Bob Roberts

Film
Titel Bob Roberts
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1992
Länge 105 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Tim Robbins
Drehbuch Tim Robbins
Produktion Forrest Murray
Musik David Robbins
Kamera Jean Lepine
Schnitt Lisa Zeno Churgin
Besetzung

Bob Roberts ist ein politsatirischer, sozialkritischer Film aus dem Jahr 1992. Die Mockumentary beschreibt im Stil einer Dokumentation den fiktiven Wahlkampf der Titelfigur zum amerikanischen Senat 1990.

Handlung

Roberts ist ein konservativer Folk-Sänger und Selfmademillionär, der zu den Senatswahlen 1990 im Bundesstaat Pennsylvania als Kandidat antritt. Der Film gestaltet die Figur als einen „rechten“ Bob Dylan. Viele der Songs verweisen auf Dylan-Originale etwa The Times Are Changin’ Back. Außerdem gibt es zahlreiche filmische Anspielungen, etwa auf die Dylan-Doku Don't Look Back von D. A. Pennebaker (erschienen 1967) und andere. Man erfährt über ihn zunächst, dass er in den 1960ern unter anti-autoritären Eltern aufgewachsen ist, diesem Lebenswandel jedoch nichts abgewinnen konnte, und eine Militärakademie besuchte. Fürderhin wird im Verlaufe des Filmes seine Wahlkampagne dargestellt, welche keineswegs ausschließlich mit lauteren Mitteln durchgeführt wird. So ist es vermutlich Roberts’ Wahlkampfteam, das Gerüchte über außereheliche Affären des amtierenden Senators Paiste in Umlauf bringt, die diesen seinen Vorsprung von 10 % in den Umfragen kosten. Es werden Fotos und Filmaufnahmen verbreitet mit einer minderjährigen Wahlkampfhelferin neben ihm im Auto, auf dem Beifahrersitz. Seiner Verteidigung, dass dies eine Freundin seiner Enkelin sei, die im Fond ebenfalls im Wagen saß, aber nicht gefilmt wurde, wird anscheinend kein Glaube geschenkt. Paiste ist – im Gegensatz zu Roberts – gegen Aufrüstung und gegen eine härtere Gangart gegenüber der arabischen Welt.

Abseits seiner musikalischen Auftritte in eigener Sache und dem Engagement gegen Drogen, scheint Bob Roberts mitsamt seinem Team in einige dubiose Geschäfte verwickelt zu sein. Der Journalist Bugs Raplin stellt ihm unermüdlich nach und versucht zu beweisen, dass Bob Roberts 1987 – zumindest mittelbar – durch die von ihm unterstützte Organisation „Broken Dove“ an der Veruntreuung von Baugeldern und Drogenschmuggel beteiligt gewesen sein soll. Insbesondere Roberts’ Wahlkampfleiter Lukas Hart III wird vor allem im Zusammenhang mit jener Affäre Aufmerksamkeit zuteil. Aufgrund der dünnen Beweislage wurde Hart zwar bereits vor drei Jahren vom Senat freigesprochen, allerdings versetzt die Aufregung um Roberts’ Geschäfte seiner Wahlkampagne einen ernstzunehmenden Schlag. Auch sein Auftritt in einer Live-Fernsehshow, wo er sein neuestes, nach wie vor äußerst rechtspopulistisches Liedgut zum Besten gibt, verläuft nicht ganz reibungslos. Eine von Roberts angewiderte Mitarbeiterin des Senders schaltet ihm mitten in der Sendung einfach den Strom ab und verhindert auf diese Weise weiteren unterschwelligen Stimmenfang. Dies kostet sie allerdings den Job.

Als Senator Paiste wieder obenauf scheint, wird auf Bob Roberts jedoch ein Attentat verübt, das ihn an den Rollstuhl fesselt. Verdächtigt wird zunächst Bugs Raplin, der nach den Wirren mit der Tatwaffe in der Hand gestellt werden kann. Es stellt sich bei den Ermittlungen allerdings heraus, dass Raplins rechte Hand motorisch behindert ist und er keinesfalls in der Lage gewesen sein kann, einen Schuss abzufeuern. Darüber hinaus behauptet er noch, er habe gesehen, dass Roberts von den Kugeln gar nicht getroffen, sondern lediglich auf den Boden geschossen worden sei. Raplin wird freigelassen, die Öffentlichkeit hat sich mit Roberts jedoch bereits solidarisiert. Noch vor dem Wahlabend wird Raplin von einem Gerechtigkeitsfanatiker – der ihn für schuldig hält – erschossen, und Roberts kann die Wahl mit 52 % der Stimmen für sich entscheiden.

Paiste muss nun nach etwa 30 Jahren seinen Posten räumen. Roberts, dessen Beine angeblich durch eine Verletzung der Wirbelsäule gelähmt worden sind, zieht im Rollstuhl in Washington ein. Doch obwohl er angeblich erst nach Wochen versuchen können soll, seine Zehen zu bewegen, sieht der aufmerksame Zuschauer Roberts gegen Ende des Films mit den Füßen zum Takt seiner Musik wippen. Außerdem sieht man im erleuchteten Fenster seines Hauses eine männliche Person stehen, die frappante Ähnlichkeit mit Roberts’ Gestalt hat. Raplins Behauptungen entsprechen offenbar der Wahrheit.

Kritiken

  • film-dienst 20/1992: „Ein nach bewährten Mustern stilistisch virtuos gestalteter ‚fiktiver Dokumentarfilm‘ über politisches Machtstreben und verantwortungslose Ausnutzung von Volksstimmungen. Zugleich ein nachdenkenswertes Lehrstück über den Mißbrauch von Sprache und modernen Kommunikationstechniken als Mittel der politischen Einflußnahme.“[1]
  • epd Film 10/1992: „Bob Roberts macht auf eine körperliche und daher gesunde Art und Weise aggressiv. Durch Körpersprache wird die Realität fassbar.“

Bemerkenswertes

Der Soundtrack des Filmes (die Lieder Bob Roberts’) wurde von Tim Robbins selbst, z. T. unter Hilfestellung seines Bruders, komponiert. Robbins verhinderte jedoch, dass der Soundtrack separat auf einer CD veröffentlicht wurde, weil er befürchtete, dass ihn jemand – aus dem Zusammenhang des Filmes gerissen – ernst nehmen könnte.

Einzelnachweise

  1. Bob Roberts. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.