Carl Schurz

Carl Schurz, kurz nach seiner Amtseinsetzung als Innenminister der USA, 1877 Signatur

Carl Christian Schurz (* 2. März 1829 in Liblar, Preußische Rheinprovinz; † 14. Mai 1906 in New York) war Ende der 1840er Jahre ein radikaldemokratischer deutscher Revolutionär und nach seiner Auswanderung in die Vereinigten Staaten (USA) dort während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Politiker. Im Kabinett von Präsident Rutherford B. Hayes leitete er von 1877 bis 1881 das Innenministerium.

In den Fürstentümern des Deutschen Bundes hatte sich Schurz der demokratischen Bewegung angeschlossen und war an der bürgerlichen Märzrevolution von 1848/1849 beteiligt, insbesondere in der letzten Phase der badischen Revolution von Mai bis Juli 1849. Zwei Tage vor der endgültigen Niederschlagung konnte er aus der von Bundestruppen eingeschlossenen Festung Rastatt ins Exil flüchten: Bis 1852 zeitweilig in Frankreich, der Schweiz und in Großbritannien, aber auch kurz inkognito in Preußen, um seinem wegen revolutionärer Aktivitäten inhaftierten Lehrer und Freund Gottfried Kinkel zur Flucht aus dem Zuchthaus Spandau zu verhelfen.

1852 wanderte Schurz mit seiner kurz zuvor geheirateten Ehefrau Margarethe in die USA aus. Dort wurde er zu einem der bis heute bekanntesten „Forty-Eighters“. Zunächst als Publizist und Rechtsanwalt tätig, wandte er sich später einer politischen, militärischen und diplomatischen Karriere zu. 1856 schloss er sich als Gegner der Sklaverei der neuen Republikanischen Partei an. Von US-Präsident Abraham Lincoln wurde er 1861 für etwa ein Jahr als Botschafter nach Spanien entsandt. Nach seiner Rückkehr diente Schurz im Sezessionskrieg ab 1862 in der Armee der Nordstaaten, zunächst als Brigadegeneral, zuletzt im Rang eines Generalmajors. Nach dem Sieg des Nordens über die konföderierten Südstaaten und deren Wiederanschluss an die Union wandte er sich als Staatsmann ganz der Politik zu. Er war der erste gebürtige Deutsche, der Mitglied des Senates der Vereinigten Staaten wurde.

Leben

Kindheit und Jugend

Geboren wurde Carl Schurz 1829 als Sohn des Landschullehrers Christian Schurz (1797–1876) und seiner Ehefrau Marianne, geborene Jüssen, in der Vorburg von Schloss Gracht in Liblar (heute zu Erftstadt gehörend) in der Nähe von Köln, das seit 1815 preußisches Staatsgebiet war. Er hatte drei jüngere Geschwister, Heribert (1830–1838), Anna (1833–1908) und Antoinette (1837–1923). Ab dem Schuljahr 1833/34 ging er zur Schule in Liblar, besuchte ab Ostern 1837 die Seminarübungsschule in Brühl und von 1839 bis 1846 das Marzellengymnasium in Köln. Dieser Vorläufer des Dreikönigsgymnasiums wurde damals wegen seiner Geschichte volkstümlich noch Jesuitengymnasium genannt, vom Jesuitenorden aber bereits nicht mehr unterhalten. In seinen Lebenserinnerungen schildert Schurz seine Beherbergung bei einer Kölner Handwerkerfamilie sowie die von ihm sehr geschätzte Pädagogik einiger seiner Lehrer. Aus finanziellen Gründen musste er die Schule verlassen und zog nach Bonn. Dort bestand er als Externer am 28. Juli 1847 die Reifeprüfung. Ab 1847 studierte er Philologie und Geschichte an der knapp 30 Jahre zuvor im Geiste der preußischen Bildungsreformen gegründeten Universität Bonn. Hier freundete er sich mit Professor Gottfried Kinkel an und schloss sich 1847 der Bonner Burschenschaft Frankonia sowie 1849 der Bonner Burschenschaft Normannia an.[1] Im August 1848 wurde er der Sprecher der Frankonia und am 1. Dezember 1848 Präsident des neugegründeten demokratischen Studentenvereins in Bonn.

Märzrevolution

Carl Schurz als Student in London, Zeichnung 1851

Während der Märzrevolution nahm Schurz am 10. Mai 1849 am gescheiterten Sturm auf das Siegburger Zeughaus teil. Er begab sich 1849 über die Pfalz nach Baden in die Reihe der Aufständischen (vgl. auch Badische Revolution), wo er Adjutant von Fritz Anneke wurde, den er aus Köln kannte, und der die Artillerie der Pfälzischen Volkswehr befehligte. Nach der Niederlage gegen preußische Truppen konnte Schurz gemeinsam mit Albert Neustädter aus der Festung Rastatt durch einen Abwasserkanal entkommen und nach Frankreich ins Elsass flüchten. Von dort reisten die beiden illegal in die Schweiz. Dort trennten sich ihre Wege; Schurz gelangte am 11. August 1849 nach Zürich. Er erhielt von Gesinnungsgenossen Geld aus Bonn, wohnte am Rande Zürichs, unterhielt Kontakte zu anderen dort lebenden deutschen Revolutionsflüchtlingen und studierte historische und mit Blick auf die Aufstandserfahrungen auch kriegsgeschichtliche Werke. Ideen zu einer beruflichen Beschäftigung zerschlugen sich allerdings.

Im August 1850 reiste er nach Berlin; zur Tarnung benutzte er Namen und Pass seines Vetters Heribert Jüssen. Schurz befreite in der Nacht vom 6. auf den 7. November mit Hilfe des bestochenen Gefängniswärters Georg Brune seinen früheren Professor Gottfried Kinkel aus dem Zuchthaus Spandau und floh mit ihm über Rostock nach Warnemünde. Am 17. November 1850 reisten sie von dort mit einem Schiff des Rostocker Reeders Ernst Brockelmann nach Edinburgh in Schottland, wo sie am 1. Dezember ankamen. Noch im Dezember gelangten sie über London nach Paris. Dort wurde Schurz verhaftet und aus Frankreich ausgewiesen, so dass er am 13. Juni 1851 nach London zurückkehren musste.[2] Wegen der Befreiung Kinkels wurde er am 12. September 1851 angeklagt, aber nicht verurteilt. Bis August 1852 lebte er in London in der Nähe des Regent’s Parks; er lehrte dort die deutsche Sprache und gab Musikunterricht. Schurz wurde im Vereinigten Königreich und in Frankreich ständig von preußischen Behörden überwacht.

Am 6. Juli 1852 heiratete er in London Margarethe Meyer, die später (1856) in der Freien Gemeinde zu Watertown (Wisconsin) den ersten Kindergarten in den Vereinigten Staaten gründete.

Politiker in den Vereinigten Staaten

Aufstieg

1852 reiste Carl Schurz nach Philadelphia. 1855 wurde er dort ein Mitglied im Bund der Freimaurer, seine Loge war die Herman Lodge No. 125.[3] 1856 siedelte er nach Watertown im Staat Wisconsin über und arbeitete dort als Landverkäufer. Er war bald einer der einflussreichsten Führer der aufstrebenden Republikanischen Partei und hatte großen Anteil an deren Wahlsieg von 1860, nicht zuletzt durch seinen Einfluss auf das Wahlverhalten der Deutschamerikaner. Daher ernannte ihn der gerade gewählte US-Präsident Abraham Lincoln bei seinem Amtsantritt zum Botschafter in Spanien.

Carl Schurz während des Bürgerkrieges in Generalsuniform

Schurz kehrte jedoch schon im Januar 1862 während des Amerikanischen Bürgerkriegs aus Spanien nach Amerika zurück, um in die Unionsarmee einzutreten. Unter Franz Sigels Führung stieg er als ungedienter Einwanderer innerhalb weniger Monate zum Generalmajor und Divisionskommandeur der Freiwilligenarmee auf. Schurz befehligte zumeist deutsche Freiwillige und nahm unter anderem an folgenden Schlachten teil: Zweite Schlacht am Bull Run, Schlacht bei Chancellorsville, Schlacht von Gettysburg, Schlacht von Chattanooga. Die amerikanische Presse suchte insbesondere nach der Schlacht bei Chancellorsville die Schuld bei den Deutschen. Eine zur Klärung dieser Vorwürfe von Schurz angeregte Verhandlung vor dem Kriegsgericht fand nicht statt. Im Jahr 1864 verließ er die Armee kurzzeitig, um am Wahlkampf der Republikaner für die Wiederwahl Lincolns teilzunehmen. Nachdem er das letzte Kriegsjahr in Stabsverwendungen verbracht hatte, verließ er 1865 die Armee.

John A. Logan, Carl Schurz und Charles Sumner: „The Old Hash Warmed Up Again“ – Zeichnung von Thomas Nast aus Harper’s Weekly, 22. Juni 1872

Danach gründete Schurz in Detroit (Michigan) eine neue republikanische Zeitung, die Detroit Post. 1867 ließ er sich in St. Louis (Missouri) nieder, wo er Miteigentümer und Redakteur der von Emil Preetorius geführten deutschsprachigen Westlichen Post wurde. Im Jahr darauf traf er Otto von Bismarck in Berlin. 1869 wurde er in den Senat der Vereinigten Staaten gewählt, in dem er den Bundesstaat Missouri von 1869 bis 1875 vertrat. Schurz gehörte dort zusammen mit Charles Sumner zu den unabhängigen Mitgliedern der Republikanischen Partei und trat gegen die überhandnehmende Korruption unter Ulysses S. Grants Präsidentschaft ein. 1875 versuchte er, aus den gemäßigten Elementen der Demokraten und Republikaner eine neue, die sogenannte Reformpartei (Mugwump), zu bilden, gab aber den Versuch noch vor der Präsidentschaftswahl 1876 auf.

Innenminister

Carl Schurz, 1879
Carl Schurz gezeichnet von C. W. Allers am 8. Mai 1888
Carl Schurz, Zeichnung unbekannten Datums

Der gerade ernannte US-Präsident Rutherford B. Hayes (1877–81) berief Schurz als Innenminister in sein Kabinett.[4] Schurz machte sich um die rasche Beendigung der Wirren nach dem Sezessionskrieg in den Südstaaten verdient und leitete einen Wandel der Indianerpolitik der Vereinigten Staaten ein, indem er diese – bis dahin wesentlich vom Kriegsministerium bestimmt und damit militärisch dominiert – einer zivilen Verwaltung unterzuordnen begann.[5] In seiner Zuständigkeit versuchte er auch, die Bevölkerung für die Erhaltung der Wälder zu sensibilisieren.

Graue Eminenz

Von 1888 bis 1892 war er Vertreter der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG) in New York. Danach war er bis 1901 Präsident der National Civil Service Reform League.

Bis zu seinem Tod 1906 engagierte Schurz sich politisch.[6] Dabei wurde er, der 1860 die Republikanische Partei mitbegründet hatte, ein entschiedener Gegner der zunehmend globalen und imperialistischen Orientierung der Außenpolitik der Vereinigten Staaten vor allem unter Präsident Theodore Roosevelt, der den Einflussbereich der USA ab 1898 nach Ostasien und Lateinamerika ausdehnte. Schurz gründete 1898 zusammen mit Persönlichkeiten wie Mark Twain, William James und George S. Boutwell die American Anti-Imperialist League, die sich gegen den Spanisch-Amerikanischen Krieg und den Philippinisch-Amerikanischen Krieg einsetzte.[7][8] Dabei griff er die Formulierung Right or wrong – my country! von Stephen Decatur junior auf und prägte sie in folgendem Satz: “Our country, right or wrong. When right, to be kept right; when wrong, to be put right.” (deutsch: „Unser Land, recht oder unrecht. Falls gerecht, gerecht zu halten; falls ungerecht, ins Recht zu setzen.“)

Carl Schurz starb in New York[9] und wurde dort auf dem Sleepy-Hollow-Friedhof beerdigt.[10] Mark Twain verfasste seinen Nachruf in Harper’s Weekly.[11]

Rezeption und Ehrungen

1964 verkörperte Edward G. Robinson Schurz im John-Ford-Western Cheyenne, 1968 spielte Christian Rode Schurz in der Filmbiographie Carl Schurz – Revolutionär und Staatsmann in zwei Kontinenten.

Herbert Kranz schrieb als Band 1 seiner historischen Erzählungen Der Weg in die Freiheit – Carl Schurz: Vom badischen Leutnant zum amerikanischen Staatsmann, der 1960 erschien. Ernst Röhl veröffentlichte 1992 Auf eigene Gefahr – Carl-Schurz-Roman im Verlag Das Neue Berlin.

In den USA bestand seit 1926 die liberale Carl Schurz-Vereinigung. Die Vereinigung organisierte Besuche von Amerikanern in Deutschland. Ziel war es, das schlechte Ansehen Deutschlands in den USA nach dem Ersten Weltkrieg zu heben. Wochen, nachdem Deutschland den USA den Krieg erklärt hatte, löste sich die Vereinigung im Januar 1942 auf.[12]

Ehrungen in Deutschland

  • Viele Straßen wurden nach ihm benannt, beispielsweise in Aschaffenburg, Augsburg, Berlin-Spandau, Bonn-Duisdorf, Braunschweig, Bremen-Schwachhausen, Brühl (Rheinland), Duisburg, Düsseldorf, Solingen, Siegburg, Stuttgart, München, Magdeburg, Karlsruhe, Kaiserslautern, Köln, Krefeld, Rastatt, Pforzheim, Fulda, Halle (Saale), Heidelberg, Idar-Oberstein, Wuppertal, Mönchengladbach, Göppingen, Paderborn, Pirmasens, Heinsberg, Waghäusel, Leipzig, Bad Kissingen, Saarbrücken, Ulm, Nürnberg und Gießen. In seinem Geburtsort Erftstadt-Liblar wurden eine Straße, ein Platz und eine Sporthalle nach ihm benannt, in Hardheim eine Kaserne und in Rastatt ein Brunnen. In Frankfurt gibt es eine Carl-Schurz-Siedlung, und ein Gymnasium im Stadtteil Sachsenhausen ist nach ihm benannt. Fritz Kessler hat 1969 eine Aufstellung der Denkmäler und Erinnerungstafeln für Schurz veröffentlicht.[13]
  • In seinem Heimatort Liblar steht eine Büste von Carl Schurz. Eine Replik dieser wurde auf Wunsch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im März 2022 im Schloss Bellevue aufgestellt.[14]
  • Die Stadt Erftstadt und die Gesellschaft Pro Academia e. V.[15] zeichnen Menschen oder Vereine mit einer Carl-Schurz-Medaille aus. Die Steuben-Schurz-Gesellschaft fördert die deutsch-amerikanische Freundschaft.[16] Das Carl-Schurz-Haus in Freiburg im Breisgau ist ein deutsch-amerikanisches Institut für transatlantischen kulturellen Austausch; den gleichen Namen trägt ein Studentenwohnheim in Bochum. 1954 wurde in Bonn das aus amerikanischen Spenden finanzierte Carl-Schurz-Colleg eröffnet, das von Bonner Professoren geleitet wurde und ebenfalls den transatlantischen studentischen Austausch fördern sollte, bis es 1968 in ein normales Wohnheim umgewandelt wurde, seinen Namen indes noch über ein halbes Jahrhundert behielt. Schurz sind Briefmarken der französischen Besatzungszone in Baden 1949[17] und der deutschen Bundespost 1952 und 1976 gewidmet.
  • Eine Bundeswehrkaserne im baden-württembergischen Hardheim ist nach Carl Schurz benannt.
  • Zurzeit existiert eine Initiative, in Berlin die Kopie einer der beiden von Karl Bitter in den USA Anfang des 20. Jahrhunderts geschaffenen Carl-Schurz-Statuen mit den Namen anderer prominenter Forty-Eighters aufzustellen.[18]

Ehrungen in den Vereinigten Staaten

Statue in NYC
  • Bronzestatue von Karl Bitter, New York City (1913), am Morningside Drive, Ecke 116th Street[19]
  • Gewähltes Mitglied des National Institute of Arts and Letters[20]
  • Carl Schurz Park, New York City, visavis Yorkville, 1910 nach ihm benannt
  • Carl Schurz Park, Stone Bank (Town of Merton), Wisconsin, am Ufer des Moose Lake
  • Naked-Truth-Denkmal für die drei Deutschamerikaner Carl Schurz, Emil Preetorius und Carl Daenzer mit der symbolträchtigen Bronzefigur „The Naked Truth“ („Die nackte Wahrheit“) in St. Louis im Mai 1914 von Wilhelm Wandschneider
  • Bronzestatue von Karl Bitter (etwas kleiner als die in New York), Oshkosh, Wisconsin (1914) am Ende der Washington Ave am Ufer des Lake Winnebago
  • Schurz High School, Chicago, erbaut 1910[21]
  • Schurz Hall, Studentenwohnheim der University of Missouri – Columbia
  • Carl Schurz Elementary, New Braunfels, Texas
  • 4-Cent-Briefmarke von 1983
  • Carl-Schurz-Kaserne (1945–1994) der US-Streitkräfte in Bremerhaven
  • Mount Schurz, zweithöchster Berg im Yellowstone-Nationalpark (östlicher Bereich, nördlich des Eagle Peak und südlich des Atkins Peak); benannt im Jahre 1885 nach Carl Schurz von der United States Geological Survey aufgrund seiner Leistungen als US-Innenminister während der Hayes-Administration und für seinen Einsatz zum Schutze des Yellowstone-Nationalparks
  • Schurz, das ehemals deutsche Kanonenboot Geier, das im April 1917, vor Hawaii ankernd, von der US Navy besetzt und nach ihm umbenannt wurde

Kritik

Anfang der 2020er Jahre ist auch im Rahmen der postkolonialistischen Geschichtsschreibung Kritik an Schurz aufgekommen. Darin wird ihm in seiner Zeit als Innenminister (1877 bis 1881) vorgeworfen, die Zerstörung der indianischen Kultur durch Umerziehung der Kinder in staatlichen Schulen befördert zu haben, zum Beispiel in den von der Federal Boarding School Initiative der US-Innenministerin Deb Haaland, die von Laguna-Indianern abstammt, beauftragten Studien und in einem Aufsatz des Historikers Julius Wilm von 2022.[22] In der Biographie des Journalisten Walter Keßler war dagegen noch betont worden, dass er im Gegenteil für seinen aus ihrer Sicht zu freundlichen Umgang mit Indianern von seinen Zeitgenossen zum Beispiel in Karikaturen angegriffen wurde. Außerdem wurde ihm vorgeworfen, als US-Senator mit dafür verantwortlich gewesen zu sein, dass 1877 die Reconstruction-Ära (Bestrebungen für die Gleichberechtigung von Schwarzen in den Südstaaten) gestoppt wurde, indem die Bundestruppen von dort abgezogen wurden. Die von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geplante Aufstellung einer Büste von Schurz vor seinem Amtssitz Bellevue in Berlin wurde daraufhin im Mai 2022 vorläufig abgesagt. Steinmeier wollte mit Schurz einen liberalen Demokraten der 1848er Revolution in Deutschland ehren. Der Spiegel-Redakteur Dirk Kurbjuweit, der die Ehrung 2016 vorschlug, kritisierte dagegen die angeblich unhistorische Perspektive der Kritik an Schurz.[23]

Werke

Vorwort der Lebenserinnerungen von Carl Schurz, Erstausgabe 1906
  • Lebenserinnerungen. 3 Bände. Georg Reimer, Berlin 1906, 1907 und 1912 (Band 1 online, Digitalisat; Band 2 online, Digitalisat; Band 3 Digitalisat).
  • Life of Henry Clay. 2 Bände. Houghton, Mifflin & Co., Cambridge, Massachusetts 1887 und 1899.
  • Abraham Lincoln. An Essay. Hughton Mifflin Company, Boston und New York 1891 (deutsch: Georg Reimer, Berlin 1908).
  • Charles Sumner. An Essay. The University of Illinois Press, Urbana 1951 (posthume Veröffentlichung).
  • Intimate Letters of Carl Schurz 1841–1869. Hrsg. von Joseph Schafer. Historical Society of Wisconsin, Madison, Wisconsin 1920.
  • Die Briefe von Carl Schurz an Gottfried Kinkel. Eingeleitet und hrsg. von Eberhard Kessel. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1965.
  • Speeches of Carl Schurz. J. B. Lippincott, Philadelphia 1865 (12 politische Reden).
  • Speeches, Correspondence and Political Papers of Carl Schurz. Selected and edited by Frederic Bancroft. Six Volumes. G. P. Putnam’s Sons, New York und London 1913.
  • Rüdiger Wersich (Hrsg.): Carl Schurz. Revolutionär und Staatsmann. Sein Leben in Selbstzeugnissen, Bildern und Dokumenten. Heinz Moos, München 1979, ISBN 3-7879-0139-6 (deutsch und englisch).
  • Rüdiger Wersich (Hrsg.): Carl Schurz. Revolutionär und Staatsmann. Sein Leben in Selbstzeugnissen, Bildern und Dokumenten. / Revolutionary and Statesman. His Life in Personal and Official Documents with Illustration. Hebel-Verlag Rastatt und Stadt Rastatt 1999.

Literatur

Lexikoneinträge

Monographien

  • Christine Bütterlin, Elena Wallis: Carl Schurz. 1829–1906. Vom Revolutionär in Baden zum Innenminister der USA. 150 Jahre Badische Revolution im Rückblick: Schüler interviewen Carl Schurz posthum. Rastatt 1999, ISBN 3-923082-32-0.
  • Marianne und Otto Draeger: Die Carl Schurz Story. Vom deutschen Revolutionär zum amerikanischen Patrioten. Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2006, ISBN 978-3-86650-100-3.
  • Rudolf Geiger: Der deutsche Amerikaner. Carl Schurz – Vom deutschen Revolutionär zum amerikanischen Staatsmann. Casimir Katz, Gernsbach 2007, ISBN 978-3-938047-28-6.
  • Walter Keßler: Carl Schurz – Kampf, Exil und Karriere. Greven, Köln 2006, ISBN 3-7743-0383-5.
  • Joachim Maas: Der unermüdliche Rebell. Leben, Tat und Vermächtnis des Carl Schurz. Mit einem Anhang: Carl Schurz über Abraham Lincoln. Claasen und Goverts, Hamburg 1949.
  • Daniel Nagel: Von republikanischen Deutschen zu deutsch-amerikanischen Republikanern. Ein Beitrag zum Identitätswandel der deutschen Achtundvierziger in den Vereinigten Staaten 1850–1861. Röhrig, St. Ingbert 2012, ISBN 978-3-86110-504-6.
  • Stefan Reinhardt: Die Darstellung der Revolution von 1848/49 in den Lebenserinnerungen von Carl Schurz und Otto von Corvin. Peter Lang, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-631-34340-X.
  • Hans Trefousse: Carl Schurz. A Biography. The University of Tennessee Press, Knoxville 1982, ISBN 0-87049-326-4.
  • Julius Wilm: Ein deutscher Revolutionär im Amt: Carl Schurz und der Niedergang der Minderheitenrechte in den USA der 1870er-Jahre. De Gruyter, Berlin 2024, ISBN 978-3-11-143082-9.

Zeitschriften-/Buchbeiträge

  • Christine Bütterlin, Elena Wallis: Carl Schurz – 150 Jahre nach der Badischen Revolution./ Carl Schurz – 150 years after the Revolution in Baden. In: Carl Schurz. Revolutionär und Staatsmann. Sein Leben in Selbstzeugnissen, Bildern und Dokumenten. / Revolutionary and Statesman. His Life in Personal and Official Documents with Illustration. Hg. von Rüdiger Wersich. Hebel-Verlag Rastatt und Stadt Rastatt 1999, S. 4-4g.
  • Alfred Georg Frei: Ein deutsches Leben. Vom Rastatter Freiheitskämpfer zum Innenminister der USA: Das abenteuerliche Schicksal des Carl Schurz, der im Mai 1906 in New York gestorben ist. In: Die Zeit. 4. Mai 2006 (zeit.de).
  • Karl-Heinz Hense: Wo die Freiheit ist, da ist mein Vaterland – Carl Schurz und sein Kampf um Gerechtigkeit und Humanität. In: Mut – Forum für Kultur, Politik und Geschichte Nr. 564. Asendorf 2015. Seite 78–95.
  • Joachim Oltmann: Der Befreier. Erst deutscher Revolutionär und Helfer bei einem Gefängnisausbruch, dann US-General und Innenminister der Vereinigten Staaten: Der erstaunliche Werdegang des Carl Schurz. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Februar 2007 (sueddeutsche.de).
  • Uwe Timm: Carl Schurz: Notfalls mit Gewalt. In: Die Zeit. 3. September 2015 (zeit.de).
  • Uwe Timm: Carl Schurz (1829–1906): Ein deutscher Revolutionär als amerikanischer Staatsmann. In: Frank-Walter Steinmeier (Hrsg.): Wegbereiter der deutschen Demokratie. 30 mutige Frauen und Männer 1789–1918. C. H. Beck, München 2021, S. 265–277.
  • Julius Wilm: Jenseits der Legende vom guten Deutschen: Carl Schurz in den USA. In: Geschichte der Gegenwart. 24. April 2022 (geschichtedergegenwart.ch).
Commons: Carl Schurz – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Wikisource: Carl Schurz – Quellen und Volltexte

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 372–376.
  2. Weiterführend zu Otto von Bismarcks Versuch als Gesandter, Schurz festzusetzen, mit Dokumenten. In: Landeshauptarchiv Koblenz: Der 31. Juli 1851 – Der politische Flüchtling Carl Schurz (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  3. Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurerlexikon. Überarbeitete und erweiterte Neuauflage der Ausgabe von 1932, München 2006, 951 S., ISBN 978-3-7766-5036-5,Lemma Schurz, Carl, S. 761
  4. Die Aufgaben des „Secretary of the Interior“ liegen anders als die des deutschen Innenministers in der Organisation der Bundesverwaltung (die Schurz nach preußischem Vorbild neuorganisierte) und der Verwaltung der zum Bund gehörenden Territorien und Liegenschaften wie Nationalparks und Indianerreservate. Er ist nicht für die innere Sicherheit und Strafverfolgungsbehörden zuständig, die den Bundesstaaten und Kommunen sowie dem Justizministerium unterstehen.
  5. Hans L. Trefousse: Schurz and the Indians. In: Great Plains Quarterly. Band 4, Nr. 2, Frühjahr 1984, S. 109–120.
  6. Ehrenbankett für Carl Schurz zur Feier seines 70. Geburtstages. Veranstaltet von den Deutschen Vereinen in New York. Abgehalten am 8. März 1899 in der Liederkranz-Halle. Hermann Bartsch, New York 1899 (Textarchiv – Internet Archive).
  7. Anti-imperialist league, Library of Congress.
  8. Howard Zinn: A People’s History of the United States. Harper Perennial, New York 2005, ISBN 0-06-083865-5, S. 311 und 314.
  9. Rudolf Tombo: Carl Schurz. Gestorben den 14. Mai 1906. In: Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik. Band 7, 1906 (Digitalisat).
  10. Carl Schurz in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 19. November 2020. .
  11. Carl Schurz, Lotse. estories.x10.mx, abgerufen am 13. März 2016.
  12. Christine Bütterlin, Elena Walis: 1999, S. 4d–4e.
  13. Fritz Kessler: Carl Schurz. Denkmäler – Büsten – Erinnerungstafeln. In: Heimatkalender des Kreises Euskirchen 1969.
  14. Demokrat und Freiheitskämpfer aus Erftstadt – Carl-Schurz-Büste geht nach Berlin
  15. Carl-Schurz-Medaille der Pro Academia e. V.
  16. Homepage der Gesellschaft.
  17. Briefmarke Carl Schurz von 1949 100 Jahre Rastatt (Memento vom 25. September 2007 im Internet Archive).
  18. moin-moin.us gsi-bonn.de (PDF; 854 kB).
  19. Flucht durch den Kanal (spiegel.de)
  20. Members: Carl Schurz. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 25. April 2019.
  21. schurzhs.org
  22. Julius Wilm: Jenseits der Legende vom guten Deutschen: Carl Schurz in den USA. In: Geschichte der Gegenwart. 24. April 2022, abgerufen am 24. April 2022.
  23. Kurbjuweit, Kein Held ist perfekt, Der Spiegel, Nr. 20, 14. Mai 2022, S. 48–49