Galgenmühle (Kitzingen)

Galgenmühle

Lage und Geschichte

Galgenmühle (Bayern)
Galgenmühle (Bayern)
Koordinaten 49° 43′ 45″ N, 10° 10′ 48″ OKoordinaten: 49° 43′ 45″ N, 10° 10′ 48″ O

Standort Deutschland Deutschland
Gewässer Sickersbach
Erbaut Ersterwähnung 1390
Stillgelegt 1999
Zustand Mühlentechnik entfernt, Gebäude umgenutzt
Technik
Nutzung Getreidemühle

Antrieb Wassermühle
Wasserrad oberschlächtiges Wasserrad

Die Galgenmühle (auch Gollersmühle, Adresse Sickershäuser Straße 2, früher Hausnummer 827) ist eine ehemalige Getreide- und Sägemühle im unterfränkischen Kitzingen. Sie liegt am Sickersbach im Süden des Stadtteils Siedlung und war im 19. und 20. Jahrhundert zeitweise ein eigenständiger Ortsteil Kitzingens.

Geschichte

Die Galgenmühle wurde erstmals im Jahr 1390 erwähnt, gleichzeitig mit dem Siechenhaus, das nur wenig Meter weiter westlich errichtet worden war. Die Galgenmühle erhielt ihren Namen von ihrer Lage in der Nähe der Kitzinger Hinrichtungsstätte. Die Mühle wurde früh von den Herren von Hohenlohe-Brauneck gehalten, die sie an Bestandsmüller verpachteten. Im Jahr 1415 verkaufte Margaretha Gräfin von Schwarzburg, geborene Hohenlohe-Brauneck die Mühle an die Kitzinger Bürger Betzollt Berbing und Hans in der Klingen.[1]

In der Folgezeit entwickelte sich die Galgenmühle zu einem Betrieb in städtischer Hand. Nach der Ersterwähnung von Müllern in der Mühle tauchen im 15. und 16. Jahrhundert immer wieder Pachtmüller auf. 1429 ist „Fritz, der Galgenmüller“ genannt, 1497 hatte Bartholomäus von Mospach die Mühle inne. Mit Hans Wertheim, einem Kitzinger Bürger, ist im Jahr 1515 letztmals ein Galgenmüller namentlich genannt. In der Folgezeit wurde die Anlage vollständig von der Stadt übernommen und betrieben.

Immer wieder kam es zu Konflikten zwischen den von Untertanen gepachteten „Bachmühlen“ entlang des Bimbachs und der Sickersbachmühle. Gleichzeitig gingen die Bestandsmüller der Galgenmühle auch mehrfach gegen die Konkurrenz weiter bachaufwärts sowie gegen die benachbarte Hagenmühle vor. 1479 und 1497 klagten die Müller vor dem Landgericht Würzburg gegen Mainbernheim und Iphofen. Zumeist ging es um Stauwehre, die das Wasser aufhielten und einen Betrieb des Mühlrades unmöglich machten.[2]

Die Galgenmühle wurde in Mittelalter und Früher Neuzeit ausschließlich als Getreidemühle betrieben und vor allem als Kundenmühle für die Kitzinger Bevölkerung genutzt. Im Jahr 1709 stellte man die Mühle in vereinfachter Form bildlich dar, um einen Konflikt zwischen dem Müller der Hagenmühle und dem Kitzinger Spital beizulegen. Erst im 19. Jahrhundert tauchten wieder private Müller in der Anlage auf. So gelangte im Jahr 1872 ein gewisser Goller aus Ickelheim an die Mühle. Er vererbte die Anlage an seinen Sohn Johann Michael Goller. Zuletzt hatten dessen Söhne Hans und Karl die Mühle inne. Karl betrieb ein Sägewerk in der Mühle.

Die noch aus dem Spätmittelalter stammenden Bauten der Mühle wurden im Jahr 1888 durch ein Feuer zerstört. Danach wurden die Baulichkeiten neu errichtet. Im Jahr 1999 wurde die Galgenmühle als letzter Mühlenbetrieb entlang des Sickersbachs stillgelegt. Die Bauten mussten in der Folgezeit immer wieder verkauft werden. In den Jahren 2012 und 2013 war geplant, ein großes Wohngebiet im Areal zu errichten. Weitere Vorstöße, das Gebiet um die Mühlenbauten neu zu gestalten, scheiterten auch 2016.[3]

Ortsteil

Im Jahr 1867 wurde die Galgenmühle als Einöde in der Gemarkung der damals unmittelbaren Stadt Kitzingen bezeichnet. Der Ortsteil bestand aus drei Gebäuden und war der Poststation, Pfarrei und Schule Kitzingen zugeordnet. Die Galgenmühle bildete ein Zentrum der späteren Siedlung Kitzingens. 1961 wurde das Galgenmühle letztmals als Ortsteil erwähnt. Einwohnerzahlen werden nun jedoch bereits nicht mehr angegeben, da Stadt und Ortsteil zusammengewachsen waren.

Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1867 6[4] 1875 4[5] 1888 11[6] 1900 7[7] 1925 9[8]

Siehe auch

Literatur

  • Fritz Mägerlein: Die Mühlen an der Sicker. In: Im Bannkreis des Schwanbergs 1972. Heimat-Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen. Würzburg 1972. S. 233–241.
  • Helga Walter: Es klappert die Mühle... Ein Spaziergang zu Kitzingens Mühlen. In: Der Steigerwald 3/2011. Gerolzhofen 2011. S. 34–36.

Einzelnachweise

  1. Fritz Mägerlein: Die Mühlen an der Sicker. In: Im Bannkreis des Schwanbergs 1972. Heimat-Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen. Würzburg 1972. S. 240.
  2. Helga Walter: Es klappert die Mühle... Ein Spaziergang zu Kitzingens Mühlen. In: Der Steigerwald 3/2011. Gerolzhofen 2011. S. 34.
  3. Bürgerinfo-Kitzingen: Galgenmühle, abgerufen am 11. Februar 2022.
  4. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1176, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  5. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1276, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  6. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1210 (Digitalisat).
  7. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1286 (Digitalisat).
  8. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1322 (Digitalisat).