Garzau

Garzau
Gemeinde Garzau-Garzin
Koordinaten: 52° 32′ N, 13° 57′ OKoordinaten: 52° 32′ 4″ N, 13° 56′ 43″ O
Höhe: 63 m ü. NHN
Fläche: 12,01 km²
Einwohner: 475 (31. Dez. 2016)[1]
Bevölkerungsdichte: 40 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 2001
Postleitzahl: 15345
Vorwahl: 033435
Dorfkirche Garzau

Garzau ist ein Dorf im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg. Es ist seit dem 31. Dezember 2001 ein Ortsteil der Gemeinde Garzau-Garzin und gehört dem Amt Märkische Schweiz an. Bis zum Zusammenschluss mit Garzin war Garzau eine eigenständige Gemeinde.

Lage

Garzau liegt am westlichen Rand der Märkischen Schweiz, rund sechs Kilometer südöstlich von Strausberg und 35 Kilometer östlich des Stadtzentrums von Berlin. Südlich von Garzau liegt die Buckower Rinne. Die Gemarkung des Ortes grenzt im Norden an Hohenstein mit der Siedlung Gladowshöhe, im Nordosten an Garzin, im Osten an Waldsieversdorf, im Süden an Werder, im Westen an Rehfelde und im Nordwesten an die Stadt Strausberg. Zum Ortsteil Garzau gehört neben der Siedlung Garzau noch der Wohnplatz Anitz.

Garzau liegt an der Kreisstraße 6417, des Weiteren liegen die Landesstraße 233 und die Kreisstraße 6418 in der Gemarkung von Garzau. Die Bahnstrecke Berlin–Küstrin-Kietz Grenze führt ebenfalls durch die Gemarkung.

Geschichte

Pyramide Garzau

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Garzau im Jahr 1247 als Garzou. Der aus einer slawischen Sprache stammende Ortsname deutet auf eine slawisch-frühdeutsche Burganlage in der Nähe des Ortes hin, ebenso wie der Ortsname des Nachbardorfes Garzin.[2] Im 14. oder 15. Jahrhundert fiel Garzau zunächst wüst, ab dem 16. Jahrhundert wurde der Ort wieder als Rittersitz genutzt. 1659 datiert ein Georg Christoff von Röbel zu Garzau.[3] Ab 1726 läuft ein Prozessverfahren der Gebrüder von Flemming auf Buckow wider dem Major von Löben auf Garzau.[4] Das Schmettausche Kartenwerk von 1767/87 erwähnt eine Gartzauer Mühle südwestlich von Garzau. Im Jahr 1779 wurde das Rittergut Garzau von Friedrich Wilhelm Karl von Schmettau gekauft, der dort einen Landschaftspark anlegen ließ.[5] Für 1879 weist das erstmals publizierte General-Adressbuch der Rittergutsbesitzer der Provinz Brandenburg für das Rittergut Garzau 1137 ha aus, davon 664 ha Forsten. Zum Gut gehört eine Brennerei. Eigentümer sind die Weiss’schen Erben mit Wohnsitz in Berlin.[6] Später übernimmt die Familie von Rohrscheidt[7] den Besitz, zunächst der gut situierte[8] königlich preußische Landrichter Paul von Rohrscheidt (1847–1916), verheiratet mit Martha Pringsheim. Rohrscheidt[9] hatte seine Laufbahn an der bekannten Landesschule Pforta begonnen.[10] Ihm folgt der Sohn Dr. jur. Hans[11] von Rohrscheidt (1880–1963).[12] Er heiratete die Generalstochter Anneliese von Rohrscheidt (1892–1939) aus einer Nebenlinie der Familie. Das Ehepaar hatte keine Kinder.[13] Der Gutsbesitzer und Jurist war Rechtsritter des Johanniterordens, Vorstandsmitglied seines 1891 gegründeten Familienverbandes. Hans von Rohrscheidt lebte nach der Bodenreform noch einige Jahr im Nachbarort Rehfelde.[14] Rittergut Garzau hatte kurz vor der großen Wirtschaftskrise um 1929/30 eine Größe von 1470 ha.[15]

Ein Luftbild einer Naturlandschaft aus Wald, Wiesen und einem See, mit einer relativ kleinen, vierseitigen Natursteinpyramide mit hellen Eingangstor, die auf einer kleinen Waldlichtung inmitten eines Mischwald steht. Die Pyramide ist nicht höher als die Bäume.
Die Pyramide Garzau in der Landschaft um Garzau, Februar 2024

Garzau gehörte in der Mark Brandenburg bereits zum Kreis Oberbarnim, bei dem er auch nach der Kommunalreform im Königreich Preußen von 1816 verblieb. Bei der Volkszählung am 1. Dezember 1871 hatte die Landgemeinde Garzau 107 Einwohner, die sich auf 23 Familien und einen Einzelhaushalt verteilten. Von den Einwohnern waren 54 Männer und 53 Frauen; 27 Einwohner waren Kinder unter zehn Jahren. Der Gemeindehauptort Dorf Garzin hatte 92 Einwohner, dazu kamen sechs Einwohner im Vorwerk Anitz und neun Einwohner im Ortsteil Haus Rothesbach. Im Gutsbezirk Garzau lebten zum gleichen Zeitpunkt 188 Einwohner in 29 Familien. Hier waren 108 Einwohner männlich und 80 weiblich; 49 Einwohner waren jünger als zehn Jahre. Zum Gutsbezirk gehörten die Siedlungen Rittergut Garzau mit 157 Einwohnern, Vorwerk Anitz mit sieben Einwohnern und Bahnwärter-Häuser mit 24 Einwohnern.[16]

Am 10. Juni 1910[17] wurde das Schloss Garzau durch einen Brand zerstört und danach wieder durch die Familie von Rohrscheidt aufgebaut. Am 30. September 1928 wurde der bis dahin juristisch eigenständige Gutsbezirk Garzau in die Landgemeinde Garzau eingegliedert. An den privaten und kommunalen Besitzungen änderte dies nichts. Am 1. Dezember 1910 hatten die Landgemeinde und der Gutsbezirk Garzau zusammen 288 Einwohner. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Garzau Teil der Sowjetischen Besatzungszone, aus der 1949 die DDR gebildet wurde. Bis zum 25. Juli 1952 gehörte Garzau noch zum Landkreis Oberbarnim, danach wurde die Gemeinde dem neu gebildeten Kreis Strausberg im DDR-Bezirk Frankfurt (Oder) zugeordnet. Nach der Deutschen Wiedervereinigung gehörte Garzau zunächst zum Landkreis Strausberg in Brandenburg, der am 6. Dezember 1993 im neuen Landkreis Märkisch-Oderland aufging. Am 31. Dezember 2001 schloss Garzau sich mit Garzin zu der neuen Gemeinde Garzau-Garzin zusammen.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1875 283
1890 279
1910 288
Jahr Einwohner
1925 267
1933 264
1939 256
Jahr Einwohner
1946 397
1950 427
1964 342
Jahr Einwohner
1971 266
1981 208
1985 219
Jahr Einwohner
1989 242
1995 243
2000 289

Gebietsstand des jeweiligen Jahres[18]

Sehenswürdigkeiten

Schloss Garzau

Literatur

Commons: Garzau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gemeinde- und Ortsteilverzeichnis des Landes Brandenburg. Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB), abgerufen am 14. Oktober 2020.
  2. Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. Alter – Herkunft – Bedeutung., be.bra, Berlin 2005, ISBN 3-937233-30-X, S. 61 (Brandenburgische historische Studien, Band 13).
  3. Georg Christoff von Röbel zu Garzau verkauft Otto Freiherrn von Schwerin [zu Altlandsberg] die Jagd in der Strausberger Heide für 200 Gulden. 1659.06.08 (Urkunde). In: Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Hrsg.): BLHA. Rep., 37 Altlandsberg U Verweis. Eigenverlag, Garzau / Potsdam 8. Juni 1659, S. 1 f. (brandenburg.de [abgerufen am 4. Juli 2022]).
  4. Prozeß der Gebrüder v. Flemming zu Buckow gegen den Major v. Löben auf Garzau wegen des Krugverlags zu Garzau; 1726–1780 (Akte). In: Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Hrsg.): BLHA. Rep., 37 Buckow 6. Eigenverlag, Buckow / Garzau / Potsdam 1780, S. 1 f. (brandenburg.de [abgerufen am 4. Juli 2022]).
  5. Gemeinde Garzau-Garzin mit den Ortsteilen Garzau und Garzin. Amt Märkische Schweiz, abgerufen am 14. Oktober 2020.
  6. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Kreis Ober-Barnim. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 252–253, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
  7. Leopold von Freiherr Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon oder genealogische und diplomatische Nachrichten von den in der preussischen Monarchie ansässigen oder zu derselben in Beziehung stehenden fürstlichen, gräflichen, freiherrlichen und adeligen Häusern. 2. Auflage. Band 4. Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1842, S. 124–125 (uni-duesseldorf.de).
  8. Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Preußen 1912. In: Das Jahrbuch der Millionäre Deutschlands. Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Preußen. 19/20. 1. Nachtrag Berlin, Provinz Brandenburg. Rudolf Martin, Berlin 10. Oktober 1912, DNB 1074165101, S. 848 (google.de).
  9. Euclids Porismen und Data von Friedrich Buchbinder, Professor, nebst Jahresbericht des Rectors. Einladungsprogramm zu der am 23. Mai 1866 stattfindenden dreihundert und drei und zwanzigjährigen Stiftungsfeier der Königlichen Landesschule Pforta. IV. Die Zöglinge der Anstalt, Nr. 4. Druck von Heinrich Sieling, Naumburg 1866, S. XIII (uni-duesseldorf.de).
  10. Hans Witte: Pförtner Jubeltage. Aufzeichnungen zur Erinnerung an das 350jährige Jubiläum der Landesschule Pforta am 24., 25. und 26. Mai 1893. Wilhelm Werthers Verlag, Rostock Juli 1893, S. 61 (google.de).
  11. Jahresbericht des Königlichen Gymnasiums in Freienwalde a. O. Herausgegeben Ostern 1899. In: Schulnachrichten. 1898. Progr. Nr. 73 (1899) Auflage. Band VI, Stiftungen und Unterstützungen von Schülern. Buchdruckerei Emil Pilger, Freienwalde 1899, S. 19 (uni-duesseldorf.de).
  12. Cristina Herbst: Hans von Rohrscheidt (1880–1963). In: Hedwig Pringsheim. Tagebücher 1917–1922. Online-Ressourcen Auflage. Band 6, Personenregister. Wallstein Verlag, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8353-1996-7, S. 778 (google.de).
  13. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1942. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B, Adlige Häuser des seit Anfang des 15. Jahrhunderts bis zur Neuzeit nachgewiesenen deutschen Erbadels (späterer rittermäßiger Landadel, patrizischer Stadtadel, Reichsbriefadel, Uradel und alter Adel nichtdeutschen Ursprungs, Offiziers-und Beamtenadel). 34. Auflage. Justus Perthes, Gotha November 1941, S. 446–448 (google.de).
  14. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Wilhelm von Blaschek, Carola von Ehrenkrook geb. von Hagen, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / B (Briefadel) 1958. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA. Band 3, Nr. 17. C. A. Starke, 1958, ISSN 0435-2408, DNB 456719601, S. 405–406 (google.de [abgerufen am 4. Juli 2022]).
  15. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch, VII, der Provinz Brandenburg, 1929. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben. In: Paul Niekammer (Hrsg.): GAB. 4. Auflage. Kreis-Ober-Barnim, Garzau. Verlag der Niekammer Adressbuch GmbH, Leipzig 1929, S. 45 (martin-opitz-bibliothek.de).
  16. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg. Königliches Statistisches Bureau, Selbstverlag (Dr. Engel), Berlin 1873, S. 24 f., Nr. 32 (books.google.de), und S. 28 f., Nr. 121 (books.google.de).
  17. Strausberger Zeitung, 11. Juni 1910.
  18. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. (PDF; 331 kB) Landkreis Märkisch-Oderland. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Dezember 2006, abgerufen am 14. Oktober 2020.