. Obwohl man auch in der Architektur von Linde den Mies’schen Einfluss spüren kann (z. B. im Stuttgarter Landtagsgebäude), richtet sich sein Stil teilweise am Brutalismus aus. Bei den wiederaufgebauten Gebäuden hat Linde das Erbe der vergangenen Jahrhunderte behutsam mit der Vision der Moderne verbunden.[7] Moderne Materialien verwendete er in einer skulpturalen und manchmal sogar pittoresken Weise (z. B. Wendeltreppe), bei der Innenraumgestaltung kooperierte er mit Künstlern und Handwerkern. Als Vertreter der Nachkriegsmoderne betrachtete er die Faustregeln der Moderne nicht dogmatisch. Nach seinen Worten von 2012 sei seine Architektur immer funktional gedacht, was damaligem Zeitgeist entsprach; eine Selbstverewigung des Architekten durch sein Werk lehnt er als Ziel der Architektur ab.[8]

Mit seiner Ehefrau Elfriede, einer zwölf Jahre jüngeren Journalistin, mit der er seit März 1962 verheiratet war, lebte er in Freiburg in dem Einfamilienhaus, das er 1950 für sich entworfen hatte und in dem er starb.[8]

Ehrungen und Auszeichnungen

Werk (Auswahl)

Rezeption

Commons: Horst Linde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wulf Rüskamp: Südwest: Nachruf: Architekt und Stadtplaner Horst Linde stirbt im Alter von 104 Jahren. Badische Zeitung, 13. September 2016, abgerufen am 13. September 2016.
  2. Die Bearbeitung erfolgte in Zusammenarbeit mit Rudolf Diehm. Ab Oktober 1948 wurde auf Grundlage der preisgekrönten und angekauften Wettbewerbsentwürfe der Bebauungsplan "westliche Kaiserstraße" entwickelt.
  3. Hans Eckstein: Ideenwettbewerb Kaiserstraße Karlsruhe. In: Bauen und Wohnen. Zeitschrift für das gesamte Bauwesen. Nr. 8-9, 1948, S. 206–210.
  4. Im zweistufigen Wettbewerb setzte er sich gegen Egon Eiermann, Hans Rolli, Erich Schelling, Max Schmechel, Paul Schmitthenner und Rudolf Schwarz durch; das Preisgericht wurde von Otto Bartning geleitet.
  5. a b Andreas Feldtkeller, Hans Schädel: Wiederaufbau der Evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe. In: Karl Krämer (Hrsg.): Architektur-Wettbewerbe. Schriftenreihe für richtungsweisendes Bauen. Nr. 20. Stuttgart 1956.
  6. a b Wohnungsbau: Im Kavaliershaus; Beamte. In: Der Spiegel. Nr. 7, 13. Februar 1963, S. 56 (spiegel.de [abgerufen am 5. April 2012]).
  7. Vgl. Universität Stuttgart, Pressemitteilung Nr. 17, 2. April 2012
  8. a b c d Jürgen Ruf: Der Baumeister Baden-Württembergs: Der Architekt Horst Linde feiert seinen 100. Geburtstag. In: tagblatt.de. 3. April 2012, abgerufen am 4. April 2012.
  9. Verleihung am 24. Juni 1957; 500 Jahre Universität Freiburg; Universität Freiburg: Ehrenpromotion der Medizinischen Fakultät 1957. In: Landesarchiv Baden-Württemberg. Abgerufen am 6. April 2012.
  10. Fritz-Schumacher-Preis - de.LinkFang.org. Abgerufen am 3. Juli 2021.
  11. Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg - Liste der Ordensträgerinnen und Ordensträger 1975–2023 (PDF; 307 KB). Staatsministerium Baden-Württemberg, 19. April 2024, S. 13
  12. Ministerialdirigent a. D. Horst Linde feiert 100. Geburtstag. Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg, 6. April 2012, abgerufen am 1. November 2016 (Pressemitteilung).
  13. Ehrensenatoren. In: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Abgerufen am 5. April 2012.
  14. Horst Linde wird Ehrensenator. In: Freiburger Uni-Magazin. Nr. 4, Juli 2004, ISSN 0947-1251, S. 18 (uni-freiburg.de [PDF; 3,1 MB; abgerufen am 3. Juli 2021]).
  15. Badische-zeitung.de, 7. April 2012, Simone Höhl: Der besondere Baumeister
  16. baufachinformation.de: Entstehungsgeschichte des „Sommercafes“ in Badenweiler@1@2Vorlage:Toter Link/www.baufachinformation.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  17. Johannes Werner: Zeugnis und Zeichen. Wie das Kloster Tennenbach in Freiburg weiterlebt. In: Badische Heimat. Band 3, 2011, S. 376–380.
  18. Johannes Werner: "Kommt alle zu mir". Die katholische Klinikkirche zum Hl. Geist in Freiburg. In: Freiburger Almanach. Band 62, 2011, S. 145–150.
  19. Annemarie Meckel: „Dieses Haus des Herrn...“ - Die wiedererstandene Weinbrennerkirche in Karlsruhe. In: Gestern und Heute. Beilage der „Badischen Zeitung“. Nr. 12, 22. März 1959, S. 1.
  20. Sigrid Umiger: Vom Markgrafenbad zur Cassiopeia. Badische Zeitung, 18. Januar 2014, abgerufen am 3. Juli 2021.
  21. Ute Wehrle: Die Kur und Bäder GmbH Bad Krozingen investiert rund 700.000 in das Kurhaus. Badische Zeitung, 3. Juni 2015, abgerufen am 3. Juli 2021.
  22. Markus Reutter: Bad-Dürrheim: Johanneskirche wird 50 Jahre alt. In: Schwarzwälder Bote. 15. März 2011, abgerufen am 6. April 2012.
  23. Michaelskapelle Ebersteinburg. In: Evangelische Stadtkirche Baden-Baden. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. März 2012; abgerufen am 5. April 2012.