Georg Tegetmeyer

Georg Tegetmeyer (* 20. Januar 1687 in Badersleben, Fürstentum Halberstadt, heute zu Huy; † 19. September 1764 in Magdeburg) war ein deutscher Organist und Komponist.

Leben

Georg Tegetmeyer wurde als Sohn eines Amtsrichters geboren. Ab seinem neunten Lebensjahr erhielt er Instrumentalunterricht von dem örtlichen Organisten Jacob Delius, später vom Organisten am Dom zu Halberstadt Carl Steinbrück. 1701 wurde er für drei Jahre Hilfsorganist an der Halberstäder St.-Paulskiche, danach begab er sich für vier Jahre auf Studienreise. 1708 wurde er Organist in Hornburg. Ab 1711 war er für vier Jahre Hoforganist in Quedlinburg. 1715 wurde er an die Marktkirche St. Benedikti berufen, trat dieses Amt aber nicht mehr an.[1] Am 12. Juni 1715 wurde er als Nachfolger von Jacob Hasse Organist und Vicarius am Magdeburger Dom. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod inne.

Tegetmeyer wurde „unter die vorzüglichen Orgelspieler seiner Zeit gezählt“[2][3] und war außerdem ein gefragter Berater für Orgelneubauten und Orgelprüfungen.

Von Tegetmeyers kompositorischem Schaffen sind nur wenige Werke überliefert, die ihn als qualitätvollen und auf der Höhe seiner Zeit stehenden Komponisten ausweisen.[4] Neben einigen kleineren Werken für die Orgel bzw. Tasteninstrumente sind eine Motette und zwei Kantaten erhalten. Wegen einer Namensverwechslung (das Autograph ist ursprünglich nur mit den Initialen „G. T.“ gekennzeichnet) wurde eine seiner Kantaten lange Zeit Georg Philipp Telemann zugeschrieben. Diese Zuschreibung wurde von Alfred Wotquenne sowie von Werner Menke im Telemann-Vokalwerke-Verzeichnis unkritisch übernommen. 2015 wurde Tegetmeyer als wirklicher Komponist der Kantate identifiziert.[4]

Tegetmeyer ist auch als Gelegenheitsschriftsteller und Verfasser einer Reihe von Trauergedichten belegt.

Sein Nachfolger als Domorganist wurde August Bernhard Valentin Herbing.[5]

Werke

Erhaltene Kompositionen
  • Ertönt ihr Hütten der Gerechten, Kantate, Text von Benjamin Schmolck[6][4]
  • Befördre dein Erkentnis, Kantate[7]
  • Siehe, des Herren Auge in D-Dur, Motette[8][9]
  • Praeludium in b-Moll für Orgel[10]
  • Concerto G-Dur für Cembalo[11]
  • Canzonette di G für Cembalo[12]
Verschollene Werke
Zweifelhafte Werke
  • Messe in a-Moll (nur Kyrie und Gloria)[14]
  • Concerto Es-Dur für Cembalo[15]
Dichtungen
  • Bey dem | frühzeitigen und hochbetrübten Absterben | Der Hoch=Wohlgebohrnen Frauen, | Frauen | Sophien Charlotten | von Platen, | gebohrnen von Burgsdorff, | Des […] | Herrn Nicolai Ernesti von Platen | Sr. Königl. Majestät in Preußen Geheimten= | und Regierungs=Raths im Hertzogtum Magdeburg, | wie auch Dom=Herrn zu Magdeburg und Havelberg | […] Gemahlin, | Wolte hierdurch seine unterthänigste Schuldigkeit | ablegen Georg Tegetmeyer, | Vic. und Org. am Dom. In: Martin Kahle: Der Gläubigen wohlgegründete Hoffnung der zukünfftigen Herrlichkeit. Faber, Magdeburg 1724; urn:nbn:de:gbv:3:1-273918-p0141-0.
  • Als Der Weyland Hochwürdige und Hochwohlgebohrne Herr, Herr Claus Ernst von Platen, Sr. Königl. Majest. in Preussen hochbestalter Geheimde- und Regierungs-Rath im Hertzogthum Magdeburg, Dom-Herr zu Magdeburg ... Auf Döm[m]ertin ... Erb- u. Gerichts-Herr, Nachdem Er den 14. Augusti A. 1733. ... verschieden, Und den 28. Januar. 1734. ... beygesetzet wurde, Wolte ... seine ... Pflicht ... bezeugen Georg Tegetmeyer, Vicarius und Organiste des Hohen Stiffts alhier. Faber, Magdeburg 1734; urn:nbn:de:gbv:3:1-486236.
  • Als Der weyland Hochwürdige und Hochwohlgebohrne Herr, Herr Heinrich von Platen, Sr. Königl. Majestät in Preussen Geheimder-Rath, des Hohen Stiffts zu Magdeburg ... Decanus ... Erb-Herr auf Dömmertin ... Den 18. Decembr. A. 1734. ... entschlaffen, Und darauf den 29. Mart. 1735. ... beygesetzt wurde, Wolte seine ... Observance ... an den Tag legen Georg Tegetmeyer. Faber, Magdeburg 1735; urn:nbn:de:gbv:3:1-485993.

Tonträger

  • Die Johann-Georg-Hartmann-Orgel der St. Petri-Kirche zu Stegelitz (Präludium in b, Canzonette in G, sowie Werke von Werckmeister, Graff, Telemann, Agthe, J.B. und J.S. Bach). Stefan Nusser, Orgel. Ambiente (CD) 1998.[16]
  • Magdeburger Kantaten (Befördre dein Erkenntnis, Ertönt ihr Hütten der Gerechten, sowie Werke von Johann Friedrich Ruhe und Johann Heinrich Rolle). Kammerchor der Biederitzer Kantorei, Märkisch Barock, Michael Scholl (Leitung). Querstand VKJK 1806 (CD) 2020.[17][18]

Literatur

  • Robert Eitner: Biographisch-bibliographisches Quellen-Lexikon der Musiker und Musikgelehrten der christlichen Zeitrechnung bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Band 9. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1903, S. 366; Textarchiv – Internet Archive.
  • Ernst Ludwig Gerber: Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler. Band 4. Leipzig 1814, Sp. 330 f.; Textarchiv – Internet Archive.
  • Wolf Hobohm: Der Magdeburger Domorganist Georg Tegetmeyer: Komponist, Orgelgutachter, Telemann-Subskribent. In: Claudia Behn (Hrsg.): Barockmusik als europäischer Brückenschlag. Festschrift für Klaus-Peter Koch. ortus Musikverlag, Beeskow 2019, ISBN 978-3-937788-60-9, S. 273–284.
  • Brit Reipsch: Zu Aufgaben und Bedeutung des Organistenamtes am Magdeburger Dom im 18. Jahrhundert. In: Ständige Konferenz mitteldeutsche Barockmusik. Jahrbuch. 7, 2006, S. 223–242; doi:10.13141/jmb.v20062534 (online; PDF; 4,7 MB).
  • Georg Tegetmeyer: Herrn Tegetmeyers Lebenslauf. In: Friedrich Wilhelm Marpurg: Historisch-Kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik. Band 3. Lange, Berlin 1757, S. 342; commons.
  • Erich Valentin: Musikgeschichte Magdeburgs. In: Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg. Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde des Herzogtums und Erzstifts Magdeburg. 68/69 (1933/1934), S. 1–51.
  • Johann Gottfried Walther: Musicalisches Lexicon. Deer, Leipzig 1732, S. 596; Digitalisat in der Google-Buchsuche.

Einzelnachweise

  1. Dietz-Rüdiger Moser: 1000 Jahre Musik in Quedlinburg. Ehrenwirth, München 1994, ISBN 3-431-03325-3, S. 80.
  2. Gustav Schilling: Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften. Band 6: Riesenharfe–Zyka. Köhler, Stuttgart 1838, S. 596; Digitalisat in der Google-Buchsuche.
  3. Hermann Mendel, August Reissmann: Musikalisches Conversations-Lexikon. Eine Encyklopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften. Für gebildete aller Stände. Band 10. Heimann, Berlin 1878, S. 124; Textarchiv – Internet Archive.
  4. a b c d Ralph-Jürgen Reipsch: Die Telemann zugeschriebene Kantate „Ertönt, ihr Hütten der Gerechten“ TVWV 1:478 – eine Komposition von Georg Tegetmeyer. In: Mitteilungsblatt der Internationalen Telemann-Gesellschaft. 29, 2015, S. 35–41.
  5. Wolf HobohmHerbing, August Bernhard Valentin. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 8 (Gribenski – Hilverding). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2002, ISBN 3-7618-1118-7, Sp. 664–665 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  6. RISM ID: 702001370
  7. RISM ID: 700001494
  8. RISM ID: 704003369
  9. Ralph-Jürgen Reipsch: Lobgesänge. Konzertprogramm. 14. September 2019, abgerufen am 8. Dezember 2021 (PDF; 153 KB).
  10. RISM ID: 452513031
  11. RISM ID: 455038346
  12. RISM ID: 455038323
  13. Christian Gotthilf Jacobi: Schuldiges Dank-Opfer ... für das schmerzliche Leiden und Sterben Jesu Christi : in der hies. Cath. Guarnison-Kirche 1733 am Charfreytage ... im nachgesetztem Oratorio abgestattet. Libretto. Magdeburg 1733; urn:nbn:de:bvb:12-bsb10907352-0.
  14. RISM ID: 455034767; die Angaben aus dem Manuskript „Tegtmeyer, Organist in Berlin u. Schüler von Stölzel 1730“, die von Georg Poelchau, dem Vorbesitzer der Sammelhandschrift stammen, passen nicht zu Georg Tegetmeyers bekannter Biographie.
  15. RISM ID: 455038345
  16. s-nusser.de, abgerufen am 20. November 2021
  17. biederitzerkantorei.de (Memento des Originals vom 5. September 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.biederitzerkantorei.de, abgerufen am 20. November 2021
  18. Magdeburger Kantaten, Verlagsgruppe Kamprad, abgerufen am 21. November 2021