Benediktenwand

Benediktenwand

Nordwand der Benediktenwand

Höhe 1800 m ü. NHN
Lage Bayern, Deutschland
Gebirge Bayerische Voralpen
Dominanz 13,9 km → Demeljoch
Schartenhöhe 943 m ↓ Kesselberg
Koordinaten 47° 39′ 11″ N, 11° 27′ 56″ OKoordinaten: 47° 39′ 11″ N, 11° 27′ 56″ O
Benediktenwand (Bayerische Voralpen)
Benediktenwand (Bayerische Voralpen)
Gestein Wettersteinkalk[1]
Alter des Gesteins Trias
Normalweg Ab Benediktbeuern über die Tutzinger Hütte und den Westanstieg zum Gipfel

Blick von Benediktbeuern zur Benediktenwand

Die Benediktenwand (schon um 1300 als montem sancti Benedicti erwähnt;[2] umgangssprachlich Benewand[3][4]) ist ein 1800 m ü. NHN hoher Bergrücken in den Bayerischen Voralpen zwischen den Flüssen Loisach und Isar sowie der Jachenau im Süden und dem Kloster Benediktbeuern im Norden, von dem sie auch ihren Namen hat.

Geografie

Zur Benediktenwandgruppe gehören von West nach Ost die Gipfel Rabenkopf (1555 m), Glaswand (1496 m), Benediktenwand (1800 m), Hennenkopf (1613 m), Probstenwand (1589 m), Achselköpfe (1600–1710 m), Latschenkopf (1712 m), Hinterer Kirchstein (1667 m), Vorderer Kirchstein (1666 m) und Schrödelstein (1548 m). Östlich grenzt das Brauneck (1555 m) an die Gipfelgruppe. Direkt unter der Nordwand der Benediktenwand befindet sich die Tutzinger Hütte (1325 m).[5]

Die Benediktenwand trägt auf ihrem Rücken den Westgipfel mit dem Gipfelkreuz und in 338,51 m Entfernung den Ostgipfel ohne wesentliche Markierung. Eine Höhenunterschiedsbestimmung durch ein Präzisionsnivellement mit Hin- und Rückweg im Herbst 2012 ergab, dass der Ostgipfel gut 13 cm höher ist als der Westgipfel. Nebenbei wurden die Höhen ermittelt: für den Westgipfel 1800,477 m ü. NHN und für den Ostgipfel 1800,612 m ü. NHN.[6]

Der Gipfel der Benediktenwand ragte während der Würmeiszeit als Nunatak ca. 600 m aus dem Eisstrom des Walchensee- und Isargletschers (Nebenarme des Inntalgletschers) heraus.[7]

Der Westgipfel ist Hauptdreiecksnetzpunkt der bayerischen Landesvermessung.

Gipfelkreuz

Das erste Gipfelkreuz wurde 1877 errichtet. Vorausgegangen war ein Gelübde von vier Holzern (Holzfällern) im Oktober 1876, als Schneehöhen von zwei Metern ihre Jahresarbeit zunichtezumachen drohten. Sie würden bei baldiger Wetterbesserung am Jakobitag 1877 das weitum größte Bergkreuz aufstellen. Die Aufstellung wurde zu einer Gemeinschaftsarbeit mit den Bürgern der Feuerwehr und ist es – verstärkt durch den 1927 gegründeten Gebirgsunfalldienst (Bergwacht) – traditionell geblieben. In den Jahren 1897, 1919, 1930, 1958 und 2023 waren Erneuerungen erforderlich. Letztmalig waren rund 200 Helfer im Juli 2023 damit beschäftigt, die 600 kg und 300 kg schweren Holzteile des neuen Holzkreuzes auf den Gipfel zu schaffen. Inklusive der Beschläge waren 1200 kg auf den Berg zu befördern. Seit dem 16. Juli 2023 ziert das rund 10 Meter hohe und 4,80 Meter breite Kreuz den Gipfel der Benediktenwand.[8]

Besteigung

Der übliche Anstieg zur Benediktenwand von Benediktbeuern führt über die Tutzinger Hütte und den West- oder Ostweg zum Gipfel. Aus der Jachenau können ihre Gipfel über die Glaswandscharte oder über die Bichler Alm und den Altweibersteig erklommen werden. Vom Isarwinkel sind verschiedene Wege möglich, durch das Längental führt eine Route über die Probstalm, vom Brauneck ein Höhenweg über den Latschenkopf; das Brauneck ist von Lenggries auch mit der Seilbahn erreichbar.

Durch die weithin sichtbare Nordwand der Benediktenwand führen zahlreiche Kletterrouten vom II. bis zum VIII. Schwierigkeitsgrad. Auch durch die Südwand führen einige Kletterrouten.

Steinwild

Seit September 1959 belebt die Nord- und Südflanken der Benediktenwand das Steinwild aus der Familie der Ziegen. Damals wurde erstmals von Bergwanderern ein zugewanderter, mächtiger Steinbock beobachtet und dem Forstamt Jachenau gemeldet. Nach der Zuführung von je zwei Böcken und zwei Geißen aus der Schweiz im Juni 1967 hat sich innerhalb von 30 Jahren eine Kolonie von mehr als 100 Tieren (1998) mit hohem Inzuchtgrad gebildet. Um Krankheiten und Nahrungsmangel vorzubeugen, wurden wiederholt einzelne zur Jagd freigegeben; angestrebt wird für die Steinwildkolonie eine Größe von rund 80 Tieren. Die Steinwildfamilie ist eine der fünf Populationen von Steinböcken in Deutschland. Sie bildet Gruppen, die aufgrund des regen Tourismus wenig Scheu gegenüber Menschen zeigen. Den Sommer verbringen die Tiere meist auf der schattigen Nordseite der Benediktenwand, den Winter eher auf der weniger verschneiten Südseite. Um die genetische Vielfalt zu erhöhen, wurden 2023 sieben Geißen und drei Böcke aus den Walliser Alpen an der Benediktenwand ausgesetzt.

Im Sommer 2004 wurde auf der Benediktenwand-Südseite an dem großen Felsen am Einstieg des „Altweibersteiges“ oberhalb der Bichler-Alm eine Bronzetafel eingeweiht. Auf der Tafel sind kurz die Geschichte der Steinwildkolonie dargestellt sowie die Förderer Alfons Goppel, August Moralt, Franz Burda und die langjährigen Betreuer Matthias Müller aus Jachenau und Josef Schmidt aus Benediktbeuern genannt. Der Entwurf der Tafel stammt von Josef Oswald, „ErbhoferSepp“ von Jachenau.[9]

Sagen

Einer von Johann Nepomuk Sepp beschriebenen Volkssage nach ruht die Benediktenwand „auf vier goldenen Säulen, und birgt im Innern unermeßliche Schätze.“ Der Sage nach verirrte sich ein Junge aus Wackersberg und entdeckte einen Gold sprudelnden Brunnen. Auch von der Probstenwand wird im Volksmund ähnliches erzählt: „Vor Alters sah man tief in der Probstenwand in einem Loch Goldzapfen herabhängen, und die Leute kamen bis von München herauf; man trifft noch am Boden glitzernde Steine.“[10]

Galerie

Commons: Benediktenwand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geologische Karte von Bayern mit Erläuterungen (1:500.000). Bayerisches Geologisches Landesamt, 1998.
  2. BHStA, KL Benediktbeuern Nr. 9, Blatt 47 verso
  3. Peter F. Kuhn: Die Benediktenwand, mein Lieblingsberg. In: bergsteiger.de. 2009, abgerufen am 10. Oktober 2024.
  4. Tutzinger Hütte. In: tutzuinger-huette.de. Abgerufen am 10. Oktober 2024.
  5. Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern: Digitale Topographische Karte 1:50.000, BayernAtlas, abgerufen am 14. Juni 2021.
  6. Gudelius, Jost jun.: Höhendifferenzbestimmung zweier Berggipfel mit unterschiedlichen Messverfahren, Bachelor-Arbeit an der FH München, Fakultät 08, Geoinformation und Satellitenpositionierung, Wintersemester 2012/2013.
  7. Karte (1912) von Raimund von Klebelsberg in Rolf K. F. Meyer, Hermann Schmidt-Kaler: Auf den Spuren der Eiszeit südlich von München – östlicher Teil, ISBN 3-931516-09-1.
  8. Andreas Baar: 1200 Höhenmeter. In: Das Gelbe Blatt. Rundschau-Verlag, Penzberg 22. Juli 2023, S. 6 (online [abgerufen am 24. Juli 2023]).
  9. Jost Gudelius: Die Jachenau. Jachenau 2008, ISBN 978-3-939751-97-7, S. 205
  10. Johann Nepomuk Sepp: Altbayrischer Sagenschatz. München 1867, S. 1–2.