Falkenthal

Falkenthal
Koordinaten: 52° 54′ N, 13° 18′ OKoordinaten: 52° 54′ 6″ N, 13° 17′ 51″ O
Höhe: 43 m ü. NHN
Einwohner: 610 (2020)[1]
Eingemeindung: 31. Dezember 1997
Postleitzahl: 16775
Vorwahl: 033088
Kirche Falkenthal

Falkenthal ist ein Ortsteil der Gemeinde Löwenberger Land im Norden des Landes Brandenburg.

Geographie

Geographische Lage

Falkenthal auf einem Messtischblatt der Preußischen Uraufnahme von 1825

Falkenthal ist ein Angerdorf am Übergang des Naturraums der Granseer Platte zur Zehdenick-Spandauer Havelniederung. Der Ortsteil wird von der Bundesstraße 109 und der Bundesstraße 167 durchquert. Zu ihm gehören die Wohnplätze Ausbau Falkenthal und Exin.[2] Nördlich der Ortslage erheben sich die Hohen Berge mit 81 m ü. HN als Hausberge von Falkenthal. Im Nordosten des Ortsteils erstreckt sich das Waldgebiet Exin. Falkenthal grenzt im Norden und Osten an die Stadt Zehdenick, im Osten und Süden an die Stadt Liebenwalde sowie im Süden und Westen an den Ortsteil Liebenberg.[3]

Eiser Lake

Im Jahre 1299 erwarb die Stadt Zehdenick ihren Stadtwald. Aus dem Kaufvertrag von damals lässt sich der Hinweis auf einen verschwundenen See finden. Er soll etwa am westlichen Rand des heutigen Exin in der Nähe von Falkenthal gelegen haben. Außerdem verlief die damals neu verlegte Stadtgrenze Zehdenicks durch das Gewässer. Heute wird ein sumpfiges Waldstück in demselben Gebiet als Eiser Lake bezeichnet. Der Name weist auf Raseneisenerz hin, das einst dort abgebaut wurde, und außerdem auf das lateinische Wort lacus, das für See steht. Des Weiteren fand man im Zehdenicker Erbregister von 1590 den Eintrag einer Lake beziehungsweise eines Sees namens Eisen. Der Sumpf im Exin verschwand in jüngster Zeit immer mehr durch einen nahegelegenen künstlichen Wassergraben.

Geschichte

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Die erste urkundliche Erwähnung gehört zu einer Beschreibung des damaligen Grenzverlaufs zwischen dem Gebiet in askanischem Besitz und dem benachbarten Land Löwenberg und stammt aus dem Oktober des Jahres 1270. 1250 entstand in Zehdenick ein Nonnenkloster der Zisterzienser, zu dessen Pfarrdörfern später Falkenthal hinzukam. Im Mittelalter war Falkenthal ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Eine Straße verlief in Richtung Osten über Liebenwalde, Eberswalde und weiter bis zur Oder, beziehungsweise über Bernau nach Berlin. Eine Straße, die nach Südwesten führte, verlief über den Ortsteil Nassenheide und durch Oranienburg nach Berlin. Die dritte Straße führte in nordöstlicher Richtung über Zehdenick, Templin und Prenzlau weiter nach Pommern. Eine bedeutende Route nach Norden beziehungsweise Nordwesten ging über Bergsdorf, Gransee und Fürstenberg/Havel.

Das Christentum wurde in der Gegend durch die Prämonstratenser verbreitet. Die heutige Kirche Falkenthal wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Im späten 15. Jahrhundert wurde Falkenthal zu einem der Pfarrdörfer des Zehdenicker Klosters. Seit 1558 bis heute dienen Küster Generation für Generation der Kirche und dem Dorf. 1559 nahm der erste Hegemeister die Arbeit auf. Ab 1590 wurde in Falkenthal Bier gebraut, was zu jener Zeit in der Gegend meist nur in Städten stattfand. Der erste namentlich erwähnte Förster trat 1672 in den Dienst. Am 19. Mai 1741 zerstörte ein Feuer die Gebäude mehrerer Grundstücke und tötete einen Unbekannten. 1794 brannte das Pfarrhaus, wobei wichtige Dokumente zur Orts- und Familiengeschichte vernichtet wurden.

Neuere Geschichte

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Falkenthal mit mehreren tragischen Ereignissen konfrontiert: Im Sommer 1805 regnete es ungewöhnlich viel. Dadurch wurden die Wiesen und Weiden regelrecht überschwemmt. Es mangelte folglich an Heu und das Vieh erkrankte. Ab 1806 wurde das Dorf mehrfach von französischen Soldaten geplündert. Durch ein Feuer am 30. Mai 1807 verloren 31 Familien ihr Obdach. Im selben Jahr wurde ein Schulhaus gebaut.

1816/18 kam Falkenthal vom Uckermärkischen Kreis der Mark Brandenburg an den neuen Kreis Templin der Provinz Brandenburg.[4]

Erst 1857 entstand das bis heute erhaltene, anfangs als Fachwerkbau errichtete Schulgebäude in der Nähe der Kirche. 1841 wurde der neue Friedhof an der Straße Richtung Bergsdorf angelegt. 1861 bestand Falkenthal unter anderem aus 89 Wohnhäusern und 143 Wirtschaftsgebäuden. Neben der Schmiede und dem Nebenzollamt gab es zu dieser Zeit 4 Kaufleute, 2 Krämer, 2 Gasthöfe, 5 Leineweber, 2 Bockwindmühlen, 1 Fleischer, 4 Maurer, 6 Zimmerleute, 1 Stellmacher, 2 Schuhmacher, 4 Schneidermeister und 2 Tischlermeister. 1888 erfolgten Umbaumaßnahmen an der Schule.

Am 12. Dezember 1912 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet.

Moderne

Auch Falkenthal hat Opfer des Ersten und des Zweiten Weltkrieges zu beklagen. Im Jahr 1953, reichliche Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, wurden die Bauern, die mehr als 20 Hektar Land besaßen, gezwungen ihre Abgaben zu erhöhen. Um drohenden Geld- und Gefängnisstrafen zu entgehen, gaben 18 Bauern auf und verließen ihre Heimat. Die verlassenen Äcker wurden in eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) zusammengefasst und bewirtschaftet. Nach dem 17. Juni wurde den geflüchteten Bauern das Angebot gemacht, auf ihre Höfe zurückzukehren. Davon machten einige Bauern Gebrauch.

Seit der Verwaltungsreform von 1952 gehörte Falkenthal zum Kreis Gransee des Bezirks Potsdam.

1968 wurde ein zweites Schulgebäude errichtet. Damit kamen drei Klassenräume und zwei Lehrerwohnungen hinzu. In denselben Jahren begann die Arbeit an der Jungrinderanlage. 1970 war der Bau abgeschlossen, 5000 Jungrinder wurden eingestallt. Die Baracken der Bauarbeiter hatte man an der Zehdenicker Straße aufgebaut. Die Kommune kaufte die Baracken auf, um daraus das neue Dorfzentrum zu machen. Ab sofort waren in den flachen Gebäuden die Gemeindeverwaltung, Kinderkrippe, Kindergarten, Schwesternstation, Post, sowie ein Friseur, die Gaststätte und ein Konsum untergebracht.

Von 1992 bis 1997 wurde Falkenthal durch das Amt Löwenberg verwaltet und wurde 1993 Teil des neuen Landkreises Oberhavel. Am 31. Dezember 1997 wurde das Amt Löwenberg aufgelöst und Falkenthal schloss sich mit neun weiteren Gemeinden zur neuen Gemeinde Löwenberger Land zusammen. Falkenthal bildet seitdem einen Ortsteil.[2]

Im Ort gibt es den Fußballverein FC Falkenthaler Füchse 1994 e. V. Die alljährlich stattfindende Falkenthaler Fußballnacht zieht Besucher aus einem relativ großen Umkreis an. Zwischen 2004 und 2005 entstand westlich von Falkenthal ein Windpark.

Einwohnerentwicklung

Die folgende Tabelle zeigt die Einwohnerentwicklung von Falkenthal zwischen 1875 und 1996 im Gebietsstand des jeweiligen Stichtages:[5]

Stichtag Einwohner Bemerkungen
1. Dez. 1875 0883 Volkszählung
1. Dez. 1890 0946 Volkszählung
1. Dez. 1910 0971 Volkszählung
16. Juni 1925 0939 Volkszählung
16. Juni 1933 0919 Volkszählung
17. Mai 1939 0852 Volkszählung
29. Okt. 1946 1218 Volkszählung
31. Aug. 1950 1193 Volkszählung
31. Dez. 1964 0893 Volkszählung
1. Jan. 1971 0852 Volkszählung
31. Dez. 1981 0745 Volkszählung
3. Okt. 1990 0722 Tag der Deutschen Einheit
31. Dez. 1996 0707 letzter Stichtag vor Gemeindefusion

Literatur

  • Erika Rinn: Chronik der Gemeinde Falkenthal 1270–1995. Herausgegeben von der Gemeinde Falkenthal.
Commons: Falkenthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Märkisches Medienhaus: Einwohnerzahlen: Vor allem Nassenheide wächst – Löwenberger Land profitiert von Zuzug. 13. Januar 2021, abgerufen am 8. Oktober 2022.
  2. a b Gemeinde Löwenberger Land. In: service.brandenburg.de. Das Dienstleistungsportal der Landesverwaltung. Landesregierung Brandenburg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Juli 2015; abgerufen am 22. Juli 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/service.brandenburg.de
  3. Brandenburg-Viewer. Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg, abgerufen am 1. August 2015.
  4. O. V.: Ortschafts=Verzeichniß des Regierungs=Bezirks Potsdam nach der neuesten Kreiseintheilung vom Jahre 1817, mit Bemerkung des Kreises, zu welchem der Ort früher gehörte, der Qualität, Seelenzahl, Confession, kirchlichen Verhältnisse, Besitzer und Addreß-Oerter nebst alphabethischem Register. Georg Decker, Berlin (Volltext in der Google-Buchsuche).
  5. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Oberhavel (= Beitrag zur Statistik. Band 19.7). Potsdam 2006 (online [PDF; 300 kB]).