Nach den Briefen des Apostels Paulus wird der Weg des Menschen aus Verdammnis, Sünde und Gesetz zu ewigem Leben, Glaube und Gnade aufgezeigt. Da für Martin Luther die Sünde untrennbar mit dem menschlichen Wesen verbunden ist, bedarf der Gläubige des mosaischen Gesetzes, um sich seiner Sündhaftigkeit bewusst zu werden. Er muss erkennen, dass er an den Geboten des strafenden alttestamentarischen Gottes scheitert und verzweifeln wird. Diese Verzweiflung ist Voraussetzung für die Errettung durch Christus und das Evangelium. Entsprechend der von Luther vorgenommenen Differenzierung trennt der Baum in der Bildmitte die gegenübergestellten Ereignisse aus dem Alten und dem Neuen Testament. Auf der linken Bildhälfte des Gesetzes ist der Lebensbaum vertrocknet, auf der rechten Seite des Evangeliums trägt er grünende Äste.
Links jagen Tod und Teufel den sündigen Menschen ins Höllenfeuer, während er nach rechts zu Moses blickt, der in einer Gruppe von Propheten des Alten Testaments auf die Tafeln der zehn Gebote verweist. Darstellungen des Sündenfalls und des Jüngsten Gerichts in der weiten Landschaft zeigen Ursprung und Strafe der menschlichen Verfehlung. Die für Luther wichtige Szene der ehernen Schlange aus dem Alten Testament deutet typologisch auf die Kreuzigung hin und zeigt die Rettung der Israeliten vor dem Gift durch Befolgung der Weisung Gottes.
Direkt rechts des Baumstamms ist Johannes der Täufer zusammen mit dem nackten Menschen der linken Seite zu sehen. Johannes als der letzte Prophet vor Christus steht für Luther zwischen Gesetz und Evangelium, weshalb ihm hier die Rolle des Vermittlers zukommt. Er lenkt die Aufmerksamkeit des Nackten, der vollkommen ruhig und mit gefalteten Händen dasteht, auf den Gekreuzigten am rechten Rand des Bildes. Von der Seitenwunde Christi geht ein Blutstrahl aus, der sich über nahezu die gesamte Breite der rechten Hälfte erstreckt und auf der Brust des Nackten niedergeht. In dem Blutstrahl erscheint die Taube des Heiligen Geistes. Hier zeigt sich, dass allein Christus, der stellvertretend für den Menschen gestorben ist und dessen frohe Botschaft vom Heiligen Geist übermittelt wird, die Verurteilung durch das Gesetz aufheben kann. Nur durch seinen Glauben, sola fide, wird der Mensch der göttlichen Vergebung in Form des erlösenden Blutstrahls teilhaftig. Durch den auferstandenen Christus, der sich über die Grabeshöhle hinter dem Kreuz in den Himmel erhebt, sind Tod und Teufel, die den Sünder auf der linken Seite verfolgten, gebannt: Beide liegen besiegt vor dem Kreuz, unter dem Lamm Gottes, das wie der Auferstandene die Siegesfahne trägt. Der Sünder der Seite des Gesetzes ist hier jedoch ein Gerechter, womit das Gothaer Bild den Aspekt des simul iustus et peccator verdeutlicht. Vor den Toren der Stadt Bethlehem erscheint im Hintergrund der rechten Seite die Verkündigung an die Hirten. Wie die Erhöhung der ehernen Schlange, die das Auge des Betrachters direkt daneben auf der anderen Seite des Baums findet, zeigt diese Szene das Anerkennen von Gottes Wort durch den Menschen. Für den Betrachter wird verdeutlicht, dass Gesetz und Evangelium die gleiche frohe Botschaft verkünden, die immer zu Christus hinführt. Zitate aus dem Alten und Neuen Testament im unteren Bereich der Tafel unterstreichen die Aussage und liefern zudem die biblische Legitimation der Darstellung.
Bezeichnet am Baumstamm in der Bildmitte: nach rechts ausgerichtetes Schlangensignet mit aufrecht stehenden Flügeln und datiert "1529"; in gelber Farbe
Schriftleiste mit Bibelzitaten am unteren Bildrand von links nach rechts:
"Vom Regenbogen und gericht. Ess wird Gottes zorn offenbart vom himmel vber aller menschen Gotloss leben vnd vnnrecht. Roman. 1. / wier seind allzümal sünder vnndt mangelnn des preises /das sie sich Gottes nicht rühmen mügen Roman. 1.
Vom Teüffel vnd Todt / Die Sünnde ist des Todes spieß aber das gesetz ist der sünden / krafft.1.corinth.15. Das gesetz Richtet zornn ahn. Roman.4.
Vom Mose vnd den Propheten / Durch das gesetz kömet erkentnüs der sünden Roman.3. / Matthei.11./ Das gesetz vndt propheten gehen bis auff Johannes zeitt.
Vom Menschen / Der geRechte lebett seines glaübens Roman.1. / wier halten das ein mensch geRecht werde den glaüwen / on werch des gesetzs Roman.3.
Vom Teuffer / Sihe das ist gottes Lamb das der welt sunde tregt / sant Johannes Baptist Johannis.2. / In der heiligüng des geistes zum gehorssam vnd bespreg / üng des blütes Jesü Christi amen.1.petri.1.
Von Tode vnd Lamb / Der Tod ist verschlungen v(o)m sieg Tod wo ist dein spisß / helle wo ist dein sieg: danck hab Gott der vns den siegk gegeben / hat dürch Jesüm christüm vnsern herren.1.coerinth.15."
Bemerkungen
allegorische Lehrbild für dessen ikonografisches Programm vermutlich Philipp Melanchthon und Martin Luther, mit denen Cranach eine enge freundschaftliche Verbindung hegte, als Ratgeber beteiligt waren
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil es ein rein mechanischer Scan oder eine rein mechanische Fotografie eines gemeinfreien Originals ist, oder – wenn anders belegbar – es einem solchen Scan oder einer solchen Fotografie so ähnlich ist, dass das Entstehen eines Copyright-Schutzes nicht erwartet werden kann. Das Original selbst ist gemeinfrei aus folgendem Grund:
Public domainPublic domainfalsefalse
Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 100 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Dieses Werk ist gemeinfrei in den Vereinigten Staaten, weil es vor dem 1. Januar 1930 veröffentlicht (oder beim U.S. Copyright Office registriert) wurde.
https://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0/PDMCreative Commons Public Domain Mark 1.0falsefalse
Dieser Hinweis wurde für Fälle entworfen, in denen erklärt werden muss, dass jegliche Verbesserungen (zum Beispiel von Helligkeit, Kontrast, Farbabgleich, Schärfe) für sich selbst nicht ausreichend sind, um ein neues Copyright zu schaffen. Er kann verwendet werden, wenn unbekannt ist, ob Verbesserungen vorgenommen wurden, oder wenn Verbesserungen erkennbar, aber nicht ausreichend sind. Für bekanntermaßen unbearbeitete Scans kannst Du statt dessen den passenden {{PD-old}}-Hinweis verwenden. Anwendungshinweise findest Du unter Commons:Wann der PD-Scan-Lizenzbaustein verwendet werden soll.
Beachte: Dieser Hinweis gilt nur für Scans und Fotos. Für Fotos von gemeinfreien Originalen aus der Ferne kann {{PD-Art}} anwendbar sein. See Commons:When to use the PD-Art tag.
Kurzbeschreibungen
Ergänze eine einzeilige Erklärung, was diese Datei darstellt.
In dieser Datei abgebildete Objekte
Motiv
Gesetz und Gnade
digitales Abbild von
Gesetz und Gnade
zentrales Thema
Gesetz und Gnade
MIME-Typ
image/jpeg
Prüfsumme
43c34a12786ad09422edefc5e064d94425197b51
Bestimmungsmethode: SHA-1
Dateigröße
1.918.457 Byte
Höhe
1.406 Pixel
Breite
2.045 Pixel
Dateiversionen
Klicke auf einen Zeitpunkt, um diese Version zu laden.
Diese Datei enthält weitere Informationen (beispielsweise Exif-Metadaten), die in der Regel von der Digitalkamera oder dem verwendeten Scanner stammen. Durch nachträgliche Bearbeitung der Originaldatei können einige Details verändert worden sein.
Horizontale Auflösung
200 dpi
Vertikale Auflösung
200 dpi
Y- und C-Positionierung
Benachbart
Exif-Version
2.2
Farbraum
sRGB
X
Diese Website benutzt Cookies. Wenn du die Website weiter nutzt, gehe Ich von Deinem Einverständnis aus.OKNeinDatenschutzerklärung