Dimitri Meeks

Dimitri Meeks (* 29. Dezember 1941 in Paris) ist ein französischer Ägyptologe.

Leben

Dimitri Meeks wurde in den Jahren 1956 bis 1960 unter der Anleitung von Michel Malinine (Paris) erstmals in die hieratische und demotische Schrift sowie in die Ägyptologie allgemein eingeführt. Meeks hörte in den Jahren 1960 bis 1968 an der École pratique des hautes études (EPHE), dann erneut bei Michel Malinine sowie bei Georges Posener und Jean Yoyotte, und promovierte mit einer Dissertation über die Art der Gaben und ihre Ökonomie im großen Text des Tempels von Edfu.[1] In den Jahren 1968 bis 1971 erhielt er, zusammen mit Georges Castel und Claude Traunecker, in Deir el-Medineh eine praktische Ausbildung als Feldarchäologe. In den Jahren 1971–1972 folgte unter der Anleitung von Jean Leclant eine Bearbeitung meroitischer Texte, welche dieser in den Jahren 1964 bis 1970 im Rahmen der von Michela Schiff Giorgini und Clément Robichon durchgeführten Grabungen in Sedeinga aufgenommen hatte.[2][3][4]

Nach seiner Promotion[5] war Dimitri Meeks in den Jahren 1972–1986 zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, dann als Forschender und schließlich als Direktor des Centre national de la recherche scientifique (CNRS) tätig und lehrte an der Seite von Jean Yoyotte an der École pratique des hautes études (EPHE). In dieser Zeit veröffentlichte er aus eigenen Mitteln eine in drei Bänden erschienene Lexikographie zur altägyptischen Sprache und Literatur.[6] Nachdem er das Erscheinen dieser Reihe jedoch aus Kostengründen einstellen musste, wandte er sich auf Bitten von Nadine Sauneron der Bearbeitung des sogenannten Delta Papyrus zu. Diese besser als Papyrus Brooklyn 47.218.84 bekannte Sammlung altägyptischer Mythen und Legenden der Saitenzeit sollte fortan das Zentrum seiner wissenschaftlichen Bemühungen bilden.[4]

Der von Charles Edwin Wilbour erworbene Papyrus Brooklyn 47.218.84 stammt vermutlich aus Funden, welche Édouard Naville 1887 in Heliopolis gemacht hatte, und war 1947 von Theodora Wilbour dem Brooklyn Museum gestiftet worden. Serge Sauneron hatte eine Kopie angefordert und in den Jahren 1966 bis 1968 mit den Vorarbeiten für eine erste Veröffentlichung dieses „Papyrus du Delta“ begonnen, doch wurde seine weitere Bearbeitung durch dessen plötzlichen Tod verhindert. So waren Bernard Bothmer und Robert Steven Bianchi, die Kuratoren des Brooklyn Museum, auf Wunsch von Nadine Sauneron an Dimitri Meeks herangetreten und vertrauten ihm die Veröffentlichung dieses Textes an.[7] Auf der Basis einer vornehmlich von Michel Malinine,[8][9] sowie Georg Möller[10] und Ursula Verhoeven[11] bereitgestellten hieratischen Paläographie gelang Meeks eine vorzügliche Bearbeitung dieses ausgezeichnet erhaltenen Papyrus. Nach fast 30 Jahren Bearbeitungszeit verfügt die Ägyptologie nun über ein altägyptisches Handbuch, welches erstmals die Mythologie der Landschaft des unterägyptischen Nildeltas enthält.[12]

Einen wesentlichen Teil der Arbeiten am Papyrus Brooklyn 47.218.84 nahm Meeks am Centre Camille-Jullian in Aix-en-Provence vor, wo er in den Jahren 1990 bis 2006 als Angestellter des CNRS, zuletzt mit dem Titel eines Direktors, tätig war.[4] Hier verfassten er und seine Frau Christine Favard-Meeks ihr gemeinsames Standardwerk über das Alltagsleben der ägyptischen Götter, welches, in Paris veröffentlicht, mehrere Auflagen und Übersetzungen erfuhr.[13] Ebendort wendete sich Dimitri Meeks zudem einem weiteren Thema aus dem Nachlass Serge Saunerons zu, nämlich den noch nicht veröffentlichten Inschriften im Bereich der Architrave des Pronaos des Tempels von Esna. Auch für diese Bearbeitung schöpfte er zunächst einmal aus der von Georg Möller und Ursula Verhoeven erstellten hieratischen Paläographie.[14] Neben weiteren Arbeiten von Franc̣̣oise Le Saout und Claude Traunecker[15] zieht Meeks hier nun zudem die von Nicolas Grimal und Jochen Hallof sowie Dirk van der Plas erstellte Zeichen-Liste heran.[16] Während sich Hallof diesbezüglich nun insbesondere den noch ausstehenden Inschriften der römischen Kaiser widmete,[17] nahm Meeks aus Esna vornehmlich jene Texte auf, welche sich auf die Aspekte des Kenmet und der Göttin Nut sowie die Astronomie und ihre Kosmogonie beziehen, wobei er sich auf eine Untersuchung stützte, welche durch Alexandra von Lieven erstellt wurde.[18] Letztere verfasste denn auch eine sehr kenntnisreiche Rezension bezüglich des von Meeks erstellten Werkes über die Architrave des Tempels von Esna.[19]

Nachdem Dimitri Meeks in den Jahren 2004 und 2006 seine beiden Hauptwerke publiziert hatte, wandte er sich einem altägyptisch-französischen Wörterbuch zu, welches bereits vor dem Erscheinen des ersten Bandes einige Berühmtheit erlangt hatte, wie Christian Leitz dazu bemerkte.[20] Tatsächlich war der erste Teil dieses mit der Unterstützung von Frédéric Servajean und Isabelle Régen sowie Bernard Mathieu herausgegebenen Dictionnaire sehr bald vergriffen, sodass es als digitales Format in open access gegeben wurde.[21] Sofern es ihm seine Zeit erlaubte, wandte er sich nun zudem der nubischen Kerma-Kultur zu[22] und studierte erneut die Feldforschungen seiner früheren Kollegen Fred Wendorf und Jean Leclant,[23] wie aus einer 2018 im Auditorium des Louvre gehaltenen Vorlesung hervorgeht.

Er ist mit der Ägyptologin Christine Favard-Meeks verheiratet.[24]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • zusammen mit Christine Favard-Meeks: La vie quotidienne des dieux égyptiens (= La vie quotidienne.). Hachette, Paris 1993, ISBN 2-01-018556-0.
  • Mythes et légendes du Delta: d’après le papyrus Brooklyn 47.218.84 (= Mémoires. Institut franc̣̣ais d’archéologie orientale du Caire. [MIFAO] Band 125). Institut français d’archéologie orientale, Kairo / Paris 2006, ISBN 2-7247-0427-4.[25]

Literatur

  • Isabelle Régen, Frédéric Servajean (Hrsg.): Verba manent: Recueil d’études dédiées à Dimitri Meeks par ses collègues et amis (= Cahier de l’Egypte Nilotique et Méditerranéenne Band 2). Institut d’Egyptologie François Daumas / Université Paul Valéry, Montpellier 2009 (Auszüge books.google.de).

Einzelnachweise

  1. Dimitri Meeks: Le grand texte des donations au temple d’Edfou. In: Annuaires de l’École pratique des hautes études. Band 77: Année 1968. 81. Jahrgang, Paris 1970, S. 375–377 (Digitalisat).
  2. Jean Leclant: La nécropole de l’Ouest à Sedeinga, en Nubie soudanaise. In: Comptes Rendus de l’Academie des Inscriptions et Belles-Lettres. Paris 1970, S. 246–276 (Digitalisat).
  3. Jean Leclant: Glass from the Meroitic Necropolis of Sedeinga (Sudanese Nubia). In: Journal of Glass Studies. Band 15, New York 1973, S. 52–68, JSTOR:24188144
  4. a b c Academia: Dimitri Meeks: Curriculum Vitae. Lebenslauf von Dimitri Meeks Auf: academia.edu; zuletzt abgerufen am 16. September 2023.
  5. Dimitri Meeks: Le grand texte des Donations au temple d’Edfou (= Publications de l’Institut français d’archéologie orientale du Caire, Bibliothèque d’étude. Band 59). Institut français d’archéologie orientale du Caire, Kairo 1972 (Dissertation Auf: meretsegerbooks.com).
  6. Dimitri Meeks: Année Lexicographique: Égypte ancienne. 3 Bände, Cybele, Paris 1980–1982, ISBN 2-86459-001-8; ISBN 2-86459-002-6; ISBN 2-86459-003-4.
  7. Dimitri Meeks: Mythes et légendes du Delta d’après le papyrus Brooklyn 47.218.84 (= Mémoires. Institut franc̣̣ais d’archéologie orientale du Caire. Band 125). Institut Français d’Archéologie Orientale, Kairo 2006, ISBN 2-7247-0427-4, S. 1–2.
  8. Michel Malinine: Choix de textes juridiques en hiératique „anormal“ et en démotique (XXVe-XXVIIe dynasties): traduction et commentaire philologique (= Bibliothèque de l’École des Hautes Études. Band 300). Champion, Paris 1953.
  9. Michel Malinine: Choix de textes juridiques en hiératique „anormal“ et en démotique <XXVe – XXVIIe dynasties> P. 2. Champion u.a., Paris 1983.
  10. Georg Möller: Hieratische Paläographie: die aegyptische Buchschrift in ihrer Entwicklung von der fünften Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit. 3 Bände, Hinrichs, Leipzig 1909–1912, 2. verbesserte Auflage, Hinrichs, Leipzig 1927–1936.
  11. Ursula Verhoeven: Untersuchungen zur späthieratischen Buchschrift (= Orientalia Lovaniensia analecta. Band 99). Peeters, Leuven 2001, ISBN 90-429-0932-3.
  12. Joachim Friedrich Quack: Recensiones – Dimitri Meeks, Mythes et légends du Delta d’après le papyrus Brooklyn 47.218.84. MIFAO 125, Le Caire, Institut franc̣ais d’archéologie orientale, 2006. In: Orientalia: commentarii periodici de rebus Orientis antiqui. Band 77, Rom 2008, S. 106–111;
    Alexandra von Lieven: Rezension zu: D. Meeks: Mythes et légendes du Delta d’après le papyrus Brooklyn 47.218.84. In: MIFAO. Band 125, Kairo 2006. In: Bibliotheca Orientalis. Band 65, Leuven 2008, Spalten 618–622.
  13. Dimitri Meeks, Christine Favard-Meeks: La vie quotidienne des dieux égyptiens (= La vie quotidienne.). Hachette, Paris 1993, ISBN 2-01-018556-0.
  14. Dimitri Meeks: Les architraves du temple d’Esna: paléographie (= Paléographie hiéroglyphique. Band ). Institut Français d’Archéologie Orientale, Kairo 2004, ISBN 2-7247-0382-0.
  15. Franc̣oise Le Saout: Étude de paléographie hiéroglyphique. In: Claude Traunecker, Franc̣oise Le Saout, Olivier Masson: La chapelle d’Achôris à Karnak II. Texte (= Recherche sur les Grandes Civilisations. Band 5, 2). Editions A.D.P.F, Paris 1981, ISBN 2-86538-010-6, S. 149–249.
  16. Nicolas Grimal, Jochen Hallof, Dirk van der Plas: Hieroglyphica: sign list = liste des signes = Zeichenliste (= Publications interuniversitaires de recherches égyptologiques informatisées. Band 1). Center for Computer-aided Egyptological Research, Utrecht 1993, ISBN 90-393-0207-3 / 2. Auflage: Center for Computer-aided Egyptological Research, Utrecht 2000, ISBN 90-393-2349-6.
  17. Serge Sauneron, Jochen Hallof (Hrsg.): Le temple d’Esna. [Tome VII], Nos 547-646 (= Publications de l’Institut franc̣ais d’archéologie orientale. Band 1007, 7). Institut français d'archéologie orientale, Kairo 2009, ISBN 978-2-7247-0523-2.
  18. Alexandra von Lieven: Der Himmel über Esna: eine Fallstudie zur religiösen Astronomie in Ägypten am Beispiel der kosmologischen Decken- und Architravinschriften im Tempel von Esna (= Ägyptologische Abhandlungen. Band 64). Harrassowitz, Wiesbaden 2000, ISBN 3-447-04324-5.
  19. Alexandra von Lieven: Rezension zu: D. Meeks, Paléographie hiéroglyphique I. Les architraves du temple d’Esna, Kairo 2004. In: Bibliotheca Orientalis. Band 63, Nr. 1–2, Leuven 2006, Spalten 44–47.
  20. Christian Leitz: Thoth als Ichneumon in der Unterwelt. Der Hymnus im Grab des Amonmose (TT 373). In: Isabelle Règen, Frédéric Servajean: Verba manent: Recueil d’études dédiées à Dimitri Meeks par ses collègues et amis. Band 2, Université Paul Valéry, Montpellier 2009, S. 274.
  21. Dimitri Meeks: Dictionnaire égyptien ancien – français. Fasc. 1 / Dimitri Meeks. Université Paul Valéry, Montpellier 2010.
  22. Dimitri Meeks: Kerma et archéologie nubienne: collection du Musée d’art et d’histoire, Genève. Musée d’art et d’histoire, Genf 2006, ISBN 978-2-8306-0234-0.
  23. Jean Leclant: Répertoire d’épigraphie méroïtique: corpus des inscriptions publiées 3 Bände, Bd. 1: REM 0001 à REM 0387./ Bd. 2: REM 0401 à REM 0851./ Bd. 3: REM 1001 à REM 1278. De Boccard, Paris 2000, ISBN 2-87754-113-4.
  24. Academia: Christine Favard-Meeks: Curriculum Vitae. Lebenslauf von Christine Favard-Meeks Auf: academia.edu; zuletzt abgerufen am 16. September 2023.
  25. Rezension dieser Publikation: Joachim Friedrich Quack: Book Review: Mythes et légendes du Delta d’après le papyrus Brooklyn 47.218.84. MIFAO 125. Le Caire, Institut français d’archéologie orientale. In: Orientalia. Nova Series, Band 77, Nr. 1, 2008, S. 106–111, JSTOR:43077084.