Balleyara
Balleyara (auch: Baléyara) ist eine Kleinstadt in Niger. Sie ist der Hauptort der Landgemeinde Tagazar und des gleichnamigen Departements Balleyara.
Geographie
Balleyara liegt etwa 85 Kilometer nordöstlich der nigrischen Hauptstadt Niamey am Trockental Dallol Bosso. Das Stadtgebiet ist in acht Stadtviertel (quartiers) gegliedert: Aggou, Château, Jidakamat, OPVN, Tourakou, Zargagadan, Zongo und Zongo II. Größere Dörfer in der Umgebung von Balleyara sind Fandou Mayaki im Nordwesten, Damana im Nordosten, Tabla im Südosten und Winditane im Südwesten.[1]
Die Stadt ist wie die gesamte Gemeinde Tagazar Teil der Übergangszone zwischen Sahel und Sudan.[2] Sie gehört zu einer etwa 70.000 Hektar großen Important Bird Area, die unter der Bezeichnung Dallol Boboye den mittleren Abschnitt des Dallol Bosso vom Stadtzentrum von Filingué bis circa 15 Kilometer südlich von Balleyara umfasst.[3]
Geschichte
Die Viertel Aggou und Jidakamat bestanden als kleine Weiler bereits vor der Gründung der Stadt,[4] die in den 1940er Jahren erfolgte.[5] Der Ortsname Balleyara bedeutet „kleiner Markt der Bella“. Er geht darauf zurück, dass aus Jidakamat stammende Angehörige der Bella, schwarzer Sklaven, beschlossen, ihren eigenen Markt zu errichten, nachdem sie auf bestehenden Märkten in der Region, etwa in Tabla, regelmäßig beraubt und gequält worden waren. Die Gründung des Marktes war mit aufwendigen Ritualen verbunden. So wurde Sand aus den großen Handelszentren Kano, Maiduguri und Sokoto herbeigeschafft und an der Stätte des neuen Markts eingegraben. Von Beginn an stark von Bella frequentiert, entwickelte sich der Markt rasch und glich bald jenen in den großen Städten Westafrikas.[4] Sein Standort wurde bis ins 21. Jahrhundert mehrmals gewechselt.[5]
In Balleyara wurde 1971 ein Verwaltungsposten (poste administratif) eingerichtet, eine von einem chef de poste administratif geleitete untere Verwaltungseinheit.[6] Wenige Jahre später löste Balleyara das Dorf Tabla als Hauptort von Tagazar ab.[7] Der Verwaltungsposten von Balleyara wurde 2011 aus dem Departement Filingué herausgelöst und zum Departement Balleyara erhoben.[8]
Bevölkerung
Bei der Volkszählung 2012 hatte Balleyara 16.063 Einwohner, die in 2375 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 10.868 in 1261 Haushalten[9] und bei der Volkszählung 1988 belief sich die Einwohnerzahl auf 6042 in 1058 Haushalten.[10]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
An der westlichen Seite des Marktes steht eine kleine Moschee in traditioneller Lehmbauweise, die vor allem von Marktbesuchern von außerhalb frequentiert wird. Sie weist einen quadratischen Grundriss und einen quaderförmigen Mihrāb-Vorbau auf. Der schmucklose und ungegliederte Bau ist fast baugleich mit einer Lehmmoschee in Namaro.[11]
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Der Markttag in Balleyara ist der Sonntag. Der Viehmarkt gilt als einer der bedeutendsten innerhalb der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion.[5] Viehhändler aus Mali haben stark zu seiner Entwicklung beigetragen.[12] Das Vieh stammt vor allem aus den westnigrischen Orten Ouallam, Mangaïzé, Banibangou, Filingué, Mokko, Hamdallaye und Abala. Es ist oft für den Export unter anderem nach Nigeria, Benin, Togo und die Elfenbeinküste bestimmt.[13] Zu den weiteren am Markt gehandelten Waren gehören Gewürze, Reis, Nudeln, Gemüse,[4] Augenbohnen und Hirse.[12] Balleyara ist ein wichtiges Zentrum für den Gemüseanbau.[14] Es wird unter anderem die Zwiebelsorte Violet de Galmi produziert.[15] Der Markt führte zur Entstehung eines Rotlichtviertels, das in der Sprache Zarma als fada danfana („Gebiet des Salamanders“) bezeichnet wird.[13]
Das staatliche Versorgungszentrum für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Materialien (CAIMA) betreibt eine Verkaufsstelle in der Stadt.[16] Die Niederschlagsmessstation von Balleyara liegt auf 202 m Höhe und wurde 1978 in Betrieb genommen.[17] Die Anti-Sklaverei-Organisation Timidria unterhält in Balleyara ein Büro.[18]
Gesundheit und Bildung
Mit einem Centre de Santé Intégré (CSI) ist ein Gesundheitszentrum vorhanden.[19] Der CEG Balleyara ist eine Schule der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général.[20] Der Collège d’Enseignement Technique de Balleyara (CET Balleyara) ist eine technische Fachschule.[21] Das Berufsausbildungszentrum Centre de Formation aux Métiers de Balleyara (CFM Balleyara) bietet Lehrgänge in Landwirtschaftsmechanik, familiärer Wirtschaft und Tischlerei an.[22] Im Jahr 2011 wurde in der Stadt unter der Leitung des Bildhauers Issoufou Lankondé die erste Kunstschule Nigers eröffnet.[23]
Verkehr
Durch Balleyara verläuft die 868 Kilometer lange Nationalstraße 25 zwischen den Städten Niamey und Agadez.[24] Der Streckenabschnitt bis Niamey wurde 1983 von einem französischen Unternehmen asphaltiert.[25] Eine Sanierung des Streckenabschnitts bis Filingué mit Mitteln der Europäischen Union wurde 2019 abgeschlossen.[26] In Balleyara zweigt die 150,3 Kilometer lange Nationalstraße 38 nach Banibangou von der Nationalstraße 25 ab.[24]
Literatur
- Aghali Abdoulkader: Le « bien » sécurité dans trois communes (Guidan Roumdji, Balleyara et Say). Des logiques de l’Etat aux logiques locales, ou la diversité d’acteurs. In Zusammenarbeit mit Chaibou Adamou (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 105). LASDEL, Niamey/Parakou Februar 2013 (lasdel.net [PDF]).
- Aïssa Diarra: La prise en charge de l’accouchement dans trois communes au Niger : Say, Balleyara et Guidan Roumji (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 101). LASDEL, Niamey/Parakou April 2012 (lasdel.net [PDF]).
- Abdourhamane Djibo Hamani: Association agriculture-élevage dans les exploitations agricoles. Cas des villages de Jidikamatt et de Wangara dans la commune rurale de Tagazar. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2013.
- Éric Komlavi Hahonou: Le pouvoirs locaux à Balleyara. In: Jean-Pierre Olivier de Sardan, Mahamam Tidjani Alou (Hrsg.): Le pouvoirs locaux au Niger. Tome 1: À la veille de la decéntralisation. Karthala, Paris 2009.
- Younoussi Issa: Le service public de l’eau et de l’assainissement à Say, Guidan Roumdji et Balleyara (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 93). LASDEL, Niamey/Parakou Oktober 2011 (lasdel.net [PDF]).
- Nana Issaley: Les pouvoirs locaux dans la commune de Balleyara (2) (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 52). LASDEL, Niamey/Parakou März 2006 (lasdel.net [PDF]).
- Nana Issaley: Les pouvoirs locaux dans la commune de Balleyara (3) (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 71). LASDEL, Niamey/Parakou Dezember 2008 (lasdel.net [PDF]).
- Amadou Oumarou: Le service public de marché à Balleyara, Guidan Roumdji et Say. In Zusammenarbeit mit Amadou Boubacar (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 90). LASDEL, Niamey/Parakou Oktober 2011 (lasdel.net [PDF]).
Weblinks
- Observations for location Baleyara In: West African Bird DataBase (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ a b Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 415, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
- ↑ Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
- ↑ Joost Brouwer, S. François Codjo, Wim C. Mullié: Niger. In: Lincoln D. C. Fishpool, Michael I. Evans (Hrsg.): Important Bird Areas in Africa and associated islands. Priority sites for conservation (= BirdLife Conservation Series. Nr. 11). Pisces Publications/BirdLife International, Newbury/Cambridge 2001, ISBN 1-874357-20-X, S. 668 (datazone.birdlife.org [PDF; abgerufen am 24. Mai 2021]).
- ↑ a b c Amadou Oumarou: Le service public de marché à Balleyara, Guidan Roumdji et Say. In Zusammenarbeit mit Amadou Boubacar (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 90). LASDEL, Niamey/Parakou Oktober 2011, S. 7–8 (lasdel.net [PDF; abgerufen am 26. Oktober 2019]).
- ↑ a b c Mahamadou Tahirou: Le marché hebdomadaire de bétail de Balleyara : une unité socioéconomique de référence. In: Niger Inter. 27. August 2017, abgerufen am 26. Oktober 2019 (französisch).
- ↑ Frédéric Giraut: Retour du refoulé et effet chef-lieu. Analyse d’une refonte politico-administrative virtuelle au Niger. PRODIG, Paris 1999, ISBN 2-901560-38-5, S. 35 (archives-ouvertes.fr [PDF; abgerufen am 28. Januar 2014]).
- ↑ Éric Komlavi Hahonou: Le pouvoirs locaux à Balleyara. In: Jean-Pierre Olivier de Sardan, Mahamam Tidjani Alou (Hrsg.): Le pouvoirs locaux au Niger. Tome 1: À la veille de la decéntralisation. Karthala, Paris 2009, ISBN 978-2-8111-0306-4, S. 223.
- ↑ Une nouvelle loi sur le redécoupage administratif. In: L’Arbre à Palabres. Nr. 13, 11. August 2011, S. 2 (nigerdiaspora.net [PDF; abgerufen am 28. Januar 2014]).
- ↑ Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
- ↑ Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 235 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
- ↑ Dorothee Gruner: Die Lehmmoschee am Niger. Dokumentation eines traditionellen Bautyps. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1990, S. 344.
- ↑ a b Amadou Oumarou: Le service public de marché à Balleyara, Guidan Roumdji et Say. In Zusammenarbeit mit Amadou Boubacar (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 90). LASDEL, Niamey/Parakou Oktober 2011, S. 12 und 15 (lasdel.net [PDF; abgerufen am 26. Oktober 2019]).
- ↑ a b Amadou Oumarou: Le service public de marché à Balleyara, Guidan Roumdji et Say. In Zusammenarbeit mit Amadou Boubacar (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 90). LASDEL, Niamey/Parakou Oktober 2011, S. 33 und 50 (lasdel.net [PDF; abgerufen am 26. Oktober 2019]).
- ↑ Younoussi Issa: Le service public de l’eau et de l’assainissement à Say, Guidan Roumdji et Balleyara (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 93). LASDEL, Niamey/Parakou Oktober 2011, S. 49 (lasdel.net [PDF; abgerufen am 26. Oktober 2019]).
- ↑ Analyse prospective de la chaîne de valeur Oignon au Niger 2021–2030. Appui à la délégation de l’Union Européenne au Niger pour définir les priorités d’actions de la programmation 2021–2027 dans l’appui aux développement des chaînes de valeurs agro-sylvo-pastorales au Niger. (PDF) Consortium SOFRECO, August 2022, S. 38, abgerufen am 1. November 2024 (französisch).
- ↑ CAIMA. In: Béret Vert. Bulletin de Liaison et d’Information des Forces Armées Nigériennes. Nr. 17, Mai 2013, S. 28.
- ↑ Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 6 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 16. März 2022]).
- ↑ A. Souley, E. K. Hahonou: Les associations cantonales dans le Tagazar et le Tondikandia (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 24). LASDEL, Niamey/Parakou März 2004, S. 35 (lasdel.net [PDF; abgerufen am 26. Oktober 2019]).
- ↑ Aïssa Diarra: La prise en charge de l’accouchement dans trois communes au Niger : Say, Balleyara et Guidan Roumji (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 101). LASDEL, Niamey/Parakou April 2012, S. 18 (lasdel.net [PDF; abgerufen am 26. Oktober 2019]).
- ↑ Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, ehemals im ; abgerufen am 10. November 2020 (französisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ CET Tillabéri. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).
- ↑ CFM (Centre de Formation aux Métiers) de Balleyara. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).
- ↑ O. Ali: Décès de Lankondé Issoufou : Le Niger perd un grand maître de la sculpture. In: Niger Diaspora. 30. Januar 2014, archiviert vom am 19. Oktober 2019; abgerufen am 22. Oktober 2023 (französisch).
- ↑ a b Sahia Ibrahim Baoulé Balarabé, Seyni Soumana Samba, Guillaume Poirel: Annuaire Statistique du Ministère de l’Équipement 2016–2020. Edition 2021. Annexe 1: Répertoire des routes. (PDF) Institut National de la Statistique (INS) du Niger, November 2021, S. 65–73, archiviert vom am 26. Januar 2023; abgerufen am 3. Oktober 2023 (französisch).
- ↑ Younoussi Issa: Le service public de l’eau et de l’assainissement à Say, Guidan Roumdji et Balleyara (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 93). LASDEL, Niamey/Parakou Oktober 2011, S. 16 und 21 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 22. Oktober 2023]).
- ↑ Inauguration de la route Balleyara-Filingué réhabilitée sur financement de l’Union Européenne (17 Millions d’Euros). Delegation of the European Union to the Republic of Niger, 26. April 2019, abgerufen am 22. Oktober 2023 (französisch).
Koordinaten: 13° 47′ N, 2° 57′ O