Aprilia ETV 1200 Caponord

Aprilia

Caponord auf der HMT 2015
1200
Hersteller Aprilia
Verkaufsbezeichnung Caponord
Produktionszeitraum 2013 bis 2016
Klasse Motorrad
Bauart Reiseenduro
Motordaten
Flüssigkeitsgekühlter V-Motor mit zwei Zylindern
Hubraum (cm³) 1197
Leistung (kW/PS) 94/128 bei 8500 min−1
Drehmoment (N m) 116 bei 6500 min−1
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 240
Getriebe 6 Gänge
Antrieb O-Ring-Kette
Bremsen vorn: Ø 320 mm Doppelscheibenbremse mit schwimmend gelagerten Bremszangen und Bremsscheiben
hinten: Ø 240 mm Einscheibenbremse mit schwimmend gelagerter Bremszange und Bremsscheibe
Radstand (mm) 1565
Maße (L × B × H, mm): 2240 × 1000 × 1456
Sitzhöhe (cm) 84
Leergewicht (kg) 251
Vorgängermodell Aprilia ETV 1000 Caponord

Die Aprilia ETV 1200 Caponord ist ein Motorrad des italienischen Fahrzeugherstellers Aprilia. Die Reiseenduro wurde am 13. November 2012 auf der Motorradmesse EICMA in Mailand der Presse vorgestellt und wurde in Norditalien hergestellt. Die Verkaufsbezeichnung leitet sich von dem italienischen Begriff für das Nordkap ab.

Konstruktion

Antrieb

Der Antrieb erfolgt durch einen flüssigkeitsgekühlten Zweizylindermotor mit 1197 cm³ Hubraum. Der Zylinderbankwinkel zwischen den zwei Zylindern des V-Motors beträgt 90°. Der als M558M bezeichnete Viertaktmotor erzeugt eine Nennleistung von 94 kW (128 PS) und ein maximales Drehmoment von 116 Nm bei einer Drehzahl von 6500 min−1. Die vier Ventile je Zylinderkopf werden von zwei obenliegenden, kettengetriebenen Nockenwellen über Tassenstößel angesteuert. Die zwei Zylinder haben eine Bohrung von 106 mm Durchmesser, die Kolben einen Hub von 67,8 mm bei einem Verdichtungsverhältnis von 12,0:1. Eine dreistufige Traktionskontrolle (englisch Aprilia Traction Control, ATC) regelt den Vortrieb. Eine Pumpe versorgt den Motor permanent mit 2,5 Liter Kühlflüssigkeit.

Das Motorrad beschleunigt in 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h.[1]

Fahrwerk

Das Fahrwerk baut auf einem modularen Stahlrohrrahmen mit Seitenteilen aus Aluminium und einem abschraubbaren Heckrahmen aus Stahl auf. Eine Monofederbein von Sachs mit 150 mm Federweg führt das Hinterrad, eine UpsideDown-Teleskopgabel das Vorderrad. Die Kraftumwandlung erfolgt durch ein klauengeschaltetes Sechsganggetriebe, die Krafttrennung durch eine Mehrscheiben-Nasskupplung im Ölbad und der Sekundärantrieb über eine O-Ring-Kette. Die Kupplung wird hydraulisch betätigt. Eine elektronische Fahrwerkseinstellung (eng. Aprilia Dynamic Damping, ADD) wird optional angeboten.

Das Fahrzeuggewicht im fahrbereiten Zustand beträgt 251 kg, die Zulässige Gesamtmasse 460 kg.[2]

Bremsanlage

Am Vorderreifen verzögert eine Doppelscheibenbremse mit 320 mm Durchmesser und schwimmend gelagerten Stahlscheiben, hinten eine Scheibenbremse mit 240 mm Durchmesser und Einkolbenzange. Ein abschaltbares Zweikanal-Antiblockiersystem von Continental und ein Aprilia Traction Control (ATC) unterstützen die Bremsanlage.

Kraftstoffversorgung

Die Gemischbildung erfolgt durch eine als Multipoint bezeichnete, elektronische Kraftstoffeinspritzung. Jeder Zylinder hat zwei Einspritzdüsen. Die Zündung erfolgt digital gesteuert durch zwei transistorgesteuerte Zündkerzen je Zylinder. Der Hersteller empfiehlt die Verwendung von bleifreiem Motorenbenzin mit einer Klopffestigkeit von mindestens 95 Oktan. Der Kraftstofftank hat ein Volumen von 24 Liter, davon sind 4 Liter Reserve.

Elektrisches System

Ein Ride-by-Wire-System regelt die Drosselklappenstellung entsprechend dem Gasgriffbefehl und dem gewählten Leistungs-Mapping (Sport, Touring, Regen). Die Starterbatterie hat eine Kapazität von 12 Ah und versorgt den elektrischen Anlasser. Die Lichtmaschine erzeugt eine elektrische Leistung von 690 Watt. Der Bordcomputer kann (mit einem Smartphone) über eine Bluetooth-Schnittstelle ausgelesen werden.[2]

Abgasanlage

Die Abgasnachbehandlung erfolgt durch einen geregelten Katalysator und unterschreitet die Schadstoffgrenzwerte der Schadstoffklasse EURO3. Die zwei Abgaskrümmer münden am Heck auf der rechten Fahrzeugseite in einen Endschalldämpfer aus Edelstahl.

Marktpositionierung

Die Caponord ist in der Klasse der Reiseenduros mit über einem Liter Hubraum durchschnittlich motorisiert.

Hersteller Name Motor Hubraum kW PS Nm
KTM 1190 Adventure V2 1195 110 150 125
Ducati Multistrada 1200 V2 1198 110 150 119
Triumph Tiger Explorer R3 1215 101 137 121
Honda VFR 1200 X Crosstourer V4 1237 95 129 126
Aprilia ETV 1200 Caponord V2 1197 94 128 116
Benelli TreK 1130 R3 1131 92 125 112
BMW R 1200 GS (K50) B2 1170 92 125 125
Kawasaki Versys 1000 R4 1043 87 118 102
Yamaha XT 1200 Z Super Ténéré R2 1199 81 110 114
BMW R 1200 GS Adventure (K51) B2 1170 92 125 125
Moto Guzzi Stelvio 1200 V2 1151 77 105 113

Kritiken

„Bei höherer Geschwindigkeit sorgt das ADD für eine ausgeprägte Stabilität, doch besonders leichtfüßig wird die Aprilia dadurch nicht. Die ohne Benzin 247 Kilo schwere Travel Pack-Version will mit Nachdruck eingelenkt werden, denn dann liegt sie neutral und stabil. Wechselkurven verlangen etwas Gewöhnung durch die sich verändernde Dämpfung.“

Thilo Kozik: Handelsblatt[3]

„Die neue Caponord ist ein sportliches, praktisches, solides und reisetaugliches Motorrad – doch das war die alte Caponord auch schon, und die war mit den schmaleren Enduro-Rädern zudem handlicher. Fortschritt findet bei Aprilia derzeit im Bereich Elektronik statt. Spritverbrauch auf 1980er-Jahre-Niveau steht dazu im krassen Widerspruch.“

Maik Schwarz: MO – Das Motorradmagazin[2]

„Einziger Wermutstropfen ist, dass die Caponord 1200 ebenso wie ihre Schwester keine Kostverächterin ist. Trotz zuvor vollem 24 Liter-Tank war die Aprilia nach knapp 200 Kilometern am letzten Balken der Anzeige. Mit üppig angenommener Reserve für 50 Kilometer bleibt also dennoch ein Verbrauch von fast 10 Litern. Als würdige Entschuldigung bringt die große Capo neben den guten Fahrleistungen auch diesen typischen Zweizylinder-Sound ins Spiel, klingt dabei sehr kernig und bollert dahin, dass es bestimmt jedem Zweizylinder-Fan unter die Haut geht. Sie wird dabei aber nie unangenehm laut – was auf einer Reiseenduro auf Dauer ja auch stören würde.“

Martin Vielhaber: 1000ps.de[4]

„Die Caponord ist kein Leichtgewicht. 265 Kilogramm bringt die vollgetankte „Travel-Pack“-Version auf die Waage – 20 bis 30 Kilogramm mehr als eine BMW R 1200 GS, die KTM oder die Ducati in kompletter Montur. Dieses Mehrgewicht spürt man beim Fahren insbesondere in Wechselkurven: Hier ist Masse im Spiel. Verstärkt wird dieser Eindruck durch den viel Schräglage erfordernden breiten Hinterreifen im 180er Format.“

Commons: Aprilia Caponord – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Roman Engwer: Messungen. In: Motorrad, Ausgabe 11/2013. 8. Mai 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. März 2016; abgerufen am 29. August 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.motorradonline.de
  2. a b c Maik Schwarz: Aprilia Caponord 1200. In: MO – Das Motorradmagazin. Nr. 05, 2013, ISSN 0723-2616, S. 44–49.
  3. Thilo Kozik: Nachzügler mit Vollausstattung. In: Handelsblatt. 21. März 2013, abgerufen am 15. April 2013.
  4. Martin Vielhaber: Aprilia Caponord 1200. In: 1000ps.de. 10. April 2013, abgerufen am 15. April 2013.
  5. Ulf Böhringer: Heißblütiger Beitrag zum beliebten Thema. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 31. März 2013, abgerufen am 10. Mai 2013.