N. 8. Der Kinderfreſſer.
Still, ſtill, und werdet fromm, ihr gar zu böſe Kinder,
Springet und brüllt nit ſo, als wie die dumme Rinder,
Laßt euch was wehren doch, fext nicht ſo ungehalten,
Folgt euren Elteren, Lehrmeiſtern und den Alten,
Wo nit, ſo komm ich gar geſchwind zu euch gelauffen,
Und friß euch alle auf : Seht an den großen Hauffen,
So ich ſchon bey mir hab, die Säcke ſeyn gefüllet,
Mein Korb iſt ſtarzend voll, ein Theil in meinen Taſchen,
Dieſe all hab ich geraubt, zum Freſſen und zum Naſchen.
Wird mir die Zahl zu viel, daß ichs nicht kann auffreſſen,
So henck ich theils in Rauch, theils pflege ich zu preſſen,
So lang bis alles Blut aus Adern iſt gefloſſen,
Das ſauf ich Maaß weiß aus mit meinen Hausgenoſſen,
Dem WauWau und der Bercht, vil pfleg ich klein zu hacken,
Zu Knöpflein oder Würſt, theils aber laß ich backen,
Als wie ein Birenknopf, zum Theil thu ich verſtecken
Ins stinkend Mägdeloch, Miſtgrub und bey den Hecken,
Bi smich zum Freſſen mahnt mein hungeriger Magen,
Alsdann verſchlingt ſie auch des Kinderfreſſers Kragen,
So mache ichs auch euch, wann ihr wollt bös verbleiben,
Faul seyn, und nicht thun, denn nur Muthwillen treiben ;
Ich ſteck euch in mein Sack, und beiß ab Füß und Aerme,
Händ, Ohren, Naß und Kopf, zernage das Gedärme,
Herz, Leber, Lung und Bauch. Wolt ihr mir gleich entfliehen,
So hab ich Strick genug, womit ich kann euch zu mir ziehen,
Ich frage nichts darnach, ihr mögt zu Hülfe rufen
Der Regel, Urſul, Lies, Ann, Berbel und Margrethen,
Ich nehm euch dannoch mit, frag nichts nach eurem Klagen,
Wann ihrs gleich zehenmal wollt eurer Mutter ſageb,
Drum ſeyd gehorſam, ſtill, geſellt euch zu den Frommen,
Daß ihr nicht dörft in Bauch des Kindleinfreſſers kommen.
Augſpurg, bey Albrecht Schmid ſeel. Erben, Hauß u. Laden auf dem untern Graben.