Brot und Salz
Brot und Salz sind als symbolhaftes Geschenk in vielen Ländern ein Brauch, der bei unterschiedlichen Gelegenheiten gepflegt wird. Anlässe sind unter anderem der Besuch von willkommenen Gästen, der Einzug in eine neue Wohnung oder der Eintritt in den Ehestand.[1]
Geschichte
Brot und Salz galten und gelten in vielen Kulturkreisen als die Grundnahrungsmittel schlechthin. Beide Lebensmittel durften auch in einem einfachen oder ärmlichen Haushalt nicht fehlen. Dabei stand ihr Vorhandensein nicht nur in einem Zusammenhang mit geleisteter Arbeit. Stärker als heute empfand man in früheren Zeiten die Abhängigkeit von nicht beherrschbaren Faktoren. Dazu gehörten unter anderem Naturkatastrophen, Missernten und Kriege, hinter denen man übernatürliche Mächte vermutete. Deshalb waren das tägliche Brot sowie das Salz in der Suppe Geschenke des Himmels, die erbeten und bei besonderen Gelegenheiten in Glück- und Segenswünschen einander zugesprochen werden wollten. Als Himmelsgeschenke wurden Brot und Salz auch zu Abwehrmitteln gegen das Böse.
Nicht nur für die Mitglieder eines Haushalts, auch für den unangemeldeten Gast mussten genügend Brot und Salz zur Verfügung stehen. Bei verschiedenen Völkern spielte der gemeinsame Verzehr der beiden Grundnahrungsmittel im Zusammenhang der „Idee des Gast-, Schutz- und Freundschaftsrechtes“ eine große Rolle. Hier entstanden wie zum Beispiel im alten Israel sogenannte Salzbündnisse, die als unverbrüchlich angesehen wurden.[2]
Mit der Zeit wurden Brot und Salz zu Metaphern für das Lebensnotwendige (Brot) und für die nötige Würze (aber auch Bewahrung) des Lebens (Salz). In seiner Auslegung der vierten Vaterunser-Bitte füllte Martin Luther den Begriff tägliches Brot zum Beispiel so: „Alles, was not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld und Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.“[3]
Symbolik
Die Gabe symbolisiert den Wunsch für Gemeinschaft, Wohlstand und Sesshaftigkeit. Zugleich soll die Gabe vor dem Teufel sowie vor bösem Zauber und Verwünschungen schützen. Denn Salz war besonders kostbar: Es diente auch zur Konservierung von Lebensmitteln.
In der Antike war die griechische Göttin Demeter – mit der römischen Entsprechung der Ceres – zuständig für die Fruchtbarkeit des Getreides. Römische Soldaten erhielten als Entlohnung das salarium.
In der Bibel heißt es über das Brot: „Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben“ (Joh 6,35 EU). Der Vers „Ihr seid das Salz der Erde […]“ (Matthäus 5,13 EU) bezieht sich auf das Alte Testament, wo der Ausdruck „Salzbund“ in Num 18,19 EU als Symbol der Beständigkeit verwendet wird.
Brauchtum
Verschenkt werden Brot und Salz aus verschiedenen Anlässen:
- zur Hochzeit für ein dauerndes Bündnis zwischen den Eheleuten
- zum Einzug in ein Haus oder eine Wohnung, um Sesshaftigkeit, Wohlstand und Fruchtbarkeit zu wünschen, häufig verbunden mit dem Vers „Brot und Salz, Gott erhalt’s“[4]
Brot und Salz werden in Norddeutschland und Böhmen einem Neugeborenen in die Windel gelegt. In Siebenbürgen dienten Brot und Salz dem Schutz vor Wetterdämonen. Mit Brot und Salz werden traditionell Gäste als Zeichen der Gastfreundschaft willkommen geheißen.
Weblinks
- Brot und Salz (PDF; 110 kB) auf der Seite des Museums der Brotkultur
- Warum schenken wir zum Einzug Brot und Salz? ( vom 18. Februar 2011 im Internet Archive) In: P.M. Magazin
Einzelnachweise
- ↑ Reinhard Zimmermann (Hrsg.): Rechtsgeschichte und Privatrechtsdogmatik, Müller, Heidelberg 1999, ISBN 3-8114-9915-7, S. 339.
- ↑ Vergleiche dazu 2. Chronik, Kapitel 13, Vers 5; H. Guthe (Hrsg.): Kurzes Bibelwörterbuch, Tübingen, Leipzig 1903, S. 564.
- ↑ zitiert nach Unser täglich Brot. Brot für die Welt, archiviert vom am 22. Januar 2011; abgerufen am 1. September 2018.
- ↑ Bastian Sick: Gebrochener Marmorstein In: Zwiebelfisch; Spiegel online vom 14. Juni 2006.